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Die Rückkehr des instrumentalen Grime

Während die MCs des Grime auf der Jagd nach Glamour sind, kehrt der instrumentale Grime zurück. Werden die MCs folgen?

Heutzutage scheint die Grime-Bewegung untrennbar von den Flows von Wiley, Dizzee Rascal und JME zu sein. Doch bevor die MCs im Untergrund zum Mikrofon griffen, gab es schon rein instrumentale Grime-Partys. In den Frühzeiten des Grime beherrschten rohe Basslines und einfache, treibende Rhythmen im 8-Takte-Loop das Genre. Riddims wie „Pulse X“ und Jon E Cashs „Kettle“ trieben die MCs erst dazu, mehr als nur das bloße Anheizen der Menge zu wollen und das Rappen als eine größere Herausforderung zu sehen.

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Irgendwann gelangten die Grime-MCs in den Vordergrund der britischen Untergrundszene. Ein bunter Haufen von Rappern, mit der unverwechselbaren Fähigkeit, wild über die Drum'n'Bass angehauchten Beats zu spitten und dabei wie ein Wolfsrudel aufeinander loszugehen. Von den dreifach unterlegten Metaphern des frühen Wretch 32 bis zum wilden Effektgeballer von Flirta D—es war für jeden was dabei. Die leicht verzerrten Stimmen verbunden mit den harten Instrumentals, das hatte es vorher so noch nicht gegeben.

Wenn du aus Tower Hamlets kommst, hättest du schon ein ganz schöner Loser sein müssen, wenn du all das verpasst hättest. Wiley wohnte im selben Block wie ich und Dizzee hing gern an der Bow Road ab. Eski ist als Karibe vielleicht sogar mein Cousin 34. Grades. Wer wäre denn da als Kind nicht direkt angefixt gewesen, als es darum ging, aus den Zwischensequenzen des Crash Bandicoot-Soundtracks auf der Play Station Grime-Riddims zu filtern. Bei meinem ersten Mal dröhnte Tinie Tempahs „[Wifey](http:// http://www.youtube.com/watch?v=4CV4PJS9FPQ)“ aus meinem Sony Ericsson W3210i. War das 'ne gute Zeit!

Doch leider halten Sprichwörter, was sie versprechen: Nichts hält ewig. Ein, zwei Jahre später hat der Mainstream den Grime erfasst. Ich wollte nicht mit untergehen. Wäre Tinchy 2009 nur nicht dem Trance verfallen, um die Top 10 zu erobern, und einen Tick realer geblieben. Oder hätte Dizzee es sich doch zweimal überlegt, ob er auf Drängen von Jo Whiley einen Remix von The Ting Tings anfertigt. Wer weiß, was dann heute wär. In den Augen vieler drohte das Genre zu zerfallen. Eine lange Zeit schien es, als seien all die MCs vom Erdboden verschluckt worden. Der Grime-Strom erlebte eine Trockenperiode. In dieser Zeit stand der Funk-House mit Funky Dee wieder im Rampenlicht und ich habe mich einmal zu oft für Gracious K gebückt. Doch ich aalte mich lieber in den Tiefen meiner Festplatte und versetzte mich in die goldenen Tage des Grime zurück.

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Jetzt scheint es wieder von vorne zu beginnen. In den letzten Monaten haben die Grime-Produzenten ihre Batterien wieder aufgeladen. Der Grimebeat kehrt zurück, diesmal jedoch etwas poppiger. Swindle, Dusk & Blackdown, Preditah und Slackk tauchen wieder auf mit fetten 140BPM Sets. Doch die Zeiten, in denen acht Bars über Weed und Frauen auf aggressive Grimebeats gerappt wurden, ist vorbei. Dieser Instrumental-Explosion folgte leider kein Strom an MCs, was mich bis zum heutigen Tag betrübt. Regelmäßig schiele ich rüber in meine Schatzkiste, wo eine Ausgabe von Wileys „Eskimo“ steht. Wie konnte es nur so weit kommen?

Preditahs Gears of Crime EP, die Ende letzten Jahres rauskam, versprach, das Genre mit seinen düsteren Klängen wieder schön dreckig werden zu lassen. Swindle setzte das mit seinem Album Long Live the Jazz fort, indem er Blues und Bebop mit Grime-Drumloops verband. Diese beiden Platten bilden den Höhepunkt einer langen Entwicklungsphase des Grime, der es verdient, öfter gehört zu werden.

Diese Beats schreien nach guten MCs. Doch die stecken, wie es scheint, in der Identitätskrise. Was in den Zeiten der MCs die Sache so aufregend gemacht hat, war, dass jeder MC seine eigene Persönlichkeit kreiert und auf die Bühne gebracht hat. Es gibt einen Grund dafür, warum D Double jetzt noch die Zeilen von früher rappen kann. Es gibt einfach keinen ebenbürtigen Nachwuchs.

Ich will ja nicht wieder die Nostalgie-Maschine anschmeißen, doch abseits von herausragenden Namen wie Merky Ace und Scrufizzer, klingen viel zu viele MCs vollkommen gleich. Ich müsste mich schon sehr anstrengen, zehn erwähnenswerte MCs zu nennen, deren Gespitte etwas Besonderes ist.

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Ich liebe Grime immer noch sehr. Genres verändern sich und die neuen Produzenten zeigen, dass Grime mehr als nur ein Brutkasten für das nächste Universal-Signing darstellt. Doch ich hoffe, dass die MC-Szene wiederbelebt wird und dem Grime dieser gewisse Sinn für Humor zurückverliehen wird.

„Der Weg zurück sieht vielleicht anders aus als wir denken. Ich finde, wir sollten wieder bei den Scratches anfangen und die ganze Sache über den Tanz neu beleben lassen. Das wird ein weiter Weg“, sagt Terror Danjah, der entweder der Godfather of Grime, oder sein Onkel zweiten Grades ist. „Einige da draussen suchen Glitz und Glamour, doch wenn sich diese Tür schließt, weil die Leute vom Grime satt und gelangweilt sind, werden sie wieder nach Hause kommen. Der instrumentale Teil des Grime ist wieder auf dem richtigen Weg, jetzt müssen nur die MCs folgen und alles kann wieder werden wie es einst war.

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