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Die größten Momente in 15 Jahren Melt!-Festival

So wie wir sie erinnern. Und wir sind schon etwas älter, also verbessert uns gern, wenn wir was vergessen haben.

In anderthalb Wochen steht das Melt!-Festival an und wir tun ja unser bestes, aber ganz verbergen können wir dann doch nicht, dass es eins unserer liebsten Festivals ist. Daher haben wir es hier in der Noisey-Redaktion auch schon das ein oder andere Mal in die Stadt aus Eisen geschafft, grob überschlagen kommen die Personen in der Noisey-Ecke unseres Büros auf 15 Melt!-Besuche in 15 Jahren Melt! Keine schlechte Bilanz, allerdings müssen wir zugeben, dass niemand von uns vor 2005 jemals den heiligen Boden des Ferropolis betreten hat, umso häufiger aber seitdem. Da reihen sich einige beachtliche Erlebnisse aneinander, die wir hier mal rekapitulieren wollen.

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Melt! 2005: Maximo Park entrinnen knapp der Rache Petrus’ Ein denkwürdiger Melt!-Moment ereignete sich im Jahr 2005. Das ist schon sehr lange her. Die Glühbirne war zwar schon erfunden, aber es war lange vor der Zeit, in der einem auf Konzerten augenblicklich die Sicht von einem Smartphone-Schwarm versperrt wurde, wenn auf der Bühne etwas vermeintlich Dokumentationswürdiges passiert. Künstler erscheint. Künstler hält eine Ansprache. Künstler entblößt sich. Künstler kotzt in die Ecke. Fällt von der Bühne. Singt. Atmet. Existiert. Du weißt, was ich meine. Es war eine vorsintflutliche Zeit damals, die Ära von Indierock und MySpace. Deshalb existieren von dieser Sache hier auch kaum Videoaufnahmen. Und uns in die Jahre gekommenen Zeitzeugen fällt die detailgetreue Wiedergabe des Geschehenen auch nicht so leicht. Erinnerung ist eine launenhafte Schlampe. Ich glaube mich dunkel zu erinnern, dass es folgendermaßen war: Die englischen, zu diesem Zeitpunkt noch als heißer Scheiß geltenden Indierocker Maximo Park entjungfern am ersten Festivaltag die Hauptbühne, da türmen sich in Windeseile schwarze Wolkenberge über dem Festivalgelände auf. Das ohnehin recht spärlich gesäte Publikum verjüngt sich zu einem Häuflein armer Irrer und Todesmutiger. Blitze fahren im Sekundentakt herab, unbarmherzig zerrt der Sturm am Bühnengerüst. Die Architektur wankt, der Strom fällt aus, aus Indiehymnen werden Schwanengesänge, aus fetzigen Hooks werden Todesmelodien – die Apokalypse naht. Maximo Park flüchten sich nach zwei oder drei dieser Lieder in einen Backstagebunker und sollen später ein akustisches Trostpflaster nachliefern. Der Sturm drückt noch mal ein Auge zu und rauscht weiter. Die Masse atmet auf. So war das 2005 mit Maximo Park. (Ich schwör!)

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PS: Vom akustischen Trostpflaster zumindest gibt es dank dem WDR tatsächlich einen filmischen Beweis.

Melt!: Wetter

Das Melt! suggeriert ja im Namen schon Hitze—schwitzen, schmelzen und hatte durchaus schon Jahre, in denen dieses Versprechen problemlos eingehalten wurde. 2006 etwa gab es über das gesamte Wochenende nicht einen Tropfen Regen und nachdem es 2007 zwar nicht exakt so trocken, aber trotzdem bemerkenswert sonnig blieb, war ich persönlich schon davon überzeugt, dass es beim Melt nie regnet. Zu früh gefreut (und etwas zu vergesslich unterwegs, denn 2005 hat es bekanntlich auch schon mächtig geregnet, siehe oben…)—im Jahr darauf regnete es auf neu arrangierten Festivalgelände so stark und dauerhaft, dass manch Bühne nur noch schwimmend zu erreichen war. 2009 musste das Festival in den frühen Morgenstunden des Samstag sogar komplett abgebrochen werden, die Auftritte von Moderat und Trentemøller fielen aus. 2010 war es wieder mollig warm, 2011 Raven im Regen und letztes Jahr Regen, Sonne, alles und geht so. Was sagt uns das für 2013? Sonne natürlich!

Melt! 2006: Deichkind machen RemmiDemmi

Jaja, Deichkind. Inzwischen sind sie zu Schützenfest-Beschallern und Mainstream-Anheizern geworden, zur Hintergrundmusik für Jägermeister-Komasaufen von Minderjährigen und längst nicht mehr cool. Aber im Sommer 2006 dachten die meisten vor Beginn eines Deichkind-Konzerts noch, dass sie jetzt ein paar Kopfnicker-Beats in einem klassischen HipHop-Set hören würden. Diesen Menschen wurde dann folgerichtig in den 60 Minuten nach Showbeginn der Kopf weggefräst. Damals waren Deichkind in der Freitagnacht der letzte Act auf der Hauptbühne und wenn Deichkind RemmiDemmi sagen, dann meinen sie damit, dass sie die verdammte Bühne völlig auseinandernehmen. Daraus hat sich eine persönliche Melt!-Erinnerung in meine Gehirnrinde gebrannt, die mich nie mehr verlassen wird: Ich springe unweit vom verschwitzen fetten Buddy auf der Bühne rum, um uns herum drehen hunderte Menschen völlig durch, die Anlage gibt ihren Geist auf, vor uns 8000 grölende Menschen und am Horizont erhebt sich langsam die Sonne. Festivalromantik und Exzess.

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(Das Ganze Konzert gibt‘s übrigens beim WDR.)

Melt! 2007: Fraktus werden von der Bühne gebuht

Den Status eines wirklich legendären Auftritts zu erlangen, ist bei einem Festival nicht sehr leicht. Für die meisten Bands. Für Fraktus war das allerdings ziemlich easy. Sie benötigten nur ein paar Minuten, die ihnen Kumpel ihr Jan Delay aus seinem Set abgedrückt hatte. Anfangs fanden die Anwesenden vor der Hauptbühne das ganze ja noch irgendwie witzig (unter einigen hatte sich auch rumgesprochen, dass Studio Braun unter der Maskerade steckten—Unfug!), aber dann kippte die Stimmung doch ziemlich rapide und Fraktus wurden mit Bierbechern beworfen und von der Bühne gebuht. Ich habe das damals nicht verstanden, aber Bernd von Fraktus konnte mir im vergangenen Herbst dann schlüssig erklären, was beim Melt! schief gelaufen ist: „Das ist natürlich ein sehr verbreitetes Phänomen in diesem Land, einer macht Stimmung und alle machen mit. Da ist ein einziger, der buht und plötzlich hängen sich alle dran.“

Fazit: Diese Band ist ihrer Zeit seit vielen Jahren so weit voraus, dass selbst 2007 die Menschen beim Melt! noch nicht so weit waren. Ich gehe davon aus, dass sie spätestens beim Melt! 2025 der alleinige Headliner sind.

Melt! 2009: Digitalism zerlegen die Anlage der Main-Stage

Zwei Jahre bevor Digitalism die Festival-Hymne für die 2011er Ausgabe des Melt! beisteuerten, gaben sie eines der lautesten Konzerte, das ich je erlebt habe. Jungfräulich wie ich war, stellte ich mich in die erste Reihe als gegen 4 Uhr Nachts der letzte Act die Tausenden vor der Main-Stage beschallen sollte. Als die erste Welle tieffrequenter Klänge auf das noch nichts ahnende Publikum hinzurauschte, stimmte ein weiteres Geräusch von vor der Bühne in die Musik ein: das Platzen von hunderten Trommelfellen. Zumindest fühlte es sich so an. Neben mir hielten sich alle die Ohren zu, ich war zum Glück so weise Oropax in meine Gehörgänge gestopft zu haben. Bilanz des ein- bis zweistündigen elektronischen Gewitters: die Anlage der Hauptbühne war durchgerauscht. Am Folgetag war bei Kasabian oder Oasis immer ein latentes Knistern aus dem Boxenturm rechts von der Bühne zu vernehmen—Nachwehen eines zermürbenden Auftritts.

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Melt! 2011: Letzter Gig von The Streets, ever (bis auf einen)

The Streets spielten ihr letztes Konzert ever in Deutschland beim Melt! 2011. Mike Skinner war kalt, aber es kann eigentlich nicht am Wetter gelegen haben, es war dieses Abschiedgefühl, das ihn erschaudern ließ. Neben ihm auf der Bühne übrigens Rob Harvey, wenig später gründeten sie zusammen The D.O.T. Der Gig beim Melt! 2011 war trotzdem um einiges melancholischer als der fünf Jahre zuvor, als Mike das Publikum noch ordentlich zum Schwitzen brachte. Aber am Ende schmierte er den Melt!-Besuchern doch noch ordentlich Honig um den Mund und konnte sie so zu einem einigermaßen funktionierenden Circle Pit überreden. Goodbye Mike, goodbye The Streets.

PS: Kurz darauf spielten The Street noch ein Konzert in Hamburg. Offensichtlich wussten sie zum Zeitpunkt des Melt!-Gigs selbst nichts davon. Also tun wir mal so, als wäre Hamburg nie passiert.

Und jetzt ihr

Was sind eure größten Melt!-Momente, was habt ihr in Ferropolis erlebt? Kommentiert und erzählt uns eure Geschichte!

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