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You Need to Hear This

Arthur Beatrice haben eine Quarterlife Crisis

Als Anfang 20-jähriger hat man es nicht leicht. Zum Glück gibt es traurige Popmusik, die dich trösten kann, wie das Debütalbum von Arthur Beatrice.

Als Anfang 20-Jähriger hast du es heutzutage nicht leicht. In den 70ern war das noch ganz anders, da waren die 20er dazu da, Drogen zu nehmen, zu saufen und sich durch die Gegend zu vögeln. Heutzutage musst du so tun, als ob du bereits über deine Zukunft Bescheid wüsstest und erwachsen seist (und die Drogen heimlich nehmen). Die Konsequenz daraus ist, dass es inzwischen sogar Begriffe wie Quarterlife Crisis gibt und eine ganze Generation traurig zu sein scheint. Eine andere Konsequenz ist, dass junge Menschen Dinge anpacken und aus ihren Gefühlen etwas erschaffen. Arthur Beatrice, eine vierköpfige Londoner Band, die seit ihrer Carter EP alle Labels, die sie nicht signen konnten, in eine Crisis gestürzt haben, können ihre Ernsthaftigkeit und Gefühle zum Beispiel in traurige Popmusik transformieren, sich in die Probleme einer jungen Frau hineinversetzen—obwohl die Band zu 75% männlich ist—und trotzdem fröhlich und albern sein, wie sie in unserem Interview gezeigt haben. Am 28. März erscheint ihr Debütalbum Working Out.

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Noisey: Wie habt ihr euch kennengelernt?
Orlando: In der Schule. Elliot und ich haben angefangen, in einer Band zu spielen, irgendwann hat Ella dann bei uns gesungen und nach der Schule kam Hamish dazu.
Ella: Damals haben wir aber ganz andere Musik gemacht.

Was denn?
Sehr Indie.
Elliot: Im Prinzip waren wir eine Bloc Party-Coverband.
Ella: Und Maccabees.
Elliot: Aber als wir die Schule verlassen haben, hat sich unser Sound verändert. Ich weiß gar nicht, warum.
Orlando: Das war eine natürliche Entwicklung. Ich glaube, dass es passierte, als wir angefangen haben aufzunehmen. Das erste Mal, wenn du die Gelegenheit hast, tatsächlich deine Musik zu beurteilen, ist, wenn du sie hören kannst. Und wir sind erst ins Studio gegangen, als wir 18, 19 waren. So wurden wir gezwungen, unsere Musik zu beurteilen und herauszufinden, was wir mochten und was nicht, anstatt nur im Keller zu sitzen und zu jammen.

Als ich eure Musik das erste Mal gehört habe, dachte ich, ihr seid viel älter.
Ella: Das ist ein Kompliment für uns.
Hamish: Warum das?

Ich denke, weil die Musik so eine Ernsthaftigkeit hat.
Cool.
Orlando: Ich denke, wir hatten schon immer so eine Ernsthaftigkeit, aber das hat sich mit der Zeit noch verstärkt. Ich meine, wir machen Popsongs, aber sie sind nicht so poppig, und ich denke, daher kommt auch der ernstere Klang. Aber wir haben nicht darüber nachgedacht, wie wir klingen, das kommt ganz natürlich, wir sind uns dann einig. Das passiert zwar nicht oft, aber wenn es passiert, dann kommt das dabei raus. (lacht)
Elliot: Ja, dann sind wir sehr ernst.

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Es gibt ja auch Studien, die besagen, dass Popmusik immer trauriger wird.
Orlando: Ich denke, das stimmt. Ich glaube, das könnte sogar The XX geschuldet sein.
Hamish: Irgendwer hat das London Grammar-Album auch als das erstes Quarterlife Crisis-Album beschrieben. Das passt.
Orlando: Das passt wirklich gut, das ist für die Anfang 20-Jährigen.
Hamish: Ich denke, die Leute sind sich bewusster darüber, dass man über Probleme reden muss. Ich weiß nicht genau, warum.
Ella: Es gibt mehr Druck.
Hamish: Ja schon, aber früher gab es auch Druck.
Orlando: Früher wollten die Leute einfach ausbrechen und waren sauer. Jetzt sind die Bands nicht mehr sauer, sondern traurig. (alle lachen)

Ich habe vorhin mit jemand darüber gesprochen, dass Bands heutzutage so brav sind. Früher haben angeblich alle gesoffen und rumgehurt und heute trinkt keiner mehr, alle sind ernst, leben vegan…
Ella: Wir sind nicht vegan. Wir trinken. Aber das stimmt, die Rock’n’Roll-Kultur ist nicht mehr vorhanden.
Orlando: Die Sache ist, dass diese Rock’n’Roll-Kultur damals so aufregend und neu war, dass es sich so verbreitet hat. Inzwischen nehmen aber alle ihre Sache ernst.
Elliot: Es ist inzwischen sogar lächerlich, wenn man solche Leute trifft, die noch von dieser Idee besessen sind. Wenn die Labels sehen, dass eine Band so ist, wollen sie nicht mit ihr zusammenarbeiten.
Ella: Die Sache ist auch, dass es so viele Bands gibt, die versuchen, es zu schaffen. Wenn du dann eine Chance bekommst, wird dich niemand ernst nehmen, wenn du alles versaust.
Orlando: Und da es so viele Bands gibt, ist der Wettkampf härter.

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Wie wäre eure Band denn in den 70ern gewesen?
Hamish: Oh Mann, wir hätten die Sau rausgelassen. (lacht)
Orlando: Und wir wären reich. Spaß zu haben, macht Spaß. Aber jetzt bezahlt dich keiner mehr dafür.
Ella: Ich weiß nicht, ob den Leuten unsere Musik in den 70ern gefallen hätte.
Hamish: Ich glaube, wir hätten unsere Musik nicht in den 70ern machen können. Wir wären echt langweilig. Aber heute gibt es so viele Bands, die wie aus den 70ern klingen. Ich verstehe nicht wirklich, warum diese Bands das machen. Es ist schön, sich das anzuhören, aber warum hörst du nicht einfach Bands aus den 70ern und machst etwas Neues, etwas Interessanteres? Wir finden schon immer, dass wenn etwas zu sehr nach etwas anderem klingt, wir das nicht wollen. Man kann aber nicht komplett davon weg, weil die Leute dich immer vergleichen.

Könnt ihr mir etwas über euren Albumtitel erzählen?
Orlando: Wie lange hast du Zeit? (lacht)
Hamish: Wir hatten so viele Optionen und waren uns nie einig. Das ist der einzige, den wir alle gut fanden. Viele Songs sind eben über die sogenannte Quarterlife Crisis. Heutzutage verlässt man die Schule, geht auf die Uni, du kommst in die große weite Welt. Früher hattest du gleichen einen Job, Frau, Kinder und alles war in Stein gemeißelt. Heute ist dagegen alles ganz anders. Es gibt weniger Jobs, die Menschen haben sich verändert. Deswegen gibt es immer dieses Gefühl, sich verloren zu fühlen und nicht zu wissen, was man macht. Working Out sagt also, dass du gerade noch herausfindest, was du mit deinem Leben anstellst.

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Auf eurer EP gibt es die Zeile „Guilty and not feeling guilty at all“.
Ella: Ja, der Song ist echt alt. Das handelt von einem Exfreund.
Hamish: Das ist seltsam, weil ich den Text geschrieben habe, aber aus Ellas Sichtweise.
Ella: Und dann hat er mir die Lyrics gegeben und ich habe sie gelesen und dachte nur: Du Arsch.
Hamish: Ja, aber du hast dich darin wiedergefunden. Du hast es gelesen und gesagt: Ah. Und ich habe gesagt: Ganz genau. (lacht) Ähnlich ist das auch bei dem zweiten Song auf dem Album „Late“. Er handelt davon, eine junge Frau zu sein. Ich habe versucht, mich in eine Frau in unserem Alter zu versetzen. Es hat ganz gut funktioniert.

Schreibst du alle Lyrics?
Ella: Er schreibt sie hauptsächlich.

Du bist also ein Frauenversteher?
Hamish: Nein, leider nicht. Aber das müsst ihr entscheiden, Ladies.

Working Out erscheint am 28. März bei bei Vertigo Berlin (Universal). Bestellt es euch bei Amazon oder iTunes.

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