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Staiger vs das Elend der modernen Welt

„Ich nehme mir Zeit für mein Cola light“: Staiger über Fler, Kollegah und epische Userkommentare

Flers Kollegah-Jagd durch Berlin ist schon großes Kino. Die Facebook-Kommentare dazu sind jedoch nicht weniger als episch gutes Entertainment.

In den letzten Tagen nahm der epische Beef zwischen Fler und Kollegah tatsächlich epische bis leicht wahnwitzige Ausmaße an. Nach dem epischen Interview des Herrn Fler, das durchaus Wellen schlug und sich fast ausschließlich um die Fakeness des Kollegen Kollegah drehte, schoss dieser auf diversen sozialen Medienkanälen zurück.

Höhepunkt der Auseinandersetzung war eine fast wirkliche Begegnung der beiden Kontrahenten im fast wirklichen Leben, am letzten Wochenende in Berlin. Um eine sehr lange Geschichte etwas abzukürzen—folgendes hat sich zugetragen: Kolle kommt nach Berlin. Fler schäumt und fordert ein Treffen. Kolle veranstaltet eine virtuelle Schnitzeljagd und legt Spuren in den sozialen Netzwerken. Fler kann ihn aufgrund fehlender Ortskentnisse in Ostberlin nicht finden. Kolle sagt: siehste, biste ja gar nicht gekommen. Fler sagt, Kollegah habe die Uhr am Roten Rathaus verstellt, um ihn zu täuschen. Hiphop.de berichtet live vom Schauplatz des Geschehens und sagt, dass die Uhr am Roten Rathaus schon seit Monaten auf kurz vor 12 steht. Die Berliner Tageszeitung Der Tagesspiegel bestätigt diese Aussage und vermerkt, dass die Uhren am Berliner Rathaus immer auf kurz vor 12 stehen. Wo sonst?

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Flir und die Zeiger

Posted by

Graphizzle novizzle

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Sonntag, 27. März 2016

Kollegah wartet immer noch am Alexanderplatz und betont, dass er sich sehr viel Zeit lassen würde, um seine Cola light zu schlürfen. Sido schaltet sich ein und reimt: Ich lasse mir Zeit—für meine Cola light. Kollegah versteckt sich weiterhin vor Fler, der sich auf dem Alexanderplatz nach einem Mann mit dicken Armen und Halbglatze erkundigt. Die Welt schaltet sich ein und berichtet über sinkende Ticketverkäufe auf der Kollegah-Tour, worauf sich Fler wiederum einschaltet und sagt, dass Die Welt in Sachen sinkende Verkaufszahlen gar nichts zu melden hätte und die Fresse halten soll. Denn, wenn Fler eins noch weniger leiden kann als Kollegah, dann ist es die Unterstellung, dass Rapper arm wären. Rapper sind nicht arm. Punkt. Coca-Cola meldet sich bei Sido und kauft den Spruch.

Kollegah zieht sich derweil in sein Hotel zurück, um zum ersten Mal für seine Show am Abend im Berliner Tempodrom zu proben. Fler beschließt, im Osten zu bleiben, jetzt wo er schon mal im Osten ist, und die Show im Tempodrom zu besuchen. Auf der Fahrt wird er laut Kurznachrichtendienst Twitter vom Berliner MEK verfolgt und von der Kriminalpolizei angehalten. Kollegah bedankt sich bei der Berliner Polizei und rappt „Fanpost“ im Tempodrom. Fler schläft ein und beschließt, eine mehrteilige Youtube-Serie über Kollegah zu drehen, die er „Felix Exposed“ nennen wird. Einzige Bedingung: Interviewer und Interviewgäste, die in der Serie auftauchen, dürfen keine Schuhe tragen. Ein großer Fernsehsender bietet an, die Serie zu produzieren. Fler lehnt ab. Fler hat genug eigenes Geld. Punkt. To be continued …

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Das ist ganz großes Kino, äußerst unterhaltsam und statt sich über die Verrohung der Sitten aufzuregen und darüber, dass Rap früher anders war, möchte ich heute einmal den Blick auf die ausgeprägte Kommentarkultur richten, die sich unterhalb der eigentlichen Meldungen auf den Seiten der einschlägigen Rap-Medien entwickelt hat. Vor allem auf Rapupdate scheinen sich einige sophisticated KommentatorInnen herumzutreiben, die an pointierter Analysefähigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. So schreibt der User „Moralische Instanz“, dass in Kürze die Fler-Biographie „Warum Immanuel Kant 1 fake Fotze ist (Erkenntnistheorie-Diss)“ woraufhin User „Berliner Uhr“ kommentiert, dass es sich um „Uhrkenntnistheorie“ handeln würde.

Besondere Fähigkeiten legen die Videokommentatoren allerdings an den Tag, wenn es um die Interpretation von Körpersprache und non-verbaler Kommunikation geht. So beschreibt User „Dein Vaters Schwester“ treffsicher, wie sich Herr Fler um heikle Interviewsituationen herum drückt: „Fler tut immer noch so als ob er Rülpsen muss—wenn er nicht mehr weiß was er sagen soll - um Zeit zu gewinnen“ woraufhin User „Anti Wielmmer“ anmerkt, dass das genug andere Rapper auch machen würden, „Dein Vaters Schwester“ aber mit der finalen Punchline kontert: „Fler hat das aber erfunden … Nennen wir das Kind doch beim Namen!“

Zur Hochform liefen die KommentatorInnen allerdings direkt nach dem epischen Interview auf, als alles beobachtet und bewertet wurde. Vor allem sollte man an dieser Stelle den User „Eulentrainer Dr Zipfeltitt“ im Auge behalten, der sich eloquent für den Standpunkt von Fler stark machte und erklärte: „Hier wird gerade Fler krass gehatet, dafür dass er ausrastet. Aber sein Punkt ist absolut korrekt. Kollegah rappt scheisse. 12 Silben können sich meinetwegen tausendmal auf 12 weitere Silben reimen, aber das bringt mir alles nichts, wenn es dabei darum geht, dass er mit einem Katana ein 1-äugiges Illuminatenwesen tötet und sich dabei das Mondlicht in seinen Muskeln spiegelt. Desillusionierte Sch***scheisse kann ich nicht feiern.“

Womit an dieser Stelle wahrscheinlich so gut wie alles gesagt ist. Bleibt am Ball. Deutscher Rap hat gerade erst angefangen. Es bleibt spannend.

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