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Wir haben uns in Drakes Videodreh zu „Wu-Tang-Forever“ mit A$AP Rocky reingeschlichen

Ehrlich, wir waren dabei. Und wir haben sogar Bilder als Beweis.

Die oberste Regel für Ladendiebstahl lautet: „Verhalte dich ganz natürlich“. Das lässt sich vielleicht auch anders ausdrücken, aber im Prinzip geht es darum eine „Solange ich vortäusche, dass ich hier hingehöre, fliege ich nicht auf“-Attitüde auszustrahlen. Die Zeiten, in denen ich mit leeren Einkaufstüten in Supermärkte gegangen bin, sie dann vollgemacht und mich rausgeschlichen habe oder in denen ich Sachen umgetauscht habe, die nie einen Laden verlassen haben, sind noch nicht so lange her, sodass ich mir ein gewisses Level an Selbstsicherheit in diesen Dingen bewahrt habe. Diese Verhaltensweise hat sich besonders in einem Geschäft wie meinem bewährt, das sich manchmal ähnlich aufregend und nichtig wie Kleptomanie anfühlt. Sie beschafft dir Jobs, die du nicht verdient hast und bringt dich auf Konzerte oder Partys für die du kein Ticket hast oder zu denen du nicht eingeladen bist. Vor kurzem hat mich dieses Verhalten auf ein Dach in Harlem gebracht, auf dem sich auch Drake, A$AP Rocky und ein eierschalenweißer Konzertflügel befanden.

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Es hat eine Stunde gedauert, bis ich es an diesem Sonntagabend von Manhattan zur U-Bahn Station in der 145. Straße geschafft habe. Seit ein paar Tweets mit der Andeutung, dass Drake ein neues Musikvideo dreht, aufgetaucht sind, waren gerade mal zwei Stunden vergangen. Die Informationen waren im besten Fall schwammig. Sie enthielten den Namen einer Kreuzung und ein paar verwackelte Fotos. Die erste Nachricht von meinem Redakteur besagte sogar, dass der Wu-Tang-Clan anwesend wäre. Trotzdem habe ich 60 bange Minuten unter der Erde verbracht, ohne Verbindung zur Außenwelt oder zu den „Drake Harlem“-Twitter-Suchergebnissen, die als mein einziger Tipp für die ganze Unternehmung dienten.

Ehrlich gesagt war ich mir ziemlich sicher, dass der Tipp eine Niete war. Für mich war der Name Drake bislang ausschließlich mit Pech verbunden—ich war ein paarmal nah dran ihn zu sehen, aber bis jetzt hatte es nie geklappt. Dieses Pech beinhaltete zwei gefälschte Tickets, die ich über Craigslist in Brooklyn gekauft hatte, einen sehr inkompetenten Mitarbeiter einer Ticket-Hotline und eine sehr besondere Enttäuschung, als ich in einer Bar saß, während ein paar Blocks weiter der mittlerweile berüchtigte Karaoke Abend mit Drake in Manhattan stattfand. Ich hatte also eigentlich keinen Grund zur Annahme, dass es diesmal etwas werden würde. Trotzdem machte es für mich Sinn, dass Drake gerade in dieser Nacht ein Video drehen würde. Die Golden Globes waren im Gang, die erste Folge der neuen Girls-Staffel lief und Jay-Zs Welttournee startete an diesem Abend, sodass es genug Möglichkeiten gab, die Massen davon abzulenken, was eventuell vor sich gehen könnte.

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Als ich mich endlich wieder über der Erde befand, konnte ich genügend weitere Informationen sammeln, um zu erfahren, dass außerdem noch A$AP Rocky in den Dreh involviert war und dass es um das Video für den Remix von „Wu-Tang-Forever“ ging. Also suchte ich die Gegend ab, wurde aber nicht fündig. Als ich gerade wieder zurück zur U-Bahn gehen wollte, enttäuscht von einer weiteren Niederlage gegen Drizzy, sah ich auf beiden Seiten der Straße große Menschenmengen, die auf den Eingang eines siebenstöckigen Apartmentgebäudes mit dem Namen Watt’s Court blickten. Die Polizei hatte außerdem den Bürgersteig mit gelbem Band abgesperrt und für einen Moment war ich mir nicht sicher, ob das ein Videodreh oder ein Tatort war. Schnell wurde mir klar, dass vor letzterem keine kreischenden Teenager-Mädchen stehen würden.

Nach ungefähr einer halben Stunde und einigen inneren Streitereien mit mir selber, bei denen ich mich fragte, ob das Ganze nicht doch komplette Zeitverschwendung war, fiel mir auf, dass sich der Bürgersteig direkt links neben dem Gebäudeeingang, der zuvor voll von Schaulustigen war, komplett geleert hatte. Ein Mann mittleren Alters kam aus dem Gebäude und direkt auf mich zu. Es schien, als sei das für mich das Signal, meinen verdächtig wirkenden Platz zu räumen, doch der Mann fragte mich, auf wen ich denn warte. Dies war der Moment, in dem mein Ladendieb-Instinkt zum Vorschein kam. Plötzlich gehörte ich genau dort hin, wo ich war. Ich sagte ihm, dass ich von der Presse sei und auf einen der Produktionsmanager wartete, der mich an der Polizei vorbei in das Gebäude begleiten sollte. Das war, was ich ab dem Zeitpunkt war und was mich in einen Fahrstuhl mit einem Fremden brachte, der mich in ein unbekanntes Stockwerk brachte, wo ich hoffentlich Drake sah. Einen kurzen Moment dachte ich: „Warte mal, ich weiß absolut nicht, wer dieser Typ ist und ich folge ihm einfach in ein Hochhaus?“ Aber dann habe ich die Stimme der Vernunft einfach ignoriert, denn das ist nichts worüber sich jemand, der auf dem Weg zu einem Videodreh von Drake ist, Gedanken machen sollte. Und genau das war ich schließlich.

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Wir stiegen im obersten Stockwerk aus dem Fahrstuhl, gingen ein paar Treppenstufen hinauf und plötzlich fand ich mich auf einem Dach wieder und blickte direkt auf eine Bühne auf der sowohl Drake, als auch A$AP Rocky, standen. Zwischen der Kamera-Crew und einigen Freunden und Bekannten, waren vielleicht gerade mal 30 Leute auf dem Dach verteilt. Beide Rapper bewegten ihren Mund zum Song, improvisierten vor der einzigen Kamera und im Hintergrund stand ein riesiger weißer Flügel. Zwischen den Takes verlangten die Manager nach heißer Schokolade für Drake und die Zwei stimmten sich ab, welche Bewegungen sie während der nächsten Einstellung machen würden. Nachdem sich dies ein paarmal wiederholt hatte, kam es zur finalen Einstellung, in der Rocky eine Flasche Likör vom Flügel nahm und sie spontan auf der Bühne ausschüttete. Daraufhin riefen ein paar verärgerte Crew-Mitglieder nach Papiertüchern.

Als der Schnaps von der Bühne gewischt war und angefangen wurde, das Set abzubauen, kam Drake herunter und klemmte sich hinter den Monitor, um sich die Aufnahmen anzusehen. Er fasste sich mit einer Hand ans Kinn und schien erst sehr interessiert und dann merklich zufrieden zu sein. Danach mischte er sich eine Zeit lang unter die Leute, sprach mit ein paar Freunden, posierte für Fotos mit Fremden und gönnte sich noch eine heiße Schokolade. Während des Drehs spazierte ich über das Dach, sprach mit ein paar Mitgliedern der Crew und machte unerlaubterweise ein paar Fotos mit meinem Handy. Der Kameramann erzählte mir, dass er nicht weiß, wie der Flügel da hoch gekommen ist. Der Mann, der mich auf das Dach begleitet hatte, sagte wiederum, dass sie bis zum frühen Morgen drehen würden. Das Mädchen, das Kühlboxen einer mir unbekannten Getränkemarke auf das Dach brachte, stürmte allerdings ohne etwas zu sagen an mir vorbei. Der Polizist sagte, dass es unten auf der Straße keine Probleme gab, in einem Ton der verriet, dass er wohl die ganze Nacht etwas anderes erwartet hatte.

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Nachdem ich das ganze Umfeld aufgesogen hatte, nahm ich die Treppe zurück in das oberste Stockwerk des Gebäudes und schloss mich einer Gruppe von Leuten an, die sich dort aufwärmten. Ein Mann und eine Frau unterhielten sich über mich hinweg von Tür zu Tür. Der Mann hatte zwei blaue Augen und ein ziemlich schlimm zugerichtetes Gesicht und begann sehr detailliert davon zu erzählen, wie er am Abend zuvor auf einer Party ein paar Blocks weiter verprügelt wurde. Die Frau schien sehr besorgt zu sein und fragte nach weiteren Informationen. Während er noch mittendrin war, zu schildern, dass das offensichtliche eine sehr brutale Attacke und insgesamt eine ziemlich schlimme Nacht war, kam Drake die Treppe hinunter. Die Frau ignorierte auf der Stelle den Mann und den Rest seiner Geschichte und begann hysterisch zu schreien: „Das ist er! Das ist Drake!“ Als ich wieder zu dem Mann sah, hatte dieser sein Handy ausgepackt und schoss aufgeregt einige Fotos. So viel also zu den heilenden Kräften von Drizzy.

Drake stieg in den Fahrstuhl. Vor ihm stand ein Typ in einem langen Parka von „October’s Very Own“, Drakes Klamottenlabel und die Tür des Aufzugs schloss sich. Der Mann mit dem verunstalteten Gesicht lehnte wieder in seiner Tür. Kein Handy zum Fotografieren mehr in der Hand, kein nervöses Grinsen mehr im Gesicht.

Auf dem Weg aus dem Gebäude, auf der einstündigen Heimfahrt und auf dem Weg von der U-Bahn-Station zu meiner Wohnung, fühlte es sich fast so an, als wäre nichts passiert. Ich war nicht mehr länger die selbstbewusste Person, die sich auf dieses Dach gemogelt hatte. Nichts hatte sich geändert, außer das ich eine Handvoll verpixelter Fotos und eine anständige Story hatte. Aber für mindestens zwei ganze Aufnahmen zum Playback von „Wu-Tang-Forever“ war nichts, wie es mal war.

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Lukas Hodge ist bei Twitter: @lukashodge

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