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Wie ticken eigentlich Kassierer-Fans?

30 Jahre Kassierer bedeuten auch jede Menge Kassierer-Fans. Und die reden umso mehr wirres Zeug, je jünger und/oder besoffener sie sind.

Alle Fotos: Florian Görner

Vor der Kölner Essigfabrik ist an diesem Samstag Abend ein buntes, bierseeliges Treiben angesagt. Die Kassierer haben anlässlich ihres 30jährigen Bandjubiläums zum Konzert geladen und etliche Fans—Ex-Punks, Punks und Möchtegern-Punks prominent vetreten—sind ihnen treu gefolgt. Die Stimmung ist ausgelassen bis krawallig. Jüngere Kassierer-Fans gruppieren sich um einen Bierkasten im Kofferraum, liegen sich wenig später in den Armen und brüllen heiter aufgepeitscht „Saufen, Saufen, Saufen, Saufen!!!“. In der nächsten Dreiviertelstunde stelle ich fest, dass der Kassierer-Fan an sich—den es defitiniv nicht gibt!—zwischen 20 und 50 Jahre alt ist und im Vorfeld eines Konzertes zwei Dinge besonders liebt: sein Bier und die neugierigen bis dummen Fragen eines Noisey-Reporters.

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Dirk und Sebastian

Noisey: Wie lange bist du schon Kassierer-Fan?
Dirk: Mindestens seit 10 Jahren.

Und wie bist du zu der Band gekommen?
Über den Sebastian.

Was ist das Geile an den Kassierern?
Sebastian: Diese große Vielfalt, die sie in ihren Songs anbieten. Sowohl textlich als auch musikalisch.

„Blumenkohl am Pillemann“: Was hat es mit dem Song auf sich?
Ist ein Aufklärungslied. (Sagt der Wölfi ja auch selber.)

Wann tanzt man eine Stinkmösenpolka?
Am besten immer. Oder im Schlafzimmer. Oder bei den Kassierern.

McDonalds oder Burger King?
Eigentlich Burger King, davon kriege ich aber seit zwei Jahren Durchfall.

Boris Becker oder Steffi Graf?
Zusammen bestimmt gut, aber einzeln scheiße.

Lukas und Max

Wie seid ihr zu den Kassierern gekommen?
Max: Das kam mit dem Punker-Dasein, dass man in der frühen Jugend entwickelt hat. Die Kassierer stehen irgendwie am Anfang aller Subkulturen.

Also Kassierer gleich Punk?
Es repräsentiert zumindest den Lebenstil Punk. Und das auf allen Ebenen. Es geht also nicht nur um den Punker, der auf der Domplatte rumhängt.
Lukas: …kein Klischee-Punk, sondern Fun-Punk!

Wie oft trinkst du in der Woche Bier?
Oha, täglich.

Was machst du gegen den Kater?
Konterbier!

Wie verstehst du die Texte der Kassierer?
Unterhaltungsarbeit. Muss man nicht allzu ernst nehmen.

Torsten

Wie und wann hat es bei dir mit den Kassieren angefangen?
Bis vor drei bis vier Jahren kannte ich die Band nicht wirklich bewusst. Ich kannte halt immer nur das Rauschschmeißerlied „Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“. Jetzt haben wir aber schon ein paar Konzerte gesehen und ziehen mit den Jungs durch die Gegend.

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Was hörst du sonst noch so?
Die sensationellen Fehlfarben.

Und welche Musik findest du so richtig scheiße?
Oh, das wird schwer. Mir geht langsam diese, diese (denkt nach)… wie heißt diese Tante, diese komische nochmal (denkt nach)… diese, dieses „Atemlos“ geht mir langsam auf den Zeiger.

Helene Fischer! Schreckliches Lied, oder?
Ist vielleicht nicht schrecklich, aber ich kann's einfach nicht mehr hören.

Dein Lieblingsbier?
Flensburger.

Was ist noch schlimmer, als wenn das Bier alle ist?
Seine Begleitung: Wenn die Frau weg ist.
Torsten: Das hättest du wohl gerne. Nein, wenn mitten in einer Live-Übertragung eines wichtigen Fußballspiels das Bild ausfällt.

Jannek und Marvin

Was macht euch an den Kassieren so viel Spaß?
Jannek: Die Texte sind einfach das Geilste. Manchen sagen, sie sind assozial, aber sie sind halt auch irgendwie philosophisch. Zum Beispiel: „Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“. Sei mal selber auf ner Party, wenn das Bier alle ist. Da machst du nix mehr!

Die Philosophie hinter der Stinkmösenpolka ist dann welche?
Marvin: Das ist halt, wenn nur noch die bräsigsten Alten auf der Party sind.
Jannek: Das kann man als Resteficken bezeichnen. Die Letzten, die noch einen „Stängel“ haben wollen.

Welche Musik findet ihr kacke?
Marvin: Die Charts.
Jannek: Ich bin nicht so der Elektrotyp. Ich stehe eher auf Handgemachtes, Rock 'n' Roll.

Max

Wie alt bist du?
20.

Wie bist du auf die Kassierer gekommen?
(Arge Frage!) In der Grundschule, 2. Klasse oder so, hat mit ein älterer Typ eine CD gegeben, „Punkrock BRD“ oder so hieß die. Auf der waren auch die Kassierer drauf. Die CD habe ich dann viel gehört und dachte mir oft: Was die da sagen, das kann man eigentlich vetreten. Und seitdem war ich immer voll der Wichser, zu den Lehrern und zu der Gesellschaft.

Habe ich das richtig verstanden: Du hörst jetzt seit 12 Jahren die Kassierer?
Mindestens.

Was gefällt dir an den Kassierern?
Die Ironie der Texte. Wenn man auf Kant und Nietzsche zurückblickt: Die haben sich hinter ihren Wörtern versteckt und dadurch eine politische Meinung ausgedrückt. Die Kassierer drücken in ihren Texten einfach Unsinn aus, den man im Hintergrund hinterfragen muss. Wenn der Wölfi sowas wie „Blumenkohl am Pillemann“ singt, dann ist das eine Satire auf die deutsche Gesellschaft.

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