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Wie man es als Kind, alter Mann oder nüchtern auf einem Festival aushält

Junge Erwachsene, die mit MDMA und Bier vollgepumpt sind, sind nicht die einzigen Leute, die auf Festivals gehen.

Foto von William Coutts

Für dich beginnt ein goldenes Zeitalter, wenn deine Eltern aufhören, sich Sorgen zu machen, wo du bist, das allerdings wieder zu Ende ist, wenn du verheiratet bist—aber in dieser kurzen Zeitspanne kannst du tun und lassen, was du willst. Du bist ganz alleine für die Scheiße verantwortlich, die du zwangsläufig irgendwann bauen wirst.

Viele junge Menschen gehen in dieser besagten Zeit auf Festivals—Leute, die ihren Realschulabschluss machen, Aussteiger und Leute mit Chefs, denen es egal ist, dass sie jeden Montag und Freitag im Juli nicht zur Arbeit kommen. Letzte Woche haben wir darüber geschrieben, wie man sich auf Festivals verhält, wenn man in seinen 20ern ist. Aber junge Erwachsene, die mit MDMA und Bier vollgepumpt sind, sind nicht die einzigen Leute, die auf Festivals gehen—Leute, die zu alt sind, um zu wissen was Snapchat ist, Leute, die keine fünf Schritte gehen können, ohne das ihnen jemand den Mund abwischen muss und auch ein paar Leute, die nicht trinken, mögen ebenfalls Livemusik. Manche gehen sogar auf Festivals, um dort zu arbeiten.

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Mit diesen Gedanken im Hinterkopf haben wir uns an die einzige Person mit Kind, die wir kennen, einen unserer Väter und ein paar andere Leute gewandt, um herauszufinden, welchen Rat sie für den Besuch eines Festivals haben.

Als kleines Kind ein Festival besuchen

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Grace Melody McLaughlin ist ein 11-jähriges Mädchen aus London. Sie war bereits auf fünf Festivals.

Wir bringen nicht wirklich unsere eigenen Zelte mit auf Festivals, was wir machen nennt sich Glamping, also ist schon alles aufgebaut, wenn wir dort ankommen. Ich empfehle den Leuten nicht, irgendwelche Hilfsmittel zum Kochen mitzubringen, denn es wird dort genug Essen geben, aber sie sollten Schlafsäcke und Unmengen an Decken und so Zeug mitbringen.

Ich mag es, Shorts und T-Shirts auf Festivals zu tragen. Als Schuhe mag ich Crocs, aber manchmal trage ich auch Sandalen. Du solltest Glowsticks mitbringen und auch ausgefallene Kleidung, für den Fall, dass es einen Verkleidungswettbewerb gibt. Letztes Jahr mussten wir uns als Nationalität verkleiden, was ich für ein etwas rassistisches Thema gehalten habe, aber ich habe einen Schnurrbart und einen russischen Hut getragen.

Es gibt immer tolle Konzerte und wenn du zurück zu deinem Zelt kommst, bleibst du immer lange wach. Letztes Jahr konnte ich meine Mama und meinen Bruder nicht finden, also bin ich in das Zelt für verlorengegangene Kinder gegangen. Sie waren etwas unorganisiert, also war ich drei Stunden dort. Dieses Jahr habe ich ein eigenes Telefon, also wird es hoffentlich einfacher.

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Ich kannte nicht wirklich viele Songs von Ash, bevor ich sie letztes Jahr auf einem Festival gesehen habe, aber sie haben mich von der Bühne gegrüßt, was wirklich cool war. Wir hören uns die Bands normalerweise im Auto auf dem Weg zum Festival an.

Ich mag das Essen im Camp Bestival. Sie haben Street Food und mexikanisches Essen und so. Dieses Jahr wird es noch besser, da sie ein koreanisches Barbecue haben werden. Bei uns gibt es zwar Kaffee, aber sonst bleiben mir normalerweise nur Instant-Nudeln und Popcorn.

Grace hat einen Blog und hat auf dem diesjährigen Edinburgh-Festival ihr Debüt als Standup-Comedian.

Als Sechzigjähriger ein Festival besuchen

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Das ist Alan Wolfson, der Vater unseres Redakteurs.

Mein VW-Camper aus den 70ern mit dem herausfahrbaren „Pop-Top“-Dach ist eierschalenfarben, weswegen er Eggy Pop heißt. Mit seinen Roststellen bietet er unbestritten die coolste Art, auf einem Festival aufzuschlagen, aber was noch wichtiger für einen alternden Rockfan ist, ist die Tatsache, dass du nicht auf dem Boden liegen musst, sondern es bequem und trocken hast und nichts schleppen musst. Du kommst schon komplett eingerichtet an deinem Platz an und auf deinem Weg fährst du an Leuten mit Rucksack und Bollerwagen vorbei, die den Preis für ihre jugendliche Robustheit zahlen.

Du bist schnell da und wieder weg. Du bist überall willkommen, wirst von Festivalgästen, die ein Drittel deines Alters haben, geschätzt und das Gefühl, alt zu sein, verfliegt. Dein vom Rock’n’Roll gezeichneter Körper denkt, er macht das alles locker mit, du bleibst aufgeschlossen, bist ein bisschen verrückt und gibst dich deinen Lastern hin. Ein Musikfestival ist das Elixier der Jugend und niemand scheint sich daran zu stören, dass du wie dein Sohn tanzt.

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Nüchtern ein Festival besuchen

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Eleanor Morgan ist Redakteurin von Munchies UK.

Auf einem Festival nicht zu trinken, ist nicht besonders schwer. Als jemand, der nicht gerne besoffen und ein totales Leichtgewicht ist, sage ich dir: Die ganze Erfahrung ist viel angenehmer, wenn du nicht um fünf Uhr nachts in einem Zelt in deine Hände kotzt, in dem es 70 Grad warm ist und das nach ungewaschenem Arsch stinkt.

Selbst wenn alle um dich herum viel mehr Spaß zu haben scheinen, mit deinem Plastikbecher voll Cola kannst du ein Festival in vollen Zügen genießen—eine Menge Bands, die du wahrscheinlich magst, mit deinen Freunden im Freien spielen zu sehen. Wenn du bei klarem Verstand bist, ist das eigentlich ziemlich schön—vielleicht kannst du dich danach sogar tatsächlich daran erinnern. Außerdem ist es teuer, auf einem Festival Alkohol zu kaufen. Wenn die kleinen, grünen Bierflaschen, die du dir aus dem Supermarkt mitgebracht hast, einmal leer sind, bist du von den überteuerten Festivalbars abhängig.

Freunde von mir haben an einem Wochenende einen halben Monatslohn für Alkohol und Drogen ausgegeben und obwohl „Lebe den Moment“ ein Argument ist, ist mit hunderten von Euros weniger nach Hause zu kommen ziemlich deprimierend. Und ist es das wert, wenn du dich an die Hälfte davon sowieso nicht erinnert kannst? Auf einem Festival nüchtern zu bleiben, spart dir Geld, Gehirnzellen und lästige Verdauungsprobleme.

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Du musst dich nur entscheiden und dabei bleiben. Spaß ist eine subjektive Sache und wenn du kein Wochenende mit deinen Freunden und lauter Musik verbringen kannst, ohne dich abzuschießen, solltest du dir vielleicht ein paar Gedanken machen, Freundchen. Ja, deine Jugend ist auch dazu gedacht, sie zu verschwenden, aber da die Zahl an Festivals zunimmt und deren Kosten steigen, wird sich das wohl auch auf die Preise an den Bars auswirken. Willst du wirklich pleite nach Hause gehen? Saufgelage sind auch wirklich schlecht für dich. Nenn mich ruhig spießige Oma. Ich denke nur an deine Leber.

Ich denke, dass die Zeiten, in denen ich auf Festivals verkatert herumgelaufen oder ins Gebüsch gekotzt habe, mittlerweile hinter mir liegen, aber ich glaube nicht, dass es dabei nur ums Alter geht. Nicht zu trinken, wenn alle anderen es tun, kann anstrengend sein, da du als langweilig oder als Spielverderberin abgestempelt wirst, aber wenn du es schaffst, über diesem anfänglichen Gruppenzwang zu stehen, dann werden die Leute nach dem fünften Bier schnell vergessen haben, dass du nicht trinkst. „Nicht trinken“ ist auch Ansichtssache—ein paar Bier müssen ja nicht zu einer ganzen Kiste werden und du fühlst dich immer noch gut. Wie bei manchen Orgasmen ist der Weg dahin manchmal besser als das Ankommen.

Auf einem Festival arbeiten

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Unsere Helferin wollte anonym bleiben.

Du regst dich auch über die Helfer bei Festivals auf, da sie keine Ahnung haben? Weißt du was? Wir haben wirklich keine Ahnung. Jeder in einer orangenen Weste macht das nur für Freikarten und ein paar anständige Mahlzeiten. Wir helfen gerne, aber uns ist es egal, dass du gerne auf dem gleichen Feld wie dein Freund parken willst, damit ihr durch den gleichen Eingang gehen könnt.

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Versuch die frühen Schichten zu ergattern—die sind relativ entspannt und alle haben gute Laune und freuen sich auf das Wochenende. Die Schicht am Montagmorgen ist ziemlich schlimm. Du bist an einem Tiefpunkt. Alle anderen sind es auch. Deine Zähne tun weh, die Leute werden aggressiv und du weist ihnen die ganze Zeit den Weg zu ihren sauberen Duschen und warmen Betten, während du auf einem Parkplatz stehst und das Gefühl hast, dass du kurz vorm Abkratzen bist.

Das andere große Thema ist die Erschöpfung. In der Zeit, in der die meisten Leute ihren Rausch nach einer tollen Nacht ausschlafen, musst du deine achtstündige Schicht ableisten. Es ist keine schlechte Idee, währenddessen weiter Drogen zu nehmen, denn das hält dich wach und vertreibt dir ein wenig die Zeit. Aber denk nicht, dass freiwilliger Helfer zu sein, bedeutet, dass du am Eingang des Festivalgeländes nicht durchsucht wirst, die Security tastet dich wie jeden anderen ab.

Du wirst dich langweilen, also versuch, ein Walkie Talkie zu bekommen, sodass du zumindest all den Gossip vom Gelände mitbekommen kannst. Einmal habe ich gebannt einer Geschichte über einen Typen gelauscht, der als Tiger verkleidet war und der vom Festivalgelände geworfen wurde, weil er so krass auf Drogen war, dass er in die örtliche Grundschule gelatscht ist.

Am Ende ist aber alles, was du tun musst, drei achtstündige Schichten lang irgendwo zu stehen, um eine Freikarte zu bekommen. Das ist nicht ideal, aber besser als in einem Burger-Van arbeiten zu müssen.

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