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how to make stuff

Wie man Dinge anpackt ... mit Jacob Bannon

Gibt es eine bessere Art, unsere neue Serie einzuläuten als mit Hardcore-Legende und Alleskönner Jacob Bannon? Eben.

Rungs In A Ladder, ein neuer Dokumentarfilm über Jacob, der vom Produktionsteam McFarland and Pecci gedreht wurde.

Jacob Bannon ist einer dieser wenigen Künstler, die ihre Arbeit nicht von ihrem bekanntesten Export überschatten lassen. Die meisten werden Bannon als treibende Kraft hinter der Bostoner Hardcore-Band Converge kennen. Aber ein neugieriger Blick auf seine Vita offenbart nicht nur mehr Bands (Irons und das exzellente atmosphärische Metal-Quartett Supermachiner), sondern auch ein Plattenlabel (http://www.deathwishinc.com/), eine Künstlerkarriere und ein Designunternehmen (Atomic! ID), die liebenswerterweise das Artwork für Cave In, Underoath, Poison The Well und viele weitere kreierte, ohne dabei Converges legendäre Album-Cover zu vergessen.

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Ich bin in der Regel eifersüchtig auf Menschen, die Dinge in einer solchen Frequenz produzieren können. Um nur eine Kleinigkeit zu erledigen muss ich Kalender und Listen anlegen und umständliche Terminpläne aufsetzen. Jacob Bannon arbeitet nicht so, er tut, was er will, nach seinem eigenen Plan—und bricht ab, wenn er denkt, dass ein Projekt nicht funktioniert. Um unsere neue Kolumne How To Make Stuff darüber, wie Künstler ihrer Arbeit nachgehen, loszutreten, habe ich Bannon diese Woche angerufen und habe mit ihm über die wichtigsten Grundelemente von künstlerischer Produktion gesprochen.

Foto von Sascha Gerdes.

Noisey: Hi Jacob, vielen Dank, dass du die Zeit gefunden hast, mit mir zu quatschen. Ich bin ein großer Fan deiner Arbeit und es ist eine große Ehre, dich am anderen Ende der Leitung zu haben.
Jacob Bannon: Hey, kein Problem.

Ich wollte dich fragen, wie du einen normalen Arbeitstag beginnst? Hast du irgendwelche Rituale oder Techniken, wie du jeden Tag deinen kreativen Prozess beginnst?
Nun, ich bin da wirklich wie jeder andere. Ich beginne meinen Tag mit vielen Verbindlichkeiten: Ich gehe mit dem Hund Gassi, mache Kaffee, normales Zeug eben. Was meinen Tag anders macht, ist, dass, wenn der Tag einmal begonnen hat, ich non-stop etwas tue. Ich mache selten Pause. Egal ob ich den halben Tag Kunst mache oder etwas designe. Ich mag es einfach so frei zu sein, so dass ich es nicht zulasse, dass meine Leidenschaft sich zu einer gezwungenen Arbeit entwickelt.

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Jacob's Cover für Axe To Fall, Converges siebtes Album.

Ich habe Sogyak Rinpoches Tibetisches Buch über das Leben und den Tod gelesen und darin spricht er viel über Faulheit. Für ihn bedeutet westliche Faulheit, den Tag mit so vielen Aktivitäten wie möglich zu füllen, sodass du die großen Probleme und Fragen deines Lebens vermeidest. Findest du, mit deiner rastlosen Art Zeit für Reflektion oder bist du die ganze Zeit in Bewegung?
Meine Reflektion kommt davon, wenn ich Sachen kreiere. Reflektion ist für mich ein künstlerischer Prozess: Du erlebst Emotionen und verarbeitest Dinge, die dein Leben durch Kunst in einem positiven Licht beeinflussen. Das ist genug Reflektion für mich. Was westliche und östliche Philosophie betrifft, orientiere ich mich nicht unbedingt an einem bestimmten Glaubenssystem. Und ich sehe keine Notwendigkeit Fragen zu reflektieren, die durch Wissenschaft für mich beantwortet werden. Egal ob du ein Autor, ein Musiker, ein Künstler oder sonst etwas bist, der Moment der Klarheit ergibt sich für mich im übergreifenden kreativen Prozess.

Beeinflusst der physische Raum, in dem künstlerisch arbeitest, dein Produkt?
Nicht ausdrücklich, nein.

Ich frage danach, weil Basquiat beim Arbeiten den Fernseher anhat und Bücher und Zeitungen auf seinem Schreibtisch verstreut rumliegen hat. Überall hat er Krempel rumliegen. Hilft dieser in gewisser Weise ablenkende Reiz bei der Arbeit? Oder kommst du mit minimalem Arbeitsplatz aus?
Es kommt drauf an wie es mir psychologisch geht. Aber ehrlich gesagt neige ich dazu, die Welt auszuschalten. Ich schau mir Dinge an und finde neue Wege, stimuliert und inspiriert zu werden, aber ich höre eigentlich keine Musik, während ich arbeite und habe generell auch keine Musik an. Das war zum Bespiel so als ich in den letzten sechs Monaten am Bildmaterial für das neue Converge-Album bis zu seiner Veröffentlichung gearbeitet habe. Für mich war das ein wirklich emotionaler und intensiver Prozess und da ich nichts anderes getan habe, war es psychologisch anstrengend. Ich habe mich sozusagen total darin vertieft. Wenn überhaupt würde ich mir Talkradio anhören.

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Mir kommt es so vor, als ob einige Künstler da draußen denken, sie würden diese erhabenen, kreativen Kunstwerke verwirklichen. Andere machen ihre Arbeit nur durch Routine. Meinst du, dass du anstelle davon Systeme hast, die dir bei deiner Produktivität helfen?
Nicht unbedingt. Meiner Meinung nach sind Systeme und Wiederholung für bestimmte Aspekte des Lebens nur langweilig. Es ist ja nicht so, als hätte ich irgend so ein wildes Leben wo ich bis 1 Uhr mittags schlafe und um 5 Uhr nachmittags ins Bett gehe. Ich bin eigentlich das Gegenteil davon. Für mich entfernen sich Systeme irgendwie nur … ich weiß nicht … weg von der Idee der Kunst und Musik und dem einfachen kreativen Schaffen als Quelle des Kommerzes oder eines Produkts, in gewisser Weise. Wenn du anfängst, dir Dinge unter diesem Blickwinkel anzuschauen und dich von der Ökonomie steuern lässt, dann kommen bestimmte Systeme ins Spiel. Dann fängst du an, dich an Fristen zu halten und lässt dir von ihnen sagen, wann dein kreativer Prozess zu Ende ist und nicht wann du bereit bist, dies zu erleben. Wenn ich nichts machen will, dann mache ich es einfach nicht. Tut mir leid, es wird einfach nicht passieren. Ich bin schon mal gegen kreative Wände angelaufen und hab das gesagt. Ich werde meine Arbeit nicht beschleunigen wenn ich sie nicht beschleunigen kann.

Das Cover von All We Love We Leave Behind, Converges achte Studio-Aufnahme. Die LP wurde von Deathwish Inc. herausgebracht und beinhaltet ein 48-seitiges Hardcover-Booklet mit Jacobs Kunst.

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Hattest du jemals eine Trockenphase ?
Naja, die wirtschaftliche Situation erlaubt dir nicht wirklich eine Trockenphase. Diesen Berufsweg hab ich mir nun mal ausgesucht. Am Ende des Tages muss ich meine Rechnungen bezahlen können. Aber ich konnte zum Glück eine Stiftung gründen, die mir ein wenig Freiheit gegeben hat. Eine Trockenphase würde darauf hinweisen, dass ich nur rumsitzen und auf ein weißes Blatt Papier starren würde, um zu versuchen, einige Ideen aufzustellen oder Dinge aufzulisten, die mich inspirieren, aber das kann ich nicht. Mein Arbeitsprozess war bis jetzt recht einfach, so wie beim deduktiven Denken. Ich kann mir morgens immer noch die Schuhe zu binden, ich kann immer noch einen gewöhnlichen Ablaufplan aufstellen. So schwer ist das nicht. Aber ich merke das nicht, wenn ich diese Elemente zusammensetze. Ich mache einfach am nächsten Tag weiter oder wann immer ich die Zeit dazu habe.

Kreativ zu sein ist ein schwieriges Gesprächsthema. Ich finde nicht, dass ein Künstler so etwas analysieren muss. Eigentlich präsentierst du deine Emotionen der Außenwelt und kommunizierst die ganze Zeit durch deine Arbeit. Ich funktioniere mit meiner linken Gehirnhälfte, bis zu dem Punkt, wo es fast zu einer Belastung wird: Ich bin nicht wirklich in der Lage, meine Arbeit zu ordnen. Ich mache einfach, was sich richtig anfühlt und das behindert mich manchmal, aber nur so kann ich arbeiten. Letztendlich ist es die einzige Art und Weise, die im Moment funktioniert

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Hier bekommt ihr das neueste Album von Converge All We Love We Leave Behind, bei Epitaph.

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