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Wie Chet Faker aus seltsamen Field-Recordings Songs macht

Sogar aus dem irren Lachen seiner Freunde, wenn sie auf Pilzen sind.

Aufgenomme Umgebungsgeräusche bei elektronischer Musik herauszuhören ist ähnlich schwierig wie die Suche nach Ostereiern in einem Videospiel: wenn man nicht weiß, wo sie auftauchen, sind sie schwer auszumachen. Wenn du aber sehr genau hinhörst (vielleicht mithilfe eines Sequencers, falls zur Hand), findest du vielleicht einige Schnipsel aus dem alltäglichen Leben in deinen Lieblingssongs versteckt. Bis vor kurzem hatte ich keinen Schimmer, dass die Schlagzeug-Ausbrüche bei einem meiner Lieblingssongs, „You“ von Gold Panda, in Wirklichkeit explodierende Feuerwerkskörper sind und von alten japanischen Field-Recordings stammen. Ziemlich großartig, oder?

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Nutzt man alltägliche Zufallsgeräusche wie das Zuschlagen einer Tür oder entferntes Husten, bringt dies in den meisten Fällen ein Gefühl der Intimität mit sich—denn die Realität mit all ihren Details klingt zwangsläufig wärmer als etwas, das man mit einer Maschine produziert.

Jon Hopkins, der in seine beiden für den Mecury Prize nominierten Alben Diamond Mine und Immunity ganze Teppiche an Field Recordings eingebaut hat, äußert sich so: „Jedes Geräusch aus der realen Welt hat einfach einen viel breiteren und komplexeren [Frequenzbereich] als jeder elektronisch generierte Klang. Alltagsgeräusche mit computer- oder synthesizerbasierter Musik zu mischen, gibt dem Ganzen eine Breite, Tiefe und einen Charakter, der sonst vielleicht fehlt.“

Ein weiterer leidenschaftlicher Sammler von Field Recordings ist Chet Faker, der raue und bärtige australische Beatproduzent, der es 2011 mit seinem Cover vom Blackstreets Song „No Diggity“ in mainstreamartige Gefilde gebracht hat. Nur mit dem Mikrofon seines iPhones bewaffnet, hat Chet haufenweise unterschiedlicher Sounds aus seinem alltäglichen Leben festgehalten. Der Zwischenpart in seinem Song „I’m Into You“ ist die Aufnahme einer Unterhaltung im Bett mit der Frau, die ihn zu dem Song inspiriert hat. Im Song „Melt“ findet man eine Unterhaltung zwischen Frauen mittleren Alters, die eines Tages neben ihm saßen, und sich über den neuen Haarschnitt ihrer Freundin beschwert haben. Und die Stimmen am Anfang von „No Diggity“? Die stammen von spielenden Kindergartenkindern—man achte auf den süßen Nieser am Ende.

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Als ich Chet per Mail für ein Interview über seine Field-Recordings anfragte, antwortete er mir: „Erst jetzt fällt mir auf, wie viel Scheiß ich in den letzten paar Jahren aufgenommen habe.“ Er hat mir dann angeboten, seine Festplatte zu durchforsten, seine Lieblingssamples auszugraben (viele davon nutzt er in seiner Musik) und mir die Geschichte dahinter zu erzählen. „Ich denke, es ist wichtig zu erwähnen, dass viele dieser Interaktionen ziemlich alltäglich sind, aber für mich sind sie Schnappschüsse—fast so etwas wie hörbare Fotografien“, fügt er hinzu. „Viele von ihnen sind vorher nicht dazu gedacht, in Songs verwendet zu werden, genauso wie Fotos nicht dazu gedacht sind, eingerahmt zu werden, bis sie dich überraschen.“

Hier nun also ein paar seiner Lieblingsaufnahmen—inklusive dem unveröffentlichten Track „Switzerland“, der in einer Nacht mit einem Fremden und einem kleinen Klavier entstand.

Pilze um 5 Uhr morgens

„5 Uhr morgens mit ein paar Leuten auf einem Balkon. Jeder war auf Pilzen. Ich habe zwei oder drei Stunden davon aufgenommen—achtet auf das Lachen, es ändert sich von unschuldig zu wahnsinnig.“

Dan erzählt allen die Geschichte seiner Jungfräulichkeit

„Ein Typ namens Dan in Amsterdam erzählt irgendwelchen Leuten besoffen eine schlechte Geschichte.“

Häusliche Gewalt in Atlanta

„Das habe ich nach der letzten Show meiner US-Tour mit Bonobo aufgenommen. Ich hörte eine Frau in einem Zimmer schluchzen und jemanden beschimpfen. Ich saß auf der anderen Seite der Tür im Flur, bis daraus ein körperlicher Angriff wurde und die Polizei kam. Sie hat bestritten, dass er sie geschlagen hat. Das hat er aber.“

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Abgefederte Schranktür

„Ein guter Freund von mir, der großartige Künstler Hamish Munro, hatte in seinem Studio einen alten Schrank, dessen Tür eines der besten Quietschgeräusche von sich gegeben hat, das ich seit langer Zeit gehört habe.“

Überquerungsgeräusch

„Das ist der Klang eines Überquerungssignals einer Ampel in Australien, das ich mit meiner Faust abdämpfe.“

Kette

„Eine alte Kette bei einem Schmuckverkauf von einem Freund—hat einige bizarre und großartige Harmonien.“

Kreuzung in LA

Klavier in der Schweiz

„Vor einem Konzert habe ich ein kleines Klavier in einem leeren Lagerraum gefunden. Kurz nachdem ich anfing darauf zu spielen, setzte sich einer der Angestellten des Veranstaltungsorts einfach hin, um mir zuzuhören. Was ich an dieser Aufnahme mag, ist, dass ich in dieser Situation gefangen war, in der du zu viel nachdenkst, da dir eine Person zusieht. Vor einem einzigen Fremden zu spielen, ist Millionen mal schwerer als vor einer Million Fremden.“

Switzerland (Full Track)

„Das ist ein unveröffentlichter Track, der aus denselben Aufnahmen aus der Schweiz entstanden ist.“

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NOISEY

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