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Wen kümmert es schon, dass Postal Service nach 10 Jahren Platin bekommen haben?

Es gibt keinen Indie. Genau so wenig, wie es dieses Gefühl wirklich gibt, dass Give Up vermeintlich in dir ausgelöst hat.

Diese Woche hat Sub Pop bekanntgegeben, dass Give Up, das einzige Album von The Postal Service, nach über einem Jahrzehnt des Wartens (und wahrscheinlich Hunderttausenden von AIM Messages, vollgestopft mit Songtexten des Synthie-Pop Duos) Platin erreicht hat. Das ist das zweite Album des Labels, dass es auf Platin geschafft hat. Das erste war Nirvanas Bleach. Irgendjemand hat auch schon die Wikipediaseite geändert, also weißt du, dass es wirklich wahr ist.

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Da ich das jetzt als Neuigkeit angepriesen habe (was es echt nicht ist), ist damit auch die Zeit gekommen mich ernsthaft mit diesem Album auseinanderzusetzen. Ich habe das Album nicht! Ich hab das verdammte Ding noch nicht einmal gehört.

Das Album erschien im Februar 2003 und schon im Herbst des gleichen Jahres hatte es eine Art hegemoniale Macht über die meisten Kids die auf meine abgelegene High School in North Carolina gingen. Es erreichte sogar die, die eigentlich nur Pop-Country oder sowas wie Lynyrd Skynyrd hörten.

Zu der Zeit war ich vierzehn und ganz typisch für einen lästigen Neuntklässler, war ich schon aus Prinzip gegen alles, was andere gut fanden. Hätte ich es irgendwie besser gewusst, dann wäre ich sicher ziemlich tief in diese ganze Punkschiene gerutscht. Aber ich hatte damals nicht so den Hang zum Internet, sonst hätte ich gewusst wer Youth Of Today waren. Stattdessen habe ich eine Menge Rod Stewart gehört. Aus dem einfachen Grund, weil den niemand so richtig gut fand. Die Band Faces und sein frühes Solozeug sind schon schwer in Ordnung, (wohingegen „Do Ya Think I'm Sexy" einfach der schlimmste Song aller Zeiten ist), aber gut, ich hatte auch nur die Standard-Alben.

Also das soll jetzt nicht bedeuten, das ich nie einen Song von Postal Service gehört habe. Klar kannte ich „Such Great Heights“, den kennt eben einfach jeder. Aber darüber hinaus bin ich nie gekommen, ich habe mir den Rest von dem Mist einfach niemals angehört.

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Letzte Nacht habe ich dann versucht, mir Give Up reinzuziehen, und äh, ich musste aufgeben. In meinem Kopf ist da diese Vorstellung von zu vielen Teenies, die zu diesen Songs sehr tränenreich ihre Jungfräulichkeit verloren haben. Aber das sind alles kleine Würstchen, die denken, dass sie sowieso ganz besondere Gefühl haben. Give Up ist im Prinzip auch nur 'ne traurige elektronische Version eines traurigen Death Cab For Cutie Albums.

Vielleicht liegt es auch daran, dass Owl City einfach so unglaublich scheiße sind und so eindeutig von The Postal Service beeinflusst wurden und dass The Postal Service mir daher einfach nicht gefallen können. Könnte aber auch sein, das ich einfach nur latent sauer auf die High School bin und mich das immer an diese Zeit erinnert.

Aber als ich mich dann auf die Wikipediaseite gemacht habe, um für diesen Artikel zu recherchieren ist mir etwas ins Auge gestochen was mich wieder daran erinnerte warum ich die Band so unglaublich hasse. Als man den Sänger der Band, Ben Gibbard, das ist auch der Typ von Death Cab for Cutie, nach einem Namen für ein mögliches zweites Album fragte, sagte dieser ganz fröhlich „The Chinese Democracy of Indie."

Mit nur einem flapsig gemeinten Witz war mir dann ganz klar, warum ich der Annahme bin, dass The Postal Service einfach nur dumm sind: Sie repräsentieren ein Konzept, das nicht existiert. Das Wort „Indie“ ist quasi bedeutungslos, es ist wie, als würde man jemanden fragen ob er dir „den echten realen HipHop“ oder „ Pornographie" beschreiben kann. „Indie" steht für eine erfundene Art von Musik, die von einer erfundenen Gruppe von Leuten gern gehört wird. Allerdings gibt es da doch eine Gewissheit. Müssten wir die „Indie“-Musikrichtung definieren, dann würden neun von zehn Leuten sicherlich Give Up nennen. The Postal Service sind wie Wes Anderson Filme; oder wie die Eigentumswohnungen am East River in Williamsburg; oder sie sind wie Zooey Deschanel; oder wie diese verdammte Hornbrille die der Typ von Weezer trug. Mit anderen Worten, Leute benutzen The Postal Service als Identifikationsmittel, die aber eigentlich gar nicht kapieren, dass ihre „Indiekultur“ gar keine echte ist, um „Indiekultur“ zu beschreiben. Ihre Platte war Bockmist, sprich: endlos langweilig; harmlos genug, um Verwendung in einer Coka Cola Werbung zu finden und zugänglich genug, um tonnenweise Platten an Leute zu verscherbeln, die das nur gekauft haben weil sie einfach nichts besseres kannten. Ich denke nicht, dass The Postal Service schlechte Menschen sind, auch wenn ich das hier ein bisschen anders dargestellt habe. Aber dadurch, dass die nun Platin erreicht haben war’s das dann auch. Wir müssen jetzt nie nie nie nie mehr über die reden.

@drewmillard