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Welcher Song ist deine Studienrichtung?

Die Wahl deines Studiengangs wird nicht nur dein ganzes Leben beeinflussen, sie wird auch bestimmen, wie deine Chancen stehen, auf der nächsten WG-Party abgeschleppt zu werden.
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Spätestens heute ist es wieder soweit—ein neues Semester ist angebrochen. Tausende Abiturienten werden aus Muttis Schoß hinein in den nackten, kalten WG-Wahnsinn gekickt und auch für alle anderen Studenten ist der süße Vogel Sommer viel zu schnell und mit vollem Karacho an die Frontscheibe des Touristenbusses namens Realität geknallt. Es ist wieder an der Zeit für den Almabtrieb in die Mensa, für basisdemokratische radikalfeministische Sitzkreise, für biertrinkende Klugscheißer, für Demonstrationen um des Demonstrierens willen, für absurde WG-Inserate, für überfüllte Billigbars mitten unter der Woche und für wichtig herausgewedelte Studentenausweise, um an der Kinokasse ein paar Cent zu sparen. Bei all dem Drumherum darfst du aber nicht die Essenz deines Studiums vergessen: das Fach. Deine Wahl wird dich nicht nur dein Leben lang beeinflussen, sie wird auch bestimmen, wie deine Chancen stehen, auf der nächsten WG-Party abgeschleppt zu werden.

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Kunstgeschichte: Green Day—„Boulevard Of Broken Dreams"

Im Studium der Kunstgeschichte landen all jene, deren Abizeugnis zu schlecht für Kommunikationswissenschaft war und deren Talent zu mangelhaft für ein Kunststudium selbst ist. Fortan wird also brav Bild um Bild zwischen Hochrenaissance und Manierismus unterschieden, um mit unfassbar viel Glück irgendwann einmal zu jenen überaus beliebten Individuen zu gehören, die einen Museumsausweis an der Aufnähtasche des Kurzarmhemds baumeln haben und uns respektloses Fußvolk mit geübt empörtem Blick und Zischlauten durch das Museum scheuchen. Die fehlende Anerkennung können sie sich dann aber zuhause von ihrer fettgefressenen Katze holen, die sich gerne auf dem Sofa zusammenrollt, um gemeinsam mit ihrem Besitzer einem wehleidigen Billie Joe Armstrong bei seinem einsam gejaulten Walk über den Boulevard der zerbrochenen Lebensträume zu lauschen.

Germanistik: Die Ärzte—„Besserwisserboy"

„Aha. Du lernst also Deutsch? Kannst du das nicht schon?" Ja. Guter Einwand. Und weil das Germanistikstudenten insgeheim auch selbst wissen, wird eine zweite Fremdsprache mitbelegt. Meist Spanisch oder Französisch—damit die Errungenschaft im Auslandssemester die betrunken gesäuselten Liebesschwüre auch versteht. Wenn sich Alvarez und Justine dann aber ernsthaften Beziehungen im Heimatland widmen und man selbst traurig im verregneten Bielefeld sitzt, bleibt dem gemeinen Germanistikstudenten oft nur eine Option: mit Feuereifer in Vorlesungen sitzen, Hausarbeiten erstrebern und ECTS wie Pokemon sammeln. Das übermäßige Wissen ob der deutschen Sprache und deren Ursprung wird dann gerne dazu verwendet, um das gesamte Umfeld massiv zu nerven. Im Ernst—es interessiert niemanden, dass das Plusquamperfekt gegenüber dem Präteritum gerade falsch eingesetzt wurde. Komm mal wieder klar, du blöder Besserwisser.

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Informatik / Mathematik: Dorfuchs—„Mitternachtsformel (a-b-c-Formel) (Mathe-Song)"

Ein Informatik- und/oder Mathematikstudium ist die nahtlose Fortsetzung der testosterongeschwängerten Hölle namens Oberstufe. Hier sammeln sich eine Menge hochintelligenter wie unbefleckter Buben, die zwar mit Zahlen und Gleichungen versiert sind, zwischenmenschliche Beziehungen aber eher mit ihren WOW-Charakteren nachspielen und nur in dringenden Notfällen die wohlig-ungelüftete Wärme ihres Kinderzimmers verlassen. Mögen wir aber noch so gehässig auf jene Genies herablächeln—irgendwann ist der Kasper im ausgeleierten Strickpullunder dein Chef. Und heiratet jene Sorte von Frau, die du seit deinen frühen Teenagerjahren im Posterformat im Spind kleben hast. Wir mussten auch nicht lange nach einem passenden Song zum Studium suchen, hatten wir doch bereits ein Interview mit dem Parade-Mathematiker schlechthin, der uns seine Formeln praktischerweise ziemlich deppensicher vorgerappt hat.

Medizin: Marilyn Manson—„This Is The New Shit"

Ähnlich wie auch bei Jura und Psychologie werden Medizinstudenten gerne dazu missbraucht, sich allerhand medizinische Phänomene im Umkreis von 2 Kilometern „näher ansehen" zu müssen. Und mit Pech wird ihnen nach dem ratlosen Anstarren auf gerötete Hautstellen und geschwollene Augenlider auch noch sexuelle Perversion unterstellt. Diese Anklage bestätigt sich wiederum nach dem Besuch einer der Mediziner-Semesterpartys. Der vereinfachte Zugang zu dubiosen Pharmazeutika in Kombination mit dem zeitweiligen Rumwühlen in noch lauwarmen frisch Verstorbenen tragen vermutlich nicht dazu bei, mit dem vollkommen erschöpften, angehenden Medicus nach dem drölften Bier noch auf einer niveauvollen Ebene der zwischenmenschlichen Kommunikation zu balancieren. Nach der vierten dubios sexuellen Anfrage ist es dann meist an der Zeit für den Heimweg—bis dahin werden alle grausamen Bildchen des Tages in einer Flut an Alkohol und brutaler Musik aus dem Köpfchen geschwemmt.

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Publizistik / Kommunikationswissenschaft: Bon Iver—„Holocene"

"… und, was kommunizierst du da so?" Eine genauso berechtigte wie unmöglich zu beantwortende Frage. Zumal sich das Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft bis zu allerletzt dadurch auszeichnet, dass man selbst keine Ahnung hat, was der eigentliche Inhalt des Studiums ist. Endlose Semester wird sich durch Vorlesungen über Semiotik gequält, die Vor- und Nachteile von quantitativer vs. qualitativer Forschungsmethoden werden bis zum Erbrechen erörtert und Namen wie Watzlawik, Lazarsfeld und Laswell werden einem derartig oft um die Ohren gehauen, dass man bei bloßer Erwähnung noch Jahre später unwillkürlich Schaum zu spucken beginnt. Der Soundtrack zum Studium kann daher nur genauso verkopft wie vage, bedeutungsschwer und wirr sein—und das kann wohl niemand besser als Bon Iver, der neben wild markierten Skripten auf für immer unverstandenen Kommunikationswolken mit den Studenten dieses „Fachs" kuscheln wird.

Psychologie: IAMX—„I Come With Knives"

„Analysiert du mich gerade?". Klar. Jeder Psychologiestudent hat an seinem Samstagabend nichts Besseres zu tun, als die betrunkene Schulfreundin seiner Mitbewohnerin, die gerade eben noch in den Wohnzimmerschrank gekotzt hat, auf etwaige Kindheitstraumata hin zu untersuchen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich zumeist jene Individuen in diesem Studium herumtreiben, die mit Abstand den allergrößten Vogel haben. Jede Gruppenarbeit artet daher irgendwie zwangsläufig in einer Art ungesunder Therapiesitzung aus, in der sich alle teilnehmenden Parteien mit misstrauisch hochgezogenen Brauen und verschränkten Armen gegenseitig das ohnehin gestörte Leben noch schwerer machen. Daheim wird dann zwischen Yogamatte und dem achten Kaffee über den eigenen Vaterkomplex nachgedacht, und oh, war das dort ein weißes Kaninchen? Sollten wir ihm in die Wüste folgen? Und dort zusammen mit dem Freak im schwarzen Hut mit Glitzer um uns werfen? Klingt doch gut, oder?

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Rechtswissenschaften: Delta Sigma Phi - Beta Mu—„Shake It Off" (Lip Dub)

Mit dem Eintritt in das Studium der Rechtswissenschaften öffnen Universitäts-Frischlinge unwissentlich die Büchse der Pandora: Fortan werden sie von Familie, Freunden, Bekannten und Bekanntesbekannten mit der Einleitung „Du studierst doch Jura…" abgefangen und im Anschluss mit wirren rechtlichen Fragen bombardiert, auf die sie niemals eine Antwort haben werden. Ein schlechtes Gewissen ob der Anfrage nach kostenlosem Rechtsbeistand braucht man aber nicht haben—in der Regel sind Jura-Studenten arrogante Arschlöcher, die es nicht besser verdient haben. Selbst wenn sie nach ihrem Studium zu akzeptablen Lebewesen evolvieren, so haben sie mit hoher Wahrscheinlichkeit während ihrer Studienzeit so viel Dummes gemacht, dass es lebenslanges Nerven rechtfertigt.

Den gemeinen Jura-Student kann man mit dem klassischen Frat-Boy gleichsetzen, das weibliche Pendant zeichnet sich durch Louis Vuitton-Täschchen, langer blonder Mähne und einem BMI um die 15 Punkte aus. Ab Mitte September erhöht sich traditionellerweise die Dichte an gesichteten Dirndln und Lederhosen signifikant, dafür werden sogar hin und wieder die geliebten Segelschuhe im Schrank gelassen. Beide Parteien wählen mit Vorliebe die CDU und gründen irgendwann die gehobene deutsche Durchschnittsfamilie mit 1,38 Kindern (die bereits im Grundschulalter ins Internat gesteckt werden), einem Labrador und 2 bis 4 Bediensteten aka Affären. Bis dahin gibt es absolut nur einen Clip, der diesen Studiengang perfekt beschreibt: Die Frat-Boy-Version von Taylor Swifts „Shake It Off". (Ist nichts gegen dich, Taylor!)

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Bauingenieurwesen: Moneyboy—„Dreh den Swag auf"

Das Testosteronlevel in diesem Studiengang schlägt einem schon beim Eintritt in den Hörsaal ins Gesicht. Irgendwie riecht es hier immer ein wenig nach Fitnesscenter-Umkleidekabine, die Lefzen werden sabberbereit bei jedem zufällig verirrten Individuum mit zwei X-Chromosomen hochgezogen und die Aura von längst verflogenen, dreckigen Witzen schwebt konstant in der Luft. Bevor all die künftigen Bauingeneure unsere Gebäude konzipieren und Statiken berechnen, sitzen sie in kumpelhafter Manier ein paar Jahre lang in muffigen Hörsälen, lästern über die Streber im Architekturstudium nebenan, erfinden restbetrunken Geschichten über das plötzliche Erscheinen von unzähligen Playboy-Häschen, die ihre Zocksession beim letzten WG-Saufabend ordentlich aufgemischt haben, und natürlich: drehen sie morgens zuallererst mal den Swag auf.

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