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Wann wird's mal wieder richtig Winter—Metal Fashion im Sommer

Die stereotypische Metalkluft ist sehr gut dazu geeignet, in verschneiten Wäldern herumzuwandern. Im Sommer wird diese Kleidung aber zu einer eisernen Jungfrau.
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Schwarz ist ja bekanntlich schwarz, weil es kein Licht reflektiert. Dementsprechened wärmer sind nun schwarze Kleidungsstücke (duh), die die Energie im Licht nicht abgeben, sondern aufnehmen. Das ist ein verdammtes Problem, wenn man sich ausschließlich schwarz kleidet und lange Ledermäntel mit Kampfstiefeln trägt, während das wallende Haar zu einer stinkenden Masse aus schweißgetränkten Strähnen wird. Die stereotypische Metalkluft ist sehr gut dazu geeignet, in Skandinavien in verschneiten Wäldern herumzuwandern und sich zu fragen, wie man Gott hassen kann, wenn man doch eigentlich nicht an ihn glaubt. Im Sommer wird diese Kleidung aber zu einer eisernen Jungfrau, die dem Träger unsagbares Leid zufügt und ihm auch den letzten Tropfen Flüssigkeit in Schweißströmen aus dem geschwächten Körper saugt. Wie kannst du dich also so brutal wie möglich kleiden, ohne den ganzen Sommer in einer dunklen Höhle zu verbringen zu müssen oder an einem Hitzetod zu sterben?

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Die kurze Camoflage

Eine kurze Camo-Hose: Das einzig wirklich sommertaugliche Kleidungsstück für den fashionbewussten Metalhead. Mit Max Calavera als populären Fürsprecher dieser martialischen Freizeitkluft schlägt sie den Bogen zwischen metallischer „true-ness“ und sommerhafter Luftigkeit. Ein weiterer Vorteil der Tarnhose ist, dass von weitem niemand merkt, wenn du dich angeschissen hast. Dem geübten Biertrinker kann das schon mal passieren—ich spreche hier übrigens nicht aus Erfahrung. Gegen den Gestank hilft die Hose dann aber auch nicht mehr. Aber dafür kommt die Camo nie aus der Mode. Seit Jahren bahnt sie sich ihren Weg durch jegliche Modemagazine. Achso, doch nicht? Trotzdem werden neue Modelle hergestellt und nicht angezündet. Danke für nichts.

T-Shirt

Es gibt schwarze T-Shirts ohne weiße Schrift und schwarze T-Shirts mit weißer Schrift. Andere Arten von T-Shirts sind mir nicht bekannt. Das T-Shirt kannst du ganz einfach sommertauglich machen, indem du die Ärmel abreißt. Das hilft dir auch bei etwaigen aufgestauten Emotionen. Außerdem, Alter, es gibt tatsächlich so etwas wie verschiedene Stoffe. Leichte, schwere und wärmende oder kühlende. Wirf mal einen Blick in ein Textiltechnologie-Buch und dir wird sich eine neue Welt öffnen. Gern geschehen.

Hüte

Hüte sind extrem praktisch. Nicht nur, um die Sonnenstrahlen vom ungewaschenen (kein Vorurteil) Kopf fernzuhalten, sie spenden auch deinen Schultern noch etwas Schatten und irgendwo kann man sicher ein paar Nieten daran befestigen. Zusätzlicher Bonus: Mit entsprechendem Bart fühlst du dich wie Lemmy Kilmister. Leider sind Kopfbedeckungen aber auch der natürliche Feind jeder wilden Mähne und das erste Kleidungsstück, dass sich beim Headbangen selbstständig macht. Es ist aber ganz nett, als Vorwarnung einen Hut in die Fresse zu kriegen, bevor die verschwitzten Haare folgen.

Corpsepaint

Die Kriegsbemalung im Kampf gegen den verfluchten Feuerball. Einfach Schminke mit Lichtschutzfaktor verwenden und deine dämonische Fratze bleibt geschützt. Gleich auch mal kreativ sein, und das Corpsepaint auf den Nacken und Schultern erweitern, das schützt vor Sonnenbrand und du hast mehr Fläche um diverse schwarze Zacken aufzumalen. Über die Alltagstauglichkeit lässt sich streiten, aber es ist nie einfach, ein Vorreiter in der Modewelt zu sein. Ich träume schon von einer nicht all zu fernen Zukunft, in der mir mein Bankberater in vollem Corpsepaint die Vorteile von Hedge-Funds ins Gesicht gröhlt.

Schuhe

Lederstiefel mit Stahlkappen sind gut gegen Kälte, geben dir einen festen Stand wenn du den Nacken rotieren lässt und schützen die Zehen vor dem Tumult im Moshpit. Im Sommer zeichnen sie sich dadurch aus, dass deine Füße in kürzester Zeit im eigenen Schweiß schwimmen. Die Wasserdichtheit von Leder ist ein zweischneidiges Schwert, und die Leidtragenden sind alle, die sich in Reichweite deiner Füße befinden. Flip-Flops sind unter Umständen eine Alternative, wenn sie schwarz sind und irgendwo Nieten oder Stacheln dran haben, ansonsten ist das traditionelle Metal-Schuhwerk recht beschränkt.

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Imago/Haytham Pictures

Mantel und Kutte

Immer, wenn ich im Sommer jemanden mit einem knöchellangen Ledermantel sehe, weiß ich nie ob dieser Hardliner mein Unverstädnis oder meinen Respekt verdient hat, denn irgendwann in seinem Ankleideprozess muss er sich gedacht haben: „Es hat 30 Grad draußen, der Ledermantel ist ziemlich warm… fuck it, Leben heißt Leiden“. Schwarz, masochistisch und respekteinflößend. Wenn du ein Kleidungsstück mit diesen drei Adjektiven beschreiben kannst, muss es in deine Garderobe. Fahr zur Hölle du gelbe Sau, in meinem Herzen wird es immer Winter sein. Ich bleib daheim und höre Eisregen bis es wieder schneit.

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