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UK-Punk’s not dead, ganz im Gegenteil

Und hier sind ein paar Bands, die das beweisen.

Caves, Foto via Andy Johnson

Punkrock wurde nicht in Großbritannien erfunden, jedenfalls nicht technisch gesehen; es gibt natürlich Leute, die anderes behaupten, aber die liegen falsch. Punk entstand auf der anderen Seite des Atlantiks—in einer Garage in Queens, Detroit, wo drei Jungs eine Band mit dem Namen Death gründeten; und Punk entstand in dem Moment, als Iggy das erste Mal eine Bühne betrat und sich ein Mikrofon an die Lippen presste. Wirklich erwachsen wurde Punk aber erst in den Händen von Großbritanniens entrechteter Working Class, die das Genre auch weit über The Clash oder die Sex Pistols hinaus bereicherte. Bands unterschiedlichster Couleur näherten sich dem Phänomen aus allen Richtungen: Crass, Subhumans, The Exploited, Conflict, Chaos UK und viele mehr. Während in den Kirchenkellern und Jugendhäusern von Washington DC langsam Hardcore Gestalt annahm, hatten die Briten schon Punk in Reinform perfektioniert: höhnisch, hochpolitisch, mit Irokesenfrisuren und schwarzem Leder, Buttons und Stiefeln.

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Die allumgreifende Expansion der amerikanischen Szene verdammte UK-Punk dann aber zu einem Schattendasein. Während es den einen oder anderen transatlantischen Export gab—erinnert sich noch jemand an Hooton 3 Car?—erstickten die überquellenden Punkzentren von New York, Philadelphia und anderen amerikanischen Städten den Londoner Underground.

In den letzten Jahren hat sich das allerdings geändert. Britische Punkbands spielen weltweit wieder eine Rolle und hier ist der Grund warum: Viele von ihnen sind schlicht und einfach fantastisch. Als aus Amerika stammendes, menschliches Wesen bin ich wahrlich nicht in der besten Position, um zu besprechen, was in den dreckigen, dunklen Ecken von Großbritanniens Punkszene abgeht—die ganzen Bands, die in verlassenen Lagerhallen und runtergekommenen Wohnungen über eine miserable PA mitreißende Shows spielen. Die Bands jedoch, die bis zu mir durchdringen, haben die Beachtung einer jeden Punk Community auch außerhalb der Insel verdient.

The Cut Ups (Exeter)

Das Flaggschiff der britischen Pop-Punkszene—die Cut Ups schreiben inzwischen seit über einer Dekade schnelle, eingängige Punksongs zum Mitsingen. Ihr Building Bridges, Starting Here aus dem letzten Jahr glänzt vom ersten bis zum letzten Takt. Sie sind Großbritanniens beste Antwort auf die Bouncing Souls—ausladende und eingängige Songs über Heimatorte, Fahrradfahren und Träume, einmal Fugazi live gesehen zu haben.

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Crash of Rhinos (Derby)

Erinnert ihr euch noch an das große Emorevival? Ach, das waren gute Zeiten! Aber während die amerikanischen Kids noch still die Liner Notes ihrer The World Is … und Into It. Over It Platten mit Tränen betropfen—und ja, das sind wirklich schöne Alben—haben Crash of Rhinos klammheimlich die wahrscheinlich beste Emoplatte dieses Jahrzehnts gemacht. Knots ist ein großes, raumeinnehmendes Album, das nahtlos zwischen leisen, instrumentalen und aufbrausenden, punkgetränkten Passagen hin und her wechselt. Musikalisch fühlen sich Crash of Rhinos gleichermaßen im US-Posthardcore und dem heimischen UK-Punk zuhause.

Good Throb (London)

Good Throb klingen genau so fies und rotzig, wie du es erwartest—also falls du erwartest, dass eine Band, die ihr Debütalbum Fuck Off nennt, fies und rotzig klingt. Auf der Platte wütet sich Sängerin KY Ellie durch 11 Songs manischen Post-Punks. Die Texte sind militant feministisch und kindisch zugleich; die Musik dreckig und dissonant, aber auch extrem eingängig. Good Throb halten das Erbe der DIY Crass Records Szene hoch und reihen sich nahtlos in die Riege feministischer Punkbands wie Perfect Pussy, Priests und Hysterics ein.

Caves (Bristol)

Vergiss den ganzen UK-Kontext—Caves sind vielleicht momentan die beste Punkband auf dem ganzen Planeten. Ihr letztes Album, das 2013er Betterment, ist ein frenetischer Ritt mit nur einigen wenigen ruhigen Momenten, in denen man etwas Atem holen kann, bevor die halsbrecherischen Drums und das Getöse des weiblich/männlichen Gesangduos wieder einsetzt und du nicht anders kannst, als lauthals mitzusingen. Die Großartigkeit ihrer Musik lässt dir einfach keine andere Wahl.

Great Cynics (London)

Great Cynics gitarrenfokussierte Version von Pop-Punk lässt sich schnell mit einigen amerikanischen Acts vergleichen—The Menzingers lassen grüßen—aber das soll die Qualitäten dieser Punkband mit einem guten Gespür für Popmelodien und fantastisches Songwriting keineswegs schmälern. Auf ihrem 2013er Debütalbum mit dem Namen Like I Belong schimmert eine Art abgeklärte Reife durch, die mich persönlich besonders anspricht. „Nothing really matters if you don’t let it matter / so I tell myself it’s true.“ Ich weiß genau, wovon ihr redet. Wenn man das dann noch mit ausladenden, positiven Pop-Hooks verbindet, ist das Resultat einfach umwerfend gut.

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Muncie Girls (Exeter)

Great Cynics Splitpartner einer 12“ vom Anfang diesen Jahres—Muncie Girls—machen die Art von schönem, melodischem Pop-Punk mit Frontfrau, die auf beiden Seiten des Atlantiks zu einer festen Größe geworden ist. Das soll hier nicht abschätzig klingen. Die Band gehört in ihrer Schublade zu den besten überhaupt und man hört ihnen buchstäblich ihre Verehrung für die Vorreiterbands an, die den Weg für diese Art von Musik geebnet haben: Tilt, Discount und wie sie alle heißen. Ihre EP Sleepless aus dem letzten Jahr ist wunderbar ausbalanciert und trifft einfach überall die richtige Noten, von treibendem Punk bei „Car Crash“ zu Popsentimentalitäten bei „Music Forever“—hervorragende Musik für Mixtapes von hoffnungslosen Romantikeren und auch allen anderen.

Shopping (London)

Die britischen Art-Punks Shopping machen Songs, die einen unweigerlich zu ruckartigen Hüft- und Kopfbewegungen verleiten. Minimalistische Gitarrenmelodien erklingen über treibende Schlagzeugrhythmen. Es macht Spaß, ist tanzbar und vielleicht der lupenreinste Post-Punk, den es momentan gibt. Ihre Songs haben etwas sehr Angespanntes und man hört die DIY-Attitüde deutlich heraus, aber letztendlich wird man von den warmen Basslines und den rotierenden Gitarrenmelodien geradezu eingelullt. Es ist die Art von Musik, die den ernstesten Punk dazu bringen kann, die Lücken in ihren ausgedehnten Songs mit Hüftwackeln und Klatschen zu füllen.

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Apologies, I Have None (London)

Mit Songs, die geradezu für ausladende Gesten und Mitsingrefrains gemacht wurden, befinden sich Apologies, I Have None in der gleichen Mid-Tempo-Punkwelt wie Iron Chic und Red City Radio und müssen sich, was unwiderstehliche Hooks und Shoutalong-Fähigkeiten angeht, keineswegs hinter den anderen verstecken. Ihr Debütalbum, London, ist von der ersten Note an, mehr als solide, aber „Sat in Vicky Park“ ist der eigentliche Star: Eine passionierte Ode an die sonnigen Tage in Hackney, den 26 Bus und an diese andere britische Punkinstitution, Grades Album Under The Radar.

Bear Trade (Nord-Ost-England)

Es gibt britische Bands und es gibt BRITISCHE Bands. Bear Trade ist eine dieser Bands, bei denen man BRITISCH gut und gerne in Großbuchstaben schreiben kann. Sie kombinieren die besten Elemente rotzigen, amerikanischen Melodic-Punks mit den charakteristischen Vorzügen, die ein ausgeprägter britischer Slang zu bieten hat.

Ron Knox ist bei Twitter, wo er sich über die Royal Family informiert—@ronmknoxDC

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