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Travis Barker macht einfach immer weiter

Der Drummer spricht über die unzähligen Projekte, in die er involviert ist, wie sein Buch, das Musikfestival, das er organisiert, sein Modelabel, Blink-182 und die Transplants—und natürlich Tattoos.

„Ich kann mich keinen Tag ausruhen, ohne ins Studio zu gehen, so bin ich halt“, sagt Travis Barker, während er auf einer Couch einer Hotel Lobby in Austin sitzt und an einem Kaffee nippt, hinter ihm sein Bodyguard, der während meiner halbstündigen Unterhaltung mit dem Schlagzeuger die ganze Zeit Fotos macht.

Bei Barker trifft diese Rastlosigkeit auf alle Aspekte seines Arbeitslebens zu. Nachdem er zwei Tage lang in Austin war, um ein Konzert mit Yelawolf zu spielen, das er organisiert hat, um den 15. Geburtstag seiner Famous Stars And Straps-Modelinie zu feiern, flog er am nächsten Tag zurück nach LA um beim Musink-Festival zu arbeiten, das er kuratierte.

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Beim dem dreitägigen Festival in Südkalifornien gibt es ein Wochenende lang Musik (inklusive eines Auftritts von Barkers aktueller Band Transplants), Tattoos und Autos. „Es beinhaltet alles, was ich liebe: Musik, Autos und Tattoos. Also war es ziemlich einfach für mich, zu sagen, dass ich ein Teil davon sein will“, sagt Barker.

Seine Liebe zu Tattoos, eine Autobiografie, die im Juni erscheint, drei neue Alben, der aktuelle Stand zu neuen Sachen von Blink-182 und wie er mit dem Flugzeugabsturz von 2008 klarkommt, bei dem vier Leute starben, sind nur einige der Themen, die Barker anspricht, während er mir und einem Freund in einem aufschlussreichen Gespräch Rede und Antwort steht.

Noisey: Du arbeitest dieses Jahr das erste Mal mit Musink zusammen, wie involviert bist du in den täglichen Prozess, so ein Festival zu kuratieren?
Travis: Mann, als es um das Line-Up ging, haben sie mich jeden Tag gefragt „Was hältst du davon?“ Also war ich sehr involviert. Tech N9ne ist ein guter Freund von mir. Ich habe Bill von den Descendants gefragt, ob sie spielen wollen und auch sonst irgendwie jeden. Ein Freund von mir ist Booker für die Gorilla Biscuits und ich habe es nie geschafft die Gorilla Biscuits zu sehen. Als ich aufwuchs, war ich Straight Edge und fuhr total auf Hardcore ab, also bedeutet es mir wirklich viel, dass sie spielen. Tatsächlich durfte ich ziemlich viel mitreden, als es darum ging, wer spielt. Und meine Tätowierer-Freunde hingen bereits mit drin, also musste ich da nichts mehr machen.

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Wie nah kommt das Line-Up deinem Traumfestival?
Manchmal wäre es scheiße, wenn es dein Traumfestival wäre, richtig? Aber glücklicherweise haben wir nicht jede Band bekommen. Wir haben einige dieser Phasen von „wir wollen diese Person, aber sie ist nicht verfügbar, also lasst uns diese Person nehmen“ durchgemacht. Aber es hat funktioniert. Zum Beispiel wollten wir nicht, dass der Transplants-Tag ein gewöhnlicher Punkrock-Tag wird—die Transplants können die Bühne mit so vielen verschiedenen Bands teilen, da bei uns alle Musikgenres irgendwie zusammenkommen. Tech und Rittz an dem Abend zu haben, die gute Freunde sind, macht also Sinn. Und dann die anderen Tage … also H2O, Strife und Judge zusammen mit den Gorilla Biscuits zu haben, ist verrückt.

Zu welchen Tätowierern sollte man auf dem Festival gehen?
Mahoney hat einige meiner Sachen gemacht. Einige Sachen davon sind durch den Flugzeugabsturz verloren gegangen, aber ich war immer bei Mahoney—Mister Cartoon—er ist derjenige, der dafür verantwortlich ist, dass ich Black and Gray-Sachen wieder mag. Als ich jünger war, habe ich mir ein Black and Gray-Tattoo machen lassen, aber erst als ich älter wurde und mir von Toon weitere habe machen lassen, habe ich sie wirklich lieben gelernt. Außerdem Franco Vescovi und Chuey Quintanar, alle drei haben mir den Kopf verdreht, Chuey, Franco und Mister Cartoon.

Hast du ein Lieblingstattoo?
Das ist wie ein Lieblingskind zu haben, das geht nicht. Für mich sind sie alle wie Seiten aus einem Sammelalbum. Einige Leute lassen sich nur ein paar Tattoos machen, weil sie sie cool finden, aber für mich dokumentieren sie alle eine Zeit in meinem Leben. Wenn mich Leute fragen: „Würdest du jemals eins wegmachen lassen?“, kann ich nur sagen: „Das wäre wie eine Seite aus einem Buch zu reißen, das kannst du nicht machen.“ Zumindest bei mir gilt, dass ich es aus einem Grund habe machen lassen, ich kann nicht einfach sagen: „Das ist nicht mehr cool, ich mach es weg“.

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Darum habe ich nur vier, es dauert bei mir ewig, bis ich mich entscheide.
Hat Mahoney die gemacht?

Ja.
Er ist der Beste und es lohnt sich alleine schon wegen der Zeit mit ihm, sich bei Mahoney tätowieren zu lassen. Ich würde fast meinen ganzen Körper nur deswegen tätowieren lassen. Er kennt die besten Geschichten, ob es nun darum geht mit Biggie in einem Flugzeug zu sein und ihn da oben zu tätowieren oder anderes Zeug, er kennt so viel. Er ist seit so langer Zeit dabei und er ist bescheiden, ich bewundere ihn, das ist großartig.

Ich wollte gerade sagen, das ist jemand, der ein Buch schreiben sollte und dann fiel mir ein, dass du ein Buch schreibst.
Ja. Es war nicht schwierig zu schreiben, aber manchmal war ich etwas ratlos und Leute haben sich an Dinge erinnert, an die ich mich nicht erinnern konnte, da ich damals ziemlich viele Drogen genommen habe. Meine Erinnerung war einfach löchrig. Es gibt in dem Buch eine Menge Nebentexte, in denen Leute wie Skinhead Rob, Mark Hoppus oder Tim Armstrong, einfach alle meine Freunde, ihre Seite der Geschichte erzählen. Und das war interessant, denn wenn ich nur ihre Texte lesen würde, würde das dazu führen, dass ich sage: „Das ist passiert und das“. Und es sind Sachen passiert, die ich sonst ausgelassen hätte, aber es kommt mir wirklich jeden Tag etwas in den Sinn, wenn ich durch ein Hotel gehe oder irgendwas mit meinen Kindern mache oder wenn ich bei der Probe bin—und dann muss ich mich beeilen, dass ich mein Handy in die Hand kriege, um das alles aufzuschreiben, da es wirklich jeden Tag etwas Neues gibt. Ich bin fast fertig damit, aber ich hatte eine Woche keine Sitzung mit Gavin [Edwards] und einen Umschlag, der voll mit Notizen war. Aber es ist cool, ich wollte damit warten, bis ich trocken bin und ich wusste nicht, ob das jemals passieren würde. Aber es ist jetzt früher als später passiert, da es für mich ein Gesundheitsrisiko war und das war perfektes Timing.

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Gibt es irgendwelche Geschichten, die zutage kamen und dich überrascht haben?
Es gibt nichts, an dass ich mich absolut gar nicht erinnern kann, es ist eher so, dass Leute dem, was in meinem Leben passiert ist, etwas hinzufügen. Aber es wird alles darin dokumentiert: Wie ich aufgewachsen bin, dass meine Mutter früh starb, wie ich Müllmann in Laguna Beach wurde und wie ich in einer Einzimmerwohnung mit meiner Punkrockband gelebt habe, Touren mit den Aquabats, meine Zeit als Ersatz bei Blink, wie ich Mitglied bei Blink wurde und meine Angst vorm Fliegen, Albträume vom Fliegen, der Flugzeugabsturz, meiner Genesung, alles, es ist verrückt. Es hatte eine therapeutische Wirkung auf mich, da es so viel gab, was ich mir von der Seele schreiben musste und ich habe über meinen Flugzeugabsturz nie mehr gesagt als „Ja, ich war in einen Flugzeugabsturz verwickelt, es war scheiße.“

Was für Dinge hast du beim Schreiben des Buchs gelernt?
Mann, einfach endlich alles aufzuschreiben und irgendwie mit jemandem darüber zu reden, was ich sonst nie getan hätte. Ich habe eine Weile unter einer post-traumatischen Belastungsstörung gelitten, einem Überlebenden-Syndrom, es gab mehrere Dinge. Ich habe mich nie hingesetzt und einen Therapeuten aufgesucht, mit dem ich über all das gesprochen habe. Das fiel also alles von mir ab.

Ihr arbeitet gerade an einem neuen Blink-Album, habe ich im Internet gesehen.
Wir werden bald damit anfangen. Im Moment mache ich ein Cover-Album mit den Transplants. Wir haben etwas, dass wir Tranplants-Tuesdays nennen und bei dem wir jeden Dienstag für zwei Stunden zusammenkommen und jedes Mal einen neuen Coversong machen.

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Was habt ihr als letztes gemacht?
„Gratitude“ von den Beastie Boys, das war super. Tim [Armstrong] und Rob [Aston] zu hören, wie sie den Song singen, war verdammt cool.

Gibt es irgendwelche Songs, die ihr gerne machen würdet, aber die aus bestimmten Gründen noch nicht geklappt haben?
Wir wollen nichts so covern, wie es schon ist. Mit „Gratitude“ sind wir dem schon sehr nah gekommen, aber ich denke auch es gibt einige Sachen, die unberührbar sind. Ich bin zum Beispiel einmal mit Mary J. [Blige] bei American Idol aufgetreten und sie hat dann „Stairway To Heaven“ gecovert und ich dachte mir „Oh Mist, das kann entweder richtig gut werden oder richtig schlecht.“ Und Mary ist so eine großartige Sängerin und versteht Musik allgemein und Zeppelin und diese Ära der Musik einfach so gut, dass sie es einfach super gemacht hat. Aber das hat mich beunruhigt. Mit den Transplants können wir fast alles machen. Nichts ist tabu. Wir könnten uns mit jedem Musikgenre anlegen und würden uns nicht fehl am Platz fühlen.

Gibt es irgendeinen Song, den ihr unbedingt ausprobieren wollt?
Es gibt einen Geto Boys-Song, der „Fuck ’Em“ heißt und den wir noch nicht ausprobiert haben, aber das wird super. Es gibt einige, wir legen einfach los, nichts ist geplant. Nimm an, sie [zeigt auf die Freundin, die beim Interview dabei ist] wäre in der Band und sagt: „Ich mag diesen Song.“ Dann sagen wir „Alles klar, lasst ihn uns anhören, lasst uns sehen, wie wir ihn neu interpretieren können.“

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Ich denke an einen Tom Waits-Song.
Das wäre interessant.

Die Idee gefällt mir, da du das nicht erwarten würdest. Ich denke, niemand sollte „Stairway To Heaven“ covern, aber zumindest würde das niemand von Mary J. Blige erwarten.
Sie kannte den kompletten Text, ich war beeindruckt, dass sie so sicher in einem Musikgenre ist, in dem sie nicht zu Hause ist und sie war einfach nur cool. Wir hatten es nach ungefähr zwei Stunden im Kasten.

Weißt du schon wann das Coveralbum rauskommen wird?
Wir haben uns gefragt: „Wollen wir alle paar Wochen einen Song veröffentlichen oder wie machen wir es?“ Aber ich denke wir machen tatsächlich ein Album, das wir dann selbst oder über Epitaph veröffentlichen.

Hat das Schreiben des Buches die Art, wie du Musik machst, beeinflusst?
Ich weiß nicht, ob ich das auf den musikalischen Prozess anwenden kann, ich war zwar sporadisch im Studio um am Nachfolger meiner Debüt-Platte, Give The Drummer Some, zu arbeiten, aber das hatte wirklich nichts damit zu tun. Das ist einfach was anderes, es sind einfach nur zermürbende Sitzungen, du sitzt dort und sprichst mit jemandem, du wirst Sachen gefragt und durchlebst Kapitel deines Lebens erneut und sagst: „Nein, nein, das ist auch passiert“. Für mich ist das, wie einen Song immer und immer wieder zu hören: „Das hätte bei diesem Part passieren sollen, diese Bridge könnte länger sein.“ Das ist etwas, was mir bei dem Buch aufgefallen ist.

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Vielleicht hilft das ja bei der Überarbeitung und dem Lektorat?
Ja, ich bin eine sehr detailverliebte Person und mein Buch ist für mich wie ein Album. Es ist ja nicht so, dass ich 50 bin und über Sachen spreche, die vor 30 Jahren passiert sind. Es ist dem, wo ich heute bin, immer noch so nah. Also muss es für mich wie ein Album sein, etwas, auf das ich stolz bin und etwas, was mich in allen Belangen zufrieden stellt.

Mir gefällt die Idee, dass Bücher Soundtracks haben, würdest du jemals einen zu deinem Buch machen?
Als wir mit dem Transplants-Tuesday angefangen haben, habe ich gesagt: „Scheiße, warum kann es keinen Soundtrack dazu geben oder eine CD, die ich beilege?“ Aber ich bin mit meinem Buch so viel weiter als ich es mit dem Album wäre und bei einem davon müsste ich mich dann hetzen. Ich könnte es vielleicht nachträglich machen oder so.

Wann erscheint das Buch?
Im Juni. Es kommt immer näher. Im Moment mache ich gerade das Artwork dafür. Ich habe mich dafür an Chuey, Franco, Skinhead Rob, Tim Armstrong, all meine Freunde, die Künstler sind, gewandt, damit sie für jedes Kapitel kleine Bilder machen, da ich nicht einfach nur Text haben will. Es sind solche kleinen Details, durch die es zu etwas Besonderem werden soll.

Gibt es schon Ideen, in welche Richtung es bei den neuen Blink-Sachen gehen wird? Ich weiß, dass ihr in Reading und Leeds spielen werdet und dass es die Idee gab, die Sachen bis dahin fertig zu haben?
Ich wollte definitiv, dass wir bis dahin neue Sachen haben, es hat sich nur noch nicht ergeben, dass wir als Band zusammenkommen konnten, um neue Sachen aufzunehmen, das ist also eine Herausforderung.

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Wie sehr bleibt Musik durch all diese verschiedenen Projekte, die du machen kannst, für dich interessant?
Als ich zu Hause war, habe ich auf einem Song von Rusko gespielt, ich habe bei etwas von Datsik mitgemacht, ich habe die ganze Woche auf verschiedenen Alben gespielt, denn am Ende des Tages—was Blink angeht—musst du es schaffen, dass alle Zeit und Energie haben, zur gleichen Zeit aufnehmen und schreiben zu können. Wenn das nicht passiert, kann das nicht das Ende der Welt für mich sein. Ich muss andere Sachen haben, die ich tun kann oder ich würde mir die Augen auskratzen. Sachen mit den Transplants zu machen, an meinem Soloalbum zu arbeiten, bis es soweit ist, dass wir mit Blink ins Studio gehen können—ich muss einfach beschäftigt bleiben. Wir haben vor, das zu schaffen, bevor wir nach Reading oder Leeds kommen, ich hoffe das klappt.

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