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Interviews

Wir haben uns mit Toro Y Mois Chaz Bundick über sein neues Album ,Michael‘ unterhalten

„Hast du dich schon mal an Tracks jenseits von 130 BPM versucht?“—Chaz möchte, dass Menschen gegenüber elektronischer Musik offener sind.
Ryan Bassil
London, GB

Chaz Bundick macht es sich am Telefon bequem, seine Sätze durchdringen entspannt die leicht stockende Überseeverbindung. „Du kannst es dir anhören, wann immer du willst“, sagt er.

Damit meint er Michael, sein Debütalbum unter dem düster schimmerndem Namen Les Sins. Es ist ein Album, von dem er hofft, dass es Menschen verschiedenen Stilen elektronischer Musik gegenüber offener macht. Zwei hervorragenden 12“ folgend—dem aufmunternd blubbernden Soul von „Grind“ und dem pappmäuligen Housetrack „Fetch“—ist das Ergebnis ein unglaublich gut konstruiertes, beinahe kuratiertes Dokument einer Welt, in der es etwas dunkler ist und die Nächte länger sind, als es noch bei seinen Arbeiten als Toro Y Moi der Fall war. Da, wo die vorherigen Toro-Alben in Chillwave und Pop eintauchten, zerrt dich der Bass von Les Sins auf eine stockfinstere Tanzfläche. Es ist ein Ort, an dem du bleiben willst, bis sich die ersten Sonnenstrahlen langsam durch den Raucherbereich ihren Weg bahnen. Diesen Moment bedient Bundick dann mit der Kehrseite des Albums—souldurchzogenen Upbeat-Tracks.

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„Versuch nicht, originell zu sein. Versuch einfach, gut zu sein“, ist ein Zitat von Bundicks Lieblings-Grafikdesigner P. Rand, der ihn zusammen mit solchen Koryphäen wie Timbaland und Mr. Oizo zu dem Album inspiriert hat. „[Das war mein Mantra] als ich das Album gemacht habe—es ging mir pausenlos durch den Kopf. Ich glaube, ‚gut’ ist zeitlos und wenn du das einmal erkannt hast, wirst du die Welt in all ihrer Fülle sehen.“

Das Album, das mit einem Sample des Ilmatic Cuts „One Love“ beginnt, ist seinem Mantra treu geblieben. Es wird keine Genregrenzen niederreißen, aber dafür gibt es 14 Tracks feinster Musik, die alles von grimelastigen Instrumentals, über Drum’n’Bass bis hin zu sonnendurchzogenem Funk umfassen, der auch gut in die Nachbarschaft zu Daft Punks „Lose Yourself to Dance“-Location passen würde.

Noisey: Was gibt es Neues in deinem Leben? Isst du mittlerweile wieder frittiertes Hühnchen?
Chaz: Ich bin noch immer Vegetarier. Es ist schön, Vegetarier zu sein; es ist gesünder. Es macht mir nicht viel aus, kein frittiertes Hühnchen zu essen. Ich arbeite gerade an der nächsten Toro-Platte und habe soeben das Les Sins-Album fertiggestellt.

Du hast die Stimmung fortgeführt, die auch schon deine 12“ dominiert hatte—aufmunternde, sonnenverehrende Songs wie „Grind“ gepaart mit düsteren Afterhour Dancetracks wie „Fetch“. Auf welche Themen spielst du mit diesen beiden Arten von Musik an?
Die eine Sache, dich ich mir vorstellen kann, zu diesen Songs zu machen, ist Autofahren—am Tag oder in der Nacht. Ich wollte so etwas wie einen richtig schönen Soundtrack erschaffen. In Kalifornien gibt es ein paar wirklich schöne Strecken. Wenn du in der Bay Area lebst, kannst du innerhalb von 45 Minuten zum Wasser fahren und das ist einfach die perfekte Dauer für ein Album.

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Stimmt.
Es gibt einige Passagen darin, die sich anfühlen, als wären sie gute Begleiter für eine Fahrt durch die Stadt—vielleicht gerade die düsteren, schnelleren Songs. Und dann gibt es da noch die Tracks, die einfach perfekt dazu sind, um übers Land zu fahren.

Wie bindest du die Prinzipien des Grafikdesign in deine Musik ein? Machst du dir viele Gedanken über positive gegenüber negativen Flächen? Machst du dir Gedanken über die Harmonien zwischen den Farbtönen eines jeden Sounds? Wie sieht Michael eigentlich aus?
Es ist definitiv verspielt und frech. Das war es jedenfalls, was ich mit dem Albumcover angestrebt habe. Was die Farbwahl im Besonderen angeht, siehst du die Primärfarben des Grafikdesigns—schwarz, weiß und rot. Diese drei Farben beschreiben in gewisser Weise auch das Album.

Du hast gesagt, dass das letzte Toro Y Moi Album deine Chance war, ein „ehrliches Popalbum“ zu machen. Was möchtest du nun mit dem Les Sins-Album erschaffen?
Mit diesem Toro Album wollte ich die Menschen jedenfalls dazu bringen, gute Popsongs wertzuschätzen oder zumindest anzuerkennen—egal ob sie jetzt im Radio in den Top 40 laufen oder nicht. Ich schätze, dass ich mit dem kommendem Album Leute dazu bringen will, einen guten Elektrotrack zu erkennen—egal ob düster oder housig.

Ich habe nämlich das Gefühl, dass heutzutage alle so drauf sind: „Oh, ich mag House.“ Und ich dann so: „Wirklich, du magst House? Hast du dich schon mal an Tracks jenseits von 130 BPM versucht?“ Ich möchte einfach, dass die Menschen gegenüber verschiedenen Spielarten elektronischer Musik offener sind.

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Das Album führt einen definitiv auf eine Reise durch verschiedene Stile. „Toy“ könnte man schon fast als Grime-Instrumental bezeichnen.
Ich versuche, zu verstehen, wo jedes einzelne Musikgenre seine Wurzeln hat. Wenn ich das einmal verstanden habe, dann will ich selber einen Song in der Art machen. Auf dem Album gibt es noch ein paar mehr Tracks, die in die Drum’n’Bass Richtung gehen.

Von welchem Künstler wurde Michael beeinflusst?
Der Haupteinfluss ist wohl Motor City Drum Ensemble. Ich finde es wirklich super, wie er seine Drums und Samples miteinander verbindet—außerdem verfügt es über eine Menge Textur. Einfluss kommt aber auch von Künstlern wie Four Tet. Er ist einfach einer der Größten. Er ist definitiv eine lebende Legende. [Four Tet] ist ein Elektromusiker unserer Generation, den ich wirklich schätze.

Ich habe auch eine Liste mit Menschen in der Art von „Was würde so und so tun?“ Was würde Dan Snaith [Caribou] tun? Was würde Four Tet tun?

Wie groß ist deine Musiksammlung inzwischen?
Digital müssten das mittlerweile um die 700 GB sein. Es ist ziemlich bescheuert. Ich bin ein Produkt dieser Generation, in der du etwas anhörst, es absorbierst und dann zur nächsten Sache übergehst. Es ist traurig, aber ich versuche selber Musik zu machen, um zu zeigen, dass ich sie auch wertschätze.

Michael wird am 3. November über Company Records veröffentlicht.

Folge Ryan bei Twitter—@RyanBassil

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