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Warum es richtig dumm ist, dass Tenacious D einen Grammy für Best Metal Performance bekommen hat

Durch die Auszeichnung von Tenacious D beweisen sich die Grammys nur ein weiteres Mal als die Speerspitze absoluter Planlosigkeit.

Foto von Michael Elins / Mit freundlicher Genehmigung von Tenacious D

Stellen wir zu allererst eine Sache klar: Die Grammys bedeuten einen Scheiß! Es ist eine aufgeblasene, funkelnde, Stars-geschwängerte Veranstaltung, die einzig und allein für drei Gruppen von Menschen von Relevanz ist: 1) die Schreiberlinge der Musik- und Unterhaltungsindustrie, die darüber berichten (müssen); 2) die Menschen, die zu der Zeremonie eingeladen wurden und 3) die armen Seelen, die nichts Besseres zu tun haben, als die ganze Nacht Twitter mit irgendeinem Scheiß vollzumüllen. Allen anderen, also auch uns, ist diese Veranstaltung total egal. Nach dem ganzen Brimborium dienen die Auszeichnung eh nur noch als dankbare Schlagwörter für Pressemitteilungen und natürlich der Selbstbeweihräucherung—das war es dann eigentlich auch schon. Nichtsdestotrotz gibt es etwas, das der gemeine Musikfan von den Grammys immerhin erwarten kann, nämlich eine logisch nachvollziehbare, wenn auch nervige, Entscheidung: In der Regel gewinnen die beliebtesten Künstler mit dem meisten Einfluss und der größten kulturellen Signifikanz.

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Metalfans wiederum können sich noch nicht mal auf das verlassen. Mal wieder wurden wir nach Strich und Faden verarscht und eine verdammte Witzband hat den Grammy in der Kategorie Best Metal Performance abgeräumt. Für einen verdammten Coversong! Einen Coversong, der auf derselben Tribute-Compilation zu finden ist, wie einer der anderen nominierten Songs! Ihr letztes Album, das 2012er Rize of the Fenix, wurde damals ebenfalls für einen Grammy nominiert. In der Kategorie Best Comedy Album! Weil Tenacious D eine Witzband sind!!!

Mein schlauer Freund Gary sagte dazu:

Tenacious D just won the Best Metal Performance Grammy in case you were uncertain whether or not the Grammys are a joke.

— I'm Gary (@noyokono) February 8, 2015

Von Jethro Tull bis zu Tenacious D: Wenn es um Heavy Metal und Hardrock geht, dann waren die Grammys immer schon die Speerspitze der absoluten Ahnungslosigkeit. Metalfans erwarten noch nicht mal mehr, dass die Jury selber versteht, wie unglaublich beschissen—wenn nicht sogar beleidigend—ihre Auswahl sein kann. Und eigentlich interessiert es uns auch nicht wirklich. So ein Grammygewinn ist auch nur eine hübsche Feder, mit der man seinen Hut schmücken kann. Black Sabbath, Slayer, Pantera und Dream Theater—aber auch jüngere Nominierte wie Killswitch Engage, Halestorm und Volbeat—konnten alle einen leichten Anstieg der Verkaufszahlen beobachten, nachdem sie diese Industrieauszeichnung gewonnen hatten. Als Metalband einen Grammy zu gewinnen, ist in etwa wie im Geschichts-LK eine 1+ für ein Referat über Gräfin Bathory zu bekommen: Du weißt, dass dich dein Lehrer für ziemlich sonderbar hält, aber du hast etwas Schönes, das du daheim an den Kühlschrank hängen kannst.

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Es ist schon ganz witzig, sich darüber lustig zu machen, wie unglaublich planlos die Grammy-Juroren sind, wenn es um härtere Gitarrenmusik geht. Wenn man dann aber mal genauer darüber nachdenkt, bleibt einem das Lachen doch ziemlich schnell im Halse stecken. Die Tatsache, dass Tenacious D den Grammy in dieser Kategorie gewonnen haben, spiegelt in gewisser Weise die vorherrschende Meinung der Gesellschaft gegenüber Heavy Metal wider. Die Wahl von Jack Black und Kyle Gass als Repräsentation dessen, was die Musikindustrie als den absoluten Höhepunkt des Metaljahres bezeichnet, zeigt, dass sie von Heavy Metal (und seinen Fans) vor allem denken, dass es sich dabei um dumpfbackige, primitive Vollidioten handelt. Jethro Tull haben damals wenigstens einiges aus dieser Flöte geholt.

Nein, es erwartet jetzt wirklich niemand, dass Yob oder Pig Destroyer einen Grammy bekommen (andererseits: wie geil wäre das eigentlich?). Es ist ein Mainstream-Award und dementsprechend werden auch nur Mainstream-Metal-Bands nominiert. Was anderes ist von der Veranstaltung gar nicht zu erwarten. Das ist also nicht das Problem. Man muss sogar sagen, dass sie dieses Jahr mit der Auswahl der Nominierten einiges richtig gemacht haben. Darunter befanden sich Anthrax, Mastodon, Motörhead und Slipknot—also alles Bands, die den Durchbruch in den Mainstream geschafft haben, für die Metalszene selber aber von viel größerer Bedeutung sind als die „Band“, die dann am Ende den Preis mit nach Hause nehmen durfte. An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal darauf hinweisen, dass zwei der fünf nominierten Songs von der gleichen Tribute Compilation stammen, nämlich der posthumen Verehrung des viel zu früh von uns gegangenen Metalgotts Ronnie James Dio. Auch wenn es schon (irgendwie) schön ist, Dio nach seinem Tod noch einmal geehrt zu sehen, soll man sich doch bitte mal den Aufschrei vorstellen, wenn irgendetwas in der Art in der Rap oder Pop Kategorie passiert wäre. Ganz genau, dazu würde es nie kommen. Selbst wenn sich die Pforten der Hölle öffnen und Iggy Azalea mit einem Award für Best Whatever ausgezeichnet werden würde, würde dem immer noch mehr Legitimität anhaften. Sie macht nämlich noch echte Musik—also ehrliche Musik, die mehr als einfach nur lustig sein will.

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Als es an den Grammy-Juroren lag, aus einer Handvoll beliebter und respektabler Bands, einen Gewinner zu ziehen, schalteten sie eindeutig ihr Hirn ab. Sie hatten die Wahl zwischen Motörhead—unglaublich einflussreiche, von allen geachtete LEGENDEN, die 40 JAHRE nach ihrer Gründung noch ein megagutes Album veröffentlicht haben—und einem Freizeitprojekt von zwei Hollywoodkomikern, die uns musikalische Meisterwerke wie „They Fucked Our Asses“ beschert haben. Und für wen haben sie sich entschieden?

Es ist jetzt schon über zehn Jahre her, dass Tenacious D irgendeine Relevanz hatten. In der Zwischenzeit hat in Norwegen eine unglaublich vielversprechende, progressive Death Metal Band namens Execration die höchste Musikauszeichnung des Landes erhalten, den Spelllemanprisen. Wäre es nicht schön, wenn man von den Grammys ähnliches berichten könnte?

Kim Kelly hat damit alles über die Grammys gesagt (versprochen), aber sie ist auch bei Twitter—@GrimKim

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