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Interviews

Wir haben uns mit einer Ghostwriterin unterhalten, die für Drake gearbeitet hat

Niemand ist überrascht, dass Drake sich von Ghostwriter helfen lässt. Aber das hinter seinen Texten auch Frauen stehen, scheint einige Leute zu schockieren.

Es gibt für jede erdenkliche Situation, in die du geraten kannst, eine passende Textzeile von Drake. Ob es ums Verlieben, über das Verlieren der Liebe oder das Verdienen von Unmengen an Geld geht, die passende Textzeile von Drake ist für dich da. Aber was, wenn Drake nicht die einzige Person hinter diesen Textzeilen ist? Drake ist ein Rapper, in den wir uns hineinversetzen können, weil wir uns ihn und seine Probleme so lebhaft vorstellen können. Dieses Gesamtpaket wird so gut verkauft, dass wir vergessen, dass er, genau wie viele andere Künstler, ein Team aus Leuten um sich hat, die diese Worte für ihn konstruieren. Im Fall von Drake ist eine dieser Personen Shi Wisdom, eine Sängerin und Songwriterin aus Toronto. Sie ist sehr präsent in den sozialen Medien, wo sie ihre Musik und andere Dinge, die ihr wichtig sind, promotet. Letztes Jahr wurde auf Twitter behauptet, dass Shi angeblich Drake verklagt hatte, da sie nicht für ihre Arbeit als Ghostwriterin bezahlt worden war. Anlass war ein Artikel, den Shi gepostet hatte, der sich um eine Frau aus Toronto handelte, die Drake wegen nicht bezahlter Ghostwriting-Arbeit verklagen wollte. Viel zu viele Leute nahmen an, dass es sich bei dieser Frau um Shi selbst handelte und reagierten schockiert. Dabei war es nicht etwa der Fakt, dass Drake tatsächlich Ghostwriter beschäftigt, der für Verwunderung sorgte, sondern, dass auch Frauen seine Texte schrieben.

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Eine Rückfrage bei den Provinzgerichten Kanadas und eine Email an die Star-Anwältin Gloria Allred haben damals bestätigt, dass es für diese Gerüchte keine Beweise gab. Da Shi und Drake in der Vergangenheit zusammengearbeitet hatten, wurden diese Anschuldigungen von den Leuten, die von dieser Situation wussten, allerdings nicht sofort zurückgewiesen. Viele behaupteten, dass sie verärgert sei, da sie nicht die Aufmerksamkeit bekommen würde, die sie als Ghostwriterin oder Sängerin möchte. Wir haben uns mit Shi über den Umgang mit den Drake-Gerüchten, über die Reaktionen, die sie als weibliche Songwriterin in diesem Geschäft bekommen hat, und die vielen Musiker, die nicht selbst ihre Texte schreiben, unterhalten.

Noisey: Warum hast du nicht einen einzigen Tweet gepostet, in dem du bestätigt oder dementiert hast, dass du die Frau bist, von der gesprochen wird?
Shi Wisdom: Warum sollte es meine Verantwortung sein, eine Mission zu beenden, die ich nicht begonnen habe? Das hatte nichts mit mir zu tun, warum sollte ich mich also so daran beteiligen? In den Kommentaren und den Unterhaltungen, die es unter den Posts darüber gab, habe ich im Prinzip gesagt, dass ich es nicht bin. Ich mag das offene Gespräch, ich bin eine Person, die das Gespräch fördert. Die Leute sprechen heutzutage nicht genug. Ich schreibe auch viel—ich bin auch gerne an meinem Computer—aber ich bin auch eine sehr konfrontative, direkte Person und daher fördere ich wie gesagt Gespräche. Wenn du dir eine meiner Social-Media-Seiten ansiehst, dann fördere ich immer das Gespräch. Ich hätte einfach ein simples Statement von mir geben können, aber ich weiß, dass ein Gespräch mehr bewirkt und das ist der ganze Punkt.

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Du dachtest nicht, dass die Leute denken, dass du dahinter steckst, als du die Artikel gepostet und auf diesen Gegenwind reagiert hast?
Ich sehe gerne, was die Leute sich für Gedanken machen. Als ich den ursprünglichen Artikel gepostet habe, in dem es um diese Frau aus Toronto ging, hieß es nicht, dass ich es bin und ich habe nicht gesagt, dass ich es bin. Ich wollte einfach sehen, was die Leute davon halten. Nicht einmal eine Stunde später gab es einen weiteren Post mit meinem Gesicht, in dem es hieß, dass ich es bin. Ich hatte nicht das Bedürfnis, die Sache im Bezug darauf, ob es stimmt oder nicht, mit irgendjemandem zu besprechen. Ihr seid das erste Medium, zu dem ich wirklich offen gesagt habe, dass ich es nicht bin, weil ich bereits eine anerkannte Schreiberin bin. Ich habe mit dieser Person [Drake] einen Song geschrieben. Mein Name steht zusammen mit seinem im Booklet. Ich bin keine Ghostwriterin. Ich war nie eine Ghostwriterin.

Mehr dazu: Das „kleine Geheimnis" Ghost Producing ist keine so große Sache

Als das Gerücht in den Blogs aufkam, haben die Leute eher deswegen schockiert reagiert, weil eine Frau diese Texte geschrieben haben könnte, und nicht etwa wegen der Möglichkeit, dass Drake nicht selber schreibt. Was hattest du dabei für ein Gefühl?
Es geht noch um mehr als die Überraschung, dass es eine Frau ist. Diese Frau aus Toronto, von der sie sprechen, hat nichts mit mir zu tun. Ich hatte vor ein paar Jahren meine eigenen Vorfälle mit ihm, die wir bereits geklärt haben. Ich denke, der Auslöser war, dass einige Leute etwas über Drake sagen wollten, da die Leute alles aufnehmen. Um ehrlich mit dir zu sein, wen kümmerts, wenn er nicht sein eigenes Zeug schreibt? Es ist ziemlich offensichtlich, dass er ein intelligenter Geschäftsmann ist. Wer schreibt in diesem Geschäft seine Sachen komplett selbst? Ich kenne keinen großen Künstler, der all seine Sachen selbst schreibt, nicht eine Person. Wenn du mit den Labels in diese Meetings gehst, dann sagen sie dir, wer auf der Suche nach Songs ist und es sind eine Menge Leute, von denen du dachtest, dass sie ihre eigenen Songs schreiben. Frauen haben es schwer in dem Geschäft, aber ich werde mich nicht an die Tatsache klammern, dass ich eine Frau bin. Alle Songschreiber haben es schwer in diesem Geschäft, besonders wenn du ein Ghostwriter bist. Wenn du realisierst, wie klein du in diesem Geschäft bist, dann ist das verrückt. Und wenn du so klein in dem Geschäft bist und eine Frau, dann bist du noch etwas kleiner.

Es gab einen Vorfall zwischen Iggy Azalea und Nicki Minaj, bei dem Nicki im Prinzip versucht hat, Iggy niederzumachen, indem sie sie beschuldigt hat, nicht ihre eigene Musik zu schreiben. Du sagst jedoch, dass jeder ein Team hinter sich hat?
Es gibt da draußen viele Ghostwriter und es gibt viele Leute, die keine Ghostwriter sind. Du siehst sie nicht, du hörst sie nicht, sie existieren für das Publikum nicht, denn wie ich schon sagte, es gibt diese Illusion, dass all diese Künstler ihre eigenen Sachen schreiben. Es steckt eine ganze Maschinerie hinter allem. All diese Künstler haben diverse Leute, die ihnen helfen, oben zu bleiben. Jeder hat Schreiber, jeder hat ein Team aus Leuten, um das alles zu schaffen. Einige dieser Künstler schreiben einige ihrer Songs selbst, aber denkst du wirklich, dass Nicki Minaj all ihre Songs ohne Hilfe schreibt? Um ein Songwriter bei einem Song zu sein, musst du nur ein Wort dazu beisteuern. Als die „R.I.P.“-Platte, die ich mit Drake gemacht habe, fertig war, hatten sechs Songwriter, inklusive mir, den Song angefasst. Das war nicht der Plan, aber das passiert so: Irgendjemand kommt und sagt: „Sag doch statt ‚Boy‘ lieber ‚You‘.“ Und dann ist die Person als Songwriter am Song beteiligt. Beyoncé hat die längste Zeit keiner ihrer Platten selbst geschrieben. Ich persönlich denke immer noch nicht, dass sie überhaupt eine ihrer Platten geschrieben hat.

Da du im Zentrum dieses Gerüchts standest, was hat dir das sonst noch gezeigt, wenn es darum geht, womit Frauen in diesem Geschäft konfrontiert werden?
Es gibt viele Dinge, die die Industrie als Problem ansehen würde, wenn ich eine weibliche Künstlerin im Rampenlicht wäre—die Leute beschuldigen mich jetzt zum Beispiel, dass ich genau das durch diesen Skandal werden will. Aber das ist nicht mein Traum. Die Leute in der Industrie erkennen mein Talent an und sie sagen „wir mögen, was du tust, aber Geschäft ist Geschäft.“ Diese Industrie will so jemanden wie mich nicht und ich weiß das, das ist mir sehr bewusst. Ich bin zu eigensinnig, ich bin zu düster und ich bin zu dick. So ist es nunmal und das ist OK. Ich finde es in Ordnung, zu eigensinnig zu sein, ich finde es in Ordnung, zu düster zu sein und ich finde es in Ordnung, zu dick zu sein. Das ist etwas, mit dem Frauen in dieser Industrie sicherlich fertig werden müssen. Ich darf nicht dick sein, aber Rick Ross kann dreimal so dick sein wie ich und kein Shirt tragen und das gefällt allen? Das ist verrückt.

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