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Interviews

Sekuoia wird immer mehr vom Bedroom Producer zum Frontmann seiner Band

Der dänische Newcomer spricht mit uns über seine Kindheit in den USA, die Musikszene in Kopenhagen und seine Rolle als Bandleader.

Der Däne Patrick Madsen dürfte kaum jemanden etwas sagen und auch unter dem Namen Sekuoia wird der 22-Jährige wohl noch eine Weile den Status des Newcomers behalten. Andererseits sorgt Sekuoia mit seiner Musik in einer bestimmten Szene schon eine ganze Weile für erhöhtes Interesse und wird mehr und mehr zum Geheimtipp. Die Referenzen liegen musikalisch irgendwo zwischen Four Tet, Boards Of Canada, Mount Kimbie und Shigeto. Bei solchen Vorbildern könnte es also gut sein, dass er den Newcomer-Status bald hinter sich lässt.

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Diese Woche ist Sekuoias neue EP Reset Heart erschienen—wir haben uns mit ihm getroffen, um zu klären, wo er herkommt und wo er hinwill.

Noisey: Bisher ist im Internet nur sehr wenig über dich herauszufinden, daher muss ich erstmal ein paar Fakten abfragen. Stimmt es, dass du in Düsseldorf geboren wurdest und danach in Detroit gelebt hast?
Sekuoia: Ja, ich wurde in Düsseldorf geboren und lebte da, bis ich etwa vier Jahre alt war. Dann zogen wir nach Detroit, dort waren wir nochmal so vier Jahre. Und dann sind wir nach Dänemark gezogen und da geblieben. Das hing alles mit dem Job von meinen Vater zusammen.

Aber deine Familie ist dänisch?
Ja, wir sind alle aus Dänemark.

Das klingt nach einer sehr außergewöhnlichen Kindheit. Hat dich das geprägt, kannst du dich überhaupt erinnern?
An Deutschland kann ich mich kaum erinnern. Aber an die Zeit in Amerika erinnere ich mich noch sehr gut. Ich kann mich auch noch sehr gut auf Englisch mit meinen Freunden unterhalten, was aber auch damit zusammenhängt, dass ich auf eine internationalen Schule gegangen bin, nachdem wir wieder nach Dänemark gezogen sind und ich daher weiterhin sehr viel Englisch gesprochen habe. Es war eher schwierig für mich, im dänischen Schulsystem Fuß zu fassen. Auch wegen der Sprache natürlich, weil ich immer nur zuhause Dänisch gesprochen habe.

Hast du dir eine besondere Verbindung zur USA behalten?
Eigentlich nicht wirklich, viele meiner Freunde von damals waren ebenfalls aus Europa und sind längst wieder zurückgezogen. Ich wünschte, ich könnte jetzt nochmal für längere Zeit zurück nach Detroit und mir ansehen, wie sich die Stadt entwickelt hat. Als ich acht Jahre alt war, wusste ich natürlich gar nichts über diese Stadt und ihre Musik, über die ganze Technoszene habe ich erst viel später gelesen.

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Vermutlich hat diese Stadt durch ihre Bedeutung in der elektronischen Musik einen Einfluss auf deine Musik, ohne dass du es überhaupt weißt.
Ja klar, mir ist das schon länger aufgefallen. Wir befinden uns ja längst in einer Zeit, in der man sich die Frage stellen kann, was eigentlich nicht von Detroit beeinflusst ist.

Heute ist Detroit zu großen Teilen verlassen, was natürlich auch Raum für Menschen mit Ideen lässt.
Die ganzen Technolegenden sind ja auch heute noch da, oder so Leute wie Shigeto. Kennst du Shigeto?

Ja klar, ich bin ein großer Ghostly International Fan.
Er hat dort dieses riesige, beeindruckende Studio. Du kannst in Detroit so billig ein Haus kaufen und darin machen, was du willst! Dieser Raum ist einfach vorhanden, so wie es Berlin auch mal war.

Du hast Shigeto angesprochen, der eine ganz ähnliche Musik macht, wie du. Ist er ein Vorbild?
Ja, ich habe Shigeto diesen Sommer live gesehen, auf einem Festival in Kroatien; sein Liveset ist definitiv jazziger als meins und irgendwie auch freier, er improvisiert mehr, aber was die Percussion angeht, hat er mich auf jeden Fall beeinflusst. Auch wenn ich auf meinen neueren Sachen von diesem Sound etwas weggehe und mich dafür mehr in Richtung Dancefloor bewege. Ich liebe es, wenn Musiker ein großartiges Album machen und statt es sich in ihrer Komfortzone gemütlich zu machen, beim nächsten etwas vollkommen anderes versuchen. Jemand wie James Blake, ist so unfassbar berühmt geworden, obwohl er noch diese Bass-Tunes macht, die total weird und fucked sind (lacht). Das zeigt, man kann erfolgreich sein und trotzdem machen, was man will.

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Bevor ich dich das erste Mal live gesehen habe, hätte ich niemals erwartet, dass du mit einer Band auftrittst. Von der Musik hätte ich einen Typen mit Laptop und Controllern erwartet.
Haha, natürlich habe auch ich einfach mit einem Comptuter und Controllern angefangen. Aber mit einer Band zu spielen, macht es halt einfach spannender. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass es etwas langweilig für mich ist, allein DJ Sets zu spielen. Manche Leute, wie Flying Lotus, sind sehr gut darin. Aber ich wollte schon immer eher mehr auf der Bühne haben, mehr Instrumente, mehr Menschen. Und natürlich hat das auch Einfluss auf meine Musik, ich entwickele mich gerade vom Beatmaker zum Frontsänger einer Band.

Denkst du dabei auch darüber nach, wie du als Frontmann die Crowd entertainen kannst oder musst?
Ich war nie wirklich gut darin, weißt du. Ich sage immer irgendwas sehr Seltsames auf der Bühne, wie „Get Down“ oder „C’mon are you ready?“ (lacht). Aber es gibt definitv eine Entwicklung. Bei meinen ersten Gigs war ich total nervös und konnte das Publikum nicht anschauen, inzwischen habe ich mich da auf jeden Fall verbessert und fühle mich auf der Bühne auch viel wohler.

Du bist noch ziemlich jung, dafür, dass du schon seit drei Jahren Musik veröffentlichst. Wie hast du eigentlich angefangen mit Musik?
Eigentlich glaube ich, dass ich ziemlich spät angefangen habe, verglichen mit vielen anderen. Keine Ahnung, als ich 17 oder 18 Jahre alt war, glaube ich.

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Dann ging es danach aber richtig schnell!
Ja ich schätze, ich bin da ziemlich schnell ziemlich tief reingerutscht und habe dann einfach nichts anderes mehr gemacht. Mein letztes Jahr an der Schule war auf jeden Fall ziemlich hart, ich habe total in den Klausuren versagt, weil ich lieber Musik gemacht habe. Anfangs wollte ich nur auflegen, aber dann gab mir ein Freund eine gecrackte Version von Ableton Live und ich begann, total schlechte Dubstep-Tracks damit zu produzieren. Und daraus hat sich das dann entwickelt.

Wie hast du den Schritt vom Bedroom-Producer auf die Bühne geschafft?
Ich habe ein paar Sachen bei Soundcloud veröffentlicht und wurde daraufhin gefragt, ob ich Active Child auf seiner Dänemark-Tour supporten will. Vorher hatte ich schon ein paar DJ-Gigs, aber das war der erste Auftritt als Sekuoia.

Kopenhagen ist nicht die größte Stadt und in der Musikszene kennt vermutlich jeder jeden. Wie ist es, als 19-Jähriger dort hineinzukommen?
Das war cool, es ist wirklich so, dass sich die meisten kennen. Heute habe ich das Gefühl, ein Teil davon zu sein, damals hatte ich natürlich viel mehr Respekt. Es gibt so ein paar Leute, die als Gatekeeper funktionieren—aber andererseits ist alles so klein, dass du immer jemanden kennst, der irgendwo in irgendeiner Band spielt und Connections herstellen kann. Ich war mit WhoMadeWho auf Tour und sie sind mit dieser anderen dänischen Band befreundet, die ich schon immer total gefeiert habe und diesen Sommer habe ich backstage bei einem Festival Trentemøller kennengelernt, er war der Held meiner Jugend! Ich schätze, dass man irgendwann jeden in dieser kleinen Szene kennenlernt.

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Entstehen daraus Kollabos?
Na ja, gerade habe ich richtig Bock, mit Noah Kin zusammenzuarbeiten. Er ist ein finnischer Rapper. Ich habe ihn letztes Jahr bei einem Konzert in Berlin kennengelernt, und wir haben darüber gesprochen, was zusammen zu machen. Ich wollte schon immer mit einem Rapper zusammenarbeiten. Außerdem hoffe ich, nochmal mit Mø etwas machen zu können, irgendwann. Wir haben früher schon mal zusammengearbeitet, aber die Sachen wurden nie veröffentlicht. Aber sie ist gerade superbusy.

Sie wird gerade zum Superstar, vor allem in den USA.
Ja, ich glaube, das wächst ihr etwas über den Kopf, aber es ist ja cool! Sie ist auch noch immer total auf dem Boden, wenn man überlegt, was alles um sie herum passiert.

Du hast gerade gesagt, dass du schon immer mit einem Rapper kollaborieren wolltest. Ich habe gesehen, dass du einen Drake-Remix gemacht hast.
(lacht) Ja, Drake wäre super!

Hat HipHop einen großen Einfluss auf deine Musik?
Naja, ich höre eigentlich in erster Linie Old School Rap, und klar, so Sachen wie Drake halt. Ich mag den Vibe, viel Soul, und die Beats natürlich. Ja, ein paar HipHop-Instrumentals haben auf jeden Fall Einfluss auf meine Musik, ich mag den instrumentalen Teil von HipHop.

Sekuoias neue EP ‚Reset Heart' bei Spotify

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