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Interviews

Schweden ist das Mekka der Berufsmusiker—NONONO im Interview

Wenn in Schweden eine Psychologin, ein Wirtschaftsstudent und ein Vollblutmusiker zusammenkommen, entsteht eine neue hoffnungsvolle Band. Logisch.

(Anm. d. Red.: Wir dachten die ganze Zeit, unsere Autorin möchte ein Interview mit dieser Katze führen. Kein Wunder, dass wir sofort zugesagt haben. Da die Antworten von der Katze aber wahrscheinlich eher eintönig gewesen wären, sind wir jetzt ganz froh, dass sie mit der schwedischen Band NONONO gesprochen hat.)

Mit NONONO ist eine weitere schwedische Band dazu ausgezogen, die internationalen Musikmärkte zu erobern. Das Trio aus Sängerin Stina und den beiden Produzenten Astma & Rocwell (Tobias und Michel) hat sich zwar nicht gesucht, dafür aber definitiv gefunden und bringt mit der ausgebildeten Psychologin, dem ehemaligen Wirtschaftsstudenten und einem Vollblutmusiker drei verschiedene Charaktere und deren musikalischen Background zusammen, der sich irgendwo zwischen Indie, Elektro, Pop und nordischer Schwermut verorten lässt. Mit We Are Only What We Feel erscheint am 28. März das zauberhafte Debütalbum der Band, wir haben die verbleibende Zeit genutzt, uns mal mit den Drei zusammenzusetzen.

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Noisey: Ich muss zugeben, dass mich euer Album irgendwie an Daughter erinnert, ohne genau sagen zu können warum.
Stina: Wirklich? Ich finde nicht, dass wir so klingen, aber das ist wirklich wundervoll, weil ich sie so sehr liebe. Es hat mich total glücklich gemacht, dass wir bei einem Festival in Schweden auf derselben Bühne gespielt haben wie sie und als ich später neben ihr in der Menge stand, konnte ich mit ihr reden. Das war wirklich toll. Ich weiß gar nicht mehr, worüber wir genau geredet haben. Ich glaube, ich habe irgendwas darüber gesagt, wie sehr ich ihre Musik liebe und wir haben allgemein über Songwriting und das Rumreisen als Band gesprochen. Ich glaube, wir haben uns gemeinsam Band of Horses angeguckt. Ich weíß es nicht mehr genau, aber sie war sehr nett.

OK, anscheinend bin ich die einzige Person, die so empfindet, weil ihr gerade so überrascht seid. Aber wie würdet ihr euren Musikstil denn selbst beschreiben?
Michel: Ich glaube, es ist einfach die Mischung aus der Art von Musik, die wir drei mögen. Es ist schwierig, das in einem Wort auszudrücken, ich glaube, da spielen sehr viele verschiedene Musikstile rein.
Stina: Ja, definitiv. Ich höre zum Beispiel gerne Sachen wie Daughter und Singer-Songwriter Sachen wie Bon Iver. Michel steht eher auf 80er Jahre Synthie-Pop wie Depeche Mode und Tobias‘ Background ist Hip Hop und deswegen ist das wirklich eine Mischung aus uns allen.

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Ich finde es interessant, dass ihr euch musikalisch so gefunden habt, obwohl ihr eigentlich ganz unterschiedliche Sachen hört.
Michel: Ich glaube, das waren jetzt alles mehr so die Sachen, mit denen wir aufgewachsen sind. Als wir uns getroffen haben, waren wir eigentlich alle an einem ähnlichen Punkt und fühlen uns wohl mit dem, was wir machen. Tobias und ich haben auch schon Hip Hop zusammen gemacht und mögen eigentlich alle Arten von Musik, aber man kommt immer wieder dahin zurück, was die ersten musikalischen Erinnerungen waren. Das, was du wirklich liebst, beeinflusst die Musik, die du machst.
Stina: Mein Publisher, bei dem ich als Songwriterin unterschrieben hatte, ist ein Freund von Tobias. Er hatte mit den Beiden ein Meeting und hat ihnen ein paar meiner alten Aufnahmen gezeigt, die ich zuhause auf meinem Laptop gemacht hatte. Die Jungs mochten es, wir haben uns getroffen und wir hatten einfach einen guten Vibe. Wir haben damals noch kein wirkliches Projekt gestartet, weil ich immer noch studiert habe, aber bei uns hatte alles zusammengepasst. Die haben ihr eigenes Ding gemacht, ich habe meine Songs gesungen und dann haben wir das alles zusammengebracht.

Beeinflusst die Tatsache, dass du Psychologie studiert hast, deine Musik? Für mich ist Musik etwas sehr emotionsgeleitetes und Psychologie etwas, was primär im Kopf passiert und Gefühle strukturiert.
Stina: Ich denke, dass Psychologie und Musik wirklich zwei ganz unterschiedliche Sachen sind. Gerade wenn ich so etwas Durchstrukturiertes studiere, habe ich noch mehr das Bedürfnis etwas zu tun, was das komplette Gegenteil ist. Durch das Studium habe ich gelernt, viele Dinge gedanklich anders anzugehen, aber ich mag es nicht, Dinge über die ich schreiben will, vorher zu analysieren und zu strukturieren. Wenn ich über etwas schreiben will, soll es aus einem Gefühl heraus entstehen und so ungefiltert wie möglich sein. Ohne mir vorher zu überlegen, was vielleicht besser wäre. Einfach gerade heraus. Wenn es aber um alles drum herum geht, Vorüberlegungen und verschiedene Herangehensweisen im Allgemeinen, dann ist es eine gute Sache, Psychologie studiert zu haben. Ich glaube, ich bringe diese Psychologie-Sache noch nicht mal in meinen Freundeskreis. Viele Leute denken wahrscheinlich, dass Psychologie dich selbst irgendwie abdrehen lässt und du alles verkomplizierst, aber eigentlich ist es mehr eine Art Werkzeug, das dich dazu bringt das Gegenteil zu tun. Du denkst über Dinge auf eine gesündere und gute Art und Weise nach, man wird also nicht komisch und verdreht.

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Hast du eigentlich auch in dem Bereich gearbeitet oder kam direkt nach dem Studium die Band-Sache?
Stina: Ja, ich habe vor ein paar Jahren in einem Altenheim gearbeitet und dann ungefähr ein Jahr lang in einer Klinik für Leute mit psychischen Störungen. Währenddessen habe ich noch studiert und an unserem Album gearbeitet. Vor acht Monaten musste ich dann kündigen, weil wir so viel gereist sind.

Bereust du das?
Stina: (flüstert) Ja! Nein, nein. Es ist ja auch nicht so, dass ich dahin nicht wieder zurück könnte. Wenn ich älter bin, konzentriere ich mich vielleicht wieder mehr auf das Feld, aber jetzt klappt das hoffentlich erst mal mit der Band.

Ist Schweden ein sehr Musiker-freundliches Land? Man hat ja insbesondere im internationalen Kontext das Gefühl, dass schwedische Songwriter und Künstler sehr erfolgreich sind.
Michel: Es gibt in Schweden eine Art Förderprogramm, das sehr gut ist. Auch wenn du nicht wahnsinnig erfolgreich bist, kannst du davon leben, Musik zu machen. Der Staat bietet dir Unterstützung an, wenn du so was wie Equipment brauchst oder eine Band gründen willst. Die wollen, dass du kreativ bist und fördern und ermutigen dich. Wenn man es mit England und den USA vergleicht, ist es einfacher, das mal auszuprobieren und vielleicht zu schaffen. Dort musst du erfolgreich sein, sonst kannst du keine Musik machen. Hier musst du dir nicht die ganze Zeit sorgen ums Geld machen.
Stina: Die Hierarchien sind auch etwas Besonderes an der schwedischen Gesellschaft. Du musst nicht schon in der Szene sein und dir ein Netzwerk aufgebaut haben, um eine Chance zu kriegen. Natürlich ist es einfacher, wenn du drin bist und bereits Leute kennst, aber ich glaube es ist in den USA sehr viel schwieriger eine Chance zu kriegen, wenn du von Null anfängst.
Michel: Wenn du gut bist, sind die Leute bereit dir zu helfen. Die bieten dir an, verschiedene Dinge auszuprobieren und ihnen ist egal, wenn du nicht berühmt bist oder vorher noch nichts gemacht hast. Es reicht, wenn du Talent hast und man sich gut versteht. Das ist meiner Meinung nach auch der Grund dafür, dass schwedische Künstler und Bands so erfolgreich sind. In Schweden hilft man einander und kümmert sich um die Leute, die Talent haben. Und die Musikschulen sind auch sehr günstig, wenn man Klavier, Gitarre oder Singen lernen möchtest.

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Ist es für einen als Songwriter schwieriger, einen Song in einer fremden Sprache zu schreiben? Oder vielleicht sogar einfacher, weil man sich so daran gewöhnt hat, englische Musik zu hören.
Stina: Das ist schwierig zu sagen, es sind zwei sehr verschiedene Sachen. Alles kommt immer sehr vom Herzen, wenn man es in Schwedisch macht, weil es dann genau das ist, was du fühlst. Ich höre am meisten englische Musik und dadurch poppen dann einfach verschiedene Zeilen auf, wenn ich in dieser Sprache schreibe. Man ist dann mehr von anderen Sachen inspiriert. In Schwedisch wird es immer sehr persönlich und präzise.
Michel: (zu Stina) Ich finde, du drückst dich sehr gut in Englisch aus, weil du es so gut sprichst. Du hast ja auch zwei Jahre in England gelebt und daher habe ich das Gefühl, dass es für dich mittlerweile fast wie Schwedisch ist. Manchen Sängern hört man an, dass sie aus Schweden kommen, da hört man an der Aussprache, dass sie Englisch nicht so fließend sprechen. Aber bei dir kann man eigentlich gar nicht sagen, ob du aus Schweden oder woanders herkommst.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Schweden Englisch leichter fällt als Finnen. Die haben—zumindest in meinen Ohren—eine sehr harte Aussprache.
Stina: Ich wurde letzte Woche von welchen interviewt und muss dir da zustimmen. Sie sprechen zwar sehr gut Englisch, aber man hört ihren Akzent stärker als bei Schweden. Vielleicht liegt das aber auch an unserer Kultur. Wir reisen gerne und lieben alles Mögliche an der englischen und amerikanischen Kultur. Filme, Musik, alles Mögliche.
Michel: Englischsprachige Filme werden auch nicht ins Schwedische übersetzt, wir gucken das mit Untertiteln. Deswegen hört man eigentlich permanent Englisch, während man aufwächst.

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Ich finde das so viel besser als bei uns. In Deutschland und Österreich wird alles synchronisiert.
Michel: Ja, das funktioniert einfach nicht. Jede Sprache hat ihre Eigenheiten und es ist schwierig, das zu übersetzen.

Wenn jeder von euch sich einen Künstler aussuchen könnte, um sich mit ihm zusammenzusetzen und ihm eure Musik zu zeigen: Wer wäre das?
Michel: Bei mir wäre das wahrscheinlich Martin Gore von Depeche Mode. Ich mag es, wie er Songs schreibt und glaube, dass er einer der besten Songwriter aller Zeiten ist. Deswegen wäre es für mich interessant zu hören, was er über unsere Musik und unseren Style und so sagt.
Tobias: Ich würde Rick Rubin nehmen. Ich liebe seinen Mix aus Hip Hop und Rock.
Stina: (überlegt länger) Also wenn ich mir nur einen aussuchen könnte, wäre es entweder Bon Iver oder Frank Ocean. Das wäre wirklich fantastisch.

Am 28. März erscheint We Are Only What We Feel bei Warner Music International. Bestellt es euch bei Amazon.

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