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Interviews

Röyksopp und Robyn sagen sich gegenseitig die Meinung

Robyn und Röyksopp machen es erneut und wie: Am Freitag erscheint das schwedisch-norwegische Mini-Album ‚Do It Again‘. Wir haben das Dreierteam in Berlin getroffen.

Kurz bevor wir das Interview beginnen, diskutieren Svein von Röyksopp und Robyn noch über die Auswahl von Obst und Keksen auf dem Tisch—in ihren jeweiligen Landessprachen. Verwundert frage ich, welche Sprache sie gerade sprechen, schließlich befinden sich zwischen Stockholm und Bergen nicht nur ein paar hundert Kilometer, sondern auch eine Landesgrenze.

„Sie sprechen norwegisch, ich spreche schwedisch“, antwortet Robyn verwundert über meine seltsame Frage.

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„Und die Sprachen sind so ähnlich, dass ihr euch versteht?“, frage ich.

„Ja“, fällt Torbjörn ein, der mich schon auf deutsch begrüßt hat und sich offensichtlich in Deutschland auskennt. „Es ist wie, wenn du mit jemanden aus Ulm sprechen würdest. Es ist auch schwer zu verstehen, aber es geht.“

Robyn und Röyksopp, das ist der erste Eindruck, der sich in den kommenden Minuten bestätigen wird, verstehen sich. Dafür bedarf es gar nicht allzu vieler Wörter oder gar derselben Sprache. Kennen gelernt haben die drei sich über die Zusammenarbeit am Song „The Girl and the Robot“, der sich auf Rökysopps Album Junior befindet. Obwohl das ja eigentlich nicht stimmen kann, denn irgendwoher mussten sie sich ja schon kennen, bevor sie plötzlich zusammen im Studio saßen. „Wir haben uns entschieden, zusammen zu arbeiten, bevor wir uns überhaupt jemals getroffen haben“, sagt Robyn. „Aber als wir uns dann kennen lernten, mochten wir uns sofort und wurden Freunde.“

Das habe sich dann bei der nächsten Kollab für Robyns Song „None Of Dem“ bestätigt und so wurden aus Rökysopp und Robyn ein Team, das es nun again macht.

Do It Again heißt ihre gemeinsame EP—oder ihr Mini-Album, wie sie selbst sagen. Manchmal passiert es, dass Musiker durch einen Album- oder Songtitel den Journalisten eine Frage diktieren, die sie quasi dann als Rache in jedem Interview der Promophase beantworten müssen. Die Ärzte mussten bei ihrem letzten Album immer wieder die Frage antworten: „Ist das noch Punkrock?“, weil der erste Song auf dem letzten Album diesen Titel hatte. Robyn und Röyksopp hören nun überall auf der Welt die Frage: „Why did you do it again?“

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„Ich will dich nicht angreifen und sagen, dass du nicht originell bist, aber wir hören diese Frage jedes Mal“, sagt Torbjørn lachend, „aber ich beantworte sie dir trotzdem gern. Wir arbeiten mit vielen Menschen zusammen und wir treffen viele Menschen, aber zwischen uns dreien herrscht eine besondere Chemie, wir haben sehr viel Spaß zusammen und wir hängen einfach gern miteinander ab. Und wenn wir schon miteinander abhängen, warum sollten wir nicht dabei auch etwas produktiv sein?“

Dabei ist ihnen wichtig, dass sie wirklich gemeinsam im selben Raum—nämlich in Röyksopps Studio im norwegischen Bergen—an dem Album gearbeitet haben und nicht, wie das heute üblich ist, die Kollaboration einzig über Skype und Emails stattfand. „Das passiert heute sehr häufig und daran ist nichts schlecht, wir haben das auch schon gemacht“, sagt Torbjørn, „aber hier ging es uns um den Vibe.“

Diese Art der Zusammenarbeit hat einen großen Einfluss auf das Ergebnis. „Es war uns sehr wichtig, dass wir vorher keinen festen Plan oder vorbereitete Sets hatten“, sagt Svein. „Wir saßen im Studio, machten es uns gemütlich und begannen von null. Und wir wussten auch nicht, wohin das geht, Album, Song, EP…“

Es wurde besagtes Mini-Album. Interessant ist, was für unterschiedliche Songs dabei rausgekommen sind. Wenn man Röyksopps und Robyns Musik kennt, wird man definitiv beide Parteien in allen Songs heraushören, es gibt weder einen typischen Robyn-Song noch reine Röyksopp-Musik, alle Songs sind eine Mischung.

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Negativ betrachtet könnte man dem Dreierteam vielleicht vorwerfen, dass Do It Again zu wenig aus einem Guss ist. Man kann aber auch positiv anerkennen, wie vielseitig dieses Mini-Album in nur fünf Tracks sein kann: Der düster-getragene Opener „Monument“, der sich in typischer Röyksopp-Manier über beinahe zehn Minuten aufbaut. Der technoide Industrialtrack „Sayit“, fernab von jedem Radiosound, abgelöst vom eingängigen und recht simpel gestrickten Ohrwurm „Do It Again“, der im positivsten Sinne Radiohit-Potenzial hat und stark Richtung älterer Robyn-Röyksopp-Kollaborationen geht. „Every Little Thing“ ist eine von Streicherbetten getragene Ballade, die ihre herausragende Kreativität etwas versteckt—etwa in der Rhythmik oder dem Rein und Raus der Synthiespur. Der letzte Song dann, „Inside The Idle Hour Club“, nimmt sich wieder fast zehn Minuten Zeit, um uns auf eine eher poppige, aber instrumentale Traumreise zu nehmen.

„Das klingt jetzt total cheesy, aber die meisten Song begannen mit einem Gefühl“, beschreibt Svein diese Vielseitigkeit, „nicht mit einer bestimmten Idee.“ Aus diesem Gefühl heraus entwickeln sich dann erst die konkreten Ideen. Zum Beispiel ein bestimmtes Drum Pattern, ein Synthie-Riff oder der Gesang. Dabei ist es entgegen der vorherrschenden Ideen keineswegs so, dass die Sängerin Robyn die Texte und die Gesangsstimme verfasste, während die Jungs von Röyksopp für Beats, Synthies und Programmieren zuständig waren. Röyksopp arbeiteten mit an den Texten, während Robyn auch an der Drum Machine saß. „Natürlich haben wir dabei unterschiedliche Fähigkeiten“, sagt die Schwedin. „Ich bin es gewohnt zu schreiben und zu singen und die beiden haben beeindruckende Produktionsskills. Aber bei diesem Projekt wollten wir das eben zusammen machen. Und das haben wir.“

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Dabei spielt es eine große Rolle, dass alle drei ehrlich zueinander sind und nicht davor zurückschrecken, sich gegenseitig die Meinung zu sagen. „Wir brauchen diese konstruktive Kritik und wir haben keine Angst davor, den jeweils anderen zu sagen, was gut ist und was nicht“, sagt Svein. „Jeder will das Beste erreichen, aber manchmal gibt es unterschiedliche Meinungen, was das Beste ist. Wir können darüber reden, ohne den anderen auf die Füße zu treten.“ — „Wir vertrauen uns sehr“, wirft Robyn ein und erntet zustimmendes Nicken.

Röyksopp x Robyn legen also sehr viel Wert darauf, ein gleichberechtigtes Dreierteam zu sein. Trotzdem steht auf dem Albumcover Robyn äußerst präsent in der Mitte, während Svein und Torbjørn versteckt hinter Masken nicht viel mehr als Beiwerk sind. Es sieht aus wie die Visualisierung ihres ersten Hits, nur in der Mehrzahl: The Girl and the Robots. „Dieser Vorschlag kam von den Fotografen“ erzählt Torbjørn. „Und obwohl wir diese Idee mit allen Mitteln bekämpften—ein Mädchen, zwei anonyme Männer—als wir es sahen, sah es so cool und ikonisch aus, dass es funktionierte. Wenn man unsere Gesichter sehen würde, wäre es bestimmt weniger eindrucksvoll.“

„Du hast da Recht“, simmt Robyn zu, „wir hatten am Anfang wirklich ein Problem damit. Aber wir haben uns dafür entschieden, weil es so gut aussieht.“ Dem normalen Fan fällt die Hierarchie auf dem Cover wahrscheinlich gar nicht auf. Klar, in der Mitte steht die Sängerin und außen die Musiker. Genau so würde man sich die drei auch auf der Bühne vorstellen. „Siehst du, wir sind so an die Dominanz der Sänger gewöhnt“, sagt Torbjørn, „dass es sogar seltsam gewirkt hätte, wenn Svein und ich uns auf dem Cover nicht zurück genommen hätten. Es hätte dann ausgesehen als wollten wir die Aufmerksamkeit von der Sängerin klauen.“ Und das haben Röyksopp nun wirklich nicht nötig.

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Kauft euch Robyn x Röyksopps Do It Again auf CD und MP3.

Robyn x Rökysopp live:
Jun 13 - Sonar Festival (Spain)
Jun 14 - Northside Festival (Denmark)
Jun 26 - Marymoor Park (Seattle, WA, US)
Jun 28 - Bill Graham Civic Auditorium (San Francisco, CA, US)Jun 29 - Hollywood Bowl (Los Angeles, CA, US)
July 18 - Melt Festival (Germany)
July 19 - Latitude Festival (UK)
Aug 08 - Øya Festival (Norway)
Aug 09 - Way Out West Festival (Sweden)
Aug 15 - Pukkelpop (Belgium)
Aug 20 - Pier 97 (New York, NY, US)
Aug 21 - Wolftrap (Washington, DC, US)
Aug 22 - HB Pavilion (Boston, MA, US)

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