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Rituelles Pinkeln mit Future Islands

Glitzer im Gesicht, Federn auf dem Kopf und besoffen auf der Bühne. So in etwa stellen sie Future Islands Nächte in Berlin vor.

William, Sam und Gerrit von Future Islands. (Fotos: Luis Einhauser)

Man muss sie schon lieb haben, diese Future Islands. Nicht nur, dass sie seit Jahren einen herrlich romantischen Popsong nach dem anderen raushauen und uns verkorkste, verbitterte und gefühlskalte Techno-Kinder und iPhone-Jünger vollkommen kitschfrei daran erinnern, was Emotionen sind; nein, sie sind auch noch schrecklich sympathisch, bodenständig und überhaupt nicht hipp. Gott sei Dank. Und weil Future Islands eben echt nette Kerle sind, haben sie sich mit uns nach ihrem restlos ausverkauften Berlin-Gig doch noch zum Interview getroffen, obwohl sie das eigentlich gar nicht mögen. Aber sie waren bester Laune. Selbst Keyboarder Gerrit, der sich uns mit den Worten „Ich bin der Typ, der in Interviews nichts sagt“ vorstellte, hat von der allgemeinen biergetränkten Beseeltheit eines gelungenen Auftritts, das Wort ergriffen.

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William:

Ich hoffe, du stellt uns keine zu schwierigen Fragen. Wir sind schon ziemlich betrunken.

Nein, keine Sorge, ich werde ausschließlich Quatsch-Fragen stellen.

William:

Super, dann kann's ja losgehen.

Heute lief alles glatt, aber habt ihr einen Auftritt auch schon so richtig verkackt?

William:

Oh ja, das war 2007 auf unserer Psychic-Yarns-Tour. Wir haben da eine Show in Cleveland, Ohio gespielt. Das war eine recht große Sache zusammen mit lokalen Bands. Es war viel los und wir sollten der Headliner sein. Wir wussten allerdings nicht, dass der „Headliner“ zu sein, für eine tourende Band, die nicht aus der Gegend kommt, einen Scheiß bedeutet. Normalerweise ist es ja eine gute Sache, ganz am Schluss zu spielen, weil da die meisten Leute sind und alle schon in Stimmung und so weiter. Und normalerweise spielen die lokalen Bands als erstes und die tourenden Bands kommen am Schluss, weil dann eben die Leute extra bis Ende bleiben, um sie zu sehen. Aber in Ohio ticken die Uhren anders: Als wir dran waren, haben alle Leute das Gelände verlassen! Außer die Band, die vor uns dran war …

Sam:

… die andere tourende Band!

William:

Wir haben vielleicht vor zehn Leuten gespielt. Und der ganze Tag war schon so schrecklich gewesen, es ist so viel schief gelaufen: Das Equipment ist auch noch kaputt gegangen, weil jemand vor uns zu laut aufgedreht hatte und es gab Schlägereien! Es war grauenhaft. Wir haben nach dem zweiten Lied abgebrochen, weil unser Drummer keine Lust mehr hatte und meinte: „Wir sind hier fertig“. Dann hat er einfach aufgehört zu spielen. Absolut schrecklich, aber wir haben an diesem Abend so viel Merchandise verkauft, wie sonst nie!

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Na ja, aber das war ja nicht wirklich eure Schuld.

William:

Doch, wir waren scheiße. Wir haben ja nach zwei Liedern abgebrochen und sind von der Bühne gegangen.

Sam:

Ja, es war definitiv unsere Schuld.

William:

Wir hatten aber auch einen üblen Tag. Wir hatten vor dem Aufritt in einem winzigen Ausstellungsraum gepennt, als wir aufstanden, war unser Drummer schon dabei, Gras zu rauchen und zwar mit Hilfe einer Obstschale!

Sam:

Nach der Show kam dann direkt der erste Kerl: „Hey, ihr seid doch die Typen, die gerade abgebrochen haben. Kann ich zwei CDs und zwei T-Shirts haben?“, und gleich der Nächste! Und ich meinte nur: „Fuck, Mann, wir haben doch nicht mal wirklich gespielt!“ Wir sind echt so viel von dem Kram losgeworden … Aber weißt du, man kennt das doch: Ein Künstler stirbt und plötzlich fängt seine Kunst an, sich zu verkaufen. Daran musste ich denken. (lacht) Als wären wir gerade gestorben und unser Marktwert steigt ins Unermessliche! So nach dem Motto: „Schnell alles kaufen, ist bestimmt bald viel wert“.

Ihr wart schon ein paar Mal in Berlin. Was haltet ihr von der Stadt?

Sam:

Ich bin der einzige von uns, der hier wirklich auch mal raus war. Ein paar Freunde von mir sind hierher gezogen und bei unserer vorletzten Tour bin ich mit denen um die Häuser gezogen und wir haben uns in den Bars besoffen. Das war echt lustig.

William:

Das nächste Mal, wenn wir hier sind, versuchen wir das so zu deichseln, dass wir zwei Shows hintereinander spielen, so dass wir endlich mal ein bisschen in Berlin rumhängen können. Dann können wir nach der ersten Show direkt Extasy nehmen und einfach durchmachen. (lacht)

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Sam:

(lacht) Du wirst bereuen, dass du das gesagt hast.

Ja, vielleicht solltet ihr das mal probieren. Immerhin gibt es genug Leute, die genau aus dem Grund extra nach Berlin kommen: Sich schön wegballern und ausgehen. Hier liegt wohl etwas in der Luft.

Sam:

Heute wäre wahrscheinlich ein guter Abend dafür, es ist ja noch sehr früh. Meine Freunde haben auch zwei Betten und paar Matratzen in der Bude. Wir können das machen!

William:

Echt jetzt? Vielleicht solltest du das nicht im Interview sagen.

Ja, macht doch mal!

Sam:

Und außerdem wird’s tonnenweise Geburtstagsschnaps geben. Einer von meinen Freunden hat Geburtstag. Also, wenn ihr feiern wollt (meint die VICE-Crew), dann könnt ihr mit mir mitkommen. Lasst uns das machen!

William:

Wenn VICE mit uns mitkommen will, dann würde ich auch gehen.

Aber mögt ihr überhaupt elektronische Musik? Denn auf nahezu allen guten Partys hier kriegt du in erster Linie Techno.

Sam:

Ich denke, du, William, hast dazu eher einen Bezug als ich und Gerrit. In der Highschool war er ein Happy-Hardcore-Typ.

William:

Ich wollte unbedingt ein Raver sein, aber die waren so schicki-micki und wollten mich nicht in ihre Clique lassen.

Sam:

Dabei hat er sich extra einen Schnörres wachsen lassen.

William:

Ja, und ich war so drauf: „Yay, ich werde so richtig abfeiern auf den Raves! Das alles ist sooo cool, das wird auf jeden Fall richtig geil!“ Das sah alles ziemlich wild und beeindruckend aus und ich dachte, ich würde Rave-Musik mögen, aber ich habe keine Drogen genommen und mir nur die Musik angehört. Ich hatte damals, wie heute, nicht besonders viel mit Drogen am Hut … Und diese Leute … Na ja.

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Sam:

(Mit Werbesprecher-Stimme)

Das ist die Future Islands-Bio: Wir haben nie Drogen genommen, Musik war unsere Droge.

(lacht)

Na ja.

Also wenn wir später ausgehen und du ein Raver sein willst, dann muss du dir heutzutage ganz viel Glitzer ins Gesicht schmieren und eventuell auch ein paar Federn in die Haare stecken.

William:

Ja, ich weiß! Hab ich schon gesehen. Zu meinem 15-jährigen Ich hätte das vielleicht auch gepasst … obwohl, eigentlich stand ich eher auf Aphex Twin.

Das ist ja voll düster, damit bist du leider von gestern. Ihr solltet auf jeden Fall darauf vorbereitet sein, dass die Raver von heute, dieses Neo-Hippy-Ding durchziehen.

Sam:

Ich sage dir, William hat eine beschissen große Tüte Glitzer dabei.

Ach ja?

William:

Ich glaube, ich habe sogar irgendwo noch ein paar Federn rumfliegen. Wir werden fantastisch aussehen. Und dann ballern wir uns die Pillen, die ich immer dabei habe. Ich bin allzeit zum Raven bereit. VICE – Das Drogeninterview.

Sam:

Ja, das ist es, was die VICE hören will.

Ich hab nicht mit Drogen angefangen. Geht ihr denn gerne aus?

Sam:

Nein, eigentlich nicht.

William:

Also ich manchmal schon. Wenn es zu einer besonderen Gelegenheit ist … So ab und an macht das schon Spaß. Aber wir sind eher so drauf, dass wir gerne in Bars rumhängen.

Sam:

(zeigt auf Gerrit)

Dieser Typ hier, der steht total drauf, in Clubs zu gehen.

Gerrit:

Das ist genau mein Ding.

(alle lachen)

William:

Früher bin ich halt echt viel in Clubs gegangen.

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Sam:

Ich stand da noch nie drauf. Ich bin auch eher ein Mauerblümchen. Ich mag es zwar, auf der Bühne zu stehen und vor tausend Menschen zu spielen, aber ich mag es nicht in einer Gruppe von tausend Menschen drin zu stehen.

Was stellst du denn an, dass du vom Mauerblümchen zu so einem Tier auf der Bühne wirst? Habt ihr sowas wie ein Ritual, wodurch ihr in Stimmung kommt?

William:

Sam hat sich früher immer auf die Brust und ins Gesicht geschlagen.

Sam:

Ja, aber das mache ich nicht mehr. Gerade mag ich es, ruhig auf die Bühne zu gehen. Früher hab ich mich gerne selbst aufgeputscht, bevor ich rausgegangen bin. Aber dann habe ich beschlossen, dass man diesen Punkt erst erreichen muss. Du kannst nicht gleich mit voller Power anfangen, sonst ist die Luft zu schnell raus.

William:

War das jetzt eine Spaßfrage oder eine ernste Frage?

Gerrit:

Ich fand die Frage gut.

Schön, dass du etwas sagst, Gerrit, das habe ich nicht erwartet.

Sam:

Was ist denn dein Ritual, Gerrit?

Gerrit:

Ich habe absolut null Rituale.

William:

Das stimmt doch gar nicht!

Aber ist das nicht eine recht verbreitete Sache unter Bands? Ihr redet alle durcheinander, dass muss hier etwas geordneter zugehen. Also: Gerrit?
William: Ja schon, also ich versuche vor jedem Auftritt, die ganze Pisse aus meinem Körper heraus zu befördern. Ich will so viel wie möglich pinkeln, das ist mein Ritual. Ich mache das ganze drei Mal in den fünf Minuten vor dem Auftritt. Das ist ein sehr nützliches Ritual.
Sam: Ich brauche einen Shot Tequila bevor ich auf die Bühne gehe. Also nicht immer, aber schon oft. Das ist ziemlich wichtig für mich. Um dich zu beruhigen?
William: Ich und Gerrit, wir trinken rituell ein kühles Bier, bevor wir auf die Bühne gehen. Sieht halt auch echt gut aus, wenn du mit einer Bierflasche in der Hand auf die Bühne kommst.
Sam: Bier ist wichtig. Man muss aufpassen, dass man genug Flüssigkeit zu sich nimmt.

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Rituelles Biertrinken mit William.

Richtig, eine ausreichende Bierzufuhr ist sehr wichtig. Aber ihr seid dann doch nicht etwa betrunken auf der Bühne?

Sam:

Na ja, es gab schon Zeiten, wo das so war. Irgendwie ist es schon ungewöhnlich bei einem Auftritt komplett nüchtern zu sein.

Und macht das eure Konzerte besser oder schlechter?

Sam:

Kann ich nicht genau sagen. Daran erinnerst du dich später nicht, wenn du besoffen warst. Ich bin nicht sicher, ob das gerade ein Witz war … Wenn du total dicht bist, macht es die Konzerte jedenfalls schlechter.

Für euch oder für das Publikum? Ich denke nämlich, das Publikum kriegt das größtenteils gar nicht mit, ob ihr getrunken habt oder wenn ihr euch mal verspielt.

Sam:

Frag ich mich auch.

William:

Außerdem spielen das so viele verschiedene Aspekte mit rein, ob ein Auftritt gelungen ist oder nicht. Wie die einzelnen Bandmitglieder drauf sind, wie jeder aus dem Publikum drauf ist, wie die Location ist, wie dicht oder nüchtern die Band ist …

Sam:

… wie dicht das Publikum ist, auch. Welche Tageszeit ist.

William:

Wie der Mond steht. Sternzeichen und so.

Sam:

Nein, mal im Ernst, es liegt eben nicht nur an der Band, ob ein Konzert gut ist. Die Band kann eine Wahnsinnsshow abliefern, wenn es den Leuten scheißegal ist und sie eben keinen Bock haben und nicht wirklich mitziehen, dann fühlt sich das auch nicht gut an. Es geht wirklich um das Zusammenspiel. In meiner Vorstellung bringt die Band ganz viel Energie mit und die springt dann auf das Publikum über und kommt potenziert zurück. Und das geht dann so hin und her und Band und Publikum schaukeln sich gegenseitig weiter hoch. Aber das hat man halt nicht immer.

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Ich denke auch nicht, dass es entscheidend bei einem Auftritt ist, ob er technisch perfekt ist, es ist wichtiger, dass man das Gefühl hat, die Band ist ehrlich und authentisch und dann ist es auch nicht mehr so wichtig, ob ihr was gesoffen habt. Und so lange ihr eure Instrumente noch einigermaßen spielen könnt, geht das doch klar.

Sam:

Ich bin froh, dass du das so siehst. Es geht ja auch nur darum sich mit ein paar Bier oder einem Kurzem ein wenig locker zu machen. Wie zum Beispiel, wenn man jemanden kennenlernt …

William:

Du musst die Nüchtern-Wand einreißen!

Sam:

… und man ist ganz nüchtern und steif, so nach dem Motto: „Guten Tag, mein Name ist so und so, wie geht es dir? Mir geht es gut.“, aber wenn du jemanden abends in einer Bar triffst und ein paar Bier getrunken hast, dann bist du viel lockerer und kannst dich viel natürlicher benehmen. Es ist ein sehr leichter Weg, um Hemmungen abzubauen. Das sollte ich vielleicht nicht sagen, das ist wirklich eine sehr schlechte Botschaft für die Kinder dieser Welt.

Ja, das mag sein. Aber die Kinder, die VICE lesen, sind sowieso alle schon völlig verdorben.

Sam:

Gut, dann trinkt ein paar Biere und ihr findet die besten Freunde, die ihr jemals haben werdet! Versprochen.

Na ja. Darin steckt auch ein wahrer Kern, von mir aus, kannst du das ruhig sagen.

Sam:

Nein, aber du weißt doch, was ich meine, oder? Es geht nicht darum sich vollkommen zu besaufen, eher darum eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen. Jeder geht was trinken, weil er dann eine gute Zeit hat. Und zu Konzerten gehen die Leute auch um eine gute Zeit zu haben.

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William:

Ich gehe was trinken, um sehr viel Geld auszugeben. Immer wenn ich in eine Bar gehe, habe ich das Gefühl, dass ich auf einmal das Bedürfnis bekomme, im Alleingang die Miete des Barkeepers zu bezahlen. Wie siehst du das Gerrit?

Gerrit:

Was war denn überhaupt die Frage? Ihr labert seit einer Viertelstunde rum und ich weiß die Frage schon gar nicht mehr.

Sam:

(lacht) OK, Gerrit braucht eine Frage!

Ja gut, hier habt ihr eine: Was ist eure Meinung zu großen Shows? Ich finde ja, ihr seid eine Live-Band und funktioniert am Besten, wenn man im Publikum irgendwo vorne steht und so nah an euch dran ist wie möglich, euch vor allem tatsächlich sieht.

Gerrit:

Gut, die übernehme ich. Ich mag es sehr, große Konzerte zu geben, ich habe dann auf der Bühne mehr Spaß. Es ist viel unprätentiöser, weil du auch niemandem in die Augen schauen musst. Ich habe damit gar kein Problem. Ich sage jetzt nicht, das ist fantastisch, aber ich persönlich fühle mich auf der Bühne vor sehr vielen Menschen schon fast etwas wohler.

Also denkst du nicht, dass es ein entscheidender Aspekt eurer Auftritte ist, diesen sehr engen Kontakt mit eurem Publikum herzustellen?

Gerrit:

Ja doch, definitiv. Aber es geht auch anders.

Würdest du sagen, das eine ist besser als das andere?

Gerrit:

Nein, nicht schlechter oder besser, eher einfach unterschiedlich.

William:

Aber gerade eben hast du doch noch gesagt, dass du das eine lieber magst.

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Gerrit:

Ich genieße es sehr vor Millionen zu spielen, richtig. Am liebsten gleich mehrere Arenen zusammen.

William:

Also ich sehe das so, wenn du vor ein paar tausend Leuten spielst, dann bist du zuerst einmal wirklich nervös, aber wenn du auf die Bühne kommst, stehst du vor einer gesichtslosen Masse und es ist absolut unpersönlich. Es gibt immer eine Barriere bei so großen Konzerten. Du bist eben einfach da und es gibt kaum eine Interaktion mit dem Publikum, du machst eher dein Ding. Auf kleinen Konzerten, gibt es diese Barriere nicht und die Leute stehen einfach scheiße-nah vor deinem Gesicht, dann ist der tatsächliche Druck letzten Endes viel größer als bei großen Shows. In einer solchen Umgebung ist nicht nur die Band, sondern auch das Publikum viel aufgekratzter und empfänglicher. Dagegen ist es eine scheißsichere Sache, vor einer großen Masse zu spielen und eigentlich ist uns das schon zu sicher, wir mögen es lieber gefährlich.

Gerrit:

Wir machen die Bühne zu einem Trampolin,

Sam:

Also ich finde, beide haben Unrecht.

Super! Dann sag mal deine Meinung.
Sam: Meiner Meinung nach, ist es gar keine sichere Sache vor vielen Menschen zu spielen.
William: Doch, ist es. Diese Barriere zwischen dir und den Leuten!
Sam: Nein, weil die Sound-Anlagen zum Beispiel auf Festivals oft total beschissen sind. Wie gestern erst (auf dem Pantiero Festival in Cannes), da hatten wir überhaupt kein leichtes Spiel und ich habe mich wirklich unwohl gefühlt. Also ich mag es, in einem kleinen Raum zu spielen, weil ich den Leuten in die Augen schauen will. Ich will ihnen körperlich auf die Pelle rücken. Also nicht, dass ich ihnen tatsächlich weh tun möchte, aber ich will diesen Typen, der apathisch in der ersten Reihe steht, anfassen und ins Gesicht schauen können. Ich hab mir auch schon öfter solche Leute geschnappt und sie an ihrem Scheißshirt gepackt. Und dann schauen sie mich entweder ganz erschrocken an oder sind auf einmal wie wachgerüttelt und blühen auf. Man stellt so einen ganz anderen Bezug zu den Leuten her. Danke, genau das meine ich! Also ich hab euch unter Anderem auch letztes Jahr in Köln im Sonic Ballroom und da hast du genau das gemacht: Du bist von der Bühne heruntergeklettert und die Leute hatten fast schon Angst vor dir, aber das hat alles so intensiv gemacht. Es war ein wahnsinniges Konzert.
Sam: Ja! Ich glaube, dieses Gefühl von Angst sorgt auch dafür, dass diese Hemmschwelle bei den Leuten einbricht.
William: Und bei großen Shows kann dieses Gefühl von Angst gar nicht entstehen und dementsprechend bleibt diese Barriere auch erhalten.
Sam: Aber du hast du behauptet, das wäre etwas Gutes.
William: Nein, ich hab gesagt, dass das scheiße ist. Ich hab gesagt, wir bevorzugen kleine Konzerte.
Sam: Ach so.
Gerrit: Also alles, was ich gesagt habe, ist, große Shows sind bequemer …
William: Gerrit steht als einziger drauf.
Gerrit: Ja, scheiße, ich stehe dazu. Die Leute lenken mich nicht ab, ich kann mich aufs Spielen konzentrieren und krieg meinen Scheiß auf die Kette, ich kann mich selber hören …
William: Ich schätze, das ist ein Diskussionspunkt, darüber reden wir noch einmal, Gerrit.(lacht) Finde ich gut. Ich kann Riesenkonzerten nichts abgewinnen.
William: Du hättest am Anfang nicht sagen sollen, dass du nur Quatsch-Fragen stellen wirst. Jetzt hast du den Salat! Tut uns leid, willst du noch was wissen? Nein, ist schon OK. Lassen wir das. Ich würde jetzt auch gerne was trinken und später gehen wir raven.