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R'n'B ist die Zukunft der Gitarrenmusik

Von R&B beeinflusste Künstler wie Jungle, Frank Ocean und The XX, beweisen, dass in den sechs Saiten noch Leben steckt.
Ryan Bassil
London, GB

Im Dezember, als es verdammt kalt war, ist die gesamte Londoner Twitter-Musik-Gemeinde in ein heruntergekommenes städtisches Kulturzentrum am Ende der Buslinie 242 gepilgert. Sie haben sich dort versammelt, um sich die für den BBC Sound Of 2014-Award nominierten Jungle anzusehen. Hinter diesem Namen steckt ein Haufen junger Männer und Frauen, die genau die Art von horizonterweiternder Musik machen, die jeden Musikfan in Erregung versetzt.

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Die vier Songs auf Jungles Soundcloud-Seite—„Platoon“, „Drops“, „The Heat“ und „Lucky I Got What I Want“—sind großartige und ungetrübte Stücke kreativer Popmusik, die sofort nach Aufmerksamkeit verlangen. Sie sind lebendig.

Die Tatsache, dass Jungle an diesem Abend ein paar neue Tracks vorstellen würden, hatte zur Folge, dass der Raum mit Vorfreude gefüllt war. Für eine Debüt-Show eines Künstlers in der englischen Hauptstadt ist dies nicht unüblich, denn Hypes sind dort wie Heroin und jeder sehnt sich nach einem Treffer. Jungle benutzen noch dazu Gitarren und wenn man den momentan über Rock erscheinenden Artikeln Glauben schenken darf, dann ist Gitarrenmusik zu einer Angelegenheit für Mädchen in gepunkteten Kleidern und Studenten, die Westen tragen, auf denen man Catcher In The Rye-Zitate findet, geworden. Trotzdem wurde Gitarrenmusik an diesem Abend im Chats Palace wieder Leben eingehaucht und von trostlosen Indie-Gefilden in eine lebhafte neue Welt geführt, in der atmosphärische Klangkulissen regieren.

Gitarrenmusik ist nicht tot und sie ist es nie gewesen—und wenn ich so darüber spreche, will ich jedem, der dies behauptet, in den Hals greifen und ihm einen Stift in die Mandeln bohren, damit er nie wieder ein Wort darüber verlieren kann. Sicher, es gibt eine Menge schlechter, stereotyper und langweiliger Gitarrenbands. Aber genauso gibt es eine Menge schlechter, stereotyper und langweiliger HipHop-Künstler, Clubmusik-Produzenten und Pop-Prinzessinnen. Viele andere wissen die Gitarre jedoch auf sehr viel interessantere Weise zu nutzen und dringen in innovative Gefilde vor, die von R’n’B und Soul beeinflusst sind.

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Nimm zum Beispiel eine Band wie The XX. Auf ihrem Debütalbum hat diese Band minimalistische Riffs zusammengebastelt, aus denen eine Platte entstanden ist, zu der fünf Jahre später immer noch ein Haufen Leute unfassbar bedeutungsvollen Sex hat. Oder jemand wie Frank Ocean, der auf Channel Orange die Hilfe von John Mayer in Anspruch nimmt, um mehr Rhythm and Blues in seinen Rhythm and Blues zu bringen. Beides sind unvergessliche Platten, denen diese innovative Nutzung von Instrumenten endlose Unterstützung beschert hat.

Der R&B Einfluss auf die heutige Rockwelt ist etwas, dem noch nicht die nötige Beachtung geschenkt wurde. Wohl eine der größten Gitarrenbands—die Arctic Monkeys—haben offen zugegeben, dass AM von der Art, wie Timbaland arbeitet, beeinflusst wurde.

Jungle gehen genau diesen Weg, den The XX geebnet und weitere Bands verfolgt haben. „Lucky I Got What I Want“ klingt nur sehr entfernt nach etwas, was man auf einer Fender Strat spielen kann—trotzdem stehen auf der Bühne zwei Leute mit Gitarren um den Hals. Sie werden zwar von einer Fülle anderer Musiker wie Sängern, Synthie-Spielern und Perkussionisten unterstützt, die die siebenköpfige Band bilden und die förderlich für den Sound sind, aber trotzdem sind es die Gitarren, die im Vordergrund stehen.

Nach einem Set aus sechs oder sieben Songs und in eine Wolke von grünlichem Nebel gehüllt, verlassen Jungle die Bühne. Sie mögen vielleicht nicht auf dem Weg zur Weltherrschaft sein, aber nach diesem Abend ist klar, dass sie dem sechssaitigen Instrument neues Leben einhauchen. Es liegt also nur an den Bands, ob sie kreativ sein wollen und diesem Prozess folgen.

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Jungle spielen auf dem von Noisey präsentierten Eurosonic Festival in Groningen, NEL. Am Donnerstag, dem 16.01. um 20.00 im Simplon.

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