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one hit wondering

One-Hit-Wondering mit Toni Basil

Ihr kennt das Lied, das so geht: „Hey Mickey! Hey Mickey!“ Ja, genau die.

Jede Woche höre ich mir die gesamte Diskografie einer One-Hit-Wonder-Band an und lasse euch wissen, ob man sich auch die restlichen Songs anhören sollte. Diese Woche: Toni Basil.

HEY MICKEY, YOU'RE SO FINE, YOU'RE SO FINE, YOU—ihr singt doch schon längst im Kopf mit. Da bin ich mir sicher. Die immer schon beliebte Cheerleader-Hymne brachte der Künstlerin Toni Basil (geboren Antonia Christina Basilotta) Doppel-Platin ein und schickte sie auf die Nummer 1 der Billboard-Charts im Jahr 1982. Ob du den Song jetzt liebst oder intuitiv mit Aggressionen auf ihn reagierst, ist „Mickey“ trotzalledem unbestreitbar ein Lied, das wirklich jeder kennt. Es ist irgendwie dämlich und wurde schon tot gespielt, aber gleichzeitig ist es absolut reizend, in einer nervigen, heimlich ansprechenden Art. Und ist jemals der Fall eingetreten, dass dieses Lied gespielt wurde und du nicht mitgesungen hast? Ich meine damit auch euch, Jungs.

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Toni Basil hat in ihrer langen Karriere im Entertainment-Business schon alles gemacht, vom Singen übers Schauspielern und Tanzen bis zum Choreografieren. Aber in ihren jungen Jahren war sie—ja, ihr habt es schon erraten—Cheerleaderin, und zwar Head-Cheerleaderin. Man kann sie in dem Video zu „Mickey“, dessen Choreographie sie selbst erfunden hat, sogar in ihrer alten Las-Vegas-High-Uniform sehen:

Toni Basil - Mickey

Es ist schon ein bisschen witzig, wenn Erwachsene immer noch auf die High-School-Art stehen. Basil war 39 Jahre alt, als sie „Mickey“ herausbrachte, was bedeutet, dass sie eine Zeit wiederaufleben ließ, die bereits mehr als zwei Jahrzehnte hinter ihr lag. Ich glaube, wenn ich 39 bin, werde ich entweder darüber hinweg sein oder aber mein Rücken würde versagen, wenn ich eine dieser Bewegungen machen müsste. Aber sie hat die Moves (und den Spirit) immer noch drauf, also Hut ab.

Was immer komisch ist, ist, wenn ein Cover viel erfolgreicher als das Original ist, was bei „Mickey“ der Fall war. Der Song wurde sofort ein Hit, während die Originalversion von Racey Kitty relativ unbekannt blieb. Bei Racey fehlte wahrscheinlich dieser extra Cheerleader-Funke (im Endeffekt war die „Hey Mickey, you're so fine“-Anfeuerung auch Basils eigener Touch), um es auf das gleiche Level wie die Coverversion zu schaffen, die viel eher nach verliebtem Mädchen klang, und Millionen Platten zu verkaufen. Ich frage mich, ob sie deswegen sauer sind.

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„Mickey“ erschien zuerst auf dem Toni Basil Album von 1982 Word of Mouth und obwohl keiner der anderen Tracks den gleichen zuckrigen Geschmack von Mainstream-Pop hatte, gefiel mir das Album überraschenderweise ziemlich gut. Es hat diese Art femininen off-beat New-Wave-Sound, in dem Stil von solchen Spinnern wie Lene Lovich oder Berlin. Wenn du von der übereifrigen und krankhaft flirtenden Natur von „Mickey“ irritiert bist, in der Toni über den Typen singt, auf den sie steht, solltest du dir mal Tracks wie „Nobody“ anhören, der einen sehr einladenden Chorus hat, mit genau der richtigen Portion Girlpower zum Mitsingen: „Don't want nobody! Don't want nobody! Don't want nobody! Don't want nobody!“ YEAH, MÄDCHEN, SING ES.

Neben „Mickey“ waren auch noch eine Handvoll anderer Cover und Neuaufnahmen auf dem Debüt von Basil, die für ein ungeübtes Ohr schwer zu erkennen sind. Ein paar Tracks sind im Original von Devo, so wie das Rework von „Pity You“ in „You Gotta Problem“. Aber mein Lieblingsstück ist dieses Manfred-Mann-Lied aus dem Jahr 1965, das einen viel cooler Synthieanstrich bekommen hat:

Moment mal, was ist das für ein Musikvideo?

Toni kam mit dem zweiten (selbstbetitelten) Album 1983 zurück, aber die Leute interessierten sich nach „Mickey“ nicht mehr für sie und so schaffte sie es nicht, ein musikalisches Comeback zu leisten. Ich verstehe es schon ein bisschen, warum sie ein One-Hit-Wonder geworden ist, aber ihre fehlende kommerzielle Wirkung scheint hierbei zu einer tatsächlichen Reflexion ihrer Musik, eher nebensächlich gewesen zu sein. Trotz dem, was man als einen Reinfall bezeichnen kann, habe ich Toni Basil genauso genossen wie Word of Mouth, wobei die meisten Künstler, die auf ihrem Debüt einen Hit landeten, unter ernsthafter Zweitwerks-Rezession leiden. Aber ehrlich gesagt hätte ein Song wie „Best Performance“ ohne Probleme ihr nächster Hit werden können, glaubt ihr nicht?

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Und wenn der Erfolg eines mädchenhaften jubel-imitierenden Liedes irgendetwas beweist, klingt auch „Go for the Burn“ so, als hätte es eine genauso erfolgreiche Single werden können. Aber, leider Gottes, gab es viele dieser hätten-ein-Hit-werden-können-Singles auf den beiden Alben.

Wenn du dachtest, dass 39 Jahre ein bisschen zu alt ist, um eine Pop-Karriere zu starten, muss ich dir sagen, dass Toni Basil ihre erste Single schon 1966 veröffentlicht hat, als sie gerade Anfang zwanzig war. Sie hieß „Breakaway“ und wurde in einem gleichnamigen Kurzfilm gefeatured.

Wahnsinn, diese Frau weiß, wie man sich der Zeit anpasst. Ich respektiere Toni Basil jetzt auf eine ganz andere Art, seit ich diese Oldies entdeckt habe. Genauso beeindruckend ist die B-Seite der Single „I'm 28“:

Im Video sind Szene aus dem Film

Easy Rider

(1969) zu sehen, in denen Basil die Rolle einer Prostituierten übernimmt.

Basil singt, obwohl sie zu der Zeit erst 23 war, aus der Sichtweise einer 28-jährigen über ihre vergängliche mädchenhafte Jugend und summt Zeilen wie „my time is going, my fears are growing, my chances now are few"—was witzig ist, weil sie ihre bekannteste und am schulmädchen-hafteste Single im Alter von fast 40 Jahren veröffentlichte. Wenn jetzt jemand denkt „Alter ist nur eine Zahl“, würde ich sagen, dass Basil das wohl am besten wusste. Wie auch immer, es ist eine meiner Lieblingslieder von Toni Basil; der Gesangsstil und der Song im Allgemeinen erinnert einen an Nico. Ein anderer Grund, warum ich davon so verschreckt bin, ist, dass dieser Titel so anders als „Mickey“ ist, dass ich fast nicht glauben kann, dass die selbe Sängerin sie gesungen hat.

Aber inzwischen müsste ich wissen, dass mich Basil und ihre Vielzahl an Talenten nicht mehr überraschen sollten. Neben ihrer Schauspielerei, der Jubelei und dem Singen, hat sie außerdem Choreographien für eine hochrangige Liste an großen Stars gemacht, wie David Bowie (auf seiner 1974er Tour) und Talking Heads (Musikvideos), Unmengen an Filmen, und natürlich ihr eigenes Zeug. Aber viel wichtiger ist, dass sie ein Gründingsmitglied der Lockers war, einer Street-Dance-Gruppe, die sich in den 70er Jahren mit dem Tänzer Don „Campbellock“ Campbell gründete. Ich habe mal jemanden gesehen, der Locking bei So You Think You Can Dance tanzte und es war so ein verrückter Mix aus Hip Hop, Jazz und einigen schnellen Armbewegungen, was unglaublich bescheuert aussieht, wenn man kein Profi ist. Aber ja, Toni Basil hat nicht nur eine Menge Preise für ihre Tänze und ihre Choreographien gewonnen, sie war zudem ein großer Einflussfaktor darauf, Street-Dance zu einem Teil der amerikanischen Tanzszene zu machen. Das ist verdammt cool! Also, Klappe zu—ihr One-Hit-Wonder-Status ist nichts im Vergleich zu dem ganzen anderen Zeug, das sie getrieben hat. Als ich ihre Locking-Videos anschaute, hatte ich schon komplett vergessen, dass ich über die Person schrieb, die den „Mickey“-Song gesungen hat. Guckt euch das an:

Sing und tanze weiter, Toni. Du bist eine wahre Künstlerin.

@kristenyoonsoo

Letzte Woche mit The Vapors