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one hit wondering

One-Hit-Wondering mit Haddaway

What is Love? Sicherlich nicht, eine Woche lang alle deine sechs Alben anzuhören.

Jede Woche höre ich mir die gesamte Diskografie einer One-Hit-Wonder-Band an und lasse euch wissen, ob man sich auch die restlichen Songs anhören sollte. Diese Woche: Haddaway.

What is love? Das nicht, lieber Haddaway—eine ganze Woche alle deine sechs Alben anhören, nein. Ganz sicher nicht.

Hi Leute, habt ihr schon mal versucht, eine ganze Woche lang Haddaway zu hören? Wisst ihr, wie das ist? Es ist…naja…intensiv, gelinde gesagt. Am Ende der Woche heulte ich „Baby don't hurt me, no mo“, und konnte wahrhaftig die Bedeutung dieser Worte erkennen. Aber um fair zu bleiben, muss ich sagen, dass ich nur mir selbst die Schuld für dieses Unterfangen geben kann. Außerdem muss ich sagen, um Haddaway zu verteidigen, dass er die wohl tiefgründigste Frage in der Geschichte von Popmusik gestellt hat: What is love? (Ich lese mir gerade den letzten Satz immer wieder durch und ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich das gerade sarkastisch gemeint habe oder nicht.) Aber im Ernst, ich weiß nicht wirklich, was Liebe ist…du etwa?? Was ist, wenn wir dieses Lied immer als einen geschmacklosen 90er-Jahre Techno Pop-Song beiseite geschoben haben, und er aber in Wahrheit einer der am nachdenklich stimmendsten Songs unserer Zeit ist?

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Was. Sogar. Ich denke, er impliziert damit vielleicht, dass Frauen bösartige, blutsaugende Kreaturen sind, die unfähig sind zu lieben.

Der Eurodance-Hit war sofort unglaublich beliebt in Europa—vor allem in Deutschland—aber er hat sich auch in den US Billboard-Charts einen Platz ergattert, als er 1993 releast wurde. Im Prinzip war er überall in der westlichen Welt erfolgreich, aber speziell diese Deutschen gingen richtig ab auf Haddaway. In Deutschland bekam sein Debütalbum sogar Platin, seine anderen Singles waren in den Charts erfolgreich und „What Is Love“ gehört zu den 75 bestverkauften Singles aller Zeiten des Landes. Deutsche. Trotzdem zählen viele von uns ihn zu den One-Hit-Wondern und die Langlebigkeit der Beliebtheit des Songs kann man der Verwendung in den Saturday-Night-Live's-Spots und Anschlussfilmen A Night at the Roxbury anrechnen:

Um ehrlich zu sein, glaube ich, ich würde diesen Song ohne Saturday Night Live's nicht mal kennen.

Wegen seiner Präsenz in der europäischen Clubszene wurde Haddaway vor allem als deutscher Künstler bekannt und es stimmt: Er verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Deutschland und zog in seinen Zwanzigern zurück nach Köln. Aber Haddaways Wurzeln liegen in seinem Geburtsort in Trinidad und—passt auf—Maryland, USA. Was zum Teufel? Ja, als er noch mit seinem richtigen Namen angesprochen wurde, Nestor Alexander Haddaway (und vielleicht war sein Spitznamen Haddy schon in Gebrauch) war das One-Hit-Wonder ein Blaskapellen-Nerd in Maryland und später ein Politikwissenschafts- und Geschichtsstudent auf der George Washington University in D.C.. Das ist so verdammt willkürlich. Aber 1989, im Alter von 24, realisierte Haddaway, dass seine wahre Bestimmung ein Clubmusik-Gott ist und er zog zurück nach Deutschland, wo er Jahre zuvor auf ein Internat ging, um seine Träume zu verwirklichen.

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Und in dem Streben nach seinen Träumen machte Haddaway einfach ein paar weitere Alben, von denen das letzte im Jahr 2005 veröffentlicht wurde (Pop Splits). Also, ähm, ihr solltet wissen, dass wenn ich mal ein Versprechen mache, das auch halte. Als ist diese Kolumne anfing, habe ich versprochen, dass ich mir jede Woche die komplette Diskografie eines Künstlers anhöre…und ich habe mir VERDAMMT NOCHMAL alles von Haddaway angehört, das ich im Internet finden konnte. Ich bin tatsächlich akustisch erschöpft. Was für eine anspruchsvolle Aufgabe. Und dazu kommt noch—mein Gott, dieser Käse!! Ich meine, ich mag nicht mal „What Is Love“ jenseits des puren Spaßes, also bin ich ohne jegliche Erwartungen an die Sache rangegangen, aber verdammt. Ich glaube, das Schlimmste war, dass immer wenn ich auf Pause drückte, um mit anderen Dingen in meinem Leben weiterzumachen, hatte ich den letzten gehörten Song als Ohrwurm. Wenigstens die Eingängigkeit kann man ihm anrechnen, oder?

Es gilt hier nicht wirklich irgendetwas zu beweisen, bis auf, dass ich jetzt offiziell die komplette Arbeit von Haddaway kenne, was etwas ist, bei dem ich mir noch nicht ganz sicher bin, wie ich damit angeben könnte. Wenn ich ehrlich bin, war es nicht gerade die aufmerksamste Hörsession (wer hat schon die Zeit und Aufnahmefähgkeit?), aber es war genug Zeit, um ein paar wiederkehrende Themen seiner Musik herauszuhören: Liebe, Herzschmerz, Verlangen, Vermissen… so ein Quatsch. Von dem, was ich gehört habe, hatte Haddaway eine Menge Frauen zu seiner Zeit, aber nicht viel Glück in der Liebe. Aber ich habe irgendwo gelesen, dass er oft von sich selbst in der dritten Person spricht, also denke ich, das könnte ein Auslöser dafür gewesen sein…

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Haddaway ist in vielen Teilen Europas eigentlich kein One-Hit-Wonder, weil auch seine anderen Singles wie „Life“ sehr gut ankamen. In diesem Lied, was Hit Nummer 2 in Deutschland war, verkündet der Sänger „Everybody needs somebody to love“. Aber moment mal, WAS IST LIEBE? (Er hat sich selbst in dieser Frage gefangen). In anderen Liedern singt er Zeug wie „Everybody's gotta, gotta, gotta have love“ und „Wanna love, wanna sing“. Dieser Typ singt auf jeden Fall ziemlich viel über die Liebe, wobei er sich nicht mal sicher ist, was sie ist. Gottverdammt.

Aber nicht alle seine Songs sind Europop-Fäuste-Heber. Ab und zu gibt es auch ein paar traurige Slowdance-Songs, wie „I Miss You: „I miss you more than words can say, more than words can ever say." Man kann sagen, er war nie Haddaway mit seinen Worten…hehehehe. (Danke an meine Freundin Chelsea für diesen Witz.) Ich schwöre, diese Geschmacklosigkeit ist ansteckend!

Am Ende des Tages klingen alle Haddaway-Songs für mich gleich. Es gab mehr annehmbare wie „Gotta Be“ („annehmbar“ als sehr toleranten Begriff), aber ich kann nicht mal Streams für diese Lieder finden, also egal. Was soll ich euch sagen? Haddaway entfernt sich in seiner Diskographie nicht besonders weit weg von dem Thema und der Songstruktur von „What Is Love“, also gibt es nichts überraschendes zu erzählen—außer von einer qualvollen Woche. Aber hey, die Plattenverkäufe in Deutschland sagen uns, dass es eine Menge Leute gibt, die dieses Zeug mögen. Anscheinend hält er sich inzwischen bedeckt in Österreich und feiert sich wahrscheinlich immer noch für den internationalen Erfolg seines Hits. Ich habe auch nichts über einen neuen Release in naher Zukunft gehört, aber wer weiß? Vielleicht wird es nächstes Jahr ein Comeback zum 20-jährigen Jubiläum geben mit dem Nachfolger „This Is Love“, in dem er uns sagt, worum es eigentlich geht. Denn wir sind uns immer noch nicht ganz sicher.

Vom Rest der Diskografie kann ich euch, wenn ihr es mögt, empfehlen: „What Is Love“, und damit meine ich, wenn ihr es aufrichtig mögt, und nicht nur gelegentlich für einen Lacher gut findet.

@kristenyoonsoo

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