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The Noisey Guide to

Der Noisey Guide to Konzert-Souvenirs

Nachdem die Luft einer Kanye West-Show für über 60.000$ verkauft wurde, folgen nun perfekte Tipps, wie du an die besten Konzert-Souvenirs kommst. Achtung: Du musst sehr oft ein Soziopath sein.

Was für eine geniale Idee und was für ein trauriges Zeugnis menschlicher Dummheit. Nach einem Kanye West-Konzert in London versteigerte ein Konzertbesucher ein prall mit Luft gefülltes Plastiksackerl für 60.000$ auf Ebay. Schließlich war es ja keine normale Luft, nein, diese Luft war das Produkt unzähliger schwitzender Menschen und dem heiligen Kanye. Das macht den Inhalt des Beutels zu einer wahren Kostbarkeit, einem Juwel für Sauerstoff-Feinschmecker und sollte in keiner Düfte-Sammlung fehlen. Der ausgefuchste Typ musste nicht einmal nachweisen, dass er wirklich live dabei war, geschweige denn, ob sein Plastikbeutel je die Bässe der Live-Show gespürt hat. Es reichte eine einfach Aufschrift: „AIR FROM KANYE SHOW“. Wir geben zu, als wir diese Meldung hörten, mussten wir erst einmal tief durchatmen. Natürlich dauerte es nicht lange, bis auch andere plötzlich Sackerln von diversen Kanye-Shows, zerbeulte Energydrink-Dosen, die sie beim Kanye-Konzert dabei hatten und ein Stöckchen, über welches Herr West drübergestolpert sein soll, online anboten.

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Dieser kreative Unternehmergeist zeigt, dass sich ausgefallene Konzert-Souvenirs großer Nachfrage erfreuen. Kein Wunder, kommst du doch deinen Idolen nur bei einem Konzert so nah wie nie zuvor. Plötzlich manifestiert sich das akustische Signal zu einem angrapschbar schwitzenden und wohlig stinkenden Menschen. Dass du dafür vorher ordentlich in die Urlaubskasse greifen musstest, wirkt verglichen mit dem Endorphinschub, den ein Fundstück in dir auslöst, sehr vernünftig. Wenn du die Augen offen hältst, kannst du auf einem Konzert wahre Schätze entdecken. Wir sagen dir, wie du das am besten anstellst.

Aber Achtung: Du musst sehr oft ein Soziopath sein.

Ein Plakat

Schon beim Einlass fällt dir das schicke Plakat im Gang auf. Das würde doch über deinem Bett viel besser aussehen! Lass dich jetzt bloß nicht von deiner Gier übermannen und fummele ungeniert an den Rändern rum. Falls dich jemand dabei erwischt, droht der Rausschmiss und der darauf folgende Nervenzusammenbruch, weil du in diesem Fall dafür bezahlt hättest, das Konzert zu verpassen und rausgezerrt zu werden, während deine Freunde die Show genießen dürfen. Schau dir lieber in Ruhe das Konzert an und frage beim Rausgehen nett beim wichtig guckenden Personal nach, ob du denn das Poster abmachen dürftest. Jetzt juckt es eh keine Sau mehr. Alle sind glücklich. Nur du nicht, denn das Poster ist weg. Weil du zu nett warst und das einfach bestraft werden muss.

Die Setlist

Eine Setlist liegt zwar nicht bei allen Live-Acts auf dem Bühnenparkett, trotzdem gibt es genug Musiker, deren Genialität keine Kapazitäten für etwas so Niederes wie der korrekten Reihenfolge der zu spielenden Songs duldet. Die Meisten begnügen sich mit ausgedruckten Zetteln, manche schreiben ihre Setlists aber tatsächlich noch selbst. So eine Liste musst du haben! Dann kannst du dir anhand dieser eine eigene Playlist erstellen, zu der für den Rest deines Lebens einschlafen kannst. Sobald das Konzert vorbei ist und die Roadies die Instrumente abbauen, fragst du sie, ob du die Liste haben könntest. Dürfte eigentlich kein Problem sein. Ein Problem sind nur die Deppen neben dir, die jetzt auch laut nach einer Liste schreien. Dem Roadie wird es scheißegal sein, er wirft die Liste einfach in eure Richtung. Mögen die Gier-Spiele beginnen.

Ein Bier

Auf kleineren Konzerten trennt dich kein paranoider Graben und schlechtgelaunter Security von der Bühne. Es ist also ein leichtes, einen Stagedive anzutäuschen, um ein köstliches Bier vom Bühnenrand zu entwenden. Bete aber, dass diese Aktion nicht den Zorn der Band auf dich zieht, sie den Song unterbrechen, um dich öffentlich zu beleidigen und du unter den aufhetzenden Reden des Sängers aus dem Saal geprügelt wirst. Noch schlimmer wäre es allerdings, wenn du in der Hektik nicht wirklich aufs Etikett geguckt hast und du nun ein alkoholfreies Weizenbier in der Hand hältst.

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Ein Schafskopf

Ein seltenes Goodie, das du mit etwas „Glück“ auf ausgesuchten Metalshows bestaunen kannst. Mit toten und furchtbar traurigen Augen starren dich da die in Stäbe gestoßenen Köpfe von der Bühne aus an, während die selbstverliebten Musiker fleißig vorspielen, die krassesten Metalheads in der Geschichte der krassen Metalheads zu sein. Du bist von Natur aus ein bisschen morbider veranlagt, lebst in der Schaf-freien Großstadt und malst dir schon vor deinem kranken Auge aus, wie herrlich dieser Kopf zu deiner chilenischen Schrumpfkopf-Sammlung passt? Vergiss es. Die Chancen, damit unbeachtet aus dem Club zu spazieren, sind in etwa so groß wie die Wahrscheinlichkeit, Konzertluft für 60.000$ zu verkaufen.

Drumsticks

Es ist soweit: Die Show ist vorbei, der Drummer kommt breitbeinig an den Bühnenrand gestapft und wirft seine Sticks in die tobende Menge. Das macht er meistens genau in die Mitte, nicht weit von der Bühne entfernt. Es soll ja niemand ein Auge durch einen spitzen, mit voller Kraft geschmissenen, Holzstab verlieren. Ein Ozean aus Händen grapscht nach dem fallenden Stick, es gibt einen kleinen Tumult, weil niemand die glitschigen Dinger zu fassen bekommt, sie auf den Boden fallen und jetzt alle wild danach springen. Hier sind schnelle Reflexe und gezieltes Aus-der-gegnerischen-Hand-schlagen gefragt. Falls du diesen Kampf der Urinstinkte gewinnst und als stolzes Alpha-Menschchen ein Stick nach Hause nehmen darfst, kannst du ihn dir entweder stolz einrahmen oder im Netz verticken. Dann steht er mit ein wenig Glück gleich unter den von Nirvana signierten Drumsticks, die für fast 15.000$ zu haben sind.

Das T-Shirt des Sängers

Das ohrenbetäubende Kreischen hunderter Kehlen kündigt es an: Da hat wohl jemand auf der Bühne sein Shirt ausgezogen, um seinen nassgeschwitzten Body zu enthüllen und das lästige Stück Baumwolle in hohen Bogen Richtung der erwartungsfrohen Hände zu schleudern. Jetzt wird es hässlich. Aus besten Freunden werden verhasste Erzfeinde. Jeder will diese Trophäe nach Hause und ins Bett nehmen. Scheue also nicht vor gezieltem Einsatz deiner Ellenbogen, um deine Konkurrenten zu überzeugen, dass nur du dieses Shirt verdient hast. Sollte es dir trotzdem nicht gelingen, musst du den vermeintlich glücklichen Besitzer ganz genau beobachten, sich ihm langsam, aber zielstrebig nähern und das Shirt in einem Moment der Unaufmerksamkeit entreißen. Dann solltest du besser sofort in der Menge verschwinden und nach Hause fahren. Du hast eine stillschweigend vereinbarte Grenze überschritten. Jetzt kann es nur noch hässlich werden.

Screenshot via Ebay.com

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Ein Plektrum

Bei diesen verdammt kleinen, schweißglitschigen Plastikteilen gilt das Gleiche wie bei Drumsticks. Natürlich mit der Einschränkung, dass sie eben verdammt klein und schweißglitschig sind und deshalb ungleich schwerer zu fangen oder auf dem dreckigen Boden zu erkennen, geschweige denn aufzusammeln. Viel Glück. Entschuldige dich auf jeden Fall bei deinen zerstampften, mehrfach gebrochenen und zersplitterten Fingern.

Eine Wasserflasche

Wieder so ein Gegenstand, der von den Musikern auf die hilflose Meute geworfen wird. Da brauchen die sich echt nicht über die Plastikbecher beschweren, die ab und zu ungezielt Richtung Bühne fliegen, wenn sie sich selbst eine Flasche Wasser aufmachen, nur einen einzigen Schluck davon trinken und die Flasche dann in die ersten Reihen schmeißen. Wenn du wissen willst, wie sich die Spucke deines Helden an deinen Lippen anfühlt, ist so eine angespeichelte Flasche der heilige Gral. Der Templerorden hat fast tausend Jahre für diesen anderen Gral getötet und wurde getötet also ist es doch das Mindeste, das du jetzt alles gibst, um diese von Gott geküsste Wasserflasche in deinen Besitz zu bekommen, oder? Eben.

Julius ist auch bei Twitter: @Bedtime_Paradox

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