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Interviews

Darkside sind keine normalen Menschen

Nicolas Jaar will eigentlich echt nicht berühmt sein. Aber leider macht er dafür alles falsch, auch gemeinsam mit Dave Harrington und ihrem Projekt Darkside.

Nicolas Jaar macht alles falsch. Damals als 17-Jähriger wollte er sich einfach nur ein bisschen ausprobieren, schraubte ein paar Sounds aneinander, baute ein paar Remixe, fügte Leerstellen ein, wo sie nicht hingehören und bremste allgemein das Tempo seiner Tracks auf nicht club-kompatibel. Dinge, die man nicht macht, wenn man sich in der House- und Technoszene einen Namen machen will. Nicolas Jaar wurde genau deshalb weltweit in Clubs gespielt und so unfreiwillig zum Star. Also dachte er sich, mache ich ein Album, das niemand mag. Er verzichtete noch mehr auf Peaks, versuchte alle an ihn gestellten Erwartungen bewusst zu enttäuschen (was ihm auf eine verwirrende Art ja auch gelang) und erreichte genau deshalb mal wieder das Gegenteil: Die Welt liebte sein Debüt, Pitchfork wählte es zum besten Album des Jahres, Nicolas Jaar konnte sich vor Booking-Anfragen nicht retten.

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Was denkt sich der schlaue Nico? Mache ich doch mal ein Projekt unter einem Namen, den niemand kennt. Und so hat er zusammen mit seinem Live-Gitarristen und Freund Dave Harrington Darkside gegründet. Doch noch während die beiden an ihrem Debüt arbeiten, stolpert ihnen Daft Punk‘s Random Access Memories über den Weg. Sie fragen sich, warum gerade „Get Lucky“ so einschlägt und remixen das Ding, entwickeln dabei so viel Freude, dass sie in kürzester Zeit das komplette Album neu auflegen. Zack, bei Soundcloud veröffentlicht, und schon wieder spricht die Welt nur noch von Nicolas Jaars neuem Projekt Darkside. Was Nicolas Jaar anpackt, wird zum Hit. Sinnlos.

Jetzt veröffentlichen die beiden trotzdem ihr Debütalbum Psychic und hoffen inständig, sämtliche an sie gestellten Erwartungen zu enttäuschen. Zum Beispiel, indem sie das Album mit einem 11-Minüter eröffnen. Leider wird auch dieses Album einschlagen, denn es ist zweifellos eins der besten Veröffentlichungen des Jahres.

Noisey: Wie hat euch eigentlich Daft Punks „Get Lucky“ gefallen?
Nicolas Jaar: Es gibt dazu eine lustige Geschichte. Wir waren bei mir zuhause in New York im Studio und wir waren gerade mit unserem Album Psychic fertig geworden. Und „Get Lucky“ war gerade rausgekommen…
Dave Harrington: Es war überall!
Nicolas: Überall. Du weißt es, als „Get Lucky“ rauskam, hat es jeder gehört. Und ich fragte Dave, warum mag jeder „Get Lucky“? Ich wusste es wirklich nicht. Es ist nicht so, dass ich es mochte oder nicht mochte, aber ich verstand einfach nicht, warum die Leute so sehr darauf abgingen. Für mich war es nur ein Lied. Ein normales Lied. Es klang für mich nicht beeindruckend. Also fragte ich Dave, was so toll daran sei und er sagte, das Riff von Niles Rodgers.
Dave: Es sind die Gitarren.
Nicolas: Die Gitarren. Ich sagte, ach wirklich? Wir waren ja eh gerade im Studio, also zog ich „Get Lucky“ in mein Ableton Live und legte einen Loop auf den Teil, von dem Dave sagte, er wäre gut. Und ich dachte, Fuck, wie klingt das wohl langsamer? Also mache ich es langsamer auf ein normales Darkside-Tempo (lacht). Naja, Darkside-Tempo.
Dave: (lacht) Ja doch. Ein grooviges Tempo.
Nicolas: Genau, groovy. Dave nahm seine Gitarre und spielte über den Loop und wir dachten beide, Wow, wir sollten einen Remix machen. Ich muss dazu sagen, dass wir das komplette Album in zwei Wochen geremixt haben. Und es war sehr einfach und hat viel Spaß gemacht. Es gab so viel zum Loswerden … (beide lachen) und so viel zum Loopen.
Dave: Und alles klingt wirklich beeindruckend.
Nicolas: Es klingt sehr gut, ein sehr teurer Sound.

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Bevor ihr es geremixt habt.
Dave: Ja genau. Wenn du auch nur ein Scheibchen davon hörst, es ist unfassbar viel darin.
Nicolas: Aber wenn ich ehrlich bin—und wir haben unterschiedliche Meinungen darüber, nur so nebenbei—für mich klang das Album vor allem sehr, sehr teuer. Und nachdem wir zwei oder drei Songs gemacht hatten, meinte ich: Lass uns den Scheiß zerstören. Lass uns gewalttätig sein. Es gibt hier was Gutes, aber es ist vor allem ein richtig teures Album.
Dave: Ja, aber es gibt da auch ein paar Sachen auf dem Album, die ich wirklich liebe. Auf eine Art, dass es mich einfach kitzelt. Vielleicht ist es einfach nur das Gitarrenspiel, das ich beeindruckend finde. Aber je mehr du es hörst, und je mehr du Dinge loopst, desto mehr wächst da dieser Gedanke in dir und irgendwann bist du an dem Punkt, dass du sagst: Ich denke dieser ganze Track muss durch ein Fuzz-Pedal gejagt werden (lacht). So sollte er wirklich klingen, das ist, was sie eigentlich meinten.
Nicolas: Deswegen begann unsere Remix-Version des Albums auch einfach nur mit Lärm. Ein Noise-Track. Wir wollten, dass die Leute über den Fakt sprechen, dass dieses Album aus Geld besteht. Das hier ist Geld. Jemand schmeißt mit Geld nach dir. Was vollkommen okay ist, weißt du, wir leben alle von der Musik. Aber hier war es einfach zu viel in Kombination mit der ständigen Botschaft des „Bringing Back Human to the Music“.
Dave: Das ist der springende Punkt.
Nicolas: Das passte einfach vorne und hinten nicht.
Dave: Weißt du, wir haben zwei Jahre hauptsächlich damit verbracht, zu touren und menschliche Musik live auf der Bühne zu machen, jede Nacht anders. Da muss ich Daft Punk einfach widersprechen. Wovon reden die überhaupt? Wir machen das die ganze Zeit, Human, das ist, was wir machen.
Nicolas: Deswegen haben wir diese Ikone, dieses Werk, dieses Album, das jeder dieses Jahr gehört hat, genommen, und haben gesagt, das hier wird unsere Leinwand sein und wir zerstören sie.

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Ihr wolltet also den Leuten zeigen, dass dies eben nicht Human After All ist.
Nicolas: Wir wollten zumindest eine Diskussion darüber in Gang setzen. Es gibt diesen Widerspruch auf dem Album. Der erste Song heißt wie, „Bringing Life Back To Music“?
Dave: „Give Life Back To Music“.
Nicolas: „Give Life Back To Music“! Das ist ihr erstes Statement! Und das bei einem der teuersten Alben der letzten zehn Jahre.
Dave: Ihre These ist, um Leben in die Musik zu bringen, musst du die teuersten Studiomusiker der Welt kaufen und die beste und teuerste PR-Abteilung der Welt bezahlen.
Nicolas: Merkst du was? Das ist seltsam. Das ist ein bisschen komisch, oder? (lacht) Oder nicht? Also war es für uns aufregend zu sagen, nein. Es ist etwas sehr Menschliches, wenn man Dinge durchlebt, wenn man sie selber macht, statt Leute dafür zu engagieren. Es ist doch sehr offenkundiger Kapitalismus, wenn man einen Drummer bezahlt, damit er Musik für dich einspielt. Das ist Heuchelei.

Habt ihr früher Daft Punk gehört?
Nicolas: Ja, wir mögen die alten Daft-Punk-Sachen.
Dave: Weißt du, man kann ein Fan sein und trotzdem die Sachen zerstören wollen.

Gab es da eigentlich überhaupt keine Probleme mit dem Label von Daft Punk? Ihr habt die Sounds benutzt, die Songtitel, alles. Hattet ihr dafür irgendeine Art von Genehmigung?
Dave: Da muss ich erstmal eins sagen, wir haben dieses Album gekauft. Wir haben es nicht geklaut (lacht).
Nicolas: Wir haben zehn Dollar dafür gezahlt.
Dave: Wir haben Geld dafür gezahlt. Und dann haben wir es geremixt. Wir haben damit nichts verdient, es hat uns Geld gekostet.
Nicolas: Wir haben es ja auch noch gemastered, es hat also noch mehr gekostet.

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Also hat sich nie jemand aus Daft Punks Management bei euch gemeldet?
Dave: Ich habe einen Freund, der mit Thomas Bengalter zusammenarbeitet und als wir das veröffentlicht haben, schickte er mir eine SMS, in der er schrieb, dass es ihm gefällt und dass er es an „the guys“ schicken würde (beide lachen).

Dave, wir haben jetzt so lange über Daft Punk gesprochen, dabei kannten dich die meisten vor dem Daftside-Projekt vermutlich gar nicht. Stell dich doch mal kurz vor.
Dave: Ja klar. Ich war den größten Teil meines Lebens ein Jazz-Bassist, bis ich Nico über einen Freund kennenlernte. Ich habe schon immer Gitarre gespielt, aber nie als Teil einer Band. Ich habe immer experimentelle Musik gemacht, auch Rock Music und so Kram und dann begann ich mit Nico zu arbeiten und wurde zu einem richtigen Gitarristen. Ich komme musikalisch eigentlich eher aus dem Noise.

Und wie kommt es, dass ihr jetzt zu zweit Musik macht?
Dave: Ich bin schon länger Teil von Nicos Live-Band, so die letzten zwei, drei Jahre. Und da hingen wir ab, lernten uns kennen und irgendwann saßen wir in einem Hotelzimmer hier in Berlin und meinten, lass uns doch mal versuchen, zusammen ein Lied zu schreiben. Lass uns jammen, lass uns etwas ausprobieren. Wir haben an dem Abend kein Konzert gespielt, also hatten wir offensichtlich etwas Energie über und so begannen wir den Song „A1“ zu schreiben, den wir dann auf unserer ersten EP veröffentlichten. Es hat Spaß gemacht und es war leicht und es war für uns beide etwas Neues und so blieben wir dabei und machen seitdem zusammen Musik.

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War es da folgerichtig, ein komplettes Album zu machen oder wie kam es dazu?
Nicolas: Was passierte, war, dass wir diese erste EP mit drei Songs gemacht haben und daraufhin für uns selbst ein Konzert in der Music Hall in Williamsburg, New York, gebucht haben. Da passen 800 Leute rein, also recht groß. Als der Gig bestätigt wurde, sagte ich zu Dave, was werden wir da spielen, Dave? (beide lachen) Das ist wirklich passiert. Wir sind irgendwie bekloppte Menschen. Ich meine, wir haben das komplette Daft-Punk-Album geremixt, das machen zwei normale Menschen nicht (beide lachen). Also, was sollten wir spielen? Die EP ist insgesamt 17 Minuten lang, fehlen also 43 Minuten, um auf eine Stunde zu kommen.
Dave: Also verbrachten wir den nächsten Monat mit Jammen und dem Schreiben von neuer Musik und das war die Geburt von den Sachen, die jetzt auf diesem Album sind.
Nicolas: Wir schrieben 40 Minuten neue Musik. Natürlich ist davon nicht alles auf dem Album zu hören, aber an dem Abend haben wir alles gespielt. Und es war ausverkauft, obwohl offiziell nur der Name Darkside fiel, nicht Nicolas Jaar. Da wussten wir, dass etwas Besonderes passierte. Wir haben drei Songs unter diesem Namen veröffentlicht und 800 Leute sind gekommen, in New York. Völlig abgefahren.
Dave: Eigentlich war dann die Experience im Konzert sogar noch abgefahrener. Es war magisch.
Nicolas: Es war etwas komplett anderes als meine Solo-Shows.

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Das wollte ich gerade fragen, denn ihr habt ja schon vorher zwei Jahre zusammen live gespielt. Wo ist der Unterschied?
Nicolas: Dave und ich können nur bis zu einem bestimmten Punkt gehen mit meiner Musik. Weißt du, meine Musik ist ein bisschen filigraner, ein bisschen weiblicher vielleicht (im Hintergrund giggelt Dave rum), haha, weißt du, sie hat was Blumiges, sie ist wie diese Badewanne (zeigt auf die freistehende Badewanne mitten im Hotelzimmer). Meine Musik ist über Liebe und so Scheiß. Mit Dave ist es was anderes, es geht um Lärm, Düsterheit, Heftigkeit, Kraft! Feuer! (beide lachen) Wir wollen über schweren, tiefgehenden Scheiß reden …
Dave: Sonne, Mond, Verlangen.
Nicolas: Verlangen, ganz genau. Verlaaaangen.
Dave: Große Sache.
Nicolas: Es ist aufregend. Nicht, dass wir darüber reden können, sondern, dass es einfach passiert, wenn wir beide miteinander reden. Wir kollidieren einfach auf diese Art. Wenn wir vor einem Publikum stehen, dann bekommst du keine ruhigen, sexy Sachen. Du bekommst SONNE (lacht los).
Dave: WÜSTE!
Nicolas: Und wir können das bis zum Ende treiben. Wenn nur er und ich vor einem Publikum stehen, können wir bis zum Ende gehen. Das bedeutet, dass ich keine Angst habe, dass es hart wird. Viel härter, viel schneller, mehr Richtung Techno. Ist mir egal. Weil es ein anderes Projekt ist. Mit meiner Musik mache ich auch manchmal schneller, manchmal härter, aber es bleibt in einem filigranen Bereich, weißt du …
Dave: Blumig irgendwie (lacht).
Nico: Und das ist auch der Grund, warum ich nie allein das Daft-Punk-Album geremixt hätte, als Nicolas Jaar. Wir brauchten dafür die Aggression und die Darkside-Ideen.
Dave: Wenn du zu zweit bist, kannst du für Schwierigkeiten sorgen.
Nicolas: Gestern haben wir da noch drüber diskutiert. Gestern hingen wir hier oben im Soho-House rum, wir waren müde, wir tranken Bloody Marys über Bloody Marys über Bloody Marys und machten Scheiß und wir sahen uns an und ich sagte, wenn ich hier jetzt allein wäre oder wenn du allein wärst, würden wir uns nicht so verrückt benehmen. Wir haben die ganze Zeit Leute angequatscht, wir haben Dinge umgeworfen, wir waren total albern und bescheuert. Allein geht das nicht, allein ist es langweilig. Aber zwei Leute können für Schwierigkeiten sorgen. Darum geht es bei Darkside. Wir können für Schwierigkeiten sorgen und das ist aufregend.

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Normalerweise spreche ich Leute nicht auf ihre Bandnamen an, aber bei Darkside kommt also jeweils die dunklen Seite von euch beiden zusammen, verstehe ich das richtig?
Nicolas: Ja, ganz genau. Die düstere Seite von uns beiden ist unsere Darkside. Wunderschön. Wir werden das ab jetzt immer genau so sagen.

Im Pressetext steht, dass du, Nicolas, meintest, du hättest versagt darin, ein Dance-Album zu machen und du, Dave, hättest versagt, ein Rock-Album zu machen. Habt ihr das wirklich gesagt oder hat sich das jemand von der Plattenfirma ausgedacht?
Nicolas: Wir haben sehr lange an diesem Text gearbeitet, weil wir wollten, dass er ehrlich ist. Und deswegen haben wir auch unsere Namen rausgenommen. Du hast also vermutet, dass ich gesagt hätte, ich wollte ein Dance-Album machen und er gesagt hätte, er wollte ein Rock-Album machen, was vollkommen okay ist.

Stimmt, ich habe gar nicht darüber nachgedacht, wer was gesagt hat.
Nicolas: Das ist wirklich vollkommen cool, ehrlich. Aber die Sache ist, wir hatten beide diese Probleme.
Dave: Abhängig vom Tag.
Nicolas: Abhängig vom Tag und davon, was wir gegessen haben. Nein, Scherz. Aber es gab Tage, an denen Dave versuchte, ein Dance-Album zu machen und ich meinte zu ihm, hör dir dieses Rolling-Stones-Song an, wir müssen das schaffen. Und dann gab es Tage, an denen ich wirklich versucht habe, ein Dance-Album zu schreiben.
Dave: …Und ich meinte, lass uns eine akustische Gitarre darüberlegen.
Nicolas: Wir versagten also beide, es war eher ein Aufeinanderprallen. Wir krachten aufeinander, auf eine sehr gute Art. Es sind also nicht zwei Genres, die aufeinanderkrachen, sondern zwei Menschen. Ich mag bestimmte Sachen, er mag bestimmte Sachen und wenn wir aufeinander treffen, entsteht etwas Drittes. Es ist als würden wir eine dritte Person erschaffen, Darkside, und diese Person macht die Musik.

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Wir beginnt ihr, an einem neuen Song zu arbeiten? Jammt ihr viel?
Dave: Das ist jedes Mal anders. Wir arbeiten fokussierter, als nur zu jammen. Das war ein wichtiger Teil davon, wie wir uns kennengelernt haben, wie wir zusammen spielen und auftreten. Ich stehe aber grundsätzlich eher auf Improvisieren, nicht auf Jammen. Für viele macht das keinen Unterschied, für mich schon …
Nicolas: Du musst wissen, Dave ist ein sehr besonderer Mensch. Wenn er morgens aufwacht, nimmt er seine Gitarre, stimmt sie und bevor er irgendetwas anderes macht, spielt er darauf herum. Irgendwas, das einfach aus ihm herauskommt. So ist „A1“ entstanden. Er spielt irgendwas und ich bin ganz woanders und kann ihn hören und ich schreie: „Dave, was ist da gerade passiert? Spiel das nochmal.“ Und er merkt noch nicht mal, dass er gerade etwas echt Beeindruckendes gemacht hat.
Dave: Wir sagen immer, die erste Idee ist die beste Idee.
Nicolas: Wir sagen aber auch, leg immer ein Aufnahmegerät neben Dave, bevor er seine GItarre anfasst (lacht).

Die Gefahr ist ja bestimmt groß, dass man so einen Geistesblitz sofort wieder vergisst, eine Sekunde nachdem man ihn hatte.
Nicolas: Dafür gibt es mich, ich schreie rum und sage, spiel es nochmal, spiel es nochmal. Aber ohne Witz, wenn wir im Studio sind, darf Dave die Gitarre nicht anfassen, bis ich soweit bin, es aufnehmen zu können. Auf diese Art entstehen sehr viele Songs.

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Sind es die kleinen Melodien oder Riffs, die eure Musik ausmachen?
Nicolas: Ja, auf jeden Fall. Etwas, wo du denkst, du könntest für immer nur diesen Sound hören. Diese Gefühl musst du haben. Und diese Gefühl habe ich, wenn Dave spielt. Das ist sehr aufregend.

Auf dem Album sind diese Momente aber oft versteckt. Ihr spielt sie nicht wieder und wieder, weil ihr sie so gern hört.
Nicolas: Wenn wir es live spielen, wird es anders sein. Dann wird es wachsen. Alles wird etwas offensichtlicher, auch tanzbarer. Aber auf dem Album wollten wir was anderes erreichen als nur lustige Songs, zu denen man tanzen kann. Es sollte psychedelischer sein.

Denkt ihr über die Live-Umsetzung nach, wenn ihr die Songs aufnehmt?
Dave: Nein überhaupt nicht. Wir machen die Songs, um die Songs zu machen.
Nicolas: Jetzt arbeiten wir gerade an der Live-Umsetzung und es ist sehr aufregend. Wir finden Teile, die wir wieder und wieder spielen wollen, vier, fünf Minuten lang auf Repeat.
Dave: Auch wenn sie auf dem Album nur 30 Sekunden gehen.
Nicolas: Das ist wirklich aufregend. Wir wollen die Leute bei den Shows in unsere Darkside-Welt ziehen.

Und ihr spielt zu zweit, ohne Band?
Dave: Wir sind die Band. Das ist eine wichtige Sache, dass es nur uns gibt, dass wir die Band sind. Wir spielen alles und wir spielen alles live.
Nicolas: Das ist wirklich toll, denn wir spielen all diese Instrumente wirklich live. Dave spielt einen Gitarrenpart, er loopt diesen Gitarrenpart und spielt einen anderen noch darüber und darüber noch Synthies. Und ich spiele die Wurlitzer-Orgel und benutze Sampler und Dubbing und singe auch noch. Das ist doch beeindruckend. Es ist so lebendig.

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Aber es ist auch verdammt kompliziert, gerade weil ihr nur zu zweit seid.
Nicolas: Ja Mann, aber es ist unser Job!
Dave: Es ist nicht einfach, aber es macht Spaß.

Ihr müsst mit acht Armen spielen.
Nicolas: Ja, so sehen wir ehrlich aus. Aber es macht so Bock. Wenn du seit fünf Jahren live spielst, willst du einfach immer mehr machen. Wir haben inzwischen eine so große Ausrüstung, so viele Instrumente, ich will einfach mehr und mehr und mehr damit machen.

Wenn man eure Musik hört, auch die Solo-Stücke von Nicolas oder wenn man euch live sieht, hat man oft das Gefühl, dass ihr bewusst Erwartungen enttäuscht.
Nicolas: Ja.

Steht dahinter ein System, ein Plan?
Nicolas: Die Frage geht eher an mich, oder?

Ja, denn ich kenne deine Musik schon viel länger.
Nicolas: Okay, dann werde ich diese Frage mal beantworten. Die Tatsache, dass mein erstes Album so erfolgreich war, war eine große Überraschung für mich, weil ich nie gedacht hätte, dass diese Art von Musik so viel Anziehungskraft entwickeln würde. Und es gibt einen Teil in mir, der sich nicht so wohl damit fühlt, dass so viele Leute meinen echten Namen kennen. Denn das bringt auch Schwierigkeiten mit sich. Deswegen freue ich mich, wenn ich ein paar Leute enttäuschen kann und ihnen ein psychedelisches Projekt geben kann, das ein paar Einflüsse widerspiegelt, die Leute von mir nicht kannten. Ich habe keine Angst davor, Leute abzuschrecken, weil dieses Album aus meiner Sicht gut ist. Und niemanden abschreckt. Ehrlich. Es ist ein sehr warmes Album, das dich höflich darum bittet, mit ihm befreundet zu sein. Es ist nicht gemein. Diejenigen, die sich ein bisschen damit beschäftigen, werden nicht abgeschreckt, sondern sie werden einen neuen Freund finden.

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Ich vermute, dass die Leute dich nach diesem Album noch mehr feiern werden, auch wenn du ihre Erwartungen enttäuschen willst.
Nicolas: Kann sein, aber weißt du, eigentlich will ich momentan wirklich aufhören, über Nicolas Jaar zu sprechen. Das interessiert mich nicht.

Darksides Psychic ist bei Matador/Other People erschienen. Kauft es euch bei Amazon oder iTunes.

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