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Reviews

Musikreviews mit Zola Jesus, Mozes and the Firstborn und mehr

Musikalische Untermalung für Fußgänger anpöbeln und Schnapsflachen schwenken und Komplimente, die nicht wie Komplimente klingen. Unsere Reviews.

MOZES AND THE FIRSTBORN
Mozes and the Firstborn
Siluh/Cargo

7

Gut abgehangene Garagenrocksongs, die so schnell ins Ohr gehen, dass man sie schon beim ersten Hören mitsingen kann. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich sie nicht schon VOR dem ersten Hören hätte mitsingen können. Einen Innovationspreis werden wir Mozes and the Stillborn also nicht verleihen, aber solange ich mit ihrer Mucke auf den Ohren grölend durch die Stadt radeln, eine Schnapsflasche schwenken und mit heiserer Stimme Fußgänger anpöbeln kann, ist mir das herzlich egal.

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KEANU STEEVES

SPLASHH
Comfort
Luv Luv Luv

7

Die Begriffsklärungsseite der deutschsprachigen Wikipedia zum Stichwort "Kult" listet nicht nur religiöse Handlungen bzw. Bewegungen oder das kulturelle Phänomen "Kult (Status)" auf, sondern auch eine polnische Rockband dieses Namens—und vor allem auch den in Rheinhessen gebräuchlichen Begriff für eine Wolldecke. Ich bin der Meinung, das solltet ihr unbedingt wissen. (Splashh machen übrigens ganz netten Garage-Dream-Psych-Rock und klingen dabei so britisch, wie es jetzt im Spätsommer gerade noch erträglich ist – aber mit der besagten Wolldecke hat das jetzt natürlich nichts zu tun. Außer dem Titel Comfort vielleicht.)

WARNFRIED KOLTER

DIANA
Diana
Jagjaguwar

Hier offenbart sich ein echtes Problem gemeinschaftlicher Büroräume—wahrscheinlich auf den gleichen dauerbekloppt dudelnden Sender verpeilt, muss hier eine aus der Twillight Zone zurück reflektierte Radiowelle gebündelter Scheußlichkeit ihr Wurmloch gefunden haben. Nicht nur bei Secretly Canadian sondern gleich auch bei Jagjaguwar scheint der Geschmack völlig in Arsch und Scheiße gefunkt. Diana ist der aus dem gleichen dünnen Blech gefräste Zwilling zu den schauerlichen Dungeonesse, gar mit so viel Schmalz zwischen den Zähnen, dass dieser über ein ungeniert eingeführtes Saxophon abgelassen werden muss—wer kann da noch an Unfall glauben? Alles deutet auf das Dorf der Verdammten.

MORE HEADROOM

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ZOLA JESUS
Versions
Sacred Bones

7

Frau Danilova jagt ihre Vorgängerplatten Stridulum II und Conatus nochmal durch die Neuinterpretationsmaschine und nennt das ganze mitteloriginell Versions. Allerdings remixt sie den Kram nicht nur an einem Samstagnachmittag mit Ableton Live, sondern an vermutlich mehreren Nachmittagen mit kleinem Streicher-Quartett und JG Thirlwell als Produzenten huckepack – was den ursprünglichen Goth-Pop einerseits schwer wiedererkennbar macht (mal abgesehen vielleicht von der Stimm-Markanz), und andererseits in so eine eigenartige Kunst-Ecke schubst, wo eigentlich Bands wie These New Puritans schon längst platzhirschen. Frei von Erwartungshaltung, Original/Remix-Subtext, Szenen-Zugehörigkeits-Gedöns und Kunst-Vernissage-Zielgruppe aber klingt das Ergebnis dann doch mindestens so originell wie eine bessere Chelsea-Wolfe-Platte. Und das ist als Kompliment gemeint.

NIKO RAZA

**

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