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Reviews

Musikreviews mit Mazzy Star, Deltron 3030, Trentemøller, Darkside und vielen mehr

Unsere Reviews behandeln heute zu gesunde Producer, Fuchs-Krankheiten und einen nicht-weinenden (und vielleicht besseren) James Blake.

BESTES ALBUM DES MONATS

DELTRON 3030
Event II
Bulk Recordings /Universal

Als Deltron 3030 im Januar ankündigten, nach einer kleinen Pause von läppischen 13 Jahren noch vor dem Weihnachtsfest ein neues Album raushauen zu wollen, brach die 2000er Backpacker-Youth in Tränen der Vorfreude aus. Das Debüt des „Projekts“ von Deltron Zero (Del Tha Funkee Homosapien), The Cantankerous Captain Aptos (Dan „The Automator“ Nakamura) und Skiznod The Boy Wonder (Kid Koala) ist so etwas wie ihr Heiliger Gral. Alte Hasen bzw. 13 Jahre ältere Hasen wissen: Dagegen kann der Nachfolger nur abstinken. Aus unerfindlichen Gründen brauchte es aber genau diese 13 Jahre, um eine ebenbürtige Bombe abzuliefern. Trotz oder gerade wegen der Gästeliste, auf der sich neben Kumpel Damon Albarn auch Schauspieler und Nervsäcke wie Mike Patton wiederfinden. Selbst die ändert nichts daran, dass Nakamura aller Wahrscheinlichkeit nach recht behält, wenn er „Event II“ als „the greatest rap record of all time“ bezeichnet.

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MC PUT-YOUR MONEY-WHERE-YOUR-MOUTH-IS

TRENTEMØLLER
Lost
In My Room

Die Producercredits für Darkness Falls, der Bandsupport für Depeche Mode, das schattig enthouste Late Night Tales-Mixtape—all das ließ schon ahnen, wohin die Reise auf einem neuen Trentemøller-Soloalbum gehen könnte. Unter diesen Vorzeichen liefert Trente mit Lost…sagen wir…erwartungsgemäß. Mehr Badalamenti-Nebel, mehr Lynch im Allgemeinen, mehr ganzheitliches Bandfeeling mit noch mehr Vocalimporten, mehr Wave-Modernisierung, absolute, überpenible Techhouse-Entrümpelung. Es gibt tatsächlich auch ein paar wirklich starke Momente auf dem Album, die klingen allerdings nach dreister Soft-Moon-Werksspionage. Lost bebildert anders als die beiden Vorgängeralben weniger das, was Trentemøller ist, als das, was er gern wäre. Das jedoch sollte er in manchen Fällen einfach anderen überlassen.

JAYJAY ABRAMS

SCHLIMMSTES COVER DES MONATS

KWES.
Ilp.
Warp/Rough Trade

Wir haben uns oft gefragt, wie James Blake klingen könnte, wenn er eines Tages seinen Ödipuskomplex überwinden und uns nicht mehr ständig in zittriger Stimme von seinem Liebeskummer berichten würde. Vielleicht ja so wie Kwes, denn der frönt zwar auch leidenschaftlich dem Falsett-Troubadourentum und bastelt an verschrobenen Synthie-Klängen, aber im Gegensatz zu Blake hat man nicht ständig Angst, dass er sich mitten im Song umbringen könnte. Dafür schraubt er das Abstraktionsniveau seiner Tracks mitunter in Höhenlagen, auf denen jedem Nicht-Philosophiestudenten schwindelig werden dürfte. Einsam und kühl da oben, aber die Aussicht ist super.

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ARTHUR SCHOPPENHAUER

DARKSIDE
Psychic
Matador

Der überschöne Producer, dem applaudiert wird, wenn er nur atmet, Nicolas Jaar und sein multifunktionaler Tour-Intimus Dave Harrington machen sich auf eine Klangreise in Seelenabgründe. Was man nach Psychic attestieren muss: Die beiden sind auch im Kopf kerngesund. Die durch das Album wehenden zerebralen Schwebezustände dürften mal wieder für jede Menge ‚Ahs’ und ‚Ohs’ sorgen, so lange aber noch die Claps auf zwei und vier kommen (welcher Gestörte tickt schon im Viervierteltakt) und Harrington so Dave Stewart-mäßig kitschvergnügt an seiner Laute zupft, dass man fürchten muss, Saxbombe Dulfer würde einem gleich ins Ohr tröten, dann wünscht man den beiden für die Zukunft ein paar deutlich größere Sprünge in die Schüssel.

AMANDA FACEPALMER

BESTES COVER DES MONATS

MACHINEDRUM
Vapor City
Ninja Tune

Laut Aussage von Meister Stewart selbst handelt es sich bei Vapor City um so eine Art akustisches Vexierbild aller Städte, die er mal bereist oder bewohnt hat, mit großem Gewicht auf New York City und Berlin. Keine Ahnung, ob Machinedrum vom Berliner Fremdenverkehrsamt bezahlt wird, aber wenn ich hier nicht leben und tagtäglich über die frisch vor meiner Haustür entbundenen Kackberge klettern müsste, ich würde diese Stadt dank dieses Sounds echt besuchen wollen! Jede Menge Streetlight-Romantik, immer wieder funktionierende Low-pass-Autofilter, soulige Sampleware und nicht mal eine Andeutung vom Städtesound-typischen Techhouse-Touri-Nepp über dieser Drum’n’Bass-Deepness, die orthodoxes Genre-keeping und Zukunftsleuchten zu einem der wichtigsten musikalischen Gegenwartsdokumente verschraubt. THE MASCHINIST

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DJ RASHAD
Double Cup
Hyperdub

Ich weiß nicht extrem viel über Rashad, jedoch erkenne ich einen Bruder, wenn ich so einen Albumtitel lese. Alter, ich war in meiner Kindheit jahrelang von Hustensaft abhängig. Ganze Nachmittage verbrachte ich auf Pertussin, stets hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen nach Mehr und Dosierungsökonomie. Meine Alten sollten keinen Verdacht schöpfen! Auf die Idee, das Ganze mit Sprite zu mischen, kam ich nicht. Es war die verdammte DDR, wir hatten nur Leitungswasser. (An den guten Tagen.) Wie dem auch sei. Ohne dieses Album gehört zu haben, spricht schon alles dafür, dass man dazu eine ausgezeichnete Party feiern kann. Ich hab es mir aber schon ein paar Mal angehört und ja—auch musikalisch weiß der Homeboy ein anständiges Tässchen zu mixen. Footwork-Grundierung, R’n’B-versampelte Chop’n’Screw-Orgien, Weichteil-walkende Basslines, Drum’n’Bass- oder auch mal Four-to-the-floor-Würze und sogar mal eine kleine Acid-Cocktailkirsche on top. Aber jetzt entschuldigt mich, ich muss kurz in die Apotheke.

DRANK WILLIAMS

SCHLIMMSTES ALBUM DES MONATS

CAPTAIN CAPA
Foxes
Audiolith

Füchse sind die neuen Eulen, ließ mich kürzlich eine Freundin mit vielsagendem Gesichtsausdruck wissen. Ich nickte anerkennend, auch wenn ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wovon sie sprach. Ich hoffte einfach, sie mit meinem Nicken davon abzubringen, ihren höchstwahrscheinlich sinnfreien Gedankengang weiter auszuführen. Die Strafe für meine Ignoranz folgt jetzt auf dem Fuße: Im Briefkasten fand sich die CD einer Emo-Boyband im einschlägigen Audiolith-Gewand, die sich ganz der Fuchs-Promotion verschrieben hat und mir lautstark mitteilen muss, dass ich mich diesem neuen Überhype auf keinen Fall länger entziehen darf. Zwar habe ich immer noch keine Ahnung, wer sich diese eigenartigen Tiertrends überhaupt ausgedacht hat, aber fünf Minuten klischeeüberladener Elektropopkitsch reichten mir, um eine militante „Gebt uns unsere Eulen zurück“-Aktivistengruppe ins Leben zu rufen. Wenn du bereit bist, für deine Ideale zu sterben, kannst du dich jetzt bei eulenpower@vice.com bewerben.

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SUBCOMMANDANTE OWLOS

CORRECTIONS HOUSE
Last City Zero
Neurot Recordings

Es sieht so aus, als hätten das keifende Rumpelstilzchen von Eyehategod und der knorrige Weltuntergangsbass von Neurosis nur auf dieses Call-and-Response-Inferno gewartet. Der Allstar-Todeszirkus Corrections House ist, wie man so floskelblöd sagt, mehr als die Summe seiner in pures, kaltes Silber gegossenen Teile (neben Mike IX und Scott Kelly ebenfalls am Start: Bruce Lamont von Yakuza und Sanford Parker von Minsk). Es ist die Verkettung dieser Welten und der letzte Betgesang vor der schwärzesten aller Sonnen, das Wurmloch, in das auf der einen Seite das Eismeer des Noise-Pols hineinfriert und aus dem auf der anderen Seite abgenagte Schädel und Morricone-Blech herauspoltern. Best of all worlds doomed.

WILLIAM MACMORAN

ULVER
Messe
Kscope/Edel

Würde es sich nicht um ein neues Album des norwegischen Urgesteins Ulver handeln, könnte die Messe (Untertitel: I.X-VI.X) beim ersten Hören mit diesen geschmackvollen, an- und ab- (und an- (und ab-)) und anschwellenden Beliebigkeiten den Weg allen Irdischen gehen—nahezu lautlos sterben, das würde passen. Aber weil das eben nur ein Mosaikstein von vielen in der Karriere der ungewöhnlichen, als Black-Metal-Horde geborenen und inzwischen als Kulturinstitution geförderten Band ist, entwickelt sich aus dem (mit Hilfe des Tromsø Chamber Orchestra realisierten) Nichts der Neo-Klassik eine feine Unmöglichkeit—ein schwebender Monolith.

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LEE GETTY

A STORM OF LIGHT
Nations To Flames
Southern Lord

Nach der Trennung von Neurosis Ende 2012 hat Josh Graham den eingeschlagenen Weg weiter verfolgt und die Musik seines Nebenprojekts weitergehend vom Einfluss der Überväter befreit. Im Verlauf von nunmehr vier Alben zur eigenständigen Band erwachsenen, lassen ASOL mit Nations … keinen Zweifel daran, dass sie mehr wollen. Mehr als Post-Metal und Post-Hardcore. Es war höchste Zeit, dass eine Band die negative Schlaufe des ewigen Danachs durchbricht und eine eigene Kontinuität erzeugt. Das klingt auch gleich doppelt so gewaltig und erinnert eher an die Wucht, mit der Bands wie Motörhead, Slayer oder eben auch Neurosis erstmalig die Welt der Musik erschüttert haben. (Ich hätte ja 10 Punkte gegeben, aber der Redakteur lässt mich nicht).

KLEINER FEIGLING

CASS MCCOMBS
Big Wheel And Others
Domino

Als Cass-McCombs-Fan kann man sich über zu wenig Output nun echt nicht beklagen. Er ist wahrscheinlich der einzige zeitgenössische Songwriter, dem wir zutrauen, auch noch beim Kartoffelschälen nebenbei einen kleinen Herzwärmer komponieren zu können. Cass hat eindeutig sehr viele Kartoffeln geschält in den letzten Monaten. Und auf Blechbüchsen geschossen. Und Pool in schäbigen Truck-Stops gespielt. Den meisten Songs auf Big Wheel haftet somit etwas Ausdemärmelgeschütteltes, Nebenproduktiges an. Das ist als gelegentliche Würze ja ganz ok, aber als etwas zu lockere Konzeptklammer eines ganzen Doppelalbums … und überhaupt, Doppelalbum, wann hat denn so was überhaupt schon mal funktioniert?

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USE YOUR CONFUSION II

SEBASTIEN TELLIER
Fetch
A-ZAP

Die Musik dieses Typen muss man einfach von einer Bühne empfangen. Die Membranen von Wohnzimmerboxen sind für seinen dick aufgetragenen Klangschmalz einfach zu feinporig. Aber live, da greift er dir direkt an Herz und Hose, da lässt er auratisch-sedierende Querschläger durch die Räume pfeifen, da versinkst du bereitwillig im Sud seiner französischen Hormonsuppe, da erhebt er sich zum zotteligen Messias der Liebenden. Dieses als „Liebesbrief für einen Film, der noch nicht existiert“ verherrlichte Confection kommt in seiner reinen Form erst mal unerträglich übertrieben daher. Unerträglich so lange, bis er es mal wieder als rosa Chloroform-Hostie von einer Bühnenkanzel herunter reicht. Oder so lange, bis es diesen ominösen Film wirklich gibt. Dann aber nicht unter Sophie Marceau in der Hauptrolle! In jung!

MATHIEU

CRYSTAL ANTLERS
Nothing Is Real
Innovative Leisure/Alive

Irgendwo zwischen der langhaarigen Schmuddel-Psychedelia der späten 60er und dem kantigen Noisepunk der 90er siedeln Crystal Antlers ihren eigenen Indie-Entwurf an. Das ist wahrlich keine schlechte Kombination, aber eben auch nichts, was man nicht schon tausendmal gehört hätte. Viel interessanter ist da doch die Information, dass sie vor ihrem Musikerdasein als Kaminreiniger in Südkalifornien gearbeitet haben. Das scheint nun wirklich ein ähnlich lukratives Geschäftsmodell wie der altbekannte Kühlschrankexport in die Antarktis oder der Verkauf von Donuts an Diabetiker. Wenn sie diese latente Weltfremdheit noch ein bisschen besser in die Musik übertragen würden, wäre durchaus Großes für sie möglich.

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RICKY PERVAIRSE

MOONFACE
Julia With Blue Jeans On
Jagjaguwar/Cargo

Wenn wir das richtig verstanden haben, handelt es sich hierbei um eins dieser Alben, die wir einem liebeskranken Mann und (s)einem Klavier zu verdanken haben. Damit ist eigentlich alles gesagt. Und wenn er nicht krank ist, tut das dem Katzenjammer auch keinen Abbruch. Garantiert nicht richtig verstanden haben wir einen Teilsatz aus dem Opener „Barbarian“—statt „stop me if you heard this before“ wollten wir zu gern „stop me if you can“ hören, das hätte diesem Text eine ganz andere Dynamik gegeben. Ja, was wir alles machen könnten, um das hier zu stoppen (.).

KOMMANDO FULLSTOP

BOTANY
Lava Diviner (True Story)
Western Vinyl/Cargo

Seit du regelmäßig so hart drauf kommst, dass du Wasser beim Kochen zuschaust, konnten Botany nichts anderes für dich sein als eine echte Offenbarung. Lava Diviner ist ein genauso tolles Wunder wie das Gesicht des Heilands, das hinter deiner Couch aus Schimmelpilz gewachsen ist—und für das du ordentlich Eintritt kassieren könntest, wenn du nur den Arsch hochbekommen würdest. Dass dich ohnehin niemand versteht, ist die Rechtfertigung, die du dir längst für jede Situation zurechtgefurzt hast—der Geruch, der aus deinen Sofakissen aufsteigt, seit Botany die Brühe des langen, ruhigen Flusses deines Lebens mit Curry, Kreuzkümmel und etwas Animal Collective nachgewürzt haben, ist dabei völlig zweifelsfrei: episch.

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DAN DE LION

CRYSTAL STILTS
Nature Noir
Sacred Bones

Die Anzahl der Zweiwortbands mit Crystal (Stilts, Antlers, Castles, Fighters) hat noch nicht ganz den Verwirrungsgrad der Black-Kollegen (Kids, Keys, Lips, Angels, und außer Konkurrenz natürlich Sabbath, Crowes, Flag & Föös) erreicht—die Kristall-Liga ist aber mit ähnlichen schnellen Schritten auf dem Weg hin zu frustrieren Ticketkäufern, falsch bestellten Weihnachtsgeschenken und echt genervten Rezensionsschreibern. Ich beispielsweise hatte den Absatz über 8bit-Indiekram schon fast blind runtergetippt, bevor ich den Fehler beging, die Platte doch mal anzuhören. Und diese dann auch noch so unspektakulär klang, dass ich auf einen neuen Text doppelt keine Lust mehr hatte. Aber wenn ich bei Veröffentlichung der nächsten Crystal-Castles-Platte als Allererster die Review präsentiere: Das wird meine große Stunde!

BLACK ASTLEY

MIDLAKE
Antiphon
BellaUnion

Midlake werden dich mit ihrem neuen Album auf jeder hier zusammendenkbaren Ebene glücklich machen. Antiphon reiht sich, große Momente mit Klang erfüllend, regelrecht pompig neben den Werken solcher Bands wie The Nits, Prefab Sprout (der späten 90er) und The Flaming Lips ein, von denen dir alte Männer erzählt haben, dass du sie hören musst, um überhaupt etwas zu verstehen. Du kannst dich aber auch auf mein Versprechen verlassen, dass dieses Album in seinen vielen intimeren, wie nur zu dir sprechenden Momenten, auch an Künstler wie Amoeba (die mit Robert Rich) oder Benoît Pioulard erinnert, von denen auch die meisten alten Männer keine Ahnung haben, und die du also gleich nach Antiphon quasi für dich allein entdecken kannst. Den einen Punkt habe ich hier aus Gehässigkeit abgezogen, weil ich nicht darauf klarkomme, dass mich Musik noch zu Tränen rührt.

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ARNO WEILANDER

PICK A PIPER
Pick a Piper
City Slang

Pick a Piper ist das Solo-„mir ist langweilig“-Projekt des Caribou-Drummers Dan Weber. Und alles, was Caribou anstrengend macht—lange Percussionparts ohne Höhen und Tiefen, noch nicht mal mit hypnotischer Manie im Subtext, stattdessen so ein bemüht gniedelnd-nerdiges Streberding, ähnlich Hot Chip, nur viel verkniffener—all das ist bei Pick A Piper auch enthalten. Eins geteilt durch Fuck Buttons, sozusagen.

GRÜSS GOAT

OH LAND
Wish Bone
Federal Prism

Eigentlich ist Wish Bone gar nicht aktiv schlecht. Nur wirst du beim Hören die Assoziationen mit Lana Del Rey, Lykke Li, Regina Spektor und Little Boots (also: allen auf einmal, gleichzeitig, nicht mit einer davon allein) nicht aus deinem Kopf bekommen. Und genauso wenig die Vorstellung, dass das diese Art von Musik ist, bei der während dem Konzert (Beginn: 19 Uhr) Fotos mit iPads gemacht werden. Vielleicht komme ich aber auch so langsam in ein Alter, in dem ich Pop einfach nicht mehr verstehe. Noch nicht mal meta.

ROBIN SCOTT

MAZZY STAR
Seasons of Your Day
Rhymes of an Hour Records

Versuch doch mal herauszufinden, welches der bisherigen drei Mazzy-Star-Alben das beste ist. Eine unlösbare Aufgabe, sage ich. Unlösbar! Zum einen klingen sie alle gleich (schön). Zum anderen bist du jeweils nach den ersten zwei Tracks eingeschlafen oder fängst an, mit irgendwem rumzumachen. (Was untrügliche Indizien für gute Alben sind.) Nun haben Hope Sandoval und David Roback nach 17 Jahren (!) ein weiteres Album veröffentlicht und die Problemstellung damit kein bisschen vereinfacht. Danke, Mazzy Star, echt cool von euch! (Also im Ernst.)

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SANDOVAL OFFICE

SCHNEIDER TM
Guitar Sounds
Bureau B/Indigo

Die 9 Punkte gebe ich ungehört, während ich das tippe. Schneider TM (guter Name) wurde mir vor Äonen als das elektronische Alter Ego des Ex-Hip-Young-Things (scheiss Name) und Ex-Locust-Fudge (geht-so Name) Dirk Dresselhaus (bürgerlicher Name) von einem Promoter und damals guten Freund (inzwischen namenlos) mit einem entsprechenden Vertrauensvorschuss „reinverkauft“. Unbestechlich habe ich sein Treiben nur mit wechselndem Interesse verfolgt, aber es ist einfach schön, seinen Namen (wieder) mit Gitarren zu verbinden. Schneider TM entlockt ihnen hier in Effekt-angereicherten und Noise-gesättigten Improvisationen bizarre Laute, die sich in willkommener Zurückhaltung der Drones zu seltsam verschachtelten, aber gläsern transparenten Erzählungen vereinen. Klingt verquast, und das ist gut so.

DIETER DIETERSEN

ONEOHTRIX POINT NEVER
Nothing Is Real
Innovative Leisure Für Rezensenten in Zeitnot sind Warp-Platten ein Gräuel. Während bei vielen anderen Veröffentlichungen, die die Redaktion tagtäglich erreichen, nach fünf Sekunden klar ist, ob man es mit wegweisender Innovation oder belanglosem Dreck zu tun hat, liefern uns die britischen Elektronikstreber regelmäßig hoch komplexe Soundkompositionen, deren wahre Qualität sich erst nach hundertfachem Hören erschließt (es sei denn, sie sind von Maximo Park, dann kann man sie ignorieren). Aufgrund der unglücklichen Angewohnheit, das Paket mit den neuen CDs erst fünf Minuten vor Deadline zu öffnen, habe ich da natürlich ein Problem. Wie immer in diesen Fällen brauchte ich aber nur meinen alten Mathelehrer anzurufen, der inzwischen in der Klapse sitzt und mir erklärte, dass Oneohtrix Point Never mal R plus Sieben für R = 0 genau sieben ergibt, und zwar unabhängig davon, welche Zahl sich hinter „Oneohtrix“ verbirgt. Dieser Beweis klang augenblicklich so schlüssig und hat mir derart imponiert, dass meine Bewertung jetzt unwiderruflich feststeht. Drei mal darfst du raten.

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ROBERT SCHEISENBERG

FELIX KUBIN
Zemsta Plutona
Gagarin/ZickZack/Indigo

Deutschlands talentiertester und zugleich geheimster Superstar hätte schon längst alle Titelseiten zwischen Gala, Wendy und PM-Magazin geadelt, wäre er nicht so ein verdammter Eigenbrötler. So zierte sein ewig jungenhaftes Anlitz, das schon oft mit dem von König Ludwig II. verglichen wurde, bisher nur das Cover der englischen Klemmi-Gazette WIRE und des japanischen Hobby-Astronomie-Magazins Kusmo. Möglicherweise gehört es also nicht zum Allgemeinwissen, dass er nebenbei Hörspiele produziert, von denen auch schon mal eins der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste einen Preis abnötigte, dass er zudem auf seinem Label Apokalypso schwer verkäufliche Singles veröffentlicht und wertvolle Lebenshilfe in Workshop wie „Autogenes Karaoke“ an Bedürftige verteilt - kurz: Von diesem Mann kann man getrost einen Tonträger mit garantiert nie gehörten Hits kaufen–eine zukunftssichere Investition, die Enkel werden es uns danken.

ANDRÉ KOSTOLANY SEIN GEIST

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