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Reviews

Musikreviews der Woche mit Peter Broderick, NYPC, Marcel Dettmann und mehr

Betrunkene Künstlertypen, der Beweis, dass Konfuzius keine Ahnung hat, und deprimierende Klaviermusik zum Beschissenfühlen. Unsere Reviews.

MARCEL DETTMANN
Dettmann II
Ostgut Ton

Seit wir neulich den Meister höchstselbst zu Tisch über die Entstehungs- und beinahe Verlustgeschichte seines zweiten Zyklus Maschinenraumsonaten aus dem Nähkästchen berlinern hörten, hat sich der Erkenntnisgewinn dieses Albums augenblicklich verschoben. Hier nur die Grundzutaten der Story: Ein Arbeitsrechner, der gleichzeitig auch Tourbegleiter ist, ein in Sachen Datensicherung seeehr unbekümmerter Marcel Dettmann und ein seeeeeehr flüchtiger Airport-Security-Check. Den Rest kannst du dir selbst zusammen reimen. Die Einsicht von Dettmann Zwo ist also nicht, wer hier den dicksten Wumms auspacken, die feinsten Zwischentöne modulieren und die Reverbräume des Berghain-Floors am exaktesten in binäre Codes übersetzen kann (wussten wa ja eh schon imma), sondern: MACH REGELMÄSSIGE BACKUPS!!!

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HÄNSCHEN HARDDRIVE

NYPC
NYPC
The Numbers

Konfuzius behauptet, fünfköpfige Bands könnten sich gern mal auf Duos gesundschrumpfen und dann noch viel origineller als vorher "frisch und zukunftsweisend ihren Sound finden", am besten direkt auch mit neuem Namen. Konfuzius hat keine Ahnung. New Young Pony Club machen auch zu zweit noch eine öde Version dessen, was beim ersten Album allen Ernstes mal "Punk Funk" genannt werden wollte: Musik von der Sorte, wie sie bei FashionWeek-Showcases als Hintergrund-Entertainment gebucht wird.

ECLAIRE BÄR

FOREST FIRE
Screens
FatCat

Gelegentlich lassen Forest Fire auf ihrem dritten Album das goldene Avantgarde-New York von Lou Reed und Yoko Ono durchglitzern. Am besten klingen sie immer dort, wo sie sich in endlos monotonen Krautrock-Schleifen verlieren, um dann urplötzlich überraschend eingängige Melodien aus dem Ärmel zu schütteln. Ein wenig wie ein betrunkener Künstlertyp an einer Straßenecke, der nach zehn Minuten repetitivem Gelalle plötzlich aus dem Stegreif ein fehlerfreies und perfekt akzentuiertes Adorno-Zitat vorträgt. Nur dass wir heute nicht mehr in den 70ern leben und deshalb nie sicher sein können, ob solche Leute wirklich die faszinierenden Spinner sind, die sie zu sein vorgeben, oder nicht doch nur ein paar Schauspieler, die mit unserer Naivität ein paar schnelle Kröten verdienen wollen. Wir werden sie wohl noch ein Weilchen beobachten müssen, bevor wir ihnen unsere hart verdienten Pennies in den Hut werfen.

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LEO LESSING

Es soll ja Leute geben, die sich im Herbst ganz besonders über deprimierende Klaviermusik freuen. So als stelle sie den angemessenen Soundtrack dar, um die mit den ersten Graupelschauern einsetzende Melancholie in tiefsten Zügen zu genießen. Ich weiß nicht genau, ob es diesen Leuten tief im Innern wirklich schlecht geht und sie sich durch diese Musik besser verstanden fühlen, oder ob es ihnen im Gegenteil zu gut geht und sie ab und zu mal eine Träne verdrücken wollen, um wieder runter zu kommen. Mir geht es normalerweise okay, aber immer wenn diese Platte läuft, fühle ich mich beschissen. Von daher möchte ich ihre Qualität ausdrücklich würdigen, auch wenn ich sie mir vermutlich nie wieder anhören werde.

PIETO PETROWSK

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