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Reviews

Musikreviews der Woche mit Dynastie, Lusine und Dobie

Christlicher Hardcore für Straight-Edge-Asketen, pakistanische Taxifahrer und Biertechno als Kunstform. Unsere Reviews.

LUSINE
The Waiting Room
Ghostly International

Sorry, wenn ich nicht erwartungsvoll die Fäustchen vorm Mund zusammen lege und große Augen mache, sobald der Name Lusine fällt. Das Material des Jeff McIlwain hat bislang eigentlich immer weniger den Blutdruck angekurbelt als das, was manch ein Remix-Sklave daraus gemacht hat. So ist es nun auch bei diesem Album. Wenn man zwischen Feuilletongeplucker und Flooragenda allzu tranig in der Mitte gluckt, muss man eben so lange warten, bis mal jemand das Ruder rumreißt. Wohin, ist erstmal egal, Hauptsache raus aus der gemäßigten Einschlafzone.

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SLEEPER IN NEUTROPOLIS

DYNASTY
Beyond Measure
Facedown

Ich wusste zwar, dass ein Genre namens „Christian Hardcore“ existiert, wollte mir aber bisher nicht wirklich etwas darunter vorstellen. Letztlich hat mich diese Band dazu genötigt, einen Fuß in diese fremde und zugleich faszinierende Welt zu setzen. Nachdem ich einige Stunden mit dem Studium von Webportalen wie jesusfreakshideout.com verbracht habe, kann ich verkünden, dass Dynasty in der Szene ziemlich beliebt sind. Für mich als Verlegenheitsatheisten klingen sie erst Mal wie eine West-Coast-Band, die East-Coast-Hardcore macht, aber wen wundert es, spielen diese Kollegen doch schon ihr halbes Leben lang das Lied Gottes auf der Partitur des Teufels. Stell Dir einfach vor, Downset würden ein Madball-Tribute-Konzert veranstalten. In einer Kirche. Kurzum: Falls du nach Jahrzehnten der Straight-Edge-Askese eine neue spirituelle Herausforderung suchst, würde ich dir Beyond Measure vielleicht empfehlen. Komme ich jetzt in den Himmel?

BELZE BUBBLE

DOBIE
We Will Not Harm You
Big Dada/Ninja Tune/Rough Trade

Keine Frage, was britischen Post-HipHop angeht, darf man sich über jede Produzentenseele freuen, die nicht vom Ruf des Geldes an einen Wobblebass-Synthie gezerrt wurde, und seitdem nur noch Rülpsgeräusche für die neueste Mercedes-Werbung aufnimmt. Aber irgendwie drängt sich der Eindruck auf, dass ein Großteil der Big-Dada-Posse ganz schön auf den Drogen der 90er kleben geblieben ist. Mit ihren Platten ist es im Grunde wie mit den pakistanischen Taxifahrern in London: Kennste einen, kennste alle. OK, das war jetzt ein ganz kläglicher Versuch, noch mal ein bisschen Feuer in die Rezension einer Platte zu bringen, die ansonsten in jeder Hinsicht das ist, was ihr Titel verspricht: harmlos.

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GANJABI PC

VOIGT & VOIGT
Die zauberhafte Welt der Anderen
Kompakt

„Da fliegen die Beats auch mal tiefer… Biertechno wird zur Kunstform erhoben, die Schwellenangst zur Makulatur erklärt … Zeit für einen Rückblick: Nähmaschinen treffen auf Regenschirme,… Die gerade Bassdrum ist die einzige, die noch fahren darf, wenn alle anderen schon querbeet schauen, und irgendwie muss man ja vom Fleck kommen … Überraschung allerorten … Eine von allzu bierernstem Purismus befreite Spielfreude… Das Bekenntnis zum Tanzflur, konkrete Verspieltheit und verschwommene Präzision, Stoizismus und Rebellion, Techno sowieso…. Die rabaukenhafte Kehrseite der Autorenmedaille, brachial abwechslungsreich, ein Muss für jeden Querschläger. “ Gilt auch für das erste gemeinsame Album der Brüder unter eigenem Namen.

PROJEKT GUTTENBERG

**

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