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Reviews

Musikreviews der Woche mit Andreas Dorau, LSD On CIA und mehr

Marihuanageschwängertes Gerumpel von älteren Herren in der Leihbibliothek. Juckende Exeme mit unseren Reviews.

ANDREAS DORAU
Aus der Bibliothèque
Bureau B

Die Leihbibliothek ist nicht nur so was wie das Internet des kleinen Mannes, sie strahlt in Zeiten totaler Digitalisierung einen geradezu subversiven Charme aus. Stell dir vor, du kannst einfach hingehen, in einem Buch blättern, und die NSA bekommt nichts davon mit. Der revolutionäre Umsturz aller geordneten Verhältnisse kann also eigentlich nur an diesem ebenso anachronistischen wie potenten Ort seinen Ausgang nehmen. Nach Superpunk hat nun auch Andreas Dorau ein Liebeslied an die Hamburger Bücherhallen geschrieben und ein hübsches Album drumherumgestrickt, das von niemand geringerem als dem Übervater des Gute-Laune-Pops Zwanie Johnson aufgenommen wurde. Du solltest es dir auf jeden Fall ausleihen, also geh verdammt noch mal los und besorg dir einen Ausweis, bevor es zu spät ist.
RÜDIGER DOOFMANN

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GALLON DRUNK
The Soul Of The Hour
Clouds Hill

Immer noch die bessere, weil dreckigere Variante von Nick Cave und seinen Bad Seeds, ohne die dicken Eier von Grinderman und näher am Wahnsinn der Birthday Party. Allein die furiose Eröffnung „Before The Fire“ mit ihrem sechs Minuten instrumentalen Vorspiel wäre den Preis einer Totalbetäubung wert; sollte das mal einem Film als „Main Theme“ dienen, zahle ich für eine Komparsenrolle. Der Rest ist das Gerumpel von älteren Herren in dunklen Anzügen. Für sie ist es das aufregendste, leidenschaftlichste und am meisten bahnbrechende (?) Werk ihrer bisherigen Karriere. Eine verzeihliche Lüge.
NIKOLAUS EDWARDS

MAZES
Better Ghosts
FatCat/Al!ve

Eigentlich wollten Mazes sich ja noch ein wenig auf dem verdienten Erfolg von Ores & Minerals ausruhen, aber jetzt hat sich doch schon wieder genug Material für eine Mini-LP angesammelt, die man am ehesten als marihuanageschwängertes Potpourri aus 60er-Psychedelia-Schnipseln, Field-Recordings und ein paar halbherzigen B-Seiten bezeichnen könnte. Das alles verfügt über eine unbestreitbare Grundqualität, wirkt aber trotzdem auf eine kalkulierte Weise belanglos, so als wäre man sich von vornherein darüber klar geworden, das der nächste große Wurf noch eine Weile auf sich warten lassen wird. Fanatische Hardcore-Fans der Band werden sich natürlich trotzdem freuen, vorausgesetzt natürlich, sie existieren überhaupt irgendwo.
WOBIN RILLIAMS

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LSD ON CIA
s/t
Noisolution/Indigo

Irgendwann entwickelt man Allergien, gegen bestimmte Gräser, Gewürze, Obstsorten oder auch mal bestimmte Instrumente. Ich bin seit meiner Kindheit ganz ordinär auf Birken, Haselnüsse und Äpfel allergisch—mit den Jahren sind noch ein paar ungewöhnlichere Allergene dazugekommen, aber keins ist seltsamer und heftig wie dieses: In meinen Ohren wachsen juckende Exeme und meine Haut schlägt Blasen, wenn ich daddelig, angewedelte Gitarren höre, die landläufig „funky“ genannt werden. Ich habe das im Dienst der VICE überwunden und wurde von einer Musik belohnt, die in ihrem Zitatreichtum zwischen Glam, Art School, zappaeskem Jazzcore und tuntigem Sleaze nach neuen Referenzen verlangt.
BLUE SUNSHINE

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