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Fünf Musiker, die ich niemals interviewen würde

… und das, obwohl ich großer Fan bin.

Eine der wichtigsten Aufgaben im Job des Musikredakteurs ist es, Interviews mit Musikern zu führen, mit ihnen über ihre Arbeit und über sie selbst zu sprechen und ihnen dabei zuzuhören. Meiner Meinung nach gehört das zu den schönsten Aufgaben in diesem Job, schließlich triffst du interessante Menschen, um mit ihnen über interessante Themen zu reden und dabei den Freifahrtschein zu haben, sie ohne Ende zu löchern und sie so gut wie alles fragen zu können, was du möchtest, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Klingt doch ziemlich perfekt, oder nicht? Wenn du dazu noch Fan von der Person bist, die du interviewst, wirst du danach ziemlich sicher mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht den Interviewort verlassen.

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Ich würde so ziemlich jeden Musiker interviewen, ob das nun eine stinklangweilige Indieband ist, ein arroganter DJ oder ein selbstverliebter Superstar. Das wäre mir alles egal, denn du kannst mit fast jedem Menschen ein interessantes Gespräch führen. Und obwohl ich generell so ein Ja-Sager bei den Interviewanfragen bin, gibt es doch eine handvoll Musiker, die ich niemals interviewen würde. Nicht etwa, weil sie zu langweilig, zu belanglos oder charakterlose Arschlöcher sind (von denen es im Musikbereich so einige gibt), sondern aus gegenteiligen Gründen. Es sind Musiker, deren Musik ich liebe, die ich respektiere und mit denen ich bestimmt einiges zu besprechen wüsste, und doch könnte ich niemals ein Interview mit ihnen führen. Hier sind fünf dieser Musiker und die Gründe, warum ich immer Nein zu einem Interview mit ihnen sagen würde.

(Falls ihr denkt, dass Kanye West in dieser Liste ist, muss ich euch gleich enttäuschen. Ich würde Kanye sofort interviewen, mich liebend gern von ihm anschreien lassen und ihm danach wieder in den Arsch kriechen, so wie es sich für alle Journalisten gehört.)

James Blake

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In der Redaktion habe ich bereits den Ruf, dass ich James Blake gegenüber absolut unkritisch bin und alles, was er tut, gut finde. Aber was kann ich dafür, dass James Blake ein verdammtes Genie ist? Ich könnte James Blake stundenlang zuhören, in seiner Radioshow, wenn er auf der Bühne ist oder wenn er vor mir sitzen würde. Nur würde ich niemals ein Wort herausbringen, was ja gewissermaßen notwendig für ein Interview ist. Ich würde nur seine Hand halten wollen und mir seinen ganzen Herzschmerz anhören, aber mehr als ein paar Laute oder schüchternes Gemurmel könnte ich wahrscheinlich nicht von mir geben.

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Drake

Ich liebe Drake und seine Musik, ehrlich. Aber ich kann ihn einfach nicht ernst nehmen. Immer, wenn Drake traurig ist, weil er vergessen hat, wie viel Geld er auf dem Konto hat, weil der Pizzalieferant eine Cola statt einer Cola Light in seine Bestellung gepackt hat, oder warum auch immer er weinen muss, muss ich lachen. Selbst wenn er über wirklich traurige Dinge redet, muss ich lachen. Egal, welchen Gesichtsausdruck Drake auflegt, ob er flirtet oder wie Ryan Gosling guckt, ich muss lachen. Ich habe wirklich viel Respekt für Drake, Nothing Was The Same war eines der besten Alben 2013 und ich nehme auch seine Musik ernst. Aber bei dem Typen Drake geht das einfach nicht. Wenn er jemals in einer Interviewsituation mit mir stecken würde, würde ich ihm wahrscheinlich unbeabsichtigt so wenig Respekt entgegenbringen, wie kein Mensch es verdient hätte, und vielleicht würde ich ihn auch zum Weinen bringen. Und das könnte ich mir niemals verzeihen.

K.I.Z.

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K.I.Z. zu interviewen, ist wohl für niemanden einfach. Nicht nur, weil sie so schlagfertig und voller Hass sind, sondern auch weil sie zu 80% in Interviews nur ironische Kommentare abgeben und ihr Gegenüber nicht ernst nehmen wollen. Das ist jedoch nichts, was mich davon abhalten würde, ein Gespräch mit ihnen zu führen. Ich glaube sogar, wir würden uns gut verstehen. Wir könnten bestimmt Freunde werden. Aber eine Sache steht dieser Freundschaft im Weg. Ich habe Angst vor K.I.Z. Nicht etwa wegen ihren Texten oder ihrem Erscheinungsbild, ich habe eher Angst davor, dass sie mich nicht cool fänden, was mein Selbstbewusstsein erheblich in den Keller bomben würde. Wahrscheinlich würde ich danach nie wieder eine K.I.Z.-Zeile singen können, weil ich mich ihr nicht würdig fühlen würde. Das wiederum würde mein Leben und mein alkoholisiertes Ich extrem einschränken. So bleibe ich lieber auf dem Gedanken hängen, dass K.I.Z. und ich mit Sicherheit gute Freunde werden könnten—nur möchte ich das nie austesten.

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Justin Timberlake

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Justin Timberlake ist zu schön und zu charismatisch. Normale Leute können sich in seiner Gegenwart überhaupt nicht wohlfühlen. Wahrscheinlich muss man deswegen aber kein Mitleid mit ihm haben. Hinzu kommt, dass dieser Mann mit Britney Spears zusammen war, und Britney Spears ist so unreal, dass ich, immer wenn über sie berichtet wird, denke, hier wird ein Disneyfilm gezeigt und der LSD-Trip der Macher war stärker als üblicherweise.

Pharrell

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Pharrell in einem Wort zu beschreiben, ist nicht schwer. Das Wort lautet ‚cool‘. Oft, wenn du denkst, jemand ist cool, hilft es nicht, diese Person kennenzulernen. Denn dann wird die Wahrnehmung oft enttäuscht und du merkst, dass deine Menschenkenntnis gar nicht mal so gut ist. Pharrell könnte wohl niemals meiner utopischen Vorstellung seiner Coolness gerecht werden, wenn ich ihn tatsächlich mal kennenlernen würde. Es wäre ganz egal, was er sagt, wie nett oder witzig er ist, ich wäre so oder so enttäuscht. Dabei ist es doch so schön, eine Personifizierung von Coolness im Kopf zu haben. Damit das so bleibt, wird Pharrell niemals auf meiner Interviewliste stehen, selbst wenn ich die Chance dazu hätte.

Interviewanfragen der genannten Personen dann bitte an mich. Danke!

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