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New music

MS MR sind noch begeisterungsfähig

Für das Duo aus New York war der Gig in Berlin der Höhepunkt der ganzen Tournee. Behaupten sie zumindest.

Das Experimental-Glitch-Pop Duo MS MR ist eines dieser Phänomene, das trotz ihrer mysteriösen Identität bei der Musikpresse und Musikinteressenten für Aufmerksamkeit und Neugier sorgt. Oder vielleicht gerade deswegen? Egal. Wir wollen nicht meckern, denn die beiden haben offensichtlich Erbarmen mit uns und klären uns höchstselbst über das Mysterium um MS MR auf. Die pink-blauhaarige Lizzy und der blondgestriegelte Max wirken optisch wie typische New Yorker Musiker, doch das Klischee der arroganten Hipster erfüllen sie nicht. Wir haben Lizzy vor der Berlin Independent Night getroffen und haben mit ihr über die Entstehung von MS MR gesprochen, über ihre Tour mit Marina and The Diamonds und warum sie ihre Fans dazu aufrufen, ihre Songs zu remixen. Obendrauf bekommen sie von uns noch ein extra Sternchen für ihre tolle Performance und Lizzys Zuzwinkern während des Konzerts. Es gibt tatsächlich Künstler, die sich an nervige Journalisten erinnern.

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Noisey: Alles gut bei euch?
Uns geht’s super! Wir sind total aufgeregt in Berlin zu sein. Das ist unser erstes Mal!

Ihr seid gerade erst aus Hamburg gekommen. Wie war der Gig dort?
Hamburg war wundervoll! Wir sind bei jeder Show konsequent weggeblasen worden—wenn du anfängst und ein Act bist, der aus New York kommt, dann hast du nicht wirklich Einblick, wie klein oder wie groß dein internationales Publikum ist, oder ob es überhaupt existiert. Bei dieser Europatour wollten wir sichergehen, dass wir unsere Erwartungen gering zu halten. Doch fast jede Show war brechend voll oder ausverkauft und die Leute haben zur Musik mitgesungen und mitgetanzt—das war absolut unglaublich.

Und freut ihr euch auf die Berlin?
Wir beide haben schon immer unglaubliche Dinge über diese Stadt gehört und wollten hierherkommen. Deshalb ist es so unfassbar das erste Mal zusammen hier zu sein, nicht nur als Touristen, sondern sogar als Musiker! Die Show in Berlin ist die, über die wir am aufgeregtesten gesprochen haben. Berlin ist wirklich das Kronjuwel des Trips.

Also … es war verdammt schwer, Infos über euch zu finden. Warum habt ihr euch entschieden eure Identität zu „verstecken“?
Es war niemals so, dass wir uns „verstecken“ wollten, eher dass wir den Fokus auf die Musik lenken wollten, um die Aufmerksamkeit der Leute zu bekommen.

Die Musikpresse feiert euch. „Best New Track“ hieß es bei Pitchfork, „Potential Superstars“ schreibt The Guardian. Und mein persönliches Lieblingszitat war „gorgeous glistening ear sex“. Hättet ihr das jemals erwartet?
Oooooohhh LOVE „gorgeous glistening ear sex“. Wir würden jederzeit einen akustischen Ohrorgasmus nehmen! Wir sind beide etwas sprachlos und unglaublich bescheiden und aufgeregt auf die Reaktionen der Leute, wenn sie unsere Musik hören. Wir sind sehr stolz auf das, was wir gemacht haben, aber das ist nicht die Erfüllung einer Band. Erst wenn ein Publikum das hört und darauf reagiert. Wir haben nie viel darüber nachgedacht, ob es den Leuten gefallen würde, weil wir beide es so sehr mochten und das war wichtiger für uns.

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Ihr seid die erste Band, die eine EP mit dem ganzen originalen Material über Tumblr veröffentlicht. Und eure Fans dürfen aus euren veröffentlichten Tracks Remixe machen. Denkt ihr, dass das Internet der beste Ort ist, um mit den Fans in Kontakt zu treten?
Wir haben uns immer gedacht, dass das Internet die beste Plattform ist, um persönlichen und direkten Kontakt mit so vielen Leuten wie möglich aufzunehmen. Aber nichts schlägt wirklich Face-2-Face Interaktion—das ist warum die Konzerte jetzt so spannend waren. Und wir haben erst jetzt angefangen, das zu entdecken. Das Internet ist super um eine Beziehung mit den Fans aufzubauen. Aber diese Beziehung wird erst dann gefestigt, wenn es dir gelingt zu performen, die Leute zu sehen und mit ihnen nach den Shows zu reden.

Was werdet ihr mit den Remixen machen?
Wir können es kaum erwarten, zu sehen, was uns so zugesendet wird! Wir erhoffen uns von den Vorschlägen, dass wir ein paar tolle Remixe finden oder ein paar tolle Remixer, die dann offiziell nächstes Jahr in die Album-Entstehung hineingezogen werden können.

Ihr wohnt in New York, aber ihr kommt eigentlich aus England. Wann hat es euch nach New York verschlagen?
Max kommt ursprünglich aus Idaho, obwohl er die meiste Zeit seiner High School Zeit in Ecuador und Honduras verbracht hat. Ich wurde in London geboren und bin dort auch aufgewachsen. Wir sind beide zum Vassar College in Upstate New York gegangen und in die Stadt gezogen. Drei Jahre nachdem wir den Abschluss gemacht hatten.

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Habt ihr euch dann erst in New York kennengelernt oder schon in England?
Wir haben uns auf dem Vassar College getroffen, aber wir sind nicht wirklich Freunde oder Bandkollegen geworden, erst nachdem wir beide unseren Abschluss machten.

Wann habt ihr dann entschieden als MS MR zusammen Musik zu machen?
Im College. Max fing an Musik zu produzieren und ich startete ein Plattenlabel mit dem Namen Neon Gold. Nach unserem Abschluss hielt Max Ausschau nach neuen Künstlern, mit denen er zusammen arbeiten könnte und ich ergriff die Chance und schickte ihm etwas von ihrem eigenen Material, mit dem sie anfing herumzubasteln. Wir waren beide so grün hinter den Ohren und unerfahren, dass sich dort ein sofortiges Gefühl von Vertrauen zwischen uns aufbaute—wir waren beide total offen gegenüber dem, was auch immer die andere Person auf den Tisch gehauen hat. Im Dezember darauf sind wir zusammengekommen, um es auszuprobieren. Wir haben mit unserem ersten Cover „Time of my Life“ von Patrick Wolf angefangen, um sich aneinander zu gewöhnen. Wir waren so erfreut darüber, was dabei herausgekommen ist und entschieden uns originales Material zu schreiben. Und wir sind eben am Schreiben und Aufnehmen drangeblieben. Aber erst bis wir eine richtige Kollektion von Tracks hatten, entschieden wir uns, dass wir vielleicht tatsächlich eine Band sind.

Habt ihr mit eurer ersten EP Ghost City USA schon einige Shows vorher gespielt?
Wir haben vergangenen März angefangen Shows zu spielen, von daher sind es ziemlich die Anfangstage für uns was das angeht. Unsere erste Show war in einer unserer liebsten Venues in Brooklyn, Glasslands. Die ersten paar Shows standen wir später draußen und haben Free CDs von der Ghost City USA EP verteilt.

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Ihr wart dieses Jahr mit Marina and The Diamonds auf Tour. Wie war das?
Die Tour mit Marina war fantastisch! Sie ist so eine gute Freundin und war schon von Beginn an eine Anhängerin der Band. Damit hatte es selbst verstanden mit ihr auf Tour zu gehen. Es war nicht nur fantastisch mit ihr auf Tour zu sein, sondern auch ihre Fans waren unglaublich enthusiastisch und lustig!

Ich war total geflasht, als ich euren Song „Hurricane“ zum ersten Mal hörte. Ich musste ihn immer und immer wieder hören. Auch das Video wieder war ziemlich beeindruckend. „Dark Doo Wop“ hat auch diese Retroschnipsel und Bilder von Bombardements. Macht ihr die Videos selbst?
Danke für deine schmeichelhaften Worte über unsere Musik… Wir stellen das Filmmaterial immer selbst zusammen oder entwickeln grundsätzlich die Idee bzw. die allgemeine Ästhetik. Und dann arbeiten wir mit Redakteuren oder Regisseuren zusammen, um diese Videos zu verwirklichen. Bill Richards hat das Filmmaterial für das animierte, lyrische Video zu „Bones“ entworfen und David Dean Burkhart entwarf die Videos zu „Dark Doo Wop“ und „Ash Tree Lane“.

Auf eurer Facebookseite beschreibt ihr eure Musik als „Tumbler Glitch Pop, Soul Fuzz, Electroshock“. Da stimme ich voll zu—Soul Fuzz. Haben euch irgendwelche Musiker dabei inspiriert?
Hahaha! Ursprünglich sind diese Genre Tags aus einem Spaß entstanden, aber im Nachhinein scheinen sie irgendwie zu funktionieren! Wir lieben Musik und hören alle Arten von Genres und Musik aus den unterschiedlichsten Zeitperioden. Außerdem hört jeder von uns unterschiedliche Art von Musik, obwohl es eine gesunde Portion von Gemeinsamkeiten gibt. Aber so ist es besser, weil es bedeutet, dass wir immer versuchen, uns gegenseitig in neue und unbekannte Richtungen zu puschen.

Die Musikpresse nannte Künstler wie Florence and The Machine, Zola Jesus oder Bat for Lashes, als es darum ging eure Musik zu beschreiben. Seid ihr geschmeichelt oder eher genervt von diesen Vergleichen?
Geschmeichelt, auf jeden Fall geschmeichelt. Wir sind immer total fasziniert davon, wie Leute unsere Musik beschreiben und mit wem sie uns vergleichen. Als neue Band ist das Teil des Deals—wenn Leute immer noch versuchen etwas über dich rauszufinden, dann suchen sie etwas zum vergleichen. Wir sind von allen Künstlern die du genannt hast große Fans! Außerdem können wir es kaum erwarten, bis sich andere Künstler in der Zukunft auf uns beziehen. Wir halten die Daumen gedrückt.

Ich auch! Wie sehen die weiteren Pläne aus? Werdet ihr ein Album veröffentlichen?
Wir haben einen Haufen kleine und große Pläne für nächstes Jahr, darunter auch ein paar mehr Remixe und Videos. Und ja, ein Album kommt—wir haben es Anfang des Sommers fertiggestellt. Da müsst ihr dran bleiben!

Das werden wir! Ich danke euch!
Wir danken DIR!