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Meine Gedanken über die Oralsex-Sache beim Konzert von Danny Brown

Schlechte Ratschläge mit Kitty Pryde: Blowjob oder sexueller Missbrauch - was geschah mit Danny Brown?

Ich bin gerade auf Tour mit Danny Brown. Das bedeutet, dass ich in der Zeit, in der die Jungs kiffen, ein wenig Zeit dafür hatte, an meinen soziologischen Theorien zu arbeiten, die die Grundlage für mein Buch über den seltsamen und unerwarteten Scheiß, den Rapper nun mal machen, bilden werden. Wir waren noch nicht einmal eine ganze Woche auf Tour und ich könnte schon eine ganze Enzyklopädie schreiben. Letzten Freitag hat die Tour ziemlich hohe Wellen geschlagen, nachdem ein weiblicher Fan bei der Minneapolis-Show Dannys Hosen runtergezogen hat und eine Vorführung ihrer Fähigkeiten im Oralsex dargeboten hat. Im Internet ging die Sache relativ schnell durch die Decke – die Artikel hier, hier und hier drehten sich aber meistens nur um Kendrick Lamars Tweet an Danny, nachdem er von der Aktion gehört hat:

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Soweit ich das überschaue, kann man die weiblichen Danny Brown-Fans in zwei Lager aufteilen: „Zitterer“ und „Grabscher“. Die „Zitterer“ sind Digital Natives aus dem Internet – diejenigen, die wahrscheinlich diesen Text hier lesen, auch wenn er länger ist, als die Texte, die sie für gewöhnlich lesen. Es sind diejenigen, die die Danny Brown-Doku von Pitchfork schon 20 Mal gesehen haben, Portraits von ihm mit ihren Buntstiften malen und auf der Hand ein X-Tattoo vorweisen können. Ich rede gern mit diesen Mädels, weil ich mich ihnen eigentlich zugehörig fühle. Aber wenn ich das tue, dann verspotten sie mich entweder, weil ich ihnen online nicht cool genug bin, oder sie werden auf einmal ganz eigenartig, weil sie nicht mehr wissen, was sie sagen sollen. Sie zahlen $75 um Danny vor der Show treffen zu können, aber wenn er seinen Arm um sie legt, dann fangen sie an zu zittern.

Auf der anderen Seite sind die „Grabscher“, und das Mädel, das Danny auf der Bühne einen geblasen hat, ist eine von diesen. Die „Grabscher“ schauen viel MTV und tweeten über A$AP Rocky bis ihnen YouTube den Song „I Will“ empfiehlt, den sie dann 500 Mal hören und sich um nichts anderes mehr scheren. Alles was Danny in diesem Track rappt, nehmen sie zu 100% wörtlich und so denken sie, dass wir Backstage vor der Show gegenseitig MDMA von den Arschlöchern lecken. Sie tragen häufig Schlauch-Tops, selbst in Michigan, wo es verdammt kalt war. Nach der Show kommen sie manchmal mit in unser Hotel. Ich habe ihnen schon die Autos geparkt, wenn sie zu besoffen waren, um überhaupt noch zu fahren. Eigentlich kann ich sie ganz gut leiden, weil sie alle versuchen sich bei mir einzuschmeicheln, und so kann ich sie gar nicht nicht mögen. Ich kann sie auch gut leiden, weil ich finde, dass eigentlich jeder zumindest die Chance haben sollte den eigenen Lieblingsrapper verführen zu können.

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Ich lege mich häufig mit beiden Lagern an, weil Danny echt ein guter Typ ist und ich will, dass er Fans hat, die ihn für seine Intelligenz schätzen und dass er Fans hat, die ihm einfach die Titten zeigen. Ich will, dass er alles bekommt, was er will, weil er einfach mein Kumpel ist.

Mein Kumpel Danny. Foto von der talentierten Verena Stefanie Grotto.

Kommen wir zu einer weiteren Sache, die Danny will. Wie jeder andere will Danny nämlich auch als Künstler und Mensch respektiert werden. Wie jedes andere männliche Wesen und vor allem diejenigen, die unter stetiger öffentlicher Beobachtung stehen (und die ganze Zeit darüber reden, dass sie Pussys lecken), will er als „Mann“ respektiert werden. Ich nutze diese Anführungszeichen nur, weil mein Traummann im Moment in NYC wohnt, nach Cupcake duftende Kerzen anzündet und ein Schaumbad nimmt.

Aber wir wissen alle, was letzte Woche bei der Show in Minneapolis geschehen ist – ein Vorfall, den wir im Bus nur noch als „die Sache“ bezeichnen, weil wir es alle eigentlich vergessen wollen. Seitdem es passiert ist, ist der Respekt, der ihm vorher zustand, in zwei Gruppen zersplittert: eine Seite glaubt zu sehr daran, dass Danny dadurch zu einem endgeilen Typen geworden ist. Die andere Seite denkt, er sei ein elender Hengst, der Frauen verachtet. Das ärgert mich. Ihn auch, aber mich umso mehr. Um ehrlich zu sein, bin ich stinksauer.

Ich bin wütend darüber, dass jemand denkt es geht in Ordnung, einer fremden Person die Hosen runterziehen, während diese vor 700 Leuten performt. Ich bin wütend darüber, dass jemand denkt, es sei eine gute Idee mit einer Person ohne dessen/deren Einverständnis Sex zu haben. Ich bin wütend darüber, dass keiner sie zum Aufhören bewegt hat. Ich bin wütend darüber, dass Danny in diesem Moment überhaupt darüber nachdenken musste, was er zu tun hat. Ich bin wütend darüber, dass ich nachdem ich nach Hause gegangen bin und gesagt habe, dass ich kein Respekt für dieses Mädel habe, als „Slut Shamer“, und schlimmer noch, als neidisch auf das Mädchen beschimpft wurde. Ich bin wütend darüber, dass wenn man mir auf der Bühne die Hosen runterziehen würde andere Leute auch wütend werden würden – aber wenn das Danny geschieht die Reaktionen eher wie ein großes High-Five ausfallen. Ich bin wütend darüber, dass manche Leute „die Sache“ als eine Art legendäres Ereignis ansehen. Ich bin wütend darüber, dass niemand aus der Medienwelt mit diesem Mädchen sprechen will, obwohl sie genau wissen, wer es war. Ich bin wütend darüber, dass ein Haufen Leute mir jetzt tagtäglich Mails schicken und mich zu der „Misogynie“ und dem „unflätigen Verhalten“ meines besten Kumpels befragen wollen, obwohl sie nur Gerüchte darüber gehört oder maximal irgendwelche nicht besonders beweiskräftigen iPhone-Fotos gesehen haben.

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Ich werde bezüglich des Zwischenfalls hier jetzt nicht ins Detail gehen, weil ich zu diesem Zeitpunkt ziemlich betrunken war und ich keine falschen Stories erzählen will. Ich kann sagen, dass es so schnell geschah, dass niemand, mit dem ich nach der Show darüber redete, überhaupt wusste, dass da irgendetwas passiert ist (es gibt nur ein Foto und kein einziges Video – wie ungewöhnlich ist das denn bitte?). Ich kann auch sagen, dass derjenige, der bei Reddit geschrieben hat, dass Danny „auf der Bühne umher gelaufen ist, so dass Mädels seinen Schwanz anpacken konnten“, zu 100% falsch liegt, und jemanden für die eigenen Belästigungen zu beschuldigen, ist echt eine beschissene Sache. Jeder, der dieses Märchen übertriebener Maßen auf die Klimax bringt, ist ein lügender Dummkopf, und es einen Blowjob zu nennen, geht wahrscheinlich sogar zu weit, weil es das Schnellste war, was ich jemals gesehen habe. „Die Sache“ war nichts, was Danny auf irgendeine Weise begünstigte oder gar unterstützte – es war in der Tat sexuelle Nötigung und scheinbar kümmert sich außer mir niemand darum.

Es ist ziemlich eindeutig, weshalb es niemand tut, denn ein Mädchen hat es einem Typen angetan. Ich habe das schon mal auf meinem Blog gesagt, werde das an dieser Stelle aber noch einmal tun: Wenn mir jemand auf der Bühne die Hose runtergerissen hätte, hätte ich nicht gewusst, was ich tun sollte, weil es einfach unglaublich beängstigend wäre vor 1000 Leuten nackt zu stehen und weil während so einer Show in deinem Gehirn die Synapsen eh nicht so schnell schalten. Jetzt bin ich darauf vorbereitet jedem Motherfucker direkt in die Zähne zu treten, wenn er nur versucht mich zu begrabschen. Aus diesem Grund werde ich mich mit extra großen Boots ausstatten. Aber wie soll Danny von nun an reagieren? Das Mädel war direkt auf dem Mund-to-Schwanz-Level und hätte er sie weggestoßen, hätte er ihr entweder das Gesicht weggeschoben oder ihr ins Gesicht getreten – selbst die vorsichtigste Bewegung wäre sofort als „Missbrauch“ abgestempelt worden. Auf Fotos sieht es nicht besonders vorteilhaft aus, wenn Typen Mädels wegstoßen. Was sollte Danny also tun außer zurückzuweichen, was er tat? Selbst wenn er eine Möglichkeit gefunden hätte, das Mädel mit nur größtmöglicher Vorsicht von sich zu weisen, ohne dass es ausgesehen hätte, als würde er ihr ins Gesicht schlagen, wäre er sofort von jedem Proll im Gebäude mit Angriffen auf seine Maskulinität angemacht worden. Alter, willst du nicht, dass die dir einen bläst? Bist du schwul? Haha, du bist schwul, du willst nicht, dass dir die Mädels einen blasen, Schwuchtel, yo, Alter, swag! Das wäre der buchstäbliche Albtraum eines jeden Rappers.

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Zurzeit sitzen wir alle in unserem Van, spielen Videospiele, checken unsere Twitter-Mentions und sprechen nicht über „die Sache“, weil wir letztlich nur daran denken können, es aber in Wahrheit ziemlich langweilig ist. Erstens, mich als eifersüchtig zu beschuldigen ist lächerlich, weil ich demnächst heiraten werde, mit dem ganzen Drumherum. Zweitens, ich habe überhaupt keine Probleme mit Bitches. Ich liebe sie. Ich würde sogar auf den Strich gehen, wenn ich meinen Körper nur genügend mögen würde. Darüber hinaus, geht in Minnesota tatsächlich so wenig ab, dass das die größte Schlagzeile ist? Die Antwort lautet ja, aber selbst wenn, warum ruft Rickey Smiley oder irgendjemand nicht einfach mal dieses Mädchen an, um mit ihr zu sprechen? Ich weiß es. Weil sich jeder die Option offenhalten will, Danny für den Zwischenfall verantwortlich zu machen, denn die Leute können den Fakt einfach nicht akzeptieren, dass ein weißes Mädel einen schwarzen Typen vor mehreren Hundert Leuten vergewaltigt hat.

In den Staaten lesen wir alle das Buch To Kill a Mockingbird, oder zumindest die Zusammenfassungen auf SparkNotes, so dass ich leider davon ausgehen kann, dass niemand dieses Mädchen jemals zur Rechenschaft ziehen wird, außer mein dämlicher Tumblr. Aber meinem Kumpel dabei zuzusehen, wie er diese bizarre rassistische/sexistische Sensationsgier durchstehen muss, ist zu 1% aufregend und zu 99% herzzerreißend. Ich fühle mich gerade wie der richtige Scout Finch, weshalb ich es bei dieser Stellungnahme belassen will:

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Ich bin ein kleines, weißes Mädchen, das die Erlaubnis der Gesellschaft dazu hat, die Scheiße aus euch herauszutreten, wenn sie es will.

@kittaveli

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