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Interviews

„HipHop ist groß!“—Megaloh und Afrob im Interview

Afrob und Megaloh gehen zusammen auf Tour und knüppeln in 15 Tagen 14 Shows durch. Eine sportliche Ansage.

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Megaloh und Afrob—das passt schon zusammen. Ohne viel nachzudenken kann das wohl jeder HipHop-Fan unterschrieben. Afrob, der Rapveteran, hat schon die ein oder andere Kollabo zerstört (im guten Sinne natürlich) und hat in Megaloh wieder mal einen würdigen Partner gefunden. Der Berliner hat mit Endlich Unendlich eines der besten Rapalben des letzten Jahres abgeliefert und arbeitet gerade an seiner nächsten Platte. Trotzdem ist da natürlich Zeit für eine gemeinsame Tour, die sich gewaschen hat: In 15 Tagen werden 14 Shows durchgeprügelt. So sieht wohl eine sportliche Ansage aus. Wir haben uns mit den beiden Rapheads zusammengesetzt, um über die anstehende Tour zu reden.

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Noisey: Ihr habt ein ganz schön heftiges Programm vor euch: 14 Shows in 15 Tagen. Müsst ihr euch da speziell drauf vorbereiten?
Megaloh: Meditation und Yoga sind ganz wichtig (lacht). Nein, ich sage dir ganz ehrlich: Ich gehe im Vorfeld ein bisschen joggen. Bei der Max Herre-Tour hatte ich immer ein paar Mal während der Show Gasteinsätze. Da habe ich viel backstage gechillt, wo auch immer Getränke in der Nähe waren. Danach musste ich erst mal joggen, weil ich mich körperlich so schlecht gefühlt habe. Das werde ich vor unserer Tour auch nochmal machen.
Afrob: Joggen ist eine gute Idee. Aber sonst bereitest du dich auf das Programm an sich vor: Welche Songs spielst du? Wie lange spielst du?

Macht man da zuerst ein Brainstorming?
Megaloh: Du brauchst zunächst mal eine Vision: Die Show soll geil werden. Die Leute sollen auf ihre Kosten kommen. Dann schaut man, wie man das am besten geregelt bekommt.

Plant ihr irgendwelche Überraschungen?
Klar wird es die geben. Aber man muss sich nichts vormachen: Wir machen Rapmusik. Das ist zwar auch musikalisch, aber am Ende des Tages wird gerappt. Das wollen die Leute haben und das werden sie auch bekommen. Es wird eine Megaloh-, eine Afrob- und eine gemeinsame Show geben.

Glaubt ihr, dass ihr die gleichen Fans habt, die kommen werden?
Afrob: Ich hoffe, es kommen einfach HipHop-Fans. Das reicht mir eigentlich schon. Ein klassischer HipHop-Fan hört ja nicht nur eine Gruppe. Ich tue mich immer schwer Rapfans zu pauschalisieren. Das ist nicht mehr so wie früher. Da kommen dann Leute hin, die HipHop-affin sind, Megalohs letztes Album gefeiert haben und ihn jetzt mal live sehen wollen. Es gibt auch viele, die Afrob kennen, aber nicht mehr auf Jams rumhüpfen. Die Besucher werden von allen möglichen Richtungen kommen.

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Wann ist euch die Idee gekommen, gemeinsam auf Tour zu gehen?
Wir haben uns ja bei der der „Hallo Welt“-Tour kennengelernt. Danach hatten wir ein paar Features zusammen und so ist die Idee ganz natürlich gewachsen. So wie es sein sollte.
Megaloh: Man kann sich das nicht vorstellen wie Tag X, an dem eine Entscheidung gefallen ist. Wir haben uns gut verstanden. Jedes Feature war immer wieder ein neuer Mehrwert. Das passt einfach von allen Aspekten. Klangtechnisch und auch optisch.

Besteht die Gefahr, dass ihr euch während der Tour gegenseitig auf die Nerven geht?
Megaloh: Nein, wir hatten genug Zeit uns vom Gegenteil zu überzeugen. Wir haben ja schon drei Touren gespielt („Hallo Welt“-Tour 2012 und 2013 und „MTV Unplugged“-Tour, Anm. d. Red.) Da waren wir zwar keine Headliner, aber wir „mussten“ uns schon ein Backstage teilen. Da sind wir schon super klargekommen miteinander, deswegen wird das auf Tour wahrscheinlich nicht anders sein.

Was sind die gemeinsamen Schnittpunkte bei euch?
Afrob: Auf der Bühne ist man Profi. Da weiß jeder, was er zu tun hat. Aber für mich ist es entscheidend, was hinter der Bühne passiert. Da muss es einfach passen. Manchmal braucht man seinen Platz und das geht nur mit gegenseitigem Verständnis. Das Musikalische muss ich eigentlich auch nicht erklären, da sind wir uns beide sehr ähnlich. Er mag einfach Rap wie ich. Er ist kein Dogmat, der sagt: Ich höre nur Backpacker und kein Lil Wayne. Wenn es gute Rapmusik ist—we love it both.
Megaloh: Ja, Mann.
Afrob: Wir zeigen uns aber auch gegenseitig viel Musik. Er hat mir Sachen gezeigt, an die ich sonst niemals rangekommen wäre. Er ist schon ein Riesen-Bereicherung—für uns alle.

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Du hast auch den Vorteil, dass du so oft mit anderen zusammengearbeitet hast.
Ich bin niemand, der seine Laune auf andere abwälzt. Ich kann Menschen verstehen, die das machen. Ich habe auch kein Problem für kurze Zeit der Punching Bone für einen Freund zu sein, solange es danach weitergeht. Jeder ist anders. Du musst dir im Vorfeld überlegen, mit wem du was machst.

Ich kann mir vorstellen, dass in Backstages sehr viele Egos unterwegs sind, die sich oftmals kreuzen.
Da muss ich dir widersprechen. Ich finde, es gibt mehr Kooperationen und Kollabos denn je. Solche Sachen wie #hangster passieren auch, obwohl keiner gedacht hätte, dass das möglich wäre.

Was glaubt ihr, wie es denn möglich geworden ist?
Megaloh: Ich glaube einfach, dass die neue Generation an Raphörern offener geworden ist. In den 90ern waren die meisten Dogmaten. Die meisten hören jetzt Trap und Boom Bap, egal ob Deutschrap oder amerikanischen Rap. Dadurch wird es einfacher, eine Zusammenarbeit zu machen, mit der man vorher nicht gerechnet hat, weil die Leute offener sind. Deswegen gibt es immer mehr Kooperationen.

Afrob, du hast vor kurzem nach langer Pause dein Album Push veröffentlicht. Bist du zufrieden mit den Reaktionen?
Afrob: Ja, sehr. Ich war nicht überrascht, weil ich ganz genau wusste, was ich da abgegeben habe. Du kennst ja das Geschäft, es gibt keine Garantie. Dafür hat das Album sogar noch besser funktioniert, als ich gedacht habe. Das Schwierige nach so einer langer Zeit ist es, nochmal so zu delivern. Vor allem, wenn du aus einer ganz anderen Zeit kommst. Für mich habe ich den Vogel damit abgeschossen. Wenn ich das letzte Mal vor dem Schlafengehen in den Spiegel schaue, denke ich mir „Gott ist groß“. Wenn die Leute es dann kaufen, dann fällt die ganze Arbeit von dir ab und du denkst: Thank god, du hast alles richtig gemacht. So ein Album ist nicht leicht.
Megaloh: (lacht) Ich sitze auch am nächsten und bin gerade am Leiden. Es wird nicht leichter. Mein Album ist nicht so lange her und es lief super. Das sind eigentlich die besten Voraussetzungen, aber der Druck wird nicht weniger.

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Beim ersten Album hat wohl keiner mit dem Erfolg gerechnet?
Stimmt, und jetzt schauen alle genauer hin. Letztlich spielt das keine Rolle, weil der eigene Anspruch das Wichtigste ist. Wenn du die Platte fertig hast und weißt, was du gemacht hast, dann ist alles andere egal.

Warst du überrascht, dass das Album so gut aufgenommen wurde?
Ich war sehr überrascht, dass es in dem Rahmen passiert ist. Dass es für eine Top Ten-Platzierung gereicht hat, zum Beispiel. Das war schon arg. Dann meine erste Tour und 500, 600 Leute zu sehen, die nur für mich auf ein Konzert kommen, von denen die Hälfte die Texte können. Das soll sich nicht sexistisch anhören, aber ich hatte bisher mit wenig Frauen zu tun, die meine Texte rappen können. Wenn ich das auf einem Konzert sehe, ist das ein geiles Gefühl. Hammer. HipHop ist groß! Gott ist groß!

Am 11.10.14 spielen sie im Rockhouse in Salzburg.

Ihr könnt euch Tickets bei Eventim bestellen.

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