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Fuck, Marvin Games neues Lied "SIE³" ist so gut ... Aber wir hassen ihn dafür

Marvins Video zu „SIE³“ ist wie die Liebe, von der er spricht. Und damit vermutlich eines der besten Anti-Liebeslieder-Liebeslieder, das wir in letzter Zeit gehört haben.

Marvin Game löste mit seinem neuesten Output "SIE³" eine Menge Gefühle in der Noisey-Redaktion aus. Am Ende kamen dann (fast) alle zur gleichen Erkenntnis: "Ich liebe den Song, aber ich hasse Marvin." Das liegt daran, dass Marvin das perfekte Bild eines Typen zeichnet, mit dem jede oder jeder von uns wahrscheinlich schon mal was hatte. Die Sorte Typen, die umgangsprachlich als "Fuckboys" bezeichnet werden. Entweder wurden wir von einem Fuckboy verarscht und hassen Marvin deswegen dafür, weil er es schafft, all die Gefühle, die wir unbedingt vergessen wollten, wieder hervorzurufen. Oder wir hassen ihn dafür, weil er uns—die wir selbst ein bisschen Fuckboys sind—daran erinnert, wie scheiße wir eigentlich sind (oder mal waren).

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Sich voller Selbstmitleid im Club volllaufen lassen, ständig Sex mit jemand anderen haben, dennoch nie wirklich lieben können, weil man immer noch die oder den Ex nicht vergessen kann oder will—selbst ohne den tausendsten nervigen Artikel über die "Generation beziehungsunfähig" wissen wir, dass das Dasein als Fuckboy (das gilt auch für Mädchen) eigentlich ziemlich unbefriedigend und jämmerlich ist. Und das macht Marvins Fuckboy-Hyme so großartig: Sie schafft es, in ihrer perfekten Reduziertheit aus Beats, Lyrics und einem Rap, der eher Sprechgesang ist, genau diese Gefühle musikalisch umzusetzen und zu porträtieren. Sie ist ehrlich ohne kitschig zu sein. Traurig ohne melodramatisch zu sein. Diese brutal schnörkellose Art, von gescheiterter Liebe zu erzählen, haben wir das letzte Mal bei "Freier Fall" von K.I.Z. gehört. Das war das letzte Mal, als wir stechende Schmerzen in der Magengegend spürten.

Auch das Video setzt visuell perfekt das Gefühl um, das Marvin so trocken und deswegen so treffsicher beschreibt. Er liegt im Bett, neben ihm eine nackte Frau. Das Video ist in schwarz weiß gehalten und die weibliche Hauptrolle, die eigentlich die ganze Zeit gesichtslos bleibt, wird fast unmerklich alle fünf Sekunden ausgetauscht. Die Frauen—für ihn nichts weiter als bewegte Kulisse—kreisen in rasanter Geschwindigkeit um ihn herum, nur er selbst scheint irgendwie stehen zu bleiben, hängen zu bleiben. Erst als er über das eine Mädchen spricht, auf das er nicht klarkommt, mischen sich ein paar müde Farben ins Bild.

Trocken, farblos, ein bisschen wie betäubt: Marvin Games Video ist wie die Liebe, von der er spricht (oder deren Abwesenheit). Und damit vermutlich eines der besten Anti-Liebeslieder-Liebeslieder, das wir in letzter Zeit gehört haben.

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