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Manche Rapper sind homosexuell. Komm damit klar!

Angel Haze schreibt darüber, warum sie nie ein Coming-out hatte.

In dieser neuen Kolumne für Noisey schreibt Angel Haze über Sexualität, Homophobie und HipHop

Ich habe keine Coming-out-Story zu erzählen, weil ich nicht finde, dass sich irgendjemand ‚offenbaren’ muss. Ich verstehe auch nicht diesen Aufstand, der immer darum gemacht wird, ob jetzt jemand schwul, lesbisch oder bisexuell ist; Genauso sollte es auch keine Unterscheidung zwischen LGBT- und Menschenrechten geben, es ist einfach kompletter Schwachsinn.

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In der HipHop-Szene ist es noch immer hart, offen homosexuell zu sein. Es gibt auf dieser Welt unglaublich viele Menschen, die im Verborgenen homosexuell sind und es niemals ausleben. Ich gehöre zu denen, die offen damit umgehen, trotzdem fragen mich die Leute immer wieder nach meiner sexuellen Orientierung und meine Antwort lautet immer, dass es doch total egal ist. Wir befinden uns gerade nicht in einer sexuellen Situation und demnach tut es auch nichts zur Sache. Falls wir uns jemals in einer sexuellen Situation befinden sollten, würdest du sehr schnell herausfinden, welche sexuelle Ausrichtung ich habe, aber solange wir uns einfach nur unterhalten, brauchst du überhaupt nicht zu wissen, was ich privat so treibe. Sexualität ist nun wirklich nicht der interessanteste Aspekt an einem Menschen. Wenn ich jetzt die ganze Zeit wiederholen würde, dass meine Lieblingsfarbe Rot ist, würdest du mir doch auch irgendwann nur noch sagen, dass ich die Klappe halten soll.

Ich benutze auch keine geschlechtsspezifischen Pronomina in meiner Musik. Für mich sollte sie etwas Universelles sein; etwas, mit dem sich alle identifizieren können. Egal, ob du auf Jungs stehst oder auf Hundewelpen, oder was auch immer. Deswegen halte ich auch mein Privatleben und meine Gefühle separat von meiner Musik und den Erwartungen, die die Leute vielleicht an mich als pansexuelle, queere oder was-auch-immer Rapperin haben.

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Aber nur weil ich kein richtiges Coming-out hatte, heißt das nicht, dass ich es leicht hatte. Ich musste unglaublich viel Scheiße über mich ergehen lassen. Viele meiner Freunde sagten Sachen wie „bisexuelle Menschen sind widerlich, ihr wisst einfach nicht, was ihr wirklich wollt.“ Meine Familie war auch noch am schlimmsten. Ich bekam von meiner Mutter zu hören, dass ich dafür in der Hölle schmoren werde.

Meine Mutter war niemals verheiratet, sie war noch nie in einer glücklichen Beziehung und meine Freundinnen hatten Freunde, die sie misshandelt haben. Trotzdem denken sie alle, dass ihr ganzer Scheiß vollkommen OK ist, aber gleichzeitig ist das, was ich tue, für sie abscheulich. Völlig fremde Menschen haben mich einfach angegriffen, mich eine „beschissene Lesbe“, „Homo Rapper“ und andere Sachen genannt. Du musst schon viel auf dich selber hören und dir immer wieder sagen: „Das fühlt sich für mich richtig an.“ Du hast jemanden gefunden, den du liebst. Liebe ist kein Verbrechen.

Ich bin da keineswegs ein Sonderfall. Ich kenne tausende schwule Jugendliche, die Angst haben, dass sie jemand in der Schule als Schwuchtel beschimpft oder sie in der Umkleide verprügelt, weil irgendjemand denkt, er hätte ihm auf den Schwanz geguckt. Es ist mal ein 16-jähriger Fan zu mir gekommen und hat mir erzählt, dass ihre Mutter sie verheiraten will, weil sie so glaubt, eine bessere Kontrolle über sie zu haben. Sie wollte von zuhause abhauen. Niemand verdient es, so etwas durchzumachen, und niemand sollte sich von diesem einen Wesenszug seine ganze Identität bestimmen lassen.

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Ich war zu Beginn sehr zögerlich „Same Love“ zu machen, weil ich mich total darauf versteift hatte, dass die Leute mich als queere Rapperin sehen würden und ich meine Sexualität nicht in meiner Musik thematisieren wollte. Ich sagte mir aber gleichzeitig, dass ein Künstler auch ein Mensch ist, der etwas zu sagen hat und nicht einfach nur Teil des üblichen, belanglosen Hintergrundrauschens ist. Für mich ist Adele so eine Künstlerin und so sind es auch Frank Ocean und J. Cole. Das sind Menschen, die wirklich etwas Eigenes zu sagen haben und nicht einfach in das allgemeine Blabla mit einsteigen.

„Same Love“ richtet sich an die Fans, die mir solche Nachrichten geschickt haben: „Ich hasse mich selber dafür, dass ich schwul bin. Ich wünsche mir jeden Tag so sehr, dass ich einfach hetero sein könnte.“ Aber warum? Warum solltest du dir wünschen, jemand anderes zu sein als die Person, die du bist? Was haben diese Leute für ein Recht, dir zu sagen, dass du nicht schwul sein darfst und dass du in die Hölle kommen wirst? Wenn du mir Real-Life-HD Aufnahmen der Hölle zeigen kannst, kommen wir vielleicht noch ins Gespräch, aber bis dahin solltest du endlich die Fresse halten. Egal ob schwul, bisexuell, hetero oder was auch immer: Kein Mensch plant das oder sucht sich das aus und gerade weil es natürlich ist, gibt es auch keinen Grund, dich selbst zu verleugnen. Verleugne niemals das, was dich glücklich macht.

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Angel Haze hat einen Twitteraccount und du solltest ihr folgen—@AngelHaze

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