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Interviews

„Die Legalisierung von Gras wäre ein großer Fortschritt“—LX & Maxwell im Interview

LX & Maxwell von der 187 Straßenbande im Interview über Obst, ihre Vergangenheit, den kleinkriminellen Teufelskreis und ihr Album ‚Obststand'.

LX und Maxwell sind die Neuen, die jungen Wilden im Team der187 Straßenbande. Nach überzeugenden Auftritten auf diversen 187-Singles ist vor wenigen Tagen ihr LP-Debüt Obststand erschienen, in denen die beiden Hamburger eine Menge vebotene Früchte an den Mann und die Frau bringen, vor allem aber ein ungeschöntes, schmutziges Bild ihrer Lebensrealität zeichnen.

Diese Realität existiert zwar innerhalb der Grenzen der wohlhabenden Hamburg-Metropole, hat aber weniger mit der Elbe, der Reeperbahn und der Gentrifizierung und dafür viel mehr mit den Hochhaussiedlungen am Rande der Stadt, mit verkackten Zukunftsperspektiven und der ewigen Jagd nach dem guten Leben zu tun.

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Im Ergebnis steht trotz und wegen dieser nicht unbedingt erquicklichen Lebensumstände das bisher beste Straßenrapalbum des Jahres (neben Bonchance von Celo & Abdi). Warum? Weil im überfüllten Gangsta Rap-Genre momentan niemand so hungrig klingt wie die Straßenbande und wegen Zeilen wie dieser hier: „LX, Pakete wie Fed-Ex. An Deutsche und Kanacks, egal was du brauchst—ich bestell’ es—Helles, Gepresstes, Schnelles, alles, hier meine Nummer für den Fall des Falles!“

Noisey: LX, wir haben vorhin kurz darüber geredet, wie du damals den (Royal) Bunker stürmen wolltest, damit die endlich auch mal jemanden aus Hamburg unter Vertrag nehmen…
Maxwell: Das hat doch nix mit Obststand zu tun, oder?
LX: (zu Maxwell) Royal Bunker, dieses Label, kennste nicht? Wo wir klein waren? Wir hatten früher immer den Plan nach Berlin zu fahren, weil dort damals viele Leute waren, die guten Rap produziert haben, Tapes am Start hatten und so. Wir dachten, wir sprechen die einfach voll, dann geben die uns schon einen Deal.

War die Zeit, in der Berliner Rap groß wurde, also die, in der ihr beide angefangen habt, zu rappen?
LX: Ich kann das gar nicht genau datieren, aber ich habe damals auf jeden Fall M.O.R., Royal TS und so gehört. Maxwell, hast du die eigentlich auch mitbekommen?
Maxwell: Sido und so? Na klar.

Fandet ihr gut, was die damals gemacht haben?
Maxwell: Ja, die Sekte nicht so. Ich habe immer eher Sido solo gefeiert.
LX: Generell war es aber für uns viel einfacher, sich mit deren Zeug zu identifizieren, weil die Berliner viel asozialer waren als die Rapper, die damals in den Charts waren. Die waren alle so weit weg, hatten schon Securities bei ihren Konzerten und so. An die ist man nicht rangekommen. Auch die Texte von Samy Deluxeund so waren zu einer gewissen Zeit immer so „Bitte red mich nicht voll, ich bin so geil“-mäßig, weißt du? Und die haben auch niemanden von Außen zu sich reingelassen. Irgendwann haben die dann Labels gegründet und nur Leute gesignt, die nicht liefen. Deswegen habe ich zu der Zeit irgendwann auch einen Hate gegen die anderen Hamburger entwickelt, weißte? Ich hab mich gefragt, warum die nicht in die Ghettos gehen und einen hungrigen Jüngling signen. Anstattdessen kamen dann so drei junge Typen an, die alles gemacht haben, was Samy gesagt hat. Das hat mir nicht gefallen. Das waren meine Idole, und dann signen die mich nicht.

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Habt ihr, also die Hamburger Untergrund-Rapper, dann aus dieser Enttäuschung heraus einfach zum Spaß weitergemacht, ohne Hoffnung darauf, dass ihr mit dem Rappen irgendwann Geld verdient?
LX: Auf jeden Fall. Ich habe mir nicht eingeredet, dass ich damit Geld machen kann. Und von irgendwas muss ich ja auch meine Miete bezahlen. Ich habe auf jeden Fall immer alles versucht, um einen geraden Weg zu gehen. Ich habe Ausbildungen begonnen, und das nicht nur einmal, sondern fünf-, sechsmal. Irgendwie hat das aber nie so richtig hingehauen, weil ich mich nirgendwo selbst verwirklichen konnte, weißt du? Ich habe immer für irgendjemanden gearbeitet, immer etwas eigentlich Billiges für teuer verkauft, und am Ende selbst nichts davon gehabt. Mal abgesehen davon, dass ich jeden Tag so viel Geld gesehen habe, dass ich ständig davon klauen wollte (lacht). Immer, digger. Wenn ich beim Pommes-Laden gearbeitet habe, habe ich immer ein paar Portionen abgezweigt. Eine Schachtel Zigaretten oder ein Zehner Ott waren immer drin, selbst wenn ich nur kleines Gehalt bekommen habe.

Was hat dich an diesem Leben frustriert? Das diese Jobs schlecht bezahlt waren oder das die Arbeit an sich langweilig war?
LX: Das Frustrierende daran ist, dass du eigentlich Gas geben willst. Die haben mir das schon auch eingeredet, dass man arbeiten und eine Ausbildung machen muss, wenn man nicht als Penner enden will. Das Lustige daran ist, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Ich habe auf alles geschissen, weiter gekifft, meinen Willen bekommen und am Ende war das eine richtig gute Sache. Rappen ist für mich die einzige Perspektive, die ich habe. Außer Rap habe ich gar nichts, was Sinn macht. Das sage ich auch auf Obststand. (Rappt) „Deshalb mach’ ich Tracks, Simsalasimbam.“ Das funktioniert halt so, dass Maxwell und ich abends kiffen und Tracks machen—am nächsten Morgen weiß ich nicht mal mehr, wie viel wir gemacht haben.

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Wie war das bei dir, Maxwell? Du bist ja ein paar Jahre jünger als LX. Hast du eine Ausbildung angefangen, beziehungsweise abgeschlossen?
Maxwell: Nö, ich habe einen Hauptschulabschluss, einen sehr guten eigentlich, und bin danach trotzdem von BVJ [Berufsvorbereitungsjahr, Anm. d. Red.] zu BVJ gerannt, von Schule zu Schule, und hatte immer Konzentrationsprobleme, weil ich andere Dinge im Kopf hatte. Frauen und Fußball vor allem. Aber Ausbildung? Ne, das war nicht mein Ding. Ich war immer eher abenteuerlich drauf. Bin jeden Tag draußen rumgelaufen, hab' gekifft. Ich hab' halt andere Sachen gemacht. Zuhause war es bei mir auch immer nicht leicht, darum hat das halt nicht geklappt.

Und wie lange kennt ihr beide euch mittlerweile?
Maxwell: Das müssen so knapp zwei Jahre sein.

Also habt ihr euch bei 187 zum ersten Mal getroffen?
Maxwell: Mehr oder weniger. Bonez hat LX irgendwann mal mitgebracht.
LX: Im Sommer zum Grillen, nicht? In seinem Garten in Hamburg-West.
Maxwell: Ich rappe auf jeden Fall auch erst seit 2011/ 2012, war dann aber irgendwann bei 187 an der Reihe und dann kam LX wie gerufen. Wir haben uns gut verstanden, gut ergänzt und gefunden.
LX: Obst ist unser gemeinsamer Nenner (grinst).
Maxwell: Es gab auf jeden Fall nicht einen Tag, wo wir nicht mindestens 25 Gramm im Studio hatten (beide lachen).
LX: Was auch lustig ist: Ich habe in der Produktionsphase ein halbes Kilo Haze geraucht und das von meinem Vorschuss bezahlt (grinst).

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LX, du hast vorhin im Auto auch erzählt, dass du Gras brauchst, um lange genug konzentriert bleiben zu können.
LX: Ja, schau mal: Wenn man Gras raucht, dann trifft man doch ständig andere Kiffer. Und viele von denen haben so Ticks, lassen sich leicht aus der Ruhe bringen oder haben unheilbare Krankheiten wie Multiple Sklerose. Marihuana hilft diesen Leuten, weißt du? Das ist kein zugelassenes Medikament und das ist jammerschade. Das ist das Ding: Ich bin ja nie ein Drogenhändler gewesen in dem Sinne, dass ich mich auf die Straße gestellt und Drogen verkauft habe. Ich bin eher immer ein bisschen wie ein Therapeut gewesen. Die Leute rauchen ihr Gras ja sowieso, ob sie das von mir oder von jemand anderes bekommen ist am Ende egal. Das springt auch eh kein großer Obolus bei raus, aber weil ich dieses Zeug zum Leben brauche und mein kleines Gehalt nicht reicht, oder mein Hartz IV oder was auch immer, hole ich mir halt ein bisschen Obst und gebe das weiter an ein paar Leute, die das auch brauchen. Anstatt für vierzig Euro zu kaufen, kauft man dann eben etwas mehr und macht am Ende vierzig Euro Gewinn. Dadurch kann man seinen Eigenbedarf finanzieren. Das ist so ein kleinkrimineller Drogenkreislauf, der sich in einem Viertel entwickelt. Es geht dann halt jeden Monat um die selben zweihundert Euro, die man machen muss, um selber weiter rauchen zu können. Ein ewiger Teufelskreis.

Eigentlich klingt das vor allem nervig und wenig profitabel. Gangsta Rap wirft man aber häufig vor, dass er dieses Ticker-Leben verherrlicht. Euch wiederum kann man, finde ich, das nicht vorwerfen. Wenn ich eure Musik höre, bekomme ich eher den Eindruck, dass dieser Lifestyle vor allem Hektik mit sich bringt.
LX: Auf jeden Fall, dieses Leben wäre durch die Legalisierung von Mariuhana sicher etwas leichter.

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Bist du dir da sicher? Würde das nicht vielleicht auch gewissen Leuten die finanzielle Existenz erschweren?
LX: Klar, so kleinen Leuten, die ein bisschen ticken vielleicht schon. Aber dahinter steckt ja auch immer irgendein Wagen, der gleich ein paar Kilos von Holland aus über die Grenze schickt. Und wer weiß, vielleicht wurde wegen dieser paar Kilos wiederum einer erschossen? Das wiederum ist doch arg. Gras ist für mich ja nicht mal so schlimm wie Alkohol. Ich empfinde das auch nicht als Droge, sondern vielmehr als Genussmittel. Das Zeug ist nicht mal so ungesund wie Zucker, was wollen die Leute mir eigentlich erzählen?

Es ist ja auch wie du sagst: Leuten, die zum Beispiel ADHS haben, kann Gras tatsächlich dabei helfen, besser durch den Alltag zu kommen.
Maxwell: Und wenn du mit sowas zum Arzt gehst, verschreiben sie dir Ritalin. Was ist denn bitte besser, digger?
LX: Eben, das Zeug macht dich kaputt. Diese Tabletten sind nicht gut für deine Nieren und für deinen Magen. Wenn du dauernd Gras rauchst, ist das natürlich auch nicht gut für den Körper, aber immerhin gibt es mittlerweile Möglichkeiten, wie Vaporizer, bei denen man nur den Dampf einatmet. Ich glaube für die Leute, die das wirklich brauchen, um durch den Tag zu kommen, wäre das eine große Sache. Die Legalisierung von Gras wäre ein großer Fortschritt.

Vielleicht solltest du Politiker werden, das war ein wirklich gutes Plädoyer für die Mariuhana-Legalisierung.
LX: (lacht) Danke, ich bin halt nicht auf den Mund gefallen und habe mittlerweile eine gewisse Reife erreicht.

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Auf den Mund gefallen seid ihr ja offensichtlich beide nicht, ihr seid ja Rapper geworden.
LX: Ja, aber viele Rapper sind schon anders. Nimm zum Beispiel Eminem, der sitzt glaube ich eher den ganzen Tag zuhause und ist eher der introvertierte Typ. Ich hingegen bin total extrovertiert.
Maxwell: Scheiß auf Eminem, lass uns mal lieber über Obststand reden.

Gerne. Schreibt ihr eigentlich nur im Studio oder auch Zuhause?
Maxwell: Nur im Studio. Normal, wenn du Zuhause bist und dir fällt irgendwas cooles ein, dann schreibst du das auch auf, aber ansonsten läuft es bei uns immer so: Jam macht den Beat, wir schreiben dazu—und zack.
LX: Wir sind alles eigenständige Künstler bei 187, Bonez gibt nur so ein bisschen die Richtlinie vor. Ich glaube, er kümmert sich schon besser um uns als viele andere Labels, obwohl wir eigentlich gar keine echte Plattenfirma sind.

Ist Bonez dann auch derjenige von euch, der sich am Meisten um das Geschäftliche kümmert?
LX: Nein, das gar nicht. Geschäftlich machen wir schon vieles unabhängig.
Maxwell: Bonez hat ja auch gar keinen Bock darauf, sich für uns alle um diese Geldfragen zu kümmern.
LX: Wir sind ja auch nicht 21 sondern fünf Leute. Diese Geld-Sachen kriegen wir schon unter einen Hut, wir sind ja Freunde.

Dieser interne, familiäre Zusammenhalt ist offensichtlich auch ein wichtiger Faktor für eure Beliebtheit. Ihr habt ja viele Fans, die euch bedingungslos unterstützen.
LX: Auf jeden Fall. Ich glaube, unter unseren Fans sind halt viele, die selber auch Schwierigkeiten haben, etwas aus sich zu machen und deshalb unseren Weg respektieren. Unsere Musik ist ja auch sehr aus dem Bauch heraus, dadurch sprechen wir sicherlich vielen Menschen aus der Seele. Mal abgesehen davon: Bei anderen Gruppen früher war das immer so, dass einer der Leader war und der hat dann den Plattenvertrag bekommen, die anderen waren nur Statisten um den Leader herum. Das ist bei uns auf jeden Fall nicht so. Bonez hat kein Problem damit, wenn wir im Vordergrund stehen und wir haben keins, wenn Gzuz oder Sa4 im Vordergrund steht. Wir sind frei von Neid.

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Bonez hätte ja nach dem Erfolg von High & Hungrig seine Karriere vorantreiben können…
LX: Ich habe Bonez ein Leben zu verdanken. Ich habe auf der Baustelle Kabel verlegt, die auf einen Meter 25 Kilo wiegen, bevor ich zu 187 gekommen bin. Ich war jeden Tag müde, bin immer nach der Arbeit direkt ins Bett, und habe auch noch schwarz gearbeitet, hatte dadurch auch immer mehr rechtliche Probleme, obwohl ich jeden Tag arbeiten war. Das war so: Mittwochs musste ich unbedingt um Neun auf’m Arbeitsamt sein, weil die Frau sagt, das Arbeitsamt zahlt mir sonst nicht die Miete. Gleichzeitig konnte ich meinen Schwager vom Bau nicht hängen lassen. Ich war oft in der Zwickmühle und todesunglücklich. Digger, Bonez hat ein barmherziges Herz. Ich habe mal einen Spruch gelesen: „Der Barmherzigkeit im Wege zu stehen, ist immer eine Sünde“, oder so. Auf jeden Fall habe ich es Bonez zu verdanken, dass ich jetzt hier sitze und dir dieses Interview gebe. Mich kannte ja keine Sau, obwohl ich schon immer gerappt habe. Aber eben immer nur halbherzig. Wenn du mit einem Bein im Knast bist, dir dein Ausbildungsplatz nichts bringt… das war so krass damals: Diese Zwickmühle ist immer näher und näher gekommen, es gab keinen Ausweg. Und dann kam HipHop, das angebliche Gift, was meine ganze Familie immer gehasst hat, und nur so ging es, durch Selbstverwirklichung. Das ist das eine Mal, dass ich mich wirklich gut fühlen kann. Du weißt nicht, wie es ist, wenn du auf Youtube gehst und dein Video hat über eine Million Klicks, während du kurz vorher noch so mäßig Depressionen hattest, weil du keinen Ausweg gesehen hast. Weißt du, ich habe alles getan, körperlich gearbeitet, und trotzdem immer wieder die Kelle bekommen. Da hat Bonez mich rausgeholt. Seit der High & Hungrig-Tour habe ich mich quasi entpuppt. Ich lasse solche Probleme gar nicht mehr an mich heran, habe Freude am Leben und die Gespräche mit meiner Amtshelferin, die regele ich einen Tag im Voraus. Wenn man sich gut fühlt und ein Paar neue Schuhe hat, dann kriegt man das alles besser in den Griff (beide lachen).

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Die zweite wichtige Person im Hintergrund der 187 Straßenbande ist euer Hauptproduzent Jambeatz. Wie wichtig ist er beispielsweise für euer Album gewesen?
Maxwell: Ohne Jam kein Obststand, ganz einfach.
LX: Ob der Beat jetzt fünfzig Prozent des Produkts ausmacht, das müssen andere beurteilen, aber diggi, ohne ihn geht es nicht.
Maxwell: Ich feiere alles, was Jam macht. Der ist arg, was der so ratzfatz mit seinen Fingern umsetzt. Wir sind sehr dankbar, dass wir ihn haben.

Warum hält Jam sich so sehr im Hintergrund, obwohl er so wichtig für den 187-Sound ist?
Maxwell: Er möchte das alles nicht.
LX: Der führt ein anderes Leben als wir und trägt auch andere Klamotten, aber hat einfach den richtigen Vibe für unsere Mucke, weil er den Grundsound von 187 von Anfang an geprägt hat.

Als ihr angefangen habt, Beats für Obststand zu picken…
LX: Stopp! Wir haben keine Beats gepickt. Jam fängt immer einfach an, einen Beat zu bauen, drückt ein bisschen Tasten, checkt Basslines aus, dann findet Bonez diesen oder jenen Sound geil, Jam frickelt weiter rum, ich rufe eine einzelne Zeile in den Raum und Maxwell hat vielleicht schon sechs, sieben Bars geschrieben. Vielleicht haben wir danach auch abgebrochen und erstmal an einem anderen Song gearbeitet, aber auf jeden Fall sind die Songs immer einfach „entstanden“.
Maxwell: Du kommst bei Jam einfach immer rein in den Raum, drehst dir einen und schon hat er wieder einen Beat an. Dann sitzt er da in seinem Drehstuhl und sagt: „Nein, lass uns lieber was Neues machen.“ Jam lässt Beats nicht lange liegen.

Obststand ist, würde ich sagen, ein hektisches Album..
Maxwell: Ja, das ist auf jeden Fall auf die Fresse.
LX: Da haben wir mal zweieinhalb Monate lang Gas gegeben. Und das hört sich jetzt so lang an, aber wir waren ja pro Woche immer nur zweieinhalb Tage im Studio. Im Endeffekt haben wir das ganze Album innerhalb von 24 Tagen aufgenommen. Einfach so hingekackt ist die Platte aber trotzdem auf keinen Fall. Manche Song- und Hook-Ideen habe ich auch davor ewig mit mir umhergetragen. Wir haben da schon ein paar Schmuckstücke ausgepackt, keine Sorge (grinst).

Ihr habt beide auch ein Solo-Stück auf der Platte. Das sind für euch beide jeweils für euch sehr emotionale, persönliche Songs, oder?
Maxwell: Auf jeden Fall. LX zum Beispiel hat, wie er gerade gesagt hat, seinen Solosong [Anm. d. Verf.: „N.T.M.“] wirklich schon lange mit sich rumgetragen.
LX: Die Message dieses Songs hat mich auf jeden Fall lange beschäftigt: Du hast es im Leben schwer, bist in einer Ausbildung, dealst, hast aber nichts davon. Du hast manchmal wenig Geld und manchmal auch viel, aber wenn du viel hast, hast du auch viel Trouble, so ist das halt. Und wenn du dann diese anderen Rapper siehst, die offensichtlich von diesen Problemen nicht viel verstehen. Die brüsten sich mit sowas. Klar kann man sagen: Das ist Kunst! Aber ich sage: „Ich mache Rap für die Pusher, weil ich selber gepusht habe“, eben, weil ich das wirklich gemacht habe und nicht, weil das gut bei den Leuten ankommt. „Weil auf euren Lutscher-Rap keiner Lust hat, schreien alle: Nique ta mère!“
Maxwell: Das musste mal gesagt sein. Mein Solosong „N.I.G.G.A.“ heißt ja genau so wie ein Track von Tupac, den ich schon seit Jahren feiere. Und jetzt habe ich quasi meine Adaption davon aufgenommen. Ich erzähle in dem Song ja recht viel von mir, von meiner Familie und so.

Jetzt, wo Obststand draußen ist: Wohin geht eure Reise nun?
LX: Wenn ich zu Bonez mal wieder ankomme und die Melodie von so nem Tupac-Song summe, dann macht er immer direkt einen Ordner auf seinem Laptop auf und zeigt mir, woher die damals gesamplet haben. Und wenn ich so Sachen höre, dann merke ich einfach, dass es noch Gefühle und Emotionen gibt, die durch einen Song hervorgerufen werden, auch Entspannung und Meditation, dass das auf jeden Fall noch weitergeführt werden muss. Wir haben seit unserer Kindheit so viele Hits und Melodien im Kopf, die wir selber noch für uns interpretieren müssen, weil Musik im Leben oft das einzige ist, was einem Hoffnung gibt; und Hoffnung ist das Wichtigste, deshalb ist Musik für mich das Wertvollste auf der Welt.

Sascha ist auch bei Twitter: @dirtycartoons

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