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Interviews

Das Logic-ABC

Wir haben den Rapper in Amsterdam getroffen, um mit ihm alphabetisch genau über extreme Tour-Geschichten, beschissene Jobs und ‚Hey Arnold!‘ zu sprechen.

Erfolgreiche Rapper mit vollen Konten überschütten sich häufig selber mit so viel Coolness, dass der ein oder andere Normalsterbliche in deren Anwesenheit vielleicht auf die völlig verrückte Idee kommen könnte, ohne Kaugummi im Mund wilde Kieferbewegungen zu machen. In der Hoffnung nur ein kleines bisschen hart rüberzukommen. Im Rap-Business spielt hart-sein nun mal eine große Rolle und nur selten würde man HipHop mit Manga, Kinderbüchern, Frank Sinatra oder Hey Arnold! in Verbindung bringen.

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Bei Logic ist das anders. Er spittet so hart wie kaum ein anderer, ist aber ein Kind geblieben und steht auch dazu. Nach den Gesetzen der Logik sollte er das allerdings nicht sein, schließlich hatte er keine Bilderbuch-Kindheit. Er musste bereits in jungen Jahren für sich selbst sorgen. Seine Eltern waren drogenabhängig, sein Bruder versorgte Mutter und Vater mit Crack und Logic versuchte einfach nur, nicht auf die schiefe Bahn zu geraten und das Beste aus der Situation zu machen—mit Musik.

2010 veröffentlichte er sein Mixtape Young, Broke and Infamous, darauf folgte ein Deal mit dem Independent Label Visionary Music Group und die Mixtapes Young Sinatra und Young Sinatra: Welcome To Forever, welche von Kritikern hoch gelobt wurden. Es dauerte nicht lange, bis No I.D., der bereits Hits für Kanye, Jay-Z und Nas produzierte, von dem jungen MC Wind bekam und ihn 2013 bei Def Jam unter Vertrag nahm. Ein Jahr später veröffentlichte Logic sein Debütalbum Under Pressure, welches der Anlass seiner momentanen Under Pressure-Welttour ist.

Ich habe Logic vor seiner Show in Amsterdam getroffen und ihm zu jedem Buchstaben des Alphabets ein Wort unter die Nase gehalten, mit der Bitte, mir zu jedem Begriff eine kleine Anekdote zu erzählen.

A – Amsterdam: „Ich kann mich noch genau an meinen ersten Trip nach Amsterdam erinnern. Ich war mit meinen Homies hier und habe in der Sugarfactory ein Konzert gegeben. Davor waren wir in einem Restaurant und haben für neun Euro „All-You-Can-Eat“ Spare-Ribs gegessen. Gekifft habe ich allerdings nicht, das habe ich früher ziemlich viel gemacht, ist aber schon ein paar Jahre her.“

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B – Bildung: „Bildung ist total wichtig. Leider habe ich nie meinen Schulabschluss machen können, weil damals ziemlich viel Bullshit in meinem Leben abging. Man kann aber sowohl „Book-smart“ als auch „Street-smart“ sein, schließlich bildet man sich nicht nur durch Bücher, sondern auch, sobald man sein Haus verlässt und auf der Straße herumläuft. Ich würde sehr gerne mal Student sein, nicht, weil ich ein Diplom möchte, sondern einfach nur, weil ich gerne mehr über Dinge wie Philosophie erfahren würde und in einem Unterrichtsraum sitzen und mit anderen tolle Unterhaltungen führen könnte.“

C – Captain Underpants: „Damn. Captain Underpants erinnert mich an die fünfte Klasse, die Bibliothek, meine Schulzeit. Die Bücher waren etwas Bbesonderes. Als Kind möchtest du nicht die ganze Zeit lesen, du willst eher Videospiele spielen, viel Zeit draußen verbringen und Spaß haben, aber diese Bücher, deren Storylines und Zeichnungen waren wirklich cool.“

D – Def Jam: „Es ist unglaublich, endlich einer der Front-Runners zu sein. So viele coole Künstler sind bei Def Jam gesignt, wie zum Beispiel Vince Staples, von dem ich ein großer Fan bin. Es ist wirklich cool, ein Teil des Labels zu sein und die Möglichkeit zu haben, sein eigenes Ding zu machen.“

E – Extreme Tour-Story: „Die extremste Geschichte, die mir gerade einfällt, ist vor ein paar Wochen passiert. Ich stand auf der Bühne und konnte sehen wie sich ein Mädchen in der ersten Reihe ihren eigenen Piercing aus der Nase gerissen hat. Die hat ziemlich wild herumgestikuliert, dabei muss sich ihr Armband in dem Nasenring verfangen haben. Es war ziemlich blutig. Ich hätte mich fast übergeben. Ich kann Blut wirklich nicht ausstehen.“

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F – Frank Sinatra: „Das ist mein Shit! Ich liebe alles an ihm. Mein Alter-Ego ist „Young Sinatra“. Sobald ich an diesen Old-School, Schwarz-Weiß-Vibe denke, werde ich richtig glücklich. Ich würde sagen, dass „It Was A Very Good Year“ mein absoluter Lieblingstrack von ihm ist.“

G – Ghostface Killah: Meine erste Erfahrung als Opening-Act war bei einer Ghostface Killah-Show. Das war wirklich arg. Ich bin natürlich ein großer Wu-Tang-Fan, was das Ganze noch surrealer gemacht hat, als es ohnehin schon war. Allerdings habe ich Ghostface nie kennengelernt, hoffentlich passiert das bald.

H – Hey Arnold!: (lacht) „Yo, wie zur Hölle bist du auf diese Wörter gekommen? Ich habe eine Hey Arnold!-Stoffpuppe. Meine Verlobte hat die bekommen, als sie ein kleines Kind war. Sie hat ihn mir mitgegeben, bevor ich auf Tour gegangen bin und seitdem habe ich ihn immer dabei.“

I – Inspiration: „Das wird jetzt nur so nach Klischee schreien, aber mich inspiriert einfach das Leben. Durch die Welt reisen, ein Abend in Paris zu sein, am nächsten Tag in Amsterdam oder auch hier mit dir zu sitzen—solche Dinge. Was mich aber auch sehr inspiriert, ist Produktion, also Beats. Wenn ich einen geilen Beat höre, gehe ich ab, nicht nur körperlich, sondern auch auf einer kreativen Ebene. Beats bringen meinen Körper und meine Seele in Bewegung.“

J – Jiffy Lube und Joe’s Crab Shack: „Da habe ich früher gearbeitet. Beide Jobs waren absolut beschissen. Jiffy Lube bietet Ölwechsel und anderen Service für Autos an und Joe’s Crab Shack ist ein Seafood-Restaurant. Die Spots selber sind zwar cool, ich habe Geld verdient und bestimmt auch ein paar Dinge gelernt, aber zu der Zeit war es für mich die Hölle dort zu arbeiten, weil ich die ganze Zeit einfach nur Musik machen wollte.“

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K – Kill Bill: „Mit Kill Bill hat alles angefangen. Ich bin ein großer Quentin Tarantino-Fan. Nachdem ich Kill Bill gesehen habe, wollte ich mir sofort den Soundtrack anhören. The RZA hat den Soundtrack produziert und The RZA ist natürlich Teil des Wu-Tang Clans, das war also meine große Einführung ins Rap-Game und in die Welt des HipHop.“

L – Lupin the Third: „Wow, Lupin the Third! Das war eines der ersten Animes, die ich jemals gesehen habe. Ich liebe Anime.“

M – Midnight Marauders: „Unglaubliches Album! Mein absolutes Lieblingsalbum von A Tribe Called Quest. Das Album hat mein Debütalbum Under Pressure stark inspiriert. Ich habe zum Beispiel ähnliche Computer-Stimmen-Sequenzen auf meinem Album Under Pressure, die man auch auf Midnight Marauders hört.“

N – No I.D.: „Unglaublicher Mensch, unendlich taltentierter Künstler, intelligenter Businessmann—ohne ihn wäre ich nicht hier. Ein anderes Wort für „N“ ist auch Noah Preston, das ist mein A&R der mich entdeckt und die Connection zu No I.D. klargemacht hat.“

O – Originalität: „Originalität ist wichtig, gerade für MCs. Was einen MC originell macht, ist seine oder ihre Lebensgeschichte. Jeder Künstler erzählt eine eigene Geschichte, aber sie finden auch in anderen Künstler Puzzlestücke, von denen sie sich inspirieren lassen—nimm zum Beispiel Kanye, der in letzter Zeit viel mit Paul McCartney macht. Viele Leute würden sagen, dass das nicht unbedingt originell ist, einen anderen Künstler zu samplen, sondern, dass es besser ist, sein eigenes Ding zu machen. Ich finde, dass Sampling extrem originell ist, weil man etwas Altes nimmt und versucht, etwas Neues zu kreieren.“

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P – Psychological: „Mein Mentor, Solomon Taylor, hat mir eines Tages gesagt, dass ich ein Wörterbuch aufschlagen und mir ein Wort aussuchen soll, das mich am besten beschreibt. Ich werde nie vergessen wo ich war: Ich saß auf einem Dachboden, es war schon dunkel draußen, und plötzlich stieß ich auf das Wort „Psychological“. Ich bin fasziniert von Dingen, die mit unserem Geist, Verstand und Gehirn zu tun haben. Das Wort war wie für mich gemacht. Irgendwann nannten mich aber alle nur noch Logic, dabei ist es dann geblieben.“

R – Rubik’s Cube: „Mein neues Hobby. Ich spiele mit den Dingern seit drei, vier Monaten. Neben dem Reimen ist das eine gute Aktivität für mein Gehirn. Ich habe es geschafft, den Zauberwürfel in 27 Sekunden zu lösen—das ist meine beste Zeit.“

S – Skittles: „(lacht) Das war mein allererster Rap-Name. Den Namen habe ich mir allerdings nicht ausgesucht, das war einfach ein Witz aus der Nachbarschaft, wegen Eminem. Viele denken, dass ich weiß bin, dabei ist mein Vater Afroamerikaner. Leute konnten mich allerdings nicht Eminem oder M&Ms nennen, schließlich war der Name schon vergeben, also haben sie sich eine andere Süßigkeit ausgesucht und mich Skittles genannt.“

T – Touren: „Auf Tour zu gehen und meine Musik vor tausenden von Fans zu performen, ist einfach unfassbar. Und Fans zu treffen ist wahrscheinlich der beste Teil der Tour. Aber natürlich vermisst man auch vieles. Mein Zuhause, Familie, Freunde, all die Dinge muss man für einige Monate zurücklassen. Oh, und das Essen in Europa ist wirklich nicht sehr gut.“

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U – Under Pressure: „Natürlich muss ich da an mein Debütalbum denken. Das Album ist gut angekommen und das war natürlich extrem wichtig für mich. Ich bin stolz auf das Album. Allerdings bedeutet „Under Pressure“ für mich auch, dass mehr Musik kommen muss, schließlich ist Musik mein Leben und Leute erwarten konstant, dass davon mehr kommt. Mein nächstes Album wird zwar nicht vor 2016 erscheinen, trotzdem kann ich es kaum erwarten, neue Songs zu veröffentlichen.“

V – Videospiele: „Ich bin ein ziemlich intensiver Gamer. Meine Lieblingsspiele sind Uncharted, Last of Us—das für den Rest meines Lebens mein absoluter Favorit bleiben wird—und natürlich Klassiker wie Super Mario für den Super Nintendo. Ich liebe Videospiele. Als ich jünger war, habe ich Videospiele genutzt, um in eine andere Welt zu flüchten, vor allem als ich diese beschissenen Jobs hatte. Videospiele haben mir die Möglichkeit gegeben, jemand anderes zu sein. Ich konnte ein Superheld sein oder als Ermittler einen Fall lösen. Und jetzt, wo ich glücklich bin, ich zu sein und nicht das Bedürfnis habe, jemand anderes zu sein, habe ich sogar noch mehr Spaß mit Videospielen.“

W – War Paint: „Ich liebe War Paint. War Paint ist eine Girl-Group aus L.A.. Ich bin ein großer Fan von ihrer Musik und liebe ihren Style. Sie sind einfach anders. Das ist meine absolute Lieblingsband.“

X – XXL: „In Sachen HipHop ist XXL das wichtigste US-Magazin und es ist der Traum eines jeden Rappers, ein mal auf dem Cover zu sein. 2013 war ich Teil der „Freshmen Class“, ich war mit Schoolboy Q, Ab-Soul, Action Bronson und vielen anderen auf dem Cover Es war so eine unglaubliche Erfahrung, weil ich all die Jahre davor immer davon geträumt habe, irgendwann auf diesem Cover zu sein. Das Cover war für mich immer der Heilige Gral.“

Y – Yeezy: „Ye ist dope! Ich bin kein großer Fan von Fashion, also interessieren mich seine Fashion-Projekte eher weniger. Seinen neuen Track „All Day“ feier ich aber sehr. Ich kann das neue Album kaum erwarten. Yeezus war nicht ganz mein Style, obwohl es unglaublich kreativ und originell war, aber es war einfach nicht mein Ding.“

Z – Chris Zarou: „Das ist mein Manager, Gründer von Visionary Music Group, dem Independent Label, bei dem ich neben Def Jam unter Vertrag bin. Er ist mein bester Freund, hat mich entdeckt und ohne ihn wäre ich auch nicht hier.“

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