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Liebe Musiklegenden, ihr braucht wirklich keine neuen Alben mehr zu schreiben

Ozzy Osbourne weiß, dass Black Sabbath zu alt für ein neues Album sind. Warum sich andere Bands daran ein Beispiel nehmen sollten.

Bands können sich den Status als Legende eigentlich ziemlich leicht erspielen: Sie brauchen nur zwei, drei Klassiker-Alben, die die Musikgeschichte nachhaltig prägen und ein paar Dekaden später leben sie im Musikolymp. Dass sie trotzdem noch weiter alle paar Jahre um die Welt touren, erfreut unser nostalgisches Herz. Immerhin kommen wir so der Magie der Vergangenheit am nächsten. Dass sie noch weiter alle paar Jahre ein Album rausbringen, ist weniger Grund zur Freude, sondern gutmütige Akzeptanz. Dann brauchen die alten Helden eben nochmal ein bisschen Geld.

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Aber sind wir doch mal ehrlich: 13 von Black Sabbath war das perfekte Abschiedsalbum. Niemand hätte gedacht, dass die alten Herren nochmal ihre Glanzzeiten in ein neues Album pressen könnten. Warum also dieses schönes Ende nochmal mit einer neuen Platte in die Länge ziehen? Wir sind hier nicht bei Herr der Ringe, wir wollen einen furiosen Fight Club-Schlussstrich! Und genau das will Ozzy Osbourne jetzt auch: Obwohl Rick Rubin bereits als Produzent einer neuen Sabbath-Platte bestätigt wurde, will Ozzy nicht nochmal ins Studio. Eine letzte Tour und dann ist Schluss. Man müsse eben auch mal wissen, wann man zu alt für das Studio ist.

Keith Richards sieht das anders. Immerhin will er mit den Rolling Stones nächstes Jahr wieder ins Studio, um eine neue Platte aufzunehmen. Aber warum? A Bigger Bang, die letzte Platte der Stones, kam vor über zehn Jahren raus. Die Stones klangen gut, aber verglichen mit den frühen Stones klangen sie wie schmierige alte Barfliegen, die von Frauen erzählen, die sie damals flachgelegt haben und die längst verrunzelte Omas sind. Nicht so sexy. Schon verständlich, dass man sich so nicht aus der Musikgeschichte verabschieden möchte. Aber: Besser wird es doch eh nicht mehr.

Denn egal wie gut das neue Material auch sein wird, die Fans auf den in Rekordzeit ausverkauften Konzerten wollen nur eines: die alten Songs. Wenn du eine Band bist, die seit Jahrzehnten aktiv ist, musst du dir eingestehen, dass neue Songs für dich als Musiker spannend sind, das Publikum sie aber mit verhaltener Neugier, eher aber ungeduldiger Langeweile würdigt. Dass sich deine neuen Platten so gut verkaufen, hast du eigentlich auch nur Plattensammlern zu verdanken, die eben pedantisch ihre Bibliotheken vervollständigen wollen. Der Rest will mal reinhören, wie Legende XY im Jahre 2015 so klingt und dann doch wieder die alten Alben rauskramen. Hey AC/DC, auch wenn ihr beständig abliefert, „Thunderstruck“ kann nur einmal geschrieben werden.

Das Phänomen, dass die Meute am lautesten schreit, wenn die alten Akkorde angeschlagen werden, kennen Metallica nur allzu gut—seit 1991. Denn seit Metallica haben die alten Thrash-Helden nur noch Alben veröffentlicht, die sich zwischen Fremdscham, Gleichgültigkeit und „nett gemacht“ ins Gedächtnis einpegelten. „Ich mag Metallica erst seit ihrem 96er Album Load“—Wer das gesagt hat? Niemand. Was die Band aber nicht daran hindert, unermüdlich ins Studio zu rennen. Selbst jetzt nehmen sie wieder ein Album auf, das sich an ihrem 2008er Death Magnetic orientiert. Darauf haben wir ja auch alle gehofft, oder? Oder!?

Es ist ja verständlich, dass Musiker eben nicht anders können, als neue Musik zu fabrizieren. Und eine Band ist ja auch im besten Falle etwas, was sich stetig weiterentwickelt. Aber muss das immer unter dem Legendenstatus passieren, ist dafür nicht Platz in anderen Projekten? Wenn du acht Alben abgeliefert hast, wird es vielleicht endlich Zeit, mal mit anderen Mitstreitern loszuziehen. Mit den alten Freunden wird dann wie gewohnt die Welt bespielt—mit einem Set der ersten vier Alben. Man wird ja wohl noch ein „Dreamer“ sein können, nicht wahr, Ozzy?

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