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Reviews

Ólafur Arnalds & Alice Sara Ott—‚The Chopin Project‘

Für Chopin eher unrevolutionär, für Meta-Diskurs und Hipster-Neoklassik und rein musikalisch dann aber eben doch ganz schön arg super.

Ólafur Arnalds & Alice Sara Ott
The Chopin Project
Mercury Classics (Universal Music)

Ólafur Arnalds findet zeitgenössische Chopin-Studioaufnahmen viel zu sauber, schnappt sich also die Pianistin Alice Sara Ott und nimmt mit ihr ein Best Of Frédéric (Chopin-Noctures, -Sonaten und -Préludes zusammen mit ein paar Arnalds-Fillern) neu auf—im Ergebnis weniger klinisch kalt als anderswo, auf nicht ganz perfekt gestimmtem Kneipenklavier, mit Quietschen und Knarzen und Wetter und Atem und Unsauberkeitsgeräusch, in gewisser Weise also natürlicher und menschlicher. Was Emo-Kram & Seele anstatt Sterilität & Kalkül angeht geradezu der Nils Frahm der Herzen. So weit, so unaufdringlich. Man mag sich dann zwar über Details streiten, vor allem über den Chopin-Aspekt der ganzen Sache (ob beispielsweise das Regentropfen-Prélude nicht ein paar wenige bpm zu hektisch heruntergeklimpert wurde) und auch, ob das Ding dann eher Interpretation oder Inszenierung geworden ist (Spoiler Alert: Letzteres!)—andererseits geht's bei diesem Projekt nicht um Maßstäbe wie bei einer klassischen Klassikplatte, sondern um den Punk im Geiste. „Das Lied schläft in der Maschine", bzw. „Ein Klavier, ein Klavier! Mutter, wir danken dir!" und so. Für Chopin am Ende also eher unrevolutionär, für Meta-Diskurs und Hipster-Neoklassik und rein musikalisch dann aber eben doch ganz schön arg super.

The Chopin Project gibt's bei Amazon und Vinyl-Digital.

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