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Kool Savas ist kein Pantoffelheld und möchte auch nicht so dargestellt werden

Rapper und Zeitungen—ein ewiges Missverständnis, das manchmal zu lustigen Nebenkriegsschauplätzen führt. Nicht wahr, Kool Savas?

photo credit: Telefónica in Deutschland via photopin cc

Der deutsche Rapper Kool Savas hat offenbar einige Erfahrungen mit den südlichen Nachbarländern gemacht. Wenn man den Lyrics aus seinem Track „Der Rhythmus meines Lebens" glaubt, finden Linz und Innsbruck seine „Texte geil", während es in Wien „immer Fetzerei" gibt, weshalb er dann nach „Zürich, Basel, Bern und Biel" fährt.

Hinter der Wien-Zeile steckt vor allem eine Episode aus dem Jahr 2001, bei der ein Savas-Konzert in der Szene Wien durch die Rosa Antifa verhindert wurde. Die fanden seine damaligen Lines wie „Kool Savas zerstueckelt schwule Rapper wie Shawama" gar nicht mal so funny. Zuvor hatten sich schon das Flex und die Arena geweigert, das Konzert zu hosten. Kinder, das waren noch politische Zeiten.

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Savas ist älter geworden, nicht unbedingt schwulenfreundlicher, aber das soll an dieser Stelle nicht das Thema sein. Denn dieses Mal hat der Berliner weniger Probleme mit Wien und der Antifa, sondern mit einer Schweizer Wochenzeitung, die praktischerweise gleich Die Wochenzeitung heißt. Die hat im August ein größeres, ziemlich spannendes Stück über Marcus Staiger, den Gründer des „Royal Bunker"-Labels, aus dem die Karrieren von Leuten wie Sido, Eko Fresh und eben Savas hervorging, gebracht, in dem der Autor auch die Geschichte des Berliner Raps der Nullerjahre nacherzählte. Staiger erzählte darin eine Episode, in der er bei Savas und seiner damaligen Freundin Melbeatz zu Besuch war. Darin findet sich folgendes Zitat von Staiger:

Screenshot: Noisey.

Die ganze Geschichte um Savas, Melbeatz und Staiger schwelt schon seit ein paar Tagen herum. Der schwarze Balken ist allerdings neu. Den haben auch nicht wir eingefügt, der findet sich bereits auf der Seite der Wochenzeitung. Und dort findet sich auch die Antwort auf das Warum: Savas hat seine Kanzlei Höcker Marken & Medienrecht einen Brief schreiben lassen, wie man im Update des Artikel ganz unten nachlesen kann. Die Zeitung veröffentliche gestern Ausschnitte auf ihrer Facebook-Page.

Das Bild ist von der Facebook-Seite von „Die Wochenzeitung".

Das wirklich Lustige an der Sache, wie auch die Redakteure der Wochenzeitung anmerken: Savas stört sich gar nicht an den Zitaten Staigers, er würde gemeinsam mit Xavier Naidoo „ein Bild von Homosexualität als eine Abnormalität in diesem unseren Sündenpfuhl“ zeichnen, an den Kleinbürger zu appellieren, das gesunde Volksempfinden zu retten. Das ist faschistoid." Gegenstand des Briefs ist der Part, wo Savas als „Pantoffelheld" dargestellt wird—ein Wort, das im Ursprungtext nicht vorkommt. Wir würden hier selbstverständlich weder schreiben, was sich unter dem schwarzen Balken versteckt. Noch, ob wir uns dadurch als Pantoffelheld fühlen würden. Da haben wir viel zu große Angst vor Anwälten und unseren Freundinnen. Stattdessen embedden wir einen Post von Farid Bang, der mit der ganzen Sache in keiner Verbindung steht.

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(function(d, s, id) { var js, fjs = d.getElementsByTagName(s)[0]; if (d.getElementById(id)) return; js = d.createElement(s); js.id = id; js.src = "//connect.facebook.net/en_GB/all.js#xfbml=1"; fjs.parentNode.insertBefore(js, fjs); }(document, 'script', 'facebook-jssdk'));

Post by Farid Bang.

Insgesamt ist das Ganze natürlich nachvollziehbar. Niemand wird gerne dargestellt, als stände er völlig unter der Fuchtel seines Partners. Gut, mancher würde evtl den Fascho-Vorwurf schlimmer finden, aber wir wissen ja nicht, ob das für Savas nicht im Geheimen ebenso gilt.

Bei der Kanzlei Höcker nicht überliefert, ob sie Humor haben. Savas hat ihn auf jeden Fall.

@_Chakalak_ kein ding, @Melbeatz regelt das ….

— Kool Savas (@koolsavas) 30. August 2014

Das ist übrigens die Art, wie Melbeatz das Ganze regelt:

(function(d, s, id) { var js, fjs = d.getElementsByTagName(s)[0]; if (d.getElementById(id)) return; js = d.createElement(s); js.id = id; js.src = "//connect.facebook.net/en_GB/all.js#xfbml=1"; fjs.parentNode.insertBefore(js, fjs); }(document, 'script', 'facebook-jssdk'));

Post by Kool Savas.

Wir halten vorläufig Folgendes fest:

- Das Stück über Staiger der Kollegen von „Die Wochenzeitung" ist sehr lesenswert.

- Das Update des Stücks über Staiger der Kollegen von „Die Wochenzeitung" ist ebenfalls sehr lesenswert.

- Kool Savas ist mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Pantoffelheld und wir würden das auch nie behaupten.

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- Wenn es nach uns geht, sollten sich alle Menschn lieb haben. Rapper, Schwule, Labelbetreiber, Journalisten.

Jonas wünscht Kool Savas viel Erfolg mit seinem Album „Märtyrer" und Melbeatz noch einen schönen Urlaub auf Mykonos. Mehr von seinem Hippie-Kram gibt's auf Twitter: @L4ndvogt

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