Wir haben die Rapsongs von Kollegah-Fans bewertet

Beitrag von KOLLEGAH.

Ihr habt im Internet schon alles gesehen? Euch kann gar nichts mehr aus dem Konzept bringen? Dann empfehle ich euch mal eine neue Erfahrung: Nehmt euch eine Tasse Kaffee, ruft das Facebook-Profil eines erfolgreichen Straßenrappers auf und lest euch die Kommentare unter einem Facebook-Post durch. Vielleicht werdet ihr nach dieser Erfahrung die Welt ein kleines Stückchen besser verstehen. Oder ihr werdet nie wieder lieben können. So oder so gibt es dort verrückte Dinge zu erleben.

Wie zum Beispiel Internet-Rapper, die ihre komplett selbstproduzierten Songs und Videos irgendwo an den Mann bringen wollen, weil Plattenlabels noch nicht (lies: wahrscheinlich niemals) auf sie aufmerksam werden. Aus diesem Grund nutzen sie jede Möglichkeit, um das Internet mit ihren Videos vollzuscheißen. Am liebsten setzen sie ihren Haufen in das Kommentarfenster eines Rappers, ohne von den Mitkommentierenden großartig beachtet zu werden. Auch ich habe mir die Frage gestellt: Warum sollte ich etwas anklicken, das sich anscheinend nur auf dem Scheißhaus eines Rapperprofils Gehör verschaffen kann?

Doch dann habe ich meine Arroganz runtergeschluckt und ein wenig nachgedacht: Jeder, der seinen Song irgendwo postet, verdient einen Klick Aufmerksamkeit. Wer weiß, vielleicht steckt hinter dem Kinderzimmer-MC doch die Reinkarnation Mozarts, ein wahnsinniges Musikgenie, das sich in seinem Wahn nicht anders zu helfen wusste, als seinen Song auf irgendwelchen Rapperprofilen zu posten. Viel größer ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass das Dargebotene kompletter Müll ist.

So oder so wollten wir uns selbst überzeugen und haben fünf Songs unter dem Kollegah-Post zu seinem „Das hat doch nichts mit HipHop zu tun“-Song reviewt. Warum Kollegah? War er nicht auch mal ein Internetrapper …

Der gute Bujar hat verstanden, dass „Das hat nichts mit HipHop zu tun” wirklich nichts mit HipHop zu tun hat. Großspurig kündigt er an, dass „ONE NIGHT STAND“ ein Song ist und kein Scheiß. Dazu ein Hintern und ein Ferrari im Teaser. Soll wohl heißen: Nicht lange labern, Pimmel raus. Ist mir auf Anhieb sympathisch.

Man kann an der Umsetzung wenig meckern: Ärsche am Pool, ein roter Ferrari, brennende Radkappen in der Nacht—ganz genau so stelle ich mir einen guten Abend in Pristina vor. Deswegen traue ich mich auch gar nicht zu fragen, wo die Utensilien für diesen Videodreh herkommen. Andererseits: Wo die herkommen, ist bestimmt noch viel mehr …

In diesem Sinne: Kauft ihr Album, die beiden haben das Potenzial, die albanischen Tyga und Rich Homie Quan zu werden.

8/10

(Ich habe was gut bei euch, Jungs)

Lieber Benjamin (oder Boss?, oder Nova?),

ich respektiere den Versuch, die Schlagworte „Boss“ und „Gangbanga“ haben mich jedenfalls gekriegt. Nur leider passt es vorne und hinten nicht.

Ich habe einige Fragen an dich:

1. Wie lautet der politisch korrekte Begriff für „Zigeuner“ nochmal?
2. Warum kaufst du dir eine weiße Alpha Industries-Jacke drei Nummern zu groß? Und warum in weiß? Planst du Antiterroreinsätze in der Arktis?
3. Wer hat dir erzählt, dass das mit der Rapkarriere eine gute Idee ist?

Hier stimmt leider gar nichts, mein Lieber. Und bevor du irgendwelche Kollegah-Fans nervst—üben, üben,üben. Oder es lieber gleich sein lassen.

2/10

Wer so nett bittet, dessen Videos würden wir uns normalerweise natürlich nicht ansehen. So ist leider das Internet. Also hinter die Ohren schreiben, Josch. Doch wir haben uns vorgenommen, jedem aufstrebenden Künstler eine Chance zu geben und 2myself & Zar haben ihre Chance verdient.

Raptechnisch gibt es im großen, weiten Internet definitiv Schlechteres, doch was mich beeindruckt, sind nicht die Skills. In jeder Sekunde merkt man, dass die beiden den Boxsport lieben und leben. Auch, wenn Boxen eigentlich gar nicht mein Ding ist, bekomme ich beim Hören das dringende Verlangen, mir einen Sandsack zu kaufen, auf den ich mal gepflegt draufhauen sollte.

Abzüge gibt es leider nur für die Künstlernamen. 2myself und Zar? Bitte nicht.

Trotzdem immernoch:

8/10

Übrigens finde ich es ziemlich witzig, dass jeder hinter sein Video (Official Video) schreibt. Als ob irgendwo noch inoffizielle Versionen ihrer Songs kursieren würden. Bei Shah Reza könnte das jedoch der Fall sein. „Letzte Wah(r)nung“ hat 44.000 Klicks und laut seines Facebook-Profils ist der Shah Reza derjenige, der die Wahrheit erzählt. Stellt sich die Frage, wie man sowas bewertet. Persönlich nerven mich diese allumfassenden Weißheiten, die uns suggerieren sollen, doch bitte endlich aufzuwachen. Andererseits sind diese Texte wohl auch nicht für mich gemacht. Jeder, der aus diesen Texten etwas ziehen kann, sollte das tun. Letztlich bleibt mir doch anzuerkennen, dass viele Dinge, die Shah anspricht, durchaus der Wahrheit entsprechen. Nur finde ich es schwierig, in einem einzigen Song das ganze Weltgeschehen zu erklären.

6/10

Ist zwar kein Song, aber kann mir bitte jemand sagen, aus welchem Loch dieser Mr. Wixa gekrochen ist?

Und wo kann man den Typen buchen?

10/10 (mindestens)

**

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