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Interviews

„Keiner von denen hat die Eier, uns Props zu geben“—Kollegah im Interview

Vom Verticker gefälschter Luis-Vuitton-Taschen bis zum vielleicht größten Rapstar des Internets. Kollegah ist an Deutschraps Spitze angekommen. Das muss geklärt werden.

Vor kurzer Zeit war ich tatsächlich mal wieder Basketballspielen. Ich gebe zu, es war eher so eine „Lass mal mit 'nem Sixer auf den Basketballplatz gehen und ein paar Bälle werfen“-Aktion. Der Spaßfaktor war an diesem Tag sehr hoch, aber der Lernfaktor noch höher. Denn ich traf einen 2 Meter großen, rothaarigen 17-Jährigen, der ein Kraftklub T-Shirt trug. Ich fragte ihn, was er für Musik hört. „Kraftklub, Casper…“ Ok, klang logisch. „Ey, aber auch Kollegah, ne?“, betonte er, als ob er nochmal sicherstellen müsste, dass er Eier hat. Weil ich Kollegah ein paar Wochen später interviewen wollte, fragte ich ihn ein bisschen aus. „Ich mag nicht alle Songs von ihm, aber ich finde ihn als Persönlichkeit cool“, sagte er.

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Später dachte ich noch einmal über dieses Gespräch nach. Wenn Kollegah sogar alleine durch sein Auftreten schon bei einem Kraftklub-Fan angekommen ist, dann bleibt am Ende nur eine Erkenntnis: Kollegah hat seinen Platz an Deutschraps Spitze eingenommen. Wer das immer noch nicht wahrhaben sollte, braucht nur einen Blick auf die Social Media-Statistiken zu werfen. Der für die Promophase eingerichtete Youtube-Kanal Bosshaft TV, zeigt mehr als eine halbe Millionen Abonnenten an. Kollegah ist eben auch ein Internet-Star geworden, der außerhalb des Internets größtenteils ignoriert wird. Doch fast jeder 13- bis 21-jährige Facebook-Nutzer wird Kollegah kennen, 1,4 Millionen davon liken ihn.

Der Rapfan allerdings steht anders zu Kollegah. Häufig schwankt die Reaktion auf ihn zwischen Bewunderung und Hass. Bewunderung für das Rapkönnen und Kollegahs Kernkompetenz: Asozialer aber intelligenter Punchline-Rap, der sich nach acht Jahren noch nicht selbst kannibalisiert hat, weil er immer eben noch eine neue Punchline findet. Dafür braucht es Intelligenz, aber auch Fleiß. Wer das in Frage stellt, dem sei der Track „Armageddon“ ans Herz gelegt. Felix Blume hat mit dem Boss im Laufe der Jahre eine Kultfigur aufgebaut und es dabei sogar geschafft, seine Anhänger dazu zu bringen, die Musik zu kaufen. Die Bewunderung für den Goldstatus von Jung Brutal Gutaussehend 2 (gemeinsam mit Farid Bang) blieb allerdings überschaubar. Für viele wird Kollegah immer der Imagerapper bleiben, der mit seinen Entertainerqualitäten gezielt einen Kult um seine Person initiiert.

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Ob man ihn mag oder nicht, der Boss hat das Rapgame mittlerweile wohl besser verstanden als jeder andere. So sehr, dass es eine Überraschung wäre, wenn Kollegah nicht Gold geht, wenn sein Album King am 9. Mai erscheint.

Es gibt viel zu besprechen, während ich an diesem Dienstagnachmittag in einem Düsseldorfer Fitnesstudio Kollegah gegenübersitze.

Noisey: Ich kann mir vorstellen, dass man sich als Künstler mit seiner Jugend auseinandersetzt, um zu verstehen, wer man heute geworden ist. Wenn du heute auf deine Jugend zurückblickst, kannst du dich erinnern, welche Erfahrungen dich am meisten geprägt haben?
Kollegah: Als Künstler? Gar nichts, das hat ja mit meiner Kunst nichts zu tun.

Ich meine auch Dinge, die dich als Mensch geformt haben. Du hast häufig gesagt, dass du viel gelesen hast.
Ja, ich habe mich immer schon für viele Dinge interessiert. Raumfahrt, Biologie, Sport, alles mögliche. Bis hin zu Frauen sogar. (grinst)

Führt dieser Wissensdurst dazu, dass du dich noch in anderen Bereichen außer Rap verwirklichen willst?
Ja, total. Das geht leider nicht von heute auf morgen, deswegen muss man auch Zwischenschritte einplanen, die nur einen Teil der ganzen Persönlichkeit abdecken. Im meinem Fall ist es momentan Rap, weil das ein Mittel ist, finanziell unabhängig und frei zu sein, um sich noch wichtigeren Dingen zu widmen.

Was strebst du denn an?
Mein Ziel ist es nicht, bis zu meinem Lebensende Rapper zu bleiben. Ich versuche mit Rap noch etwas Gutes zu bewegen. Meine Vergangenheit ist sicherlich nicht astrein, aber das hat auch Gründe. Diese werden in meiner Musik verarbeitet, dazu kommt noch das Stilmittel des Entertainments. Daraus ergibt sich ein schönes Gesamtpaket, dass unterhaltsam ist. Aber das deckt nicht meine ganze Persönlichkeit ab, Rap mache ich gerne, es entspannt mich und ich kann dazu noch Geld verdienen. Aber ich bin der Meinung, dass noch viel mehr geht. Auch wenn andere das nicht wahrhaben wollen.

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Was genau meinst du damit?
Dass daher ja das Vorurteil kommt, dass ich so unreal wäre. Zum einen, weil ich Deutscher bin und zweitens, weil ich Abi habe und studiere. Der kann ja gar kein Gangster sein, der kann nie gedealt haben. Dieses Schubladendenken ist der Grund dafür, dass meine „Street Credibility“ immer in Frage gestellt wurde. Die Leute haben das Klischee von einem Straßentypen im Kopf, der dumm ist und Scheiße baut. Aber wenn man sich mal überlegt—wer steht denn überhaupt an der Spitze von mafiösen Strukturen? Das sind intelligente Leute. Die boxen sich nicht für zehn Gramm Weed. Die sind schlau und haben sich hochgearbeitet. So einer wäre ich geworden, wenn ich meine kriminelle Karriere fortgesetzt hätte, die umfangreicher war, als man das in der Öffentlichkeit denkt. Ich war kein Pablo Escobar, aber auf einem guten Weg dahin.

Du hast gefälschte Kleidung von Nike oder Louis Vuitton verkauft, bis irgendwann mal eine Klage hereingeflattert kam.
Ich hatte ja so viel Umsatz generiert, dass ich die Beträge zahlen konnte, die von mir verlangt wurden. Das Problem war nur, dass ich keine Ebay-Accounts mehr hatte, und es wäre auch dumm gewesen da weiter zu machen. Ich musste was anderes machen und habe versucht, legale Sachen zu machen, aber das ging mir nicht schnell genug. Ich habe mir schon immer gedacht: Warum denn nicht auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen? Dann machst du halt ein vernünftiges Zeitmanagement und dann klappt das schon. Hauptsache so schnell wie möglich raus dieser Scheiße.

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Dann hast du angefangen Drogen zu verkaufen?
Ich habe nur einmal mit 17 gekifft und gemerkt, dass das nichts für mich ist. Trotzdem habe ich mich in die Materie eingefuchst und habe versucht es so professionell wie möglich aufzuziehen. Ich war immer ein Organisationstalent und hatte ein gutes analytisches Denkvermögen. Ich war aber damals im Vergleich zu heute ein kleiner Bub und war plötzlich in einer Szene drin, die von Leuten dominiert wurde, die keine Perspektive hatten. Die ziehen dich für 20 Euro ab, weil denen einfach alles scheißegal ist. Aber irgendwann habe ich mich da auch durchgesetzt und habe im Monat acht- bis zehntausend Euro gemacht.

Warum hast du aufgehört?
Das Schlüsselerlebnis war, als meine Mutter unter meinem Bett mal zwei Kilogramm Weed gefunden hat. Ich hatte immer in meiner Wohnung und bei ihr Zuhause versteckt. Heute würde ich so etwas nie wieder machen, aber damals hielt ich es für gerechtfertigt, weil wir vom Schicksal benachteiligt wurden. Deswegen habe ich auf Moral geschissen, was aber nicht heißt, dass ich die nicht in mir hatte. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen und habe versucht, mein Verhalten vor mir zu rechtfertigen. In dieser Zeit habe ich dann angefangen, den ganzen Tag Rap zu machen, um es eben legal zu schaffen.

Beim ersten Zuhältertape werden aber nicht acht- bis zehntausend Euro im Monat rumgekommen sein. Wie hast du dich über Wasser gehalten?
Ich hatte anfangs noch zwei Jobs und natürlich meine Ersparnisse. Ich war jeden Tag feiern und habe nichts zur Seite gelegt. Irgendwann war dann Finito und ich musste schauen, wo ich meine Kohle hernehme. Es gab Zeiten, in denen ich vor dem Auftritt Pfand sammeln gehen musste, um zehn Euro für den Friseur zu haben, damit ich auf dem Auftritt einigermaßen gut aussehe. Es war aber nie ein Problem, mich komplett umzustellen. Ich hatte ja die Entscheidung getroffen, auf dem legalen Weg weiterzumachen und habe es durchgezogen mit der Hoffnung, dass es sich auszahlt, wenn ich einfach nur dabei bleibe. Und der Ehrgeiz hat sich ausgezahlt.

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Wie hast du mit Elvir Omerbegovic—damals ja noch Slick One—Selfmade aufgezogen. Hattet ihr einen Plan?
So war es ja nicht, dass wir uns hingesetzt und Pläne gemacht haben. Ich habe meine Musik gemacht und das war's. Ich habe mir nie von äußeren Einflüssen etwas sagen oder Tipps geben lassen. Das kommt von mir, aus Instinkt. Ich wusste, ich habe meinen Rap und ich muss ein paar andere Faktoren angleichen, damit das ein rundes Gesamtpaket wird. Aber da hat mir niemand reingeredet. Mit Slick hatte ich immer eine sehr freundschaftliche Beziehung, die vor allem auch businessmäßig super ist.

Für Rap-Verhältnisse seid ihr ein wahrscheinlich eines der dienstältesten Teams.
Wir haben uns immer unterstützt, wo es ging. Nach meinem ersten Splash-Auftritt sind wir zusammen nach Tuzla in Bosnien gefahren und haben da einen Live-Auftritt gemacht einfach um zu zeigen, dass ich es ja doch kann. Er kommt ja auch aus dem nichts, wir haben richtig zusammen gehustelt.

Wie ergänzt ihr euch?
Das Schöne ist ja, dass Elvir meine Kunst seit Tag eins komplett versteht. Dem muss ich auch nichts erklären, wenn ich ihm sage, wie ich mir ein Video vorstelle. Wir haben auch ein sehr ähnliches Empfinden von Ästhetik.

Die Ablehnung, die dir zu Anfangszeiten entgegengebracht wurden, war teilweise sehr heftig. Hat dich das damals getroffen?
Ach, mir was das komplett egal. Ich habe schon damals die ganze deutsche Rapszene unter mir gesehen, bis heute ist das zum größten Teil so geblieben. Ich meine, was juckt es einen Löwen, wenn irgendwelche Schafe auf der Wiese blöken? Die meisten Rapper in Deutschland sind einfach totale Versager, vor allem auch menschlich. Die Meisten sind dumm, uninteressant, uncharismatisch und Drogenopfer, die sich einen darauf keulen, wenn ihnen Savas Props gibt. Wenn die sich bedroht fühlen, dass da einer kommt und sie technisch komplett wegfickt, dann kann ich das verstehen.

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Dir wurde aber auch bei deinem letzten Album Bossaura viel Kritik für den übermäßigen Gebrauch von Autotunepassagen entgegengebracht. Kannst du das heute nachvollziehen?
Bossaura war eine Momentaufnahme. Damals war ich noch ein Clubgänger und darauf fixiert, möglichst viele Weiber flachzulegen, das hat sich dann natürlich auch auf dem Sound widergespiegelt. Heute interessieren mich aber weder Groupies noch Partys. Das bringt mir nichts mehr.

Wenn man sich die Promophase und die Erwartungen zu King anschaut, was hat sich da im Vergleich zu Bossaura geändert?
Ich glaube, das kann man gar nicht so konkretisieren. Das ist ein natürlicher Reifeprozess, der bei jedem einsetzt. Wenn man das forciert und versucht, sich weiterzubilden und sich Fragen über den Sinn des Lebens stellt, dann geht das vielleicht noch ein bisschen schneller. Ich bin mittlerweile auf einem Stand, bei dem ich ganz genau weiß, was meine Prinzipien im Leben sind und was mich überhaupt nicht mehr interessiert. Ich habe mir höhere Ziele gesetzt und wollte den Schalter wirklich mal umlegen, was ich im letzten Jahr auch getan habe.

Was hat dir als Künstler vielleicht früher gefehlt, um schon damals den Schalter umlegen zu können?
(überlegt) Wahrscheinlich einfach die Sicherheit. Das hat was damit zu tun, dass man einmal das zurückbekommt, dass einem eigentlich zusteht und worauf man Jahrelang hingearbeitet hat. Als beim JBG2-Erfolg zum ersten Mal richtig Kohle geflossen ist, setzte dieses Umdenken ein. Es stellte sich auch eine gewisse Befriedigung ein, weil ich gemerkt habe, dass die Arbeit, die ich all die Jahre da reingesteckt habe, nicht umsonst war. Ich konnte meiner Mutter helfen, ihren Job aufzugeben. Das waren ja meine Antriebe, immer geschäftlich aktiv zu sein. Ich wollte meiner Familie helfen und Freiheit für mich haben. Wenn man sich solche Ziele erfüllen kann, ist es das beste Gefühl, was es gibt.

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Du hast öfter angedeutet, dass dir Reaktionen von anderen egal sind. Bedeutet es dir denn etwas, wenn du immer mehr Zuspruch von Fans oder der Szene bekommst?
Es ist natürlich schön mitanzusehen, dass immer mehr Leute meine Kunst verstehen. Früher war das ja nicht so, da haben das nur Feinschmecker gefeiert. Ich habe aber damals schon gesagt, dass die Leute das irgendwann peilen werden. Jetzt ist es soweit. Das zeigt mir einfach, dass es sich gelohnt hat, immer weiter zu machen.

Worauf führst du den derzeitigen Personenkult zurück?
Der Personenkult ist ja momentan so groß wie nie zuvor. Das führe ich zum Großteil auf das letzte Dreivierteljahr zurück, weil ich die Promophase über meinen eigenen Youtube-Channel gemacht habe. Ich glaube, das ist ganz einfach. Die Leute haben mehr von der Person Kollegah oder Felix Blume kennenlernen dürfen.

Das ist interessant, dass du Felix Blume sagst. Ist es dir schwer gefallen, dich zu öffnen?
Überhaupt nicht, ich war ja eigentlich schon immer eine sehr offene Persönlichkeit, nur habe ich das nicht in der Öffentlichkeit gezeigt. Jeder der mich kennenlernt, sagt mir, was ich für eine großartige Persönlichkeit bin. Dann sage ich demjenigen: „Jetzt übertreib doch nicht, aber im Grunde hast du ja Recht“ (lacht). Nein, die Leute haben einfach verstanden, dass der Typ doch realer ist, als man denkt. Der hat zwar nicht die größten Bruttoregistertonnen nach Kolumbien verschifft, aber er ist authentisch, weil er einfach einen Fick auf alles gibt. Der macht auf der einen Seite Gangstarap, auf der anderen Seite studiert er, und dann macht er Fun-Tracks wie „Wat is denn los mit dir“. Der macht einfach, was er will.

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Ich bin sehr gespannt auf das Feature mit Casper. Seid ihr eigentlich befreundet geblieben, obwohl er von Selfmade weggegangen ist?
Ja, ich hatte schon immer ein sehr gutes Verhältnis zu Casper. Ich habe immer Kontakt zu ihm gehabt, aber nie auf einer geschäftlichen Ebene. Das ist für eine Freundschaft immer schwierig. Wir hatten schon vor, das Feature für Bossaura zu machen. Gott sei Dank hat es nicht geklappt, weil es im Nachhinein nicht auf das Album gepasst hätte. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, da hat sich das Schicksal wieder zusammengefügt.

Was schätzt du so an ihm?
Casper ist einfach ein krasser Rapper. Die Leute, die ihn seit zwei Jahren kennen, wissen es vielleicht nicht so zu schätzen, aber Casper ist ein technisch unglaublich guter Rapper. Er hat eine unheimliche Präsenz und eine einzigartige Stimme. Der ist viel mehr als dieser Rockrapper. Das ist wie bei mir. Das ist auch nur eine Facette. Der kann genauso gut Trapbeats oder 90er-Jahre-Beats zerstören. Er ist einfach ein krasser Künstler.

Ich habe eine Theorie, die ich mit dir besprechen wollte. Wenn du dir die aktuellen Rapstars anschaust, dann haben die meisten in der zweiten Hälfte der Nullerjahre ihre Karriere begonnen. Marteria, Casper, Haftbefehl, Farid, Alligatoah, Motrip, Raf, K.I.Z., Orsons und ganz viele andere haben HipHop irgendwo in die Gesellschaft geführt, in dem sie natürlich auch von der ersten (und zweiten) Generation gelernt haben und einen Rap-Boom ausgelöst haben. Wie erklärst du dir diese Entwicklung?
(überlegt) Es gibt ja Trends. Mal ist Pop in, dann Boybands, Girlbands und dann ist auch mal wieder HipHop in. Dann wieder nicht und dann kommt es zurück. An sich finde ich Deutschrap einfach geil, ich finde es auch gut, dass es andere Styles gibt. Ich finde es aber vor allem sehr gut, dass in den letzten zwei Jahren, auch durch unseren Erfolg von JBG2 initiiert, harter Rap, der nicht an Radiotauglichkeit angepasst ist, sich durchgesetzt hat. Dass die Hörerschaft jetzt auch das Bewusstsein dafür hat, diesen Rap zu etablieren. Um eben auch ein Gegenpol zu dem weichgespülten, soften Rap zu haben, der von mir aus seine Daseinsberechtigung hat, aber es geht nicht darum, sich zu verstellen, um im Radio gespielt zu werden.

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Aber mittlerweile wird es ja wieder härter.
Da können die uns für danken! Farid und ich sind dafür verantwortlich. Nachdem wir Gold gegangen sind, wollten alle auf einmal wieder harten Rap machen, weil es funktioniert. Und alle anderen profitieren davon. Im Endeffekt sind das Schmarotzer. Die haben nicht mal den Anstand, uns zu danken. Das meine ich mit „schwache Charakterzüge in der deutschen Rapszene“. Keiner hat die Eier, uns Props zu geben.

Für etwas Kontroverse sorgten deine Meinungen zum Thema Patriotismus. Warum ist dir dieses Thema so wichtig?
Viele wollen gerne Patriotismus mit Nationalismus gleichsetzen. Was ich damit sagen will ist, dass ein bisschen Patriotismus für ein Zusammengehörigkeitsgefühl nicht verkehrt sein kann. Das wäre eigentlich nicht notwendig, wenn wir uns als Brüder oder Schwestern sehen würden, die wir ja von der Abstammung her sind.

Bei solchen Themen besteht die Gefahr, dass die Sache vielleicht nicht zu Ende gedacht ist und trotzdem an den jungen Hörer ungefiltert übermittelt wird.
Die Sache ist zu Ende gedacht. Ich sage nur, seid stolz. Mehr will ich nicht. Denn dann könnt ihr anderen gleichberechtigter gegenübertreten und ihr werdet dafür respektiert. Und dann funktioniert es auch besser mit der Integration. Man sieht es ja jetzt schon. Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten zehn Jahren so eine geile Entwicklung haben werden, dass wir uns immer näher kommen. Diese Denke: Kanacken und Kartoffeln. Die wird zusammen verschwimmen.

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Auch bei anderen Themen merkt man, dass es dir wichtig ist, deine Meinung zu sagen und eine Vorbildsfunktion zu haben.
Ja, dass ich ein Vorbild bin, ist mir bewusst. Und ich finde es schön, wenn ich Dinge zum Besseren wenden kann. Ich will einfach dazu beitragen, dass es auf der Welt mehr Gerechtigkeit gibt. Das meine ich ernst. Ich will weniger Ausbeutung und weniger Leid.

Den Wunsch haben viele Menschen.
Ja, den Wunsch haben viele, aber ich habe ja einen Plan.

Und der ist?
Den kann ich hier nicht offenbaren, weil es Leute gibt, die nicht wollen, dass ich das erreiche. Belassen wir es dabei.

Kollegahs Album King erscheint am 9. Mai bei Selfmade Records / Universal. Bestellt es als Box Edition, CD oder MP3.

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