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Katzen – und Metalheads, die sie lieben

Metal-Typen und süße Kätzchen sind dazu bestimmt, Freunde fürs Leben zu sein.
Fotos aus 'Metal Cats' von Alexandra Crockett, veröffentlicht von powerHouse Books.

In deiner Vorstellung ist der Metalhead ein einsamer Wolf, ein Vagabund, ein reueloser Fachmann von allem und jedem, das Metal ist. Aber der Moment, in dem du einen Metalhead siehst, wie er die Beherrschung über seine kontrollierte, gefühllose Persönlichkeit verliert und zu einem fröhlichen, emotionalen Wesen wird, das Miau-Geräusche zu Katzen in Fenstern von Tierhandlungen macht, ist der Moment, in dem dir klar wird, dass die Grausamkeit der Metal-Welt bloß eine Illusion ist. Niemand, der Metal hört, ist ein soziopathischer Höhlenmensch, der deine Familie hasst und wem auch immer irgendwelches Zeug opfert. Wenn wir irgendwas von Hesher oder diversen Folgen Metalocalypse gelernt haben, dann, dass Metalheads zutiefst sensible Seelen mit Gefühlen sind. Sie weinen am Ende von The Notebook/Wie ein einziger Tag (Das habe ich gesehen…zwei Mal), sie setzen sich für Leute ein, die ihnen wichtig sind, und sie schmelzen beim Anblick eines kuscheligen Kätzchens dahin.

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Alexandra Crockett, eine Fotografin und Doktorandin an der California School of Professional Psychology, hat diese sanftere Seite der Metalheads ebenfalls beobachtet. Nachdem sie fast 15 Jahre in der Metalszene von Seattle verbracht hat, ist sie durch die visuelle Dokumentation extremer Musiker und ihrer Katzenfreunde auf die Idee gekommen, das Buch Metal Cats zu veröffentlichen, eine Fotosammlung mit über 100 Bildern von den misanthropischsten Vertretern des Metals und ihren süßen, kuscheligen Kätzchen. Mit Leuten von Cattle Decapitation, Phobia, Morbid Angel, Napalm Death, Xasthur und Skarp erforscht sie die Beziehung zwischen den härtesten und tyrannischsten Musikern und ihren Freunden aus Fell auf 176 Seiten Niedlichkeit, die das stereotype Bild eines Metalheads, das wir uns angeeignet haben, zerstören.

Ich habe vor kurzem mit Alexandra über die Veröffentlichung von Metal Cats am 6.Mai gesprochen, über die Verbindung zwischen Metal-Typen und Katzen, die paar Arschlöcher, die sich Sorgen um ihr Image gemacht haben, und andere Tiere, die sie zu Metal passend findet. Wenn Murderface oder Hesher echte Leute wären, dann würden sie wahrscheinlich vor Freude schluchzen wegen DIESEN KATZEN.

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Noisey: In den letzten paar Wochen wurde bei Spin, Buzzfeed, New York Magazine und anderen Medien über Metal Cats berichtet. Wie denkst du über diese Aufmerksamkeit?
Alexandra Crockett: Das ist überwältigend. Ich bin in einem Doktoranden-Programm, also habe ich an den meisten Tagen 12 Stunden Unterricht und ich unterstütze Gruppentherapien mit Pflegekindern und arbeite mit einem meiner Professoren in der Forschung, also war das überwältigend. Ich habe seit Wochen einen Nervenzusammenbruch, aber es ist auch sehr aufregend und positiv. Ich wurde dadurch gezwungen, ziemlich gut im Organisieren und Multi-Tasking zu sein.

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Als ich vor ein paar Jahren in Seattle gelebt habe und mit deiner Schwester gearbeitet habe, hat sie Metal Cats nie erwähnt. Kam dir die Idee in den letzten paar Jahren?
Ich habe damit 2010 angefangen und die ersten Fotos tatsächlich kurz nachdem ich angefangen habe, darüber nachzudenken, aufgenommen, also habe ich keine Zeit verschwendet. Ich habe einfach sofort angefangen. Ich hatte 2006 meinen ersten Abschluss gemacht und habe zu der Zeit nichts gemacht, außer als Suchtberaterin gearbeitet.

Seit wann bist du in der Metalszene von Seattle unterwegs?
Meine Freunde und ich haben früher oft die Fähre von Bainbridge nach Seattle genommen und sind zu Shows gegangen – manchmal ohne, dass unsere Eltern davon wussten – dadurch bin ich da rein geraten. Ein paar der Bands meiner Freunde haben in Seattle, Bellingham und Vancouver [BC] gespielt und ich bin ich nach einer Weile nach Seattle gezogen, um an der University of Washington zu studieren und zu der Zeit ist die Metalszene dort wirklich gewachsen. Viele Leute, die sich vorher hauptsächlich für Punk interessiert haben, fingen an sich für Metal zu interessieren und auf Shows zu gehen. Das war ziemlich cool, weil alle von uns – die, die aus dem Umland kamen, nicht nur aus Bainbridge, sondern aus all diesen kleinen, merkwürdigen Städten, in denen nichts los war, all diese jüngeren Leute, die dort gelebt haben – zur gleichen Zeit nach Seattle gezogen sind. Es gab eine starke Verbindung zwischen den Leuten, die aus dem Umland kamen und jetzt in der Metalszene von Seattle unterwegs waren.

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Wann wurde dir bewusst, dass Metalheads Katzenliebhaber sind?
Ich glaube, das wurde mir schon früh klar, weil alle meine Freunde irgendwann eine Katze hatten, von der sie ziemlich besessen waren und die sie geliebt haben. Aber wenn ich so richtig darüber nachdenke – obwohl ich die Verbindung schon früher gemacht habe, als ich Fotos von Metalheads und ihren Katzen gemacht habe – war es meine Mitbewohnerin, die den Stein ins Rollen brachte, da sie diejenige war, die vorgeschlagen hat, das Buch zu machen. Sie sagte: "Das ist etwas. Du solltest ein Buch machen, denn du hast schon so viele Fotos. Du könntest auch richtige Fotoshootings machen."

Hast du auch ein paar der älteren Fotos, über die du gerade gesprochen hast, verwendet oder sind das alles neuere Fotos in dem Buch?
Ich habe keins der alten Fotos benutzt, da sie wirklich alt und nicht gut für ein Printmedium sind – du kannst sie nicht vergrößern. Ich habe bei Null angefangen und ungefähr 30 von meinen Freunden geschrieben, die in der Metalszene unterwegs sind, und gefragt: "Hey, wenn ich das machen würde, wärt ihr interessiert?" und jeder, der in den nachfolgenden Stunden geantwortet hat, schien ziemlich interessiert und angetan von der Idee zu sein. Ich glaube, sie waren hauptsächlich interessiert, weil sie ihre Katzen zeigen konnten. Von da an lief es. Die Einsendungen kamen hauptsächlich aufgrund der Facebookseite. Ich hatte ziemlich schnell viele Follower und Freunde haben angefangen, mir Fotos zu schicken und ich dachte mir: "Na ja, vielleicht kann ich ein paar davon auch mit reinnehmen?"

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Ich wollte gerade fragen, ob du die Fotos alle selbst aufgenommen hast oder ob dir ein paar davon auch zugeschickt wurden.
Ich habe 115 Fotos für das Buch gemacht. Alle meine Fotos sind im Buch und ich glaube außerdem ungefähr 75 bis 80 der Einsendungen, da der Verlag mir immer wieder gesagt hat, dass ich es begrenzen muss. Ich habe aber ungefähr 700 Einsendungen bekommen. Ich bekomme immer noch welche. Anfangs habe ich ihnen alle Einsendungen gegeben, aber der Verlag hat gesagt, dass sie nicht so viele Seiten machen können und ich sie begrenzen müsse. Ich habe gesagt: "OK, es gibt ein paar Leute, die ich nicht rausstreichen werde."

Wen zum Beispiel?
Leute, die in wirklich großen Bands sind und in dem Buch mit ihrer Katze vorkommen wollten, was aber nichts mit ihren Bands zu tun hatte. Ich wollte die Tatsache, dass sie recht berühmt sind, aber trotzdem ein Foto schicken wollten, respektieren. Ich wollte ein paar Leute definitiv im Buch behalten und ich habe Einreichungen von Leuten genommen, die mir wirklich geholfen haben, das Projekt zu machen.

Gibt es bestimmte Künstler in dem Buch, die du besonders gerne fotografiert hast?
Ich habe alle gerne fotografiert. Die Leute, die ich fotografiert habe, sind handverlesen. Wenn ich jeden fotografiert hätte, der fotografiert werden wollte, dann wären es mehr als die 100 Fotos geworden. Aber ich habe mir wirklich Gedanken darüber gemacht, wie: "Diese Personen sind ein gutes Beispiel dafür, wie Leute die Metalszene sehen sollen. Sie sind nett zu anderen Leuten, sie sind keine Rassisten oder Sexisten, machen keinen Mist mit anderen Leuten und sind in lokalen Bands und/oder unterstützen die lokale Musikszene." Ich bin bei jedem einzelnen wirklich froh, dass sie dabei sind. Ich bin da nicht so auf Stars fokussiert. Ich habe das Gefühl, dass jeder seinen eigenen, einzigartigen Wert hat, ob die Person nun in den Medien präsent ist oder nicht.

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Was ist an der Persönlichkeit einer Katze und der Persönlichkeit eines Metalheads, das diese fast symbiotische Verbindung ermöglicht?
Ich glaube, es passt einfach in den Alltag der Leute, ein unabhängiges Tier zu haben, denn wenn man sich zum Beispiel Punks mit Hunden ansieht, dann müssen sie sie immer dabei haben, die brauchen viel Aufmerksamkeit. Du musst mit ihnen Gassi gehen und musst sehr aufmerksam sein, was du bei Katzen nicht so sehr musst, da sie sich selbst aussuchen, wenn sie deine Aufmerksamkeit wollen. Katzen beanspruchen weniger von deiner Zeit und es ist wie in einer guten Beziehung mit einem Partner: sie lassen dich in Ruhe, wenn du Zeit für dich brauchst und manchmal verbringt ihr Zeit zusammen. Ich denke auch, dass es diese "Scheiß drauf"-Attitüde ist. Katzen und Metalheads haben beide diese Einstellung, "Ich mache, was ich will, und wenn es dir nicht gefällt, ist mir das scheißegal."

Waren die Leute, die du fotografiert hast, um ihr Image besorgt? Dass es ihrem Ansehen als Metalhead schaden könnte oder so?
Von ungefähr 200 Leuten, die ich fotografieren sollte, haben zwei Leute sich Sorgen um ihr Image gemacht. Ich habe mir dann gedacht: "Tja, dann werde ich dich einfach nicht fotografieren, denn du bist ein Idiot." Es ist so bescheuert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas Einfaches wie dein Haustier dein Image verändern wird. Für mich war es, als ob sie ein persönliches Problem haben. Also habe ich gesagt: "OK, wir müssen dich nicht fotografieren. Ich werde dich nicht zwingen."

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War es bei einigen Kätzchen schwer, sie zu fotografieren oder waren sie größtenteils brav?
Sie waren überhaupt nicht brav (lacht). Ich habe das vor kurzem jemand anderem erzählt, es gibt einen großen Unterschied zwischen einigen meiner ersten Fotos und ein paar der späteren. Mein bester Freund John hat zu der Zeit, zu der ich mit dem Projekt angefangen habe, in einem Beleuchtungsladen gearbeitet, also habe ich mir eine komplette Bühnenbeleuchtung ausgeliehen. Die Beleuchtung ist sehr warm, also wurde es dort, wo ich fotografiert habe, auch ziemlich warm und die Katzen waren dadurch sehr entspannt und zufrieden. Aber als ich die Beleuchtung nicht mehr benutzt habe, wurde das komplett anders. Ich hatte Licht auf Stativen und es war schwer. Wir mussten den Katzen viele Pausen gönnen und dann ein paar Fotos machen und anschließend wieder zehn Minuten Pause machen. Jedes Fotoshooting war komplett anders, aber es war ziemlich anstrengend.

Hast du auch Frauen und ihre Katzen für das Buch fotografiert?
Nein. Das sind alles männlich definierte Leute. Es gibt ein paar Transgender, Leute, die hetero- und homosexuell sind und Weiße und Mexikaner. Mir wurde dieselbe Frage auch zur Hautfarbe gestellt, aber bedauernswerterweise sind die meisten Leute in der Metalszene weiß. Ich hoffe, dass sich das eines Tages ändert, aber die Vielfalt kommt erst mit der Zeit und die Leute werden bestimmt offener werden. Ich habe keine Frauen mit reingenommen, weil ich das Gefühl habe, dass die Beziehung zwischen Männern und Katzen lustiger und einmaliger ist. Die Leute denken bei Männern nicht unbedingt an eine emotionale Beziehung mit einem Tier oder dass sie überhaupt eine weiche Seite haben. Aber ich bin absolut und uneingeschränkt Feministin und rede die ganze Zeit über solche Sachen. Ich setze mich für soziale Gerechtigkeit ein und arbeite dafür, also will ich wirklich ein zweites Projekt machen, bei dem Frauen involviert sind – ich muss nur die richtige Dynamik finden. Ich habe das Gefühl, dass es bei meinem ersten Projekt nicht die richtige Dynamik war, aber über die ganze Zeit des Projekts haben Frauen gesagt: "Warum kann ich nicht dabei sein?" Und ich habe dann gesagt: "Ihr werdet eure Gelegenheit bekommen. Das wird passieren."

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Ist dieses Projekt schon in Arbeit?
Ja, ich habe schon mit Bariann und Nina, die meine Verlegerin bei powerHouse Books ist, darüber gesprochen, ein zweites Buch, bei dem vielleicht Frauen oder eine andere Bevölkerungsgruppe dabei sind, zu machen. Ich freue mich wirklich darauf, so etwas zu machen. Ich weiß nicht, wann das sein wird, weil ich erst meinen Doktor machen möchte, aber ich habe das in meinem Kopf.

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Und die Erlöse aus dem Buch kommen Tierheimen zugute, richtig?
Ja. Mein Gewinnanteil an dem Buch ist sehr klein, also werden die Erlöse aus meinem Teil an Tierheime gehen, die Tiere nicht töten, außer wenn sie unheilbar krank sind, und die Erlöse der Release-Partys in Seattle und in Oakland und New York gehen ebenfalls an solche Heime. Ich kann nicht für den Verlag sprechen, aber ich bezweifle, dass sie etwas von ihrem Teil spenden werden.

Wie bist du zu powerHouse gekommen?
Ich war gerade mit einem meiner Fotoshootings fertig. Ich war kurz davor, das Buch selbst herauszubringen. Ich habe bei Indiegogo Crowdfunding betrieben und ein Benefiz-Konzert in Seattle, eins in Portland und eins in LA gemacht, also hatte ich etwas Geld, das ich gespart hatte, um das Buch selbst herauszubringen, da ich noch nie zuvor ein Fotobuch herausgebracht habe. Dann hat einer meiner Freunde, den ich für das Buch fotografiert habe, das Ganze seiner Freundin Nina gezeigt, die Verlegerin bei powerHouse ist und Nina hat es powerHouse gezeigt, die gesagt haben: "Hey, das ist ein wirklich cooles Projekt. Vielleicht sollten wir da einsteigen."

Ich habe irgendwo gelesen, dass du selbst keine Katze hast, aber angenommen du hättest eine, würdest du ihr einen Metal-Namen geben?
Mir fallen immer ziemlich blöde Namen für meine Haustiere ein. Wir hatten vor ein paar Jahren eine kleine Katze – und ich habe heute keine Katze mehr, weil diese eine von einem Kojoten gefressen wurde – ihr Name war Suknukoon. Also würde ich meiner Katze keinen Metal-Namen geben. Ich würde ihr einen ausgedachten Namen geben, von dem ich das Gefühl hätte, dass er zu ihrer Persönlichkeit passt.

Zu guter Letzt, welche anderen Tiere hältst du für Metal?
(Lacht) Mal sehen. Ich glaube, ein paar Hunde können Metal sein, aber ich denke, die meisten sind eher Punk als Metal. Ich finde irgendwie, je niedlicher das Tier ist, desto mehr Metal ist es, da es zufriedener mit sich selbst ist und sagen kann: "Scheiß drauf, so bin ich halt" und das ist besonders Metal. Also vielleicht so was wie ein Hase…oder ein Chinchilla.

Stephanie Dubick postet Katzen-GIFs bei Twitter – @SteffLeppard

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