Kassetten werden niemals zurückkehren, also hört auf, es zu versuchen

Als ich das erste Mal gehört habe, dass Tapes in der Welt der alternativen Musik wieder angesagt sind, habe ich das für einen Witz gehalten. Für jemanden wie mich, der im Zeitalter der CD großgeworden ist, haben Kassetten ausschließlich negative Konnotationen. Sie erinnern mich an alte Autos ohne elektrische Fensterheber mit Kaugummi an den Fensterkurbeln. Die Idee war für mich genauso absurd wie eine Rückkehr des Schwarzweißfernsehers. Es war klar, dass hier die ironische Obsession von jemandem deutlich zu weit gegangen war, gleichzeitig war ich mir aber auch ziemlich sicher, dass dieses aufflammende Interesse nur von kurzer Dauer sein könnte. Dann fingen Tapes auf einmal an, mir in meinem täglichen Leben über den Weg zu laufen.

Eine Person, die Bier aus einem Einmachglas trank, erzählte mir, dass sie gerade ein Tape auf einem örtlichen Konzert erstanden hatte (das Detail mit dem Einmachglas ist wichtig, da Einmachgläser die Tapes unter den Getränkegefäßen sind). Später saß ich dann im Zimmer einer Freundin und sie fing an, Nevermind von Nirvana von Kassette zu spielen. Außerdem bin ich in einen Elektronikmarkt gegangen und habe nach Leerkassetten gefragt, woraufhin mir die Verkäuferin gesagt hat, dass sie an diesem Tag schon „vier Leute“ danach gefragt hätten. Sogar große staatliche Medien wie CBC in Kanada haben über das Phänomen berichtet. Letztendlich habe ich nachgegeben und auf einem Konzert der Courtneys mein erstes Tape gekauft, das ich mir immer noch nicht angehört habe. Es gibt Leute, die sind sonst in allen Bereichen des Lebens fortschrittlich, jedoch qualvoll traditionalistisch wenn es um Tonträger geht. Diese Leute, die ansonsten alle positiven Gefühle bezüglich der Vergangenheit verteufeln, ziehen auf einmal das Argument der Nostalgie heran. Bislang habe ich still zugesehen wie die Kassettenbewegung wächst, aber jetzt muss ich mich wirklich äußern. Tapes sind wirklich das schlimmste und die Leute müssen aufhören, sie künstlich wiederbeleben zu wollen.

Rechteckige Formen sind ästhetisch unansprechend und unnatürlich. Tapes haben die Form von Ziegelsteinen, was allerdings den Vorteil hat, dass du sie wirklich schön in deinem Keller stapeln kannst. Dort werden sie Staub ansetzen, bis dein schönes Auto kaputt geht und du gezwungen bist, einen klapprigen Opel Baujahr 1994 zu fahren, der nur ein Kassettendeck und keine Klimaanlage hat. Weißt du, welche anderen Dinge die gleiche, eckige Form wie Tapes haben? Mein Kampf, Drucker, das TIME-Magazin und der Kopf von John F. Kennedy. Im Gegensatz dazu sind LPs und CDs schön rund, wie Brüste, die Sonne, gute Pizza (diese eckigen Stücke sind doch echt scheiße) und die Erde an sich. Es macht einfach Spaß, einer Schallplatte beim Drehen zuzusehen. CDs haben auch Spaß gemacht, als alle diese durchsichtigen Discmans hatten, mit denen sie in den frühen 2000ern The Eminem Show abgespielt haben. Aber Tapes? Ja genau, viel Spaß dabei, diesen nutzlosen Plastikklotz anzustarren.

Noch viel wichtiger als die Optik: Tapes klingen einfach scheiße. Bei Vinyl gibt es zumindest das rationale Argument der Puristen, die sagen, dass die Soundqualität makellos ist. Und sollte genau das nicht das Argument für einen Tonträger sein? Du weißt schon… wie die Musik selbst klingt? Tapes klingen einfach furchtbar. Sie schaffen es, jeden halbwegs hörbaren Song so klingen zu lassen, als wäre er von deinem sechsjährigen Cousin aufgenommen worden, der beschlossen hat, seine Klassenkameraden für eine Free-Jazz-Session zusammenzutrommeln.

Kassetten sind außerdem direkt für diese beschissenen Mixtapes verantwortlich, mit denen Leute versucht haben, dir eine Freude zu machen. Wann hast du das letzte Mal wirklich ein Mixtape gehört—oder sogar eine Playlist—das jemand anders für dich zusammengestellt hat? Und wenn du eins gehört hast, hat es dich vermutlich emotional verwirrt und gestresst, da du bei jedem Song versucht hast, rauszufinden, was die Bedeutung dahinter ist. Vielleicht hat dir auch jemand ein Mixtape gegeben, um dir irgendeine neue musikalische Welt näherzubringen (zum Beispiel die besten kanadischen Drone-Bands oder „GUTE“ Countrymusik). Durch das Internet können diese Welten sowohl gehört als auch vermieden werden, FLAC-Dateien bieten eine sichere Distanz. Ein schneller Wisch in den Papierkorb auf deinem Desktop bedarf weitaus weniger körperliche Energie als der Versuch, eine Kassette zu zerstören.

Wer zur Hölle hat überhaupt noch Tapedecks? Ernsthaft, die werden ja sogar nicht einmal mehr in Autos eingebaut. Ich habe mir im Trödelladen so ein Höllenteil gekauft, da viele der Bands, die ich wirklich mag, diese Art von Tonträgern gut finden und ich keine Wahl hatte. Das Teil steht jetzt unter meinem sehr aktiven Plattenspieler, starrt mich an und bettelt darum, am Straßenrand ausgesetzt zu werden. Der Verkäufer des Ladens hat mich ausgelacht als ich ihm das Ding abgekauft habe. Ich habe mich dreckig und weltfremd gefühlt. Ich habe es angeschlossen, meine beiden neuen Tapes gehört und dann meinen Computer angemacht und drei Stunden lang Yung Lean gehört, um mit meiner Kassetten-induzierten Traurigkeit klarzukommen.

Der einzige Vorteil an Kassetten ist die Tatsache, dass sie billig herzustellen sind und sie deshalb eine tolle Möglichkeit für neue Künstler sind, etwas auf einem „richtigen“ Tonträger zu veröffentlichen. Andererseits sollten Bands vielleicht einfach ein bisschen mehr Kohle investieren, damit mehr Leute die EP, die sie in ihrem Schlafzimmer aufgenommen haben, hören wollen.

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