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Kalte Zehen im Nichts. Lapp Dance—Die Umfrage

Wir befragten die Club-Botschafter aus Berlin nach ihren Erfahrungen in Finnland.

Am vergangenen Wochenende fand ein ungewöhnlicher Kulturaustausch statt. Berliner und nicht-Berliner Musiker und DJs wurden nach Sirkka, Finnland, ein kleines Ski-Gebiet jenseits des Polarkreises verfrachtet, um dort ihre Kunst aufzuführen und bestenfalls Touristenströme anzulocken. Die Region dankte es mit Eiseskälte. Künstler wie das spanisch-stämmige Bühnen-Energiebündel Kid Simius, die Veröffentlichungen auf Pampa und Pannebar-Gigs in ihrer Vita führende Ada, das Turntable-Traumpaar Local Suicide, Pop-Edelfeder und Berghain-Inventar Jens Balzer, der E und U beherrschende Johann Fanger oder Keinemusik-Abkömmling Reznik trotzten den unbarmherzigen Temperaturen und leisteten hinter den Decks willensstarke Pionierarbeit. Denn, so zeigte sich, der hohe Norden verwandelt sich nicht über Nacht in das nächste Nightlife-Eldorado. Da muss man behutsam aufbauen, seeeehr behutsam. Wir befragten ein paar der entsandten Club-Botschafter nach ihren Erfahrungen und das kam dabei heraus:

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Noisey: Als nunmehr erfahrener Lappland-Tourist: Nenne drei Dinge, die man unbedingt auf die Reise dorthin mitbringen sollte.

Jens Balzer: Thermo-Unterwäsche (wegen der bizarren Temperaturen), Bart-Tonikum (weil die Barthaare ständig einfrieren, abzubrechen drohen und nach dem Auftauen strohig werden, wenn man sie nicht mit einem leicht öligen Tonikum pflegt), sich selbst erhitzende Zehenwärmer (kann man aber auch im örtlichen Ausgehbedarfsladen kaufen).

Ada: wasserfeste Kleidung, Gin o. ä. Alkoholisches zum Aufwärmen, Kamera.

Kid Simius: Ding Nummer 1: Riesen-Winterjacke. Ding Nummer 2: Riesen-Winterjacke. Ding Nummer 3: Riesen-Winterjacke.

Local Suicide: Badesachen für den Pool, Schnaps (teuer!), Handyheizung (Akku entlädt sich bei der Kälte).

Du warst jenseits des Polarkreises ein Repräsentant Berliner (oder mindestens deutscher) Clubkultur. Nenn mir einen Track, den du gespielt hast, um dieser verantwortungsvollen Aufgabe gerecht zu werden.

Jens Balzer: Steffi, „Power of Anonymity“

Ada: Matt Karmil - Reverse Peephole - erschienen auf meinem Label IRR (Kompakt).

Kid Simius: Ich spiele immer nur meine eigene Musik. Und ich habe auch bei jedem einzelnen Song Spaß daran, egal wie groß das Publikum ist. Und die Verantwortung, die eigene Musik live zu spielen, wird nicht kleiner, auch wenn man vor 15 Menschen in einem 1700er Laden spielt. Wenn einer dieser 15 mit meiner Musik eine gute Zeit hatte, dann war es auch für mich ein guter Abend.

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Local Suicide: Local Suicide: Front De Cadeaux - Infodrogue (Roccodisco)

Ergänze: Diese Reise hat sich vor allem gelohnt wegen:

Jens Balzer: …wegen der fantastischen Schlittenhundfahrt, die wir am Sonntagnachmittag gemacht haben; mit fünf hechelnden Hunden bei gülden versinkender Sonne über einen zugefrorenen See fahren, das ist schon ziemlich prima.

Ada: …der Nachtwanderung in der Nacht vor Abreise mit spontaner (wenn auch kurzer) Sichtung von Polarlichtern.

Kid Simius: Ich war vorher noch nie in Finnland.

Local Suicide: …weil wir die Chance hatten, mal länger als nur ein paar Stunden (vor und nach dem Gig), mit anderen Artists und Pressevertretern Zeit zu verbringen und sich in so einem besonderen Umfeld auf Schneemobil-, Husky- und Schlittenfahrten gegenseitig (besser) kennenzulernen.

Lapp Dance geht am kommenden Wochenende in die zweite Runde mit The/Das, Molly Nilsson, Touchy Mob u.a.

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