Eine Generation junger Hipster bewertet eine Generation alter Hipster

Warst du jemals auf einer coolen Party? Diese Leute schon. The Misshapes, ein New Yorker DJ Trio, haben in den 2000ern jedenfalls sehr coole Partys geschmissen. Ich weiß das, weil in ihrem gleichnamigen, 2007 bei MTV Press erschienen Buch mit Partyfotos steht, dass diese „stringy, sweaty, stripy, sleek, syph-life, saucy, sassy, sarcastic and helplessly sexy“ waren. Ja, das war ein echter und ernstgemeinter Satz und geschrieben hat ihn Sally Singer, eine sehr mächtige Fashion-Redakteurin. Das Back-Cover des Buchs listet 124 Berühmtheiten auf, die darin zu sehen sind, darunter Bloc Party, Good Charlotte, Fall Out Boy, Hilary Duff, Mandy Moore, MSTRKRFT, Peaches und The Strokes. Paris Hilton ist ebenfalls zu sehen, wird aber nicht erwähnt.

Misshapes ist eine in Bernstein eingeschlossene Zeitkapsel der 00 Jahre Hipsterkultur, weswegen ich natürlich neugierig war, was die coolen Teenager von heute darüber denken würden. Also habe ich mir beim Pitchfork Music Festival ein paar von ihnen geschnappt, sie mit auf eine Zeitreise genommen und sie die hippen Teenager der Vergangenheit bewerten lassen. Meine Testsubjekte zeigten sich angemessen entsetzt und ich fühlte mich angemessen alt.

Natalie: Ich finde, dass die 2000er keine gute Zeit waren—weder für die Mode, noch für die Welt.

Alyssa: Das hier ist ziemlich schlecht.

Noisey: Erinnert ihr euch noch an Emo?

Alyssa: Ja, die MySpace-Ära. Wir waren aber nie dabei.

Natalie: Ich glaube, wir waren noch zu jung.

Alyssa: Ich hatte diesen Instant Messanger, AIM oder so.

Benutzt ihr GChat?

Alyssa: Ich habe keine Ahnung, was das sein soll.

Wie schickt ihr euch denn Nachrichten?

Natalie: Wir schicken einfach SMS.

Alyssa: Ist das Madonna?

Was für Bands habt ihr 2008 gehört?

Natalie: Vor allem Zeug, das eigentlich nicht aus meiner Zeit war. 90er Jahre Musik, weil meine Eltern das viel gehört haben. Red Hot Chilli Peppers, Nirvana, Sublime.

Alyssa: Viel Außenseiter-Zeug.

​Jon: Das fühlt sich irgendwie gleichzeitig alt und neu an. Das ist komisch. Die Outfits haben immer noch was Aktuelles. Also mich würde es nicht wundern, wenn Leute heute so rumlaufen.

Ahmad: Diese Menschen leben in New York, oder? Das sieht man. Diese Hüte sind furchtbar.

Jon: Fedoras.

John: Oh scheiße, das ist doch der Typ, der das MOMA leitet. Angeblich ist er der Mitbewohner von James Franco. Oh, da ist Pete Wentz. Und Tila Tequila. Und Steve Aoki. Und der Typ von Blink-182?

Jon: Einige von den Leuten sehen ganz süß aus, tragen aber grauenvolle Anziehsachen.

Ahmad: Ich wette aber, dass die sich total avantgardistisch gefühlt haben. Das war 2008. Ich wäre nicht so cool gewesen. Die sind mindestens cooler als ich. Aber ich habe hier jetzt niemanden gesehen, den ich daten wollen würde.

Ahmad: ich liebe Mickey Mouse. Das würde ich auch tragen. Der Typ ist super.

Jon: Der Typ ist super. Lieblingsseite!

Xavier: Ich finde, dass die 2000er generell ziemlich geschmacklos waren.

Jordan: Die ganzen Leute hier könnten hübsch sein, aber die Art, wie sie ihre Klamotten zusammengestellt haben, ist es definitiv nicht.

Nina: Ihre Gesichter allerdings zeigen, wie sie sich fühlen—wie die hier. Sie macht auf jedem Foto das gleiche Gesicht und lächelt nicht. Es war schließlich 2007, da hat keiner gelacht. Die waren alle zu cool dafür.

Jordan: Es erinnert mich daran, wie man als Kind komische Anziehsachen getragen hat und keine Ahnung hatte, wie man sie man gut kombiniert, oder?

Nina: Oooh, man sieht, dass es 2007 ist. Sie hat eine Zigarette in der Hand. Das gäbe heute einen riesen Aufstand.

Jordan: Schau dir das mal an. Sie trägt einen dieser Gürtel, den man sich direkt unter die Brüste schnallt, damit sie größter aussehen. Und das hier ist ein Smiths-Shirt? Das ist doch eigentlich ganz gut, oder?

Was kommt euch als erstes in den Kopf, wenn ihr an 2007 denkt?

Xavier: Reue.

Nina: Die Unterstufe. Und wie sehr ich die Unterstufe gehasst habe.

Xavier: Die 2000er waren wie ein niemals enden wollendes Halloween.

Daisy: Oh Mein Gott. Dieses Disneyland Shirt? Ich hatte auch so eins.

Miranda: Das tut einem ja körperlich weh. Neiiin!

Anna: Das war die Goth-Zeit, oder?

Miranda: Das war doch die Zeit, in der sich jeder ein bisschen emo gefühlt und sich selbst gehasst hat. Das war die Zeit, als sich alle so dachten: ‚Oh ja, trage schwarz? Ich trage nur noch schwarz.’

Daisy: Ich erinnere mich noch an diese Brillen mit den farbigen Gestellen und ohne Gläser. Die waren groß.

Miranda: Mein Vater hatte solche und wir haben alle probiert, sie ihm wegzunehmen! Die sahen so schlimm aus!

Anna: Ich hasse dieses Gefühl! Werde ich später auch so über mich denken?!

Miranda: Guck mal, das macht mich fertig! Diese Strähnchen hier!

Anna: Das kommt wieder. Die 90er haben wir gerade, das kommt dann als nächstes.

Miranda: Das wird wieder angesagt sein und ich werde es hassen!

Phobe: Wie alt war ich 2008 eigentlich? Ich weiß es nicht? 15? Was ist eigentlich Blog-House?

[sie machen das Buch auf und kreischen los]

Bennet: So hip! Schau dir diese Typen an.

Phoebe: So schlimm. Das hier? Dieser Schal? [zeigt auf ein Kufija] Das ist doch kulturelle Aneignung. Warte, aber das hier ist ein Album von Hot Chip. Das ist ein komisches Shirt mit einem statischen Muster da drauf. Alle tragen drinnen Ray Bans—und die sind noch nicht mal echt, wie man sieht.

Phoebe: Emoszenig. Jaaaa! Dieser Typ hier hat aber ein Dreieck tätowiert. Das ist bestimmt das erste Hipster-Tattoo überhaupt.

Bennet: Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir die ganzen Outfits hier heute schon gesehen haben.

Phoebe: Diese Menschen haben Spaß. Color Blocking ist so 2008.

Maxwell: Alle sehen wirklich androgyn aus. Wirklich viel androgyne Kleidung bekommt man heute nicht mehr zu sehen.

Irgendwelche letzten Worte?

Bennet: Hipster.

Maxwell: Den 90ern geht es anscheinend ganz gut.

Bennet: Das ist alles zu viel. Das wird nie wiederkommen. Man hat hier das volle Spektrum. Hawaiihemden mit Leggings? Das ist doch der Inbegriff des 2007er High-School-Traums. Der Typ hier, der ist so ein Larry. Verstehst du? Er hat ein bisschen Akne, sieht irgendwie komisch aus, hält sich aber für den Größten. Er lehnt also an der Wand und irgendein Mädchen drückt seinen Hintern an ihn und zum ersten Mal in ihrem Leben haben sie Spaß.

Dieser VICE-Redakteur hat sich auch mal bescheuert angezogen, um sich auf der Fashionweek von Modebloggern fotografieren zu lassen

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