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Japanther feiern sündige Exzesse mit Jesus

Japanther sind der neue Jesus - zumindest arbeiten sie am neuen Christentum. Außerdem stehen sie auf Obst und Mädchen.

Foto: Aljoscha Redenius

Wenn man auf ein Japanther Konzert geht, sollte man sich auf einiges gefasst machen, wurde mir gesagt. Von verrückter Punkshow und vollkommener Eskalation wurde gesprochen. Mir hat allerdings keiner gesagt, auf was man sich einlässt, wenn man die Jungs aus Brooklyn interviewen will. Eigentlich sollte es eine legeres Interview um acht Uhr abends werden. So schlimm kann das ja nicht sein. Hat dann aber alles nicht so ganz geklappt. Stattdessen hingen wir bis halb zwei nachts herum, haben ein paar Fotos mit Bananen geschossen, ein paar Bier getrunken, um dann nach ihrem Auftritt mitten in der Nacht zu versuchen in einem gewissen Zustand ein Gespräch zu führen.

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Ian: OK, ich bin jetzt für das Interview angezogen.
Matt: Wir sind bereit.

Noisey: Ian, Geht’s dir gut?
Ian: Jaja. Kennst du dich mit dem vorchristlichen Rom aus?

Geht so.
Ian: Lass uns dort anfangen.

Alles klar, beginnen wir von vorne.
Ian: Also da gab es diesen Typen namens Jesus Christus.

Noch nie von ihm gehört.
Ja, er hat so richtig die Sau rausgelassen. Ich versuch das mal zu erklären. Also vor Christus sind wir immer zu diesen Partys gegangen und haben gegessen bis wir fast geplatzt sind. Danach sind wir nach hinten gegangen. Da gab es einen Ort, der nannte sich Kotzhaus und dort haben wir uns dann ein bisschen übergeben. Danach sind wir wieder zurück gegangen und haben einfach weitergegessen.
Matt: Ja und wir haben das exotischste Essen dort gefunden: weiße Tiger, Barbecue, Säbelzahntiger, Hamburger, alles.

Es gab auch Hamburger?
Ian: Ja, Säbelzahn-Hamburger.
Matt: Ja, Säbel-Burger.
Ian: Ohne Fleisch.
Matt: Was immer du willst.
Ian: Es gab auch keine Gesetze für Kinderarbeit, deswegen hatten wir viele Sklaven. Es war abgefahren.
Matt: Ja und es gab keine sexuellen Grenzen, deswegen hat jeder alles ausprobiert.
Ian: Sie waren viel offener. Niemand hat irgendjemanden verurteilt.

Und jetzt ist es…
Matt: …verklemmt.

Was ist mit den Kotzhäusern passiert?
Matt: Vielleicht gibt es die noch in Berlin. Berlin ist ziemlich freaky.
Ian: Vielleicht auch in Las Vegas. Ok, jetzt im Ernst. Worüber reden wir?

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Ich würde gerne über eure Projekte reden. Ich habe über das Phone Booth Project gelesen, in dem es einen Koch gab, der extra für Künstler auf Tour Essen zubereitet. Habt ihr schlechte Erfahrungen mit dem Essen auf Tour oder wie?
Ian: Nein überhaupt nicht. Es geht hier auch wieder darum Brot zu teilen und wir finden, dass das ein schöner Weg ist, um mit jemandem ein Gespräch zu führen. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, Essen im Austausch für Geschichten herzugeben. In der Telefonzelle konnte man den Hörer abnehmen und eine Geschichte erzählen. Und so bezahlt man dann für sein Essen. Es ist wieder die gleiche Idee, es ist wie eine Beichte.
Matt: Ja, es ist ein Tauschhandel.
Ian: Wir beanspruchen einige Ideen aus dem Christentum, aber entwickeln sie weiter. Wir geben dir Nahrung für deine Geschichte. Das hat einen Wert in der Gesellschaft.
Matt: Ja, eine Geschichte ist viel mehr Wert als Geld.

Ihr seid gerne am Telefon, oder? Sogar auf der Bühne habt ihr Telefonhörer als Mikrofone benutzt. Oder habt ihr die benutzt, weil sich der Typ von der Vorband das Mikrofon in den Arsch gesteckt hat?
Matt: Nein, es ist nur so, dass jeder immer am Telefon hängt und wir finden, dass das eine wichtige Art zu kommunizieren ist.
Ian: Es ist ein schönes Kultobjekt und man hat außerdem gute Effekte auf der Stimme.
Matt: Es klingt gut.

Alles klar. Ihr legt also nie eure Handys aus der Hand. Wie die Banane auf Fotos. Bitte eine Erklärung!
Ian: Das ist eine lustige Geschichte. Wir haben mit Mundifundi aus Island, unserem Freund Gabriel und Gelitin ein Projekt zusammen gemacht, namens Some Like It Hot.
Matt: Ich komm gleich wieder. (Matt rennt weg.)
Ian: Er hat die Geschichte schon zu oft gehört. Jedenfalls waren wir in Venedig, um Musik zu spielen. Und wir machten Feuer, tranken Wein und saßen im Gras herum. Es war eine Hippie-Party. Unser Freund Mundi tanzte nackt und unser anderer Freund Gabriel schmierte ein bisschen Öl auf eine Banane und fing an, ihn damit in den Arsch zu ficken. Wir haben ein Video davon gemacht. Eine Menge Leute haben zugesehen und wir haben dabei Musik gespielt. Sie haben sich auch gegenseitig ins Gesicht gepisst. Wir haben es Big-Gay-Summercamp genannt. Es war echt abgefahren. Aber öffentlicher Analverkehr ist in Italien illegal, weil es so katholisch ist—und schon wieder sind wir bei der vor- und nachchristlichen Zeit. Jedenfalls sind sie am nächsten Tag zu mir gekommen, ich habe auf der Wiese geschlafen und sie haben mich mit einem Maschinengewehr geweckt. Sie haben mich gefragt, ob ich italienisch spreche und haben mir gesagt, dass Analverkehr illegal ist und dass ich vielleicht ins Gefängnis gehen muss. Es war echt lustig. Aber ich habe ihnen erzählt, dass ich Dan heiße und habe meine Freunde auch nicht verpetzt. Wir hatten so viel Spaß dort.

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Wann war das denn?
Ian: Letzten Sommer.

Ich kenne aber ein älteres Foto von dir, auf dem du auch schon eine Banane in der Hand hast.
Ian: Ich weiß auch nicht. Obst ist einfach toll. Wir mögen Obst.

Und Bananen sind dein Lieblingsobst?
Ian: Nein, ich glaube ich mag Orangen und Äpfel am liebsten.

Aber auf dem Foto sieht die Banane schon besser aus.
Ian: Ja, ich mag die Farbe gelb. Die Farbe von Essen generell. Wir suchen unser Essen nicht nach vegetarischen Standpunkten oder so aus, sondern wir nehmen immer die schönste Farbe. Manchmal essen wir auch Fleisch, wenn es schön ist, aber nicht immer. Salat ist wirklich schön. Das hat alle möglichen Farben.

Lassen wir mal die Bananen beiseite und reden über Musik. Mir hat eure Musikbeschreibung sehr gefallen, in der ihr gesagt habt: Japanther is a girl group and that is a band for girls to dance to. Es gibt in Deutschland eine Band die sagt, dass ihre Musik „Mädchenmusik für Jungs“ ist. Passt das bei euch auch?
Ian: Nein, finde ich nicht. Wir machen nichts für Jungs. Jungs sind nicht cool. Jungs sind OK. Aber es war schon immer so, dass mir Mädchen von der besten Musik erzählt haben. Ich hab ältere Brüder und die haben immer so seltsame Musik gehört. Ich habe die Musik nie gemocht.

Du hast immer nur die Musik gehört, die Mädchen gehört haben.
Ian: Ja, schon.

Aber Mädchen stehen doch auf Boybands, oder?
Ian: Ich weiß nicht. Tun sie das? Ich mag auch klassische Girlgroups, so wie Martha Reeves & The Vandellas, The Shangri-Las und Motown, einfach durch die Bank alles mögliche. Musik, die eine Geschichte erzählt und seinen Hörer nicht unbedingt konfrontiert. Kennst du den Song „Leader of the Pack“ von Shangri-Las? Er kreiert eine Geschichte um dich herum. Er ist so direkt und gut, man vergisst, dass es ein Song ist, man hört nur noch die Geschichte. Das meine ich mit Girlgroups. Aber sag nicht „Slayer für Mädchen“. Das hat mal einer gesagt und ich wiederhole das. Ich mag Slayer. Ich mag auch Slayer für Mädchen.

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Hast du ein Lieblingscartoon?
Ian: Ja, natürlich. Unser Freund Devin macht einen, der heißt „Y'All So Stupid“. Der ist super. Unser Freundin Christy macht auch einen, der heißt „Superjail“. Sie sind im Fernsehen nicht so bekannt, aber es ist cool zu sehen, wie unsere Freunde etwas herausbringen. Wir lieben Animationen sehr. Wir sind wie Junkies und gucken alles an.

Magst du die Simpsons?
Ian: Ja, ich hab ein Tattoo auf meinem Arm von Bart und Homer.

Eine Freundin von euch hat mir erzählt, dass Matt früher aussah wie Sideshow-Bob.
Ian: Er sieht immer noch so aus. Manchmal.

Nicht wirklich. Aber ich kann es mir vorstellen. Habt ihr viele Fans, die sich Tattoos von euch stechen lassen?
Ian: Ja, viele. Es ist verrückt. Einer hat sich eins von Bobby Hill mit einem Japanther T-Shirt stechen lassen. Ich wollte mir eins von Beavis mit einem Japanther T-Shirt stechen lassen. Wirklich viele Leute haben schon Japanther Tattoos.

Warum Beavis und nicht Butthead?
Ian: Ich mag Beavis lieber. Er ist ein bisschen gerissener. Würdest du eher Beavis oder Butthead daten?

Keinen von beiden. Bart mag ich lieber.
Ian: Bart ist neun Jahre alt. Das ist ein bisschen widerlich.

Du hast damit angefangen. Macht ihr eigentlich mal wieder ein Album?
Ian: Ja, wir machen gerade ein Album in Los Angeles mit unserem Produzenten. Wir haben gerade vier neue Lieder aufgenommen. Wir machen es in drei Teilen und es kommt noch dieses Jahr auf einem neuen Label raus. Wir freuen uns schon drauf.

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Auf eurem letzten Album war die erste Zeile vom ersten Song „First of all, Fuck you all“. Wie wollt ihr das überbieten?
Ian: Ich weiß auch nicht. Aber das kam von einem Freund. Er hatte „Fuck you all“ auf seinen Finger tätowiert. Und als er starb und in seinem Sarg lag, war seine Hand das erste was man sah, und da stand „Fuck you all.“ Das war super.

(Matt kommt zurück und bringt Essen mit.)

Ok, danke euch. Ich lasse euch jetzt essen.

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Japanthers Beets, Limes and Rice ist auf Seayou erschienen.