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Interviews

„Wir schreiben die besten Songs, wenn wir verkatert sind“—MS MR im Interview

Das Duo erzählt uns, warum es sein neues Album in einem schmutzigen, fensterlosen Raum aufnehmen musste.

In der Ruhe liegt die Kraft? Von wegen. Lizzy Papinger und Max Hershenow wollen lieber etwas machen, als zu lange darüber nachzudenken. Im Juli ist das zweite Album How Does It Feel erscheinen—nur zwei Jahre nach Secondhand Rapture und einer ausgiebigen Tour. Harmoniesüchtig sind die New Yorker Elektro-Popper immer noch. Aber auch kompakter, wie ihre Single „Painted“ zeigt. Ein Gespräch mit dem Duo ist, wie ihnen auf Albumlänge zuzuhören—selbstbewusste Ansagen wechseln sich mit positiv gebügelten Phrasen ab. Ihr Leitfaden: Auf ganzer Linie Erfolg haben.

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Noisey: Wenn ihr einen Schritt zurücktretet und an das Ende der Secondhand Rapture-Tour denkt—was wolltet ihr unbedingt zuerst tun?
Lizzy Plapinger: Schlafen! Ganz viel schlafen. Und danach möglichst alles aufholen, was wir verpasst haben, als wir auf Tour waren. Also trafen wir viele Freunde, sind auf Konzerte gegangen und haben uns den Bauch in unserem liebsten Pizza-Laden vollgeschlagen. Es tat so gut, wieder ein Teil der New Yorker Szene zu sein.

Nach Ruhe und Erholung klingt das weniger.

Lizzy:

(

lacht

) Wir sind nicht gut im Ausruhen.

Max Hershenow:

Nein, das nun wirklich nicht. Als wir nach Hause kamen, machten wir uns ziemlich schnell wieder ans Song-Schreiben. In der Zeit, die wir unterwegs waren, haben sich viele Ideen und eine Menge Material angesammelt.

Wie gesund fühlt man sich noch nach solch einer langen Tour?
Max: Klar, das war schon eine ungesunde Zeit. Wir waren total ausgelaugt. Nach dem Ende konnten wir uns erst gar nicht vorstellen, das jemals wiederholen zu wollen. Aber wir hatten dann auch eine ganze Weile frei und das hat geholfen, um wieder zur alten Form zurückzufinden.
Lizzy: Dieses Gefühl der Fragilität hilft dabei, um den eigenen Emotionen näherzukommen. Wir schreiben die besten Songs, wenn wir ein Hangover haben. In den neuen Songs steckt dadurch auch eine Art von Dringlichkeit und Wildheit.

Eure neue Single „Painted“ existierte sogar schon 2013.
Max: Stimmt. Es war das erste Lied, das wir für die neue Platte geschrieben haben. Wir fanden es wirklich stark und inspirierend, sodass es den Ton für ein ganzes Album setzen konnte. „Painted“ stellt den Anfang einer Evolution dar. Wobei wir beim zweiten Album einen Schritt nach vorn, aber keinen kompletten Cut mit dem Altbewährten machen wollten.
Lizzy: Wir wussten nun, wozu wir fähig sind. Davor haben wir ja zum ersten Mal zusammen Songs geschrieben. Jetzt konnten wir aufgrund des Wissens und des gemeinsamen Wachsens viel mehr herumexperimentieren. Auch bei unseren Live-Shows sind wir dadurch selbstbewusster geworden.

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Was genau wollt ihr mit der Band erreichen?
Lizzy: Ich hoffe, die Leute kommen zu unseren Shows und fühlen sich verstanden, unterstützt und ermutigt. Wir möchten eine Verbindung zu ihnen aufbauen.
Max: Es soll aber nicht darum gehen den Hörern penibel vorzugeben, was sie denken müssen. Wir wollen Reaktionen! Emotionen! Es ist nicht unser Ding prätentiös auf eine Deutungsweise unserer Musik zu pochen. Wenn jeder sein eigenes Verständnis davon hat, ist das gut so.

Ihr betont öfter, dass ihr in Extremen arbeitet. Was meint ihr damit?
Max: Naja, wir hätten für dieses Album problemlos in ein schickes Studio einchecken und dort an den Songs schrauben können. Aber wir entschieden uns, es in einem kleinen Zimmer in Brooklyn aufzunehmen und so DIY wie möglich zu halten. Das war in vielerlei Hinsicht extrem. Der Raum hatte zum Beispiel keine Fenster. Es war also sehr heiß im Sommer und absolut kalt im Winter.
Lizzy: Ich finde ja, unserer Musik wohnt eine besondere Eleganz inne. Und dieses schmutzige Zimmer, das sich mitten in einem großen, hässlichen Lagerhaus befand, war das absolute Gegenteil davon. Als wollten wir unbedingt leiden … (lacht). Jetzt reicht das aber! Beim nächsten Mal werden wir mehr Aufwand ins Studio stecken.

Fühlt ihr euch genug wertgeschätzt?
Max: Sicher. Wir haben mit nichts gerechnet. Ich finde es einfach unglaublich, dass die Songs, die ich in meinem Schlafzimmer auf meinem Computer aufgenommen habe, auf einem großen Label herauskommen sind und ich damit sogar auf Tour gehen durfte. Das ist so verdammt verrückt! Und jetzt sind wir hungrig und streben nach mehr. Wir wollen Karriere machen.
Lizzy: Genau. Wir haben ja mit der Band begonnen, als wir frisch vom College kamen. Damals war das alles noch beängstigend und komisch. Plötzlich muss man sich Gedanken darüber machen, was man mit dem Rest seines Lebens anfangen soll. Die Band hat uns dann zum Glück einen Weg aufgezeigt.

Wie gelingt es euch, die eigene Musik zu bewerten? Gibt es dafür einen Maßstab?
Max: Oh, das ist so frustrierend! In einem Augenblick kann man so stolz sein und im nächsten denken, man wird es nie zu etwas bringen. Das ist wohl der Deal des Künstler-Daseins… Diese Hochs und Tiefs sind anstrengend und aufregend zur gleichen Zeit. Aber man muss versuchen, die Musik als Momentaufnahme zu bewerten—nur so ist sie irgendwie messbar.
Lizzy: Wichtig ist es, sich nicht andauernd mit anderen Bands zu messen. Vielmehr muss man seine persönlichen Ziele verfolgen. Ich habe zwei Alben in kürzester Zeit geschrieben und bei den Shows kennt das Publikum jedes Wort von den Songs—das ist doch der Hammer! Ich empfinde das als messbaren Erfolg. Es geht darum zu wissen, was man hat, und gleichzeitig nicht davon gesättigt zu sein. Wir wollen unsere Musik mit noch mit viel mehr Menschen teilen!

How Does It Feel ist über Sony Music erschienen. Du kannst es dir bei Amazon oder iTunes holen.

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